Baden in der Natur

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96 Prozent der deutschen Badegewässer erfüllten 2020 die Anforderungen der EU-Badegewässerrichtlinie
Quelle: Joern Siegroth / Getty Images

Was beim Schwimmen in natürlichen Badegewässern zu beachten ist – nicht nur in Zeiten von Corona.

Nicht jeder Fluss und jeder See ist zum Schwimmen geeignet. Blaualgen, Vibrionen, Strömungen, Untiefen und Pflanzenbewuchs können für Badende gefährlich werden. Und was ist beim Baden im See in Zeiten der Corona-Pandemie zu beachten? Fragen und Antworten rund ums sichere Baden in der Natur.

Kann ich mich beim Baden in Badegewässern in der Natur mit dem SARS-CoV-2 infizieren?

Ein Eintrag von SARS-CoV-2 in Badegewässer wäre denkbar über Abwassereinleitungen, wenn die Viren mit dem Stuhl ausgeschieden werden, oder über infizierte Badende.

Badegewässer unterliegen in Europa einer strengen Kontrolle hinsichtlich Kontaminationen mit Abwasser. Nach aktuellem Kenntnisstand sind unter Berücksichtigung der üblichen Managementmaßnahmen in Badegewässern über diesen Weg keine relevanten Konzentrationen an SARS-CoV-2 zu erwarten, die zu einer Infektion führen können.

Der Eintrag von Coronaviren in Badegewässer durch infizierte Personen ist zwar möglich. Ob auf diesem Weg eine Ansteckung möglich ist, ist nicht geklärt. Die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung ist u.a. wegen der Verdünnung im Wasser äußerst gering. Wichtig ist, dass auch beim Baden im Freien die Abstandsregeln an Strand und im Wasser eingehalten werden. Grundsätzlich sollten Personen, die an einem akuten Infekt der Atemwege oder an einer Durchfallerkrankung leiden, nicht baden, um andere Badende nicht zu gefährden. Dies gilt völlig unabhängig davon, um welche potenziellen Krankheitserreger es sich im Einzelnen handelt.

Weitere Infos in der Stellungnahme des Umweltbundesamtes (Stand 27.03.2020): Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Badegewässer (PDF)

Kann ich mich beim Schwimmbadbesuch mit dem SARS-CoV-2 infizieren?

Grundsätzlich besteht in einem Hallenbad oder einem Schwimmbad wie für alle Orte, an denen viele Menschen versammelt sind, ein Infektionsrisiko, welches vor allem auf der direkten Übertragung der Erreger von Mensch zu Mensch über Tröpfcheninfektion beruht. Daher sind in derartigen Einrichtungen die jeweils gültigen Hygienekonzepte und die allgemeinen Hygienevorschriften einzuhalten.

Generell ist eine direkte Übertragung von SARS-CoV-2 über das Schwimm- und Badewasser höchst unwahrscheinlich. Das Wasser in Frei- oder Hallenbädern unterliegt einer ständigen Aufbereitung. Die Einhaltung der allgemein anerkannten Regeln der Technik bietet einen weitreichenden Schutz, auch vor unbekannten Organismen und chemischen Stoffen. Filtration und Desinfektion sind wirksame Verfahren zur Inaktivierung von eingetragenen Bakterien und Viren. Coronaviren sind behüllte Viren, die durch Desinfektionsverfahren leichter zu inaktivieren sind als unbehüllte Viren wie Noroviren oder Adenoviren.

Das Wasser in Bädern mit biologischer Aufbereitung enthält kein Desinfektionsmittel, daher geht von derartigen Bädern generell ein gewisses Infektionsrisiko mit Mikroorganismen aus, auf welches der Badegast vor Ort hingewiesen werden sollte. Bisher gibt es nach Einschätzung der ⁠WHO⁠ aber keine Hinweise darauf, dass das neuartige SARS-CoV-2 über den Wasserweg übertragen wird.

Weitere Infos in der Stellungnahme des Umweltbundesamtes (Stand 12.03.2020): Coronavirus SARS-CoV-2 und Besuch in Schwimm- oder Badebecken beziehungsweise Schwimm- oder Badeteichen (PDF)

Was sind Blaualgen oder ⁠Cyanobakterien⁠?

Cyanobakterien werden umgangssprachlich als Blaualgen bezeichnet, denn in hohen Konzentrationen färben sie das Wasser blaugrün. Die Bakterien können verschiedene Beschwerden verursachen: Manche reizen die Haut, andere produzieren Gifte und können gefährlich werden, wenn sehr viel dieses Wassers verschluckt wird. Recht häufig enthalten Cyanobakterien Lebergifte, die über einen längeren Zeitraum und in hohen Konzentrationen aufgenommen, zu Leberschäden führen können. Wenn Sie in knietiefem, blaugrünem Wasser Ihre Zehen nicht mehr sehen, sollten Sie dort nicht baden, da dann zu viele Cyanobakterien im Wasser sind. 

Cyanobakterien als Aufwuchs

Cyanobakterien können nicht nur im Wasser schwebend (als sogenanntes Plankton) vorkommen, sondern auch als Schicht auf Oberflächen wachsen (Aufwuchs) – d.h. auf Sedimenten, Bauteilen von Stegen, Steinen, Unterwasserpflanzen. In Deutschland werden seit einigen Jahren in Einzelfällen vermehrt  toxische Cyanobakterien auf Sedimenten und Wasserpflanzen beobachtet.  In dem Maße, in dem Gewässer wieder klarer werden, wachsen auch wieder verstärkt Unterwasserpflanzen. Dies ist eine erfreuliche Entwicklung, zum einen für den Naturschutz, denn die Artenvielfalt nimmt wieder zu und die Gewässer nähern sich stärker ihrem natürlichen Zustand. Zum anderen aber auch für die Menschen, zum Beispiel zur Trinkwassergewinnung und zum Baden. Denn im klaren, nährstoffarmen Wasser sind kaum planktische Cyanobakterien. Allerdings können gerade in diesen Gewässern Cyanobakterien verstärkt als Aufwuchs vorkommen, sowohl auf Sedimenten als auch auf Unterwasserpflanzen.

Weitere Infos zu Cyanobakterien

Belastung mit Krankheitserregern

Schlechte Wasserqualität, zum Beispiel durch Einleitung von geklärten Abwässern, bei der auch Krankheitserreger ins Wasser gelangen, kann man als Badender nicht „mit bloßem Auge" erkennen. Krankheitserreger können unter anderem zu Durchfallerkrankungen oder Augen- und Ohreninfektionen führen. Bei zu hohen Belastungen gibt es ein Badeverbot.

Hinweise auf Verschmutzungen können sein:

  • sichtbare Einleitungen von Abwasser oder Regenwasser
  • landwirtschaftliche Nutzung (Viehhaltung, Gülleausbringung) in direkter Badegewässernähe
  • große Anzahl von Wasservögeln auf dem Badegewässer - Entenfutterstellen eignen sich nicht zum Baden
  • sichtbare Verschmutzung am Ufer eines Badegewässers z. B. größere Mengen an Hunde- oder Vogelkot

Informieren Sie sich über die Wasserqualität im Internet und nutzen Sie Badegewässer mit ausgewiesener Qualität. Badegewässer werden während der Badesaison nach europaweit geltenden Standards regelmäßig auf ihre hygienische Wasserqualität untersucht und dementsprechend nach ausgezeichnet, gut, ausreichend oder mangelhaft eingestuft.

Hierfür werden regelmäßig Wasserproben genommen und auf zwei Indikatorbakterien für eine fäkale Verschmutzung untersucht: Escherichia coli und intestinale Enterokokken. Die aktuellen Ergebnisse der Untersuchungen können für jedes Badegewässer auf den Internetseiten der Bundesländer eingesehen werden. Eine Übersicht gibt es auf der ⁠UBA⁠-Seite "Wasserqualität in Badegewässern". Über die Wasserqualität informieren auch europaweit einheitliche Symbole, die gut sichtbar am Badegewässer ausgehängt werden.

Vibrionen bei heißem ⁠Wetter

Insbesondere in der Ostsee können bei hohen Wassertemperaturen (> 18-20 °C) vermehrt salzliebende Bakterien, die Vibrionen, im Wasser vorkommen. Bestimmte Arten wie Vibrio vulnificus können beim Menschen schwere Wundinfektionen hervorrufen, die in sehr seltenen Fällen auch zum Tode führen können. Eintrittspforten bilden, neben der Aufnahme der Bakterien durch rohe Meeresfrüchte, offene oder frisch operierte Wunden. Risiken eines (sehr) schweren Verlaufs bestehen hauptsächlich für Menschen mit geschwächtem Immunsystem (z.B. einer HIV-Infektion), chronischen Erkrankungen (z.B. Diabetes mellitus) und Lebererkrankungen. Diese sollten bei einer Warnung vor Vibrionen das Baden in diesen Gewässern vermeiden. Dabei ist zu beachten, dass die durch erhöhte Wassertemperaturen aktivierten Vibrionen auch bei sinkenden Wassertemperaturen für mehrere Wochen aktiv bleiben.

Hautprobleme durch Zerkarien

Wenn man vom Baden mit einem juckenden Hautausschlag zurückkommt, waren möglicherweise Zerkarien am Werk. Zerkarien sind winzige Larven von Saugwürmern, die eigentlich Wasservögel befallen aber manchmal auch versuchen, in die Haut von Menschen einzudringen. Die Zerkarien sterben in der Haut ab, lösen aber Hautreaktionen aus, die bei Erstkontakt zu kleinen roten Pusteln und bei mehrmaligem Kontakt auch zu größeren juckenden Quaddeln, die ein bis zwei Wochen anhalten, führen können.

Badende können den Kontakt mit Zerkarien verringern, indem sie flache Uferbereiche mit Pflanzen und Wasservögeln meiden, nach dem Baden die Kleidung wechseln und sich mit einem Handtuch kräftig abtrocknen. Ganz vermeiden lässt sich der Kontakt bei starkem Befall in einem Badegewässer aber nicht. Sollte es bei Ihnen nach dem Schwimmen zu einem Befall mit Zerkarien gekommen sein, informieren Sie bitte die zuständige Überwachungsbehörde darüber.

Unfällen vorbeugen

  • Baden Sie in angemeldeten Badegewässern. Diese Badegewässer werden regelmäßig auf ihre Wasserqualität und Gefahren wie Felsen oder starke Strömungen geprüft.
  • Beachten Sie Badeverbote an einem Gewässer oder wenn vom Baden darin abgeraten wird.
  • Kinder, die noch nicht gut schwimmen können, jederzeit im Auge behalten.
  • Das Seepferdchen-Abzeichen ist nicht ausreichend für eigenständige Wasseraktivitäten. Erst ab dem Jugendschwimmabzeichen Bronze (früher Freischwimmer genannt) sind Kinder einigermaßen geübte Schwimmer.
  • Ältere Personen sollten sich nicht überanstrengen. Viele ältere Personen sind keine geübten Schwimmer und können an unerkannten Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Die Anzahl der Todesfälle bei Älteren nimmt seit einigen Jahren zu, vermutlich häufig in Folge von Selbstüberschätzung.
  • Niemals in unbekannte Gewässer springen. Untiefen können beim Sprung ins unbekannte Gewässer zu schweren Verletzungen (Knochenbrüchen, Querschnittslähmung) oder Tod führen.
  • Strömungen beachten. Auch geübte Schwimmer können durch starke Strömungen abgetrieben werden. Warnungen vor starken Strömungen oder Sturm unbedingt ernst nehmen.
  • Nicht durch Unterwasserpflanzen erschrecken lassen. Unterwasserpflanzen können sich beim Schwimmen in den Beinen verfangen. Dann gilt es Ruhe zu bewahren und sich einfach wieder davon zu befreien. Es gibt keine Unterwasserschlingpflanzen, die den Schwimmer aktiv einwickeln und ins Wasser ziehen.
  • Niemals nach Alkoholkonsum an Wasseraktivitäten teilnehmen. Hoher Alkoholkonsum ist oft die Ursache für tödliche Badeunfälle, da es hierdurch zu einer Überschätzung der Kräfte und zu einer schnelleren Auskühlung kommt.
  • Nicht bei Gewitter baden. Im Wasser besteht die Gefahr, durch Blitzschlag zu sterben.

Die Blaue Flagge

Für Deutschland vergibt die Deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung (DGU) zudem alljährlich die „Blaue Flagge“ als Umweltauszeichnung an Badestellen, die neben einer ausgezeichneten Wasserqualität auch Anforderungen hinsichtlich des Umweltmanagements, der Umweltkommunikation, Strand-Service und Sicherheit erfüllen.

Bewertet werden unter anderem

  • umweltgerechte Abfallentsorgung
  • Sanitäreinrichtungen
  • Sicherheitseinrichtungen und
  • die Aufklärung von Touristen und Einwohnern zu umweltgerechtem Verhalten
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