Seezeichen

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Seezeichen XXII – Harfe, 2007
Quelle: Stefan Fahrnländer

18.10. bis 30.11.2012

Stefan Fahrnländers fotorealistisch anmutende, am Computer generierte Bilder üben eine verstörende Wirkung auf den Betrachter aus. In seinem Zyklus Seezeichen wirft er ähnlich wie die Klimamodellierer mit Hilfe von Computer und Algorithmen einen Blick auf eine nicht allzu ferne Zukunft: Seine fantastischen Gebilde sind vielseitig interpretierbar – als Überlebenskapseln, Warnbojen oder Positionsmarken im Uferlosen, die Orte einer Vergangenheit markieren, die längst untergegangen sind. Der an der renommierten Kunstakademie Dresden ausgebildete Fahrnländer erhielt Stipendien des Berliner Senats, des Siemens Art Programm und der Philip Morris Stiftung. Jüngst war er auf der 7. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst mit Arbeiten vertreten.

Drei Fragen an Stefan Fahrnländer

Herr Fahrnländer, verrottete Baumstümpfe und Warnbojen. In Seezeichen zeigen Sie ein Katastrophenszenario von biblischem Ausmaß. Was war das Ausgangsmaterial für diese Arbeit?

Stefan Fahrnländer: Nachrichten über den ⁠Klimawandel⁠, Berechnungstabellen und abstrakte Zahlen. Sie sind nicht sonderlich dazu geeignet, ein Problem, welches auf mich zukommt, mir so nahe zu bringen, dass ich als Laie zum Nachdenken und Handeln angeregt werde. Das war ein Ausgangspunkt. Ein weiterer waren Fotos von einem holländischen Bojenfriedhof, wo diese teils riesigen farbigen Tonnen vor sich hin rotteten, auf die Abwrackung warteten oder einfach nur da lagen wie große gestrandete Ungetüme und mich sehr neugierig machten. So fing ich an zu zeichnen.

Ihre Bilder zeichnet eine oft verstörende landschaftsmalerische Techno-Komposition aus. Welche Rolle spielt die Natur in Ihrem Werk?

Fahrnländer: Natur umgibt uns. Wir sind ein Teil von ihr, wenngleich uns als Stadtmenschen das mehr und mehr abhanden kommt. Es ist für mich ein wunderbares und wichtiges Regulativ, beispielsweise in den Wald zu gehen. Ich sehe jedoch die Veränderungen in dieser Natur. Nehmen wir etwa den Schlosspark Luisium in Dessau: Er ist schön, aber er hat mit Natur wenig zu tun. Diese Anlage ist künstlich. Sie ist vielleicht so, wie wir uns Natur wünschen – ohne Gefahr. Aber genau da liegt das Problem. Diese Komplexität interessiert mich. Wo ist die Schnittstelle zwischen Natur und Technik, also der Übergang in die künstliche Welt? Was ist für uns Natur, wie greifen wir in diese ein? Und wie verändert sich unsere Wahrnehmung, speziell im Zuge der Digitalisierung der Welt?

Mitte der 90er-Jahre wechselten Sie von der Malerei zur digitalen Bildproduktion. Wie kam es zu diesem Sinneswandel?

Fahrnländer: Es ist kein Sinneswandel.Anknüpfend an die vorherige Frage, ist der Gang durch den Spiegel, die andere Seite, die virtuelle gegen die reale Welt oder was wir dafür halten, eines der Themen meiner Arbeit. Können wir unseren Sinnen trauen? Was ist Realität? „Täuschen“ spielt ja in der Malerei eine große Rolle und hat eine lange Tradition. Das was ich heute schaffe, geschieht lediglich mit anderen und neu hinzugekommenen Werkzeugen. Es hat eine Erweiterung stattgefunden. Ihre Frage beinhaltet ja auch die nach der Malerei, und die Frage, was Malerei ist oder sein kann, führte mich in den letzten zwei Jahren zu den beiden Ausstellungen wie gemalt. – Bildner im 21. Jahrhundert in der Kunsthalle Erfurt und im Kunstmuseum Ahlen. Die Mittel Bilder zu schaffen, mögen sich ändern, gerade im Wandel der digitalen Medienwelt. Die Fragen, die wir uns stellen und uns bewegen, sind immer wieder die gleichen wie vor Jahrtausenden. Unser archaisches Unterbewusstsein ist noch sehr in der Natur verankert und macht uns immer wieder einen Strich durch die digitale Welt. Wie sieht ein Pixel von hinten aus?

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