Auf dem Weg vom Feld zum Teller wird ein Drittel aller Lebensmittel verschwendet. Gleichzeitig leiden weltweit viele Millionen Menschen unter Hunger. Nach Angaben der Welternährungsorganisation (FAO) landen die Lebensmittel, die von Januar bis Mai produziert wurden, jedes Jahr im Abfall. Zudem belastet die Verschwendung von Lebensmitteln die Umwelt.
Durch die Verschwendung gehen nicht nur die Lebensmittel selbst verloren, sondern auch die zur Herstellung verwendeten Ressourcen. So werden landwirtschaftliche Flächen belegt, Ressourcen wie Wasser, Düngemittel und Technik eingesetzt sowie Emissionen freigesetzt. Schließlich trägt dies auch in nennenswerter Größenordnung zum Klimawandel bei.
Eine Studie des Thünen Instituts zeigt, dass im Jahr 2010 die Ernährung der Menschen in Deutschland 177 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente verursachte und 38 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche beanspruchte.
Deutschland könnte die auf den Lebensmittelkonsum in Deutschland zurückzuführenden Treibhausgasemissionen um ca. 10 Prozent bzw. um 17 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente reduzieren und die landwirtschaftliche Nutzfläche um 4 Millionen Hektar verkleinern. Voraussetzung dafür ist die Halbierung der Lebensmittelabfälle auf Handel- und Verbraucherebene bis zum Jahr 2030 entsprechend dem Ziel der Vereinten Nationen.
Politische Rahmen auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene
Die Weltbevölkerung konsumiert gegenwärtig mehr Ressourcen, als die Ökosysteme bereitstellen können. Damit die soziale und wirtschaftliche Entwicklung im Rahmen der Tragfähigkeit der Ökosysteme stattfinden kann, muss die Art und Weise, wie unsere Gesellschaft Güter produziert und konsumiert, grundlegend verändert werden. Mit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) starteten die Vereinten Nationen in 2015 eine weltweite Transformation für mehr Nachhaltigkeit in den Konsum- und Produktionsmustern. Das Unterziel SGD 12.3 fordert, die weltweiten Lebensmittelabfälle in einer Dekade bis 2030 pro Kopf im Handel und auf Konsumentenebene zu halbieren. Darüber hinaus sollen sich die Lebensmittelabfälle entlang der Produktions- und Lieferkette, einschließlich Verlusten nach der Ernte, verringern.
Die EU Kommission hat im Rahmen des EU Green Deals den Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft („Circular Economy Action Plan“) veröffentlicht. Es werden die Sektoren mit den bedeutendsten Ressourcenverbräuchen beleuchtet. Eine Forderung adressiert die Verringerung der Lebensmittelverschwendung. Die Umsetzung erfolgt über die EU-weite „Farm to-Fork-Strategie“ (F2F). Zukünftig soll in der EU das gesamte Ernährungssystem unter Nachhaltigkeitsaspekten betrachtet werden – von der Erzeugung bis zu den Verbrauchern.
Eine konsequente Kreislaufwirtschaft und die Schonung der natürlichen Ressourcen sind elementare Voraussetzungen für eine nachhaltige Entwicklung. Deshalb gibt die europäische Abfallrahmenrichtlinie den Mitgliedsstaaten vor, die Lebensmittlabfälle in allen Sektoren der Lebensmittelkette EU-weit zu reduzieren, dieses kontinuierlich zu überprüfen und zu berichten. Für eine Vergleichbarkeit der Daten sollen die Mitgliedsstaaten nach einheitlichen Methoden die Lebensmittelabfälle erfassen. Für die gemeinsame Methodik wurde ein delegierter Rechtsakt ((EU) 2019/1597) verabschiedet.
In Deutschland wurde das Ziel, die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren von der Bundesregierung im Rahmen des Klimaschutzplan 2050 sowie in der „Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung“ verankert. Hier rückt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) neben den Privathaushalten auch die Sektoren Primärproduktion, Verarbeitung, Groß- und Einzelhandel sowie Außer-Haus-Verpflegung stärker in den Fokus. Ziel ist es, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung in Deutschland auf Handels- und Verbraucherebene zu halbieren und Lebensmittelabfälle entlang der Produktions- und Lieferkette zu verringern. Mit allen Beteiligten soll die Lebensmittelverschwendung verbindlich und branchenspezifisch reduziert werden.
Im Abfallvermeidungsprogramm des Bundes werden systematisch und umfassend zielführende Ansätze der öffentlichen Hand zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen in Form von Empfehlungen konkreter Instrumente und Maßnahmen erfasst. Der Dialog zwischen Bund, Ländern, Kommunen und weiteren Beteiligten zur Abfallvermeidung steht hier im Fokus. Eine Aufgabe beschreibt die Entwicklung eines Indikators, mit dem es möglich ist, die Lebensmittelabfälle über alle Stufen der Wertschöpfungskette zu quantifizieren und Reduzierungserfolge sichtbar zu machen. Die entsprechende AG Indikator wird vom BMEL koordiniert.
Datenerhebung von Lebensmittelabfällen in Deutschland
Im Jahr 2020 wurden entlang der Lebensmittelversorgungskette insgesamt 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle weggeworfen. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Bundesregierung Mitte 2022 der EU-Kommission vorgelegt hat. Der überwiegende Anteil an weggeworfenen Lebensmitteln entstand in privaten Haushalten mit rund 59 Prozent. Weitere 17 Prozent Lebensmittelabfälle fielen in Restaurants, der Gemeinschaftsverpflegung oder dem Catering an, gefolgt von etwa 15 Prozent in der Verarbeitung von Lebensmitteln, rund 7 Prozent im Handel und ungefähr 2 Prozent in der Landwirtschaft. In der Landwirtschaft werden überschüssige und verdorbene Lebensmittel nach einer Studie des Thünen-Instituts meist nicht als Abfall entsorgt, sondern betrieblich verwertet.
Der Bericht wurde im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes vom Statistischen Bundesamt in Zusammenarbeit mit mehreren Forschungsinstitutionen erstellt. Die zur Datenerhebung entwickelte Methodik beruht auf Vorgaben der EU-Kommission. Sie setzt - abweichend von der Baseline 2015, einer Studie des Thünen-Instituts - über alle Sektoren hinweg auf der Entsorgungsseite an und basiert auf den jährlich erhobenen Abfallstatistiken. Aufgrund ihrer gesetzlichen Verankerung, ihrer regelmäßigen Durchführung und ihres hohen Qualitätsstandards besitzen diese amtlichen Statistiken eine hohe Zuverlässigkeit und Aussagekraft. Durch ergänzende Sortieranalysen sowie weiteren Erkenntnisquellen wurde der Anteil der Lebensmittelabfälle an den Gesamtabfällen (sog. Abfallkoeffizienten) ermittelt sowie die Menge der in den privaten Haushalten kompostierten Lebensmittelabfälle berücksichtigt. Nicht erfasst dagegen sind z. B. Verluste vor und während der Ernte bzw. Schlachtung, da sie rechtlich nicht als Lebensmittel definiert sind. Antworten auf detaillierte Fragen sind hier zusammengestellt.
Dieser Bericht legt den Grundstein für eine kontinuierliche Messung der Lebensmittelabfallmengen in Deutschland und Weiterentwicklung auf europäischer Ebene. Es besteht eine jährliche Berichtspflicht. Mindestens alle 4 Jahre müssen die EU-Mitgliedsstaaten eine gründliche Messung der Lebensmittelabfälle vornehmen. Eurostat hat die übermittelten Daten der Mitgliedstaaten zusammengetragen. Durchschnittlich fallen pro Einwohner in der EU insgesamt über alle Ketten der Lebensmittelsektoren hinweg ca. 131 kg Lebensmittelabfälle an. Diese Gesamtmenge an Lebensmittelabfälle wurde auch in Deutschland erhoben. Im nächsten Schritt wird die EU-Kommission die von den Mitgliedsstaaten übermittelten Daten analysieren und in dem von ihrem angekündigten Vorschlag für EU-weit verbindliche Reduzierungsziele in der Abfallrahmenrichtlinie, zugrunde legen.
Wo entstehen die meisten Lebensmittelabfälle im Haushalt?
Tatsächlich errechneten die Wissenschaftler*innen eine Abfallmenge von ca. 11 Millionen Tonnen, bezogen auf das Jahr 2020. Dabei entsteht der Großteil der Lebensmittelabfälle mit 59 Prozent (6,5 Millionen Tonnen) in privaten Haushalten. Dies entspricht etwa 78 Kilogramm pro Kopf im Jahr. Dabei ist die Bananenschale nicht vermeidbar und meist sind es auch die äußeren Blätter des Kopfsalats nicht, jedoch sind es gerade frische Lebensmittel die den vermeidbaren Anteil unserer Lebensmittelabfälle ausmachen.
Einer Studie zufolge entfallen 35 Prozent der Lebensmittelabfälle auf frisches Obst und Gemüse, 13 Prozent machen Brot und Backwaren aus, gefolgt von Getränken (12 Prozent) und Milchprodukten (9 Prozent). Ein weiterer Befund der Untersuchungen: Je jünger der Haushaltsvorstand, desto mehr potenziell verwertbare Lebensmittel werden weggeworfen. Haushalte mit älteren Personen werfen tendenziell weniger weg.
Was können Verbraucherinnen und Verbraucher gegen die Lebensmittelverschwendung tun?
Neben dem maßvollen Einkauf, der Planung und Kalkulation dessen, was tatsächlich benötigt wird, gibt es mittlerweile eine ganze Reihe Helferlein für die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung.
Ein Biofresh Kühlschrank, ggf. mit einer 0-Grad-Zone, bietet mit unterschiedlich hoher Luftfeuchtigkeit und niedrigen Temperaturen die optimalen Bedingungen für leicht verderbliche Lebensmittel. In der 0-Grad-Zone können frische Lebensmittel in einem Kühlschrank am längsten aufbewahrt werden: rohes Fleisch, Fisch, Geflügel, Wurst, Salat oder bestimmte Obstsorten halten so bis zu drei Mal länger.
Mit Brot und Backwaren kann man, solange sie nicht schimmeln, noch sehr viel anfangen. Neben Brotsalat oder Brotchips kann man es auch für arme Ritter oder Suppen verwenden. Dabei muss es auf dem Teller nicht langweilig werden, denn es gibt auch Rezepte aus der mediterranen Küche z.B. für die traditionelle portugiesische Açorda oder für Gazpacho. Hilfreich dabei ist die Beste-Reste-App bzw. Rezeptdatenbank des BMEL.
Was wird außerdem gegen die Verschwendung getan?
Die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Alle Akteure der Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft sind daher aufgefordert, sich in den Prozess einzubringen, um die Aufgabe zu lösen. Denn Lebensmittel gehen in allen Sektoren entlang der Versorgungskette verloren: Bei der Primärproduktion, der Verarbeitung, im Handel, bei der Außer-Haus-Verpflegung sowie zum größten Teil in privaten Haushalten. Das BMEL und die Dachverbände der Land- und Ernährungswirtschaft, des Handels, des Lebensmittelhandwerks und der Gastronomie verständigten sich darin auf die international vereinbarten Ziele zur Reduzierung der Lebensmittelabfälle und -verluste. Das nationale Dialogforum richtet sich an Sektoren entlang der Lebensmittelversorgungskette. Es bildet den offiziellen Rahmen für die Dokumentation und Mitgestaltung des Umsetzungsprozesses der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung. Dazu werden konkrete und ambitionierte Maßnahmen in den fünf sektorspezifischen Dialogforen entwickelt und konsequent umgesetzt.
Seit mehreren Jahren lobt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) den Bundespreis „Zu gut für die Tonne“ aus. Den Preis erhält je ein Projekt aus den fünf Kategorien Landwirtschaft & Produktion, Handel, Gastronomie, Gesellschaft & Bildung sowie Digitalisierung. Ausgezeichnet werden herausragende Projekte und ihre Initiatorinnen und Initiatoren, die mit konkreten Ideen, Pioniergeist und großem Engagement dazu beitragen, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren und somit die Wertschätzung der Lebensmittel zu fördern.
Den 29. September hat die Welternährungsorganisation (FAO) zum International Day of Awareness of Food Loss and Waste ausgerufen. Regelmäßig veranstaltet das BMEL in diesem Zeitraum unter dem Motto "Deutschland rettet Lebensmittel" eine bundesweite Aktionswoche. Gemeinsam mit den Bundesländern und weiteren Partner:innen bietet das BMEL eine Plattform für zahlreiche Vor-Ort-Aktionen und digitalen Formaten rund um das Thema Lebensmittelverschwendung.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium bietet auf seiner Plattform "Zu gut für die Tonne" eine Übersicht verschiedenster Ansatzpunkte und Initiativen sowie Bildungsmaterialien, die eine wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln unterstützen. Hier finden sich neben Apps, die uns zu Lebensmittelresten aus Restaurants und Supermärkten lenken z.B. auch Angebote, die kein normgerechtes – also optisch nicht perfektes – Obst und Gemüse vertreiben oder wo gerettete Lebensmittel zu hochwertigen Produkten weiterverarbeitet werden. Das Umweltbundesamt empfiehlt in einer Studie auch Obst und Gemüse zu kaufen, das von den gängigen Standards in Bezug auf Größe und Aussehen abweicht.
„Für Mensch und Umwelt“ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
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