Der Klimawandel lässt weltweit Gletscher abschmelzen. Ihr Rückgang bedeutet nicht nur Wasserknappheit in vielen Regionen, sondern auch einen Anstieg des Meeresspiegels.
„Gletscher sind ein unverzichtbarer Teil unseres globalen Ökosystems. Ihr rapider Schwund ist ein alarmierendes Zeichen für die Klimakrise. Wenn wir sie verlieren, verlieren wir nicht nur wertvolle Wasserspeicher, sondern auch einen wichtigen Temperaturregulator der Erde“, betont Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA). „Wir müssen jetzt handeln, weltweit Emissionen senken, um unsere Gletscher für kommende Generationen zu erhalten.“
Dramatischer Rückgang der Alpengletscher
Das Abschmelzen der Alpengletscher zeigt die Folgen des Klimawandels besonders deutlich. Bereits bei den bayerischen Alpengletschern sind die Verluste beachtlich: Der eher kleine Nördliche Schneeferner auf der Zugspitze schmilzt täglich um fast eine Million Liter Wasser. Während in vielen Regionen das Abschmelzen der Gletscher zu Wasserknappheit und Naturgefahren wie Erdrutschen oder überlaufenden Gletscherseen führt, steht in Bayern der vollständige Verlust der Gletscher bevor. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, sind grenzüberschreitende Maßnahmen unerlässlich. Für Deutschland engagiert sich unter anderem das UBA im Rahmen der Alpenkonvention, dem Übereinkommen zum Schutz der Alpen, für den Erhalt der Alpengletscher.
Gletscherrückzug in der Antarktis
Nicht nur die Gletscher in Deutschland sind betroffen. Besonders besorgniserregend ist der Zustand der polaren Eiskappen, deren fortschreitendes Abschmelzen den Meeresspiegel erhöht und somit weltweit Küstenregionen bedroht.
In einer Studie der Friedrich-Schiller-Universität Jena untersucht ein Forschungsteam im Auftrag des UBA die Veränderungen eines lokalen Gletschers, der Teil des weitläufigen Collins-Gletschers auf der antarktischen King George Island ist. Die Analyse der Gletscherflächen im südwestlichen Teil der Insel zeigt einen drastischen Rückzug der Gletscherfronten von 1956 bis 2023. Innerhalb dieser Zeit zog sich die Gletscherfront um rund 375 Meter zurück – das entspricht einem durchschnittlichen Rückgang von 5,6 Metern pro Jahr.
Vom Gletscher zum kiesgeprägten Tieflandbach - Gewässertyp des Jahres 2025
Gletscher haben unsere Landschaften über Jahrtausende geformt. Viele Flüsse und Bäche entstanden nach der letzten Eiszeit durch das Abschmelzen der Eismassen, die zuvor große Teile des Landes bedeckten. Durch das Schmelzwasser der einstigen Eiszeit-Gletscher wurden große Mengen an Kies und Sand abgelagert, die heute den Untergrund vieler Fließgewässer prägen. Besonders der kiesgeprägte Tieflandbach steht stellvertretend für diese geologischen Prozesse. Sein breites, flaches Bachbett mit durchlässigem Untergrund ist charakteristisch für Regionen, die von glazialen Ablagerungen geprägt wurden. Zum Weltwassertag am 22. März stellt das UBA diesen Gewässertyp ins Rampenlicht: Der kiesgeprägte Tieflandbach wurde zum „Gewässertyp des Jahres 2025“ gekürt.
Diese schmalen Bäche – oft nicht breiter als fünf Meter – finden sich in den eiszeitlich geformten Regionen Norddeutschlands. Beispiele sind die Ucker in Brandenburg oder die Nebel in Mecklenburg-Vorpommern. Noch kommen in diesen Bächen Organismen vor, die optimal an einen niedrigen Temperaturbereich angepasst sind. Doch der Klimawandel setzt auch ihnen zu, steigende Temperaturen könnten diese spezialisierten Arten verdrängen. Zudem führt zunehmende Sommerhitze dazu, dass kleinere Bäche häufiger austrocknen – eine existenzielle Bedrohung für das gesamte Ökosystem, Wildtiere und die lokale Klimaregulation. Bereits jetzt gelten 85 Prozent dieser Gewässer als „naturfern“. Staustufen und Wehre blockieren die Wanderwege von Fischen und begünstigen eine Anreicherung von Nährstoffen. Die Begradigung und Befestigung von Ufern zerstören Lebensräume, während landwirtschaftliche Einträge die Wasserqualität belasten. Um die sensiblen Gewässer zu schützen, sind gezielte Maßnahmen nötig: Der Rückbau von Wehren, die Anlage von Fischtreppen, der Verzicht auf Uferbefestigungen sowie eine Reduzierung der Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft. Diese Eingriffe helfen nicht nur, die Bäche in einen naturnahen Zustand zurückzuführen – sie machen sie auch widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels. Der Schutz der kiesigen Tieflandbäche ist eine Investition in die Zukunft. Denn sie sind nicht nur stille Zeugen der Eiszeit – sie sind auch unverzichtbare Lebensadern.