Im Rahmen des Ressortforschungsplans des Umweltministeriums sind in den letzten Jahren Forschungsprojekte zu verschiedenen Themen, wie zum Beispiel Rodentizide, Antifouling oder Biozid-Monitoring durchgeführt worden. Die Ergebnisse der Projekte werden bei der Bewertung von Bioziden berücksichtigt oder geben neue Ansätze für Alternativen zum Einsatz von Biozidprodukten.
Umweltbelastung durch Biozid-Abdrift mindern: Praktische Untersuchung der Abdrift von Geräten zur Biozid-Ausbringung und Erarbeitung von Maßnahmen zur Abdrift-Minderung
Im Projekt wurden großflächig Messungen der Abdrift bei der Ausbringung von Biozidprodukten mit einem hohen Potential für Abdrift in Nichtziel-Gebiete durchgeführt, um die Auswirkungen auf die Umwelt und mögliche Minimierungsmaßnahmen zu untersuchen. Als Beispiele für Anwendungen mit einem hohen Abdrift-Potential wurden die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners, die Bekämpfung von fliegenden und kriechenden Insekten und die Entfernung von Grünbelägen auf Terrassen und Wegen ausgewählt. Basierend auf den Ergebnissen der Abdrift Messungen wurden Empfehlungen für Faktoren abgeleitet, die in der Umweltexpositionsberechnung und Abdrift-Minimierung der betrachteten Anwendungen verwendet werden sollen. In einem Exkurs wird eine Literatur Übersicht zu Geräten mit sehr geringem Volumen (sogenannte „ultra-low volume“) präsentiert, die unter anderem für die Bekämpfung von Stechmücken eingesetzt werden können.
Handspritze zum Ausbringen von Biozidprodukten Quelle: womue / Fotolia.com
Einträge von Bioziden in Gewässer über Mischwasserentlastungen und Regenwassereinleitungen und die Auswirkungen auf die Gewässerqualität am Beispiel der Stadt Karlsruhe
In einem städtischen Einzugsgebiet wurden exemplarisch die Schnittstellen der Stadtentwässerung (Kläranlage, Mischwasserüberlaufe, Regenwassereinleitungen) über ein Jahr auf den Eintrag von Bioziden beprobt. Es wurde gezeigt, dass der Mischwasserüberlauf für die Stoffgruppe Biozide die relevanteste Emissionsquelle im Gesamtsystem darstellt. Hier wurden die höchsten Konzentrationen für Einzelstoffe detektiert. Insbesondere für die Gruppe der Schutzmittel wurden erhöhte Konzentrationen im städtischen Gewässer bei Regenwetterbedingungen ermittelt, was auch die Relevanz von diffusen, regenwasserbedingten Einträgen unterstreicht. Insgesamt konnte am Beispiel der Stadt Karlsruhe verdeutlicht werden, dass das kommunale Abwassersystem eine relevante Eintragsquelle für die Stoffgruppe Biozide im urbanen Gebiet und damit eine Herausforderung für den Gewässerschutz darstellt.
Insekten vor Bioziden schützen: Neukonzeption der Bewertungsgrundlagen für die Umweltrisikobewertung von Insektiziden im Biozid-Vollzug
Insektizide bergen zum Teil hohe Umweltrisiken. Die Anwendungsmuster von Insektiziden, die unter die Biozid-Verordnung fallen, sind vielfältig. Ein erheblicher Anteil an Insektiziden wird in Privathaushalten oder kommerziellen und öffentlichen Einrichtungen eingesetzt. Die Umweltrisikobewertung basiert auf der Umweltexpositionsbewertung, deren Grundlage im Emissionsszenariodokument (ESD) abgebildet ist. Das entsprechende ESD für Produktart 18 offenbarte im Rahmen des Wirkstoff- und Produktzulassungsverfahrens methodische Mängel und wissenschaftliche Fehlstellen und wurde immer wieder angepasst und erweitert. Um eine angemessene und EU-weit harmonisierte Risikobewertung für Insektizide im Biozid-Vollzug durchführen zu können, wurden die Bewertungsgrundlagen deshalb einer kritischen Überarbeitung unterzogen. Das im Rahmen des Forschungvorhabens angepasste ESD für die PT18 ist nun verfügbar und findet unmittelbar Anwendung in der Umweltrisikobewertung von Insektiziden.
Die Datenbank „Biozide in der Umwelt“ (BiU) wird regelmäßig mit aktuellen Umweltmonitoringdaten zu Bioziden aus dem deutschsprachigen Raum erweitert. Von den 66 recherchierten Datenbanken erwiesen sich acht Quellen als geeignet für die kontinuierliche Integration von Messdaten. Diese liefern Informationen zu 125 bioziden Substanzen und Transformationsprodukten, wobei insgesamt rund 800.000 Messwerte in die Datenbank aufgenommen werden können. Die überwiegende Mehrheit der Daten stammt aus Deutschland (95,5 %), gefolgt von der Schweiz (3,5 %) und Österreich (1,0 %). Es entsteht somit eine umfassende und aktuelle Datengrundlage für die Überwachung von Bioziden in der Umwelt.
Entwicklung und Durchführung einer repräsentativen Verbraucherbefragung zur Verständlichkeit von Risikominderumgsmaßnahmen und Gebrauchsanweisungen für Insektizide (Produktart 18) zum Schutz der Umwelt
Biozide werden gegen eine Vielzahl schädlicher Organismen eingesetzt, können aber auch ein potentielles Risiko für die Umwelt darstellen. Risikominderungsmaßnahmen (RMM) stellen notwendige Informationen zur sicheren Verwendung eines Produktes dar, vor allem für Produkte die durch die breite Öffentlichkeit angewendet werden dürfen. In einer Online Umfrage wurden in Deutschland in 2022 Teilnehmende befragt, wie verständlich und umsetzbar sie die Maßnahmen auf einem Produktetikett finden. Im Bericht werden die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage diskutiert und Vorschläge gemacht, wie die Formulierung von Maßnahmen verbessert werden kann. Werden die Vorschläge durch Unternehmen und Mitgliedstaaten im Rahmen der Biozidzulassung angenommen, könnte das dazu beitragen, dass Biozidprodukte sicher verwendet werden.
Vor dem Kauf immer das Produktetikett lesen! Quelle: Pavel Losevsky / Fotolia
Integration von Biozidmonitoringdaten aus Literaturquellen in eine Datenbank
Zahlreiche Veröffentlichungen aus Europa thematisieren den Eintrag von Bioziden in die Umwelt, dennoch fehlt eine zentrale Sammlung von Monitoringdaten. In diesem Projekt wurde die Grundlage für eine öffentlich verfügbare Biozid-Datenbank geschaffen. Aus 192 Berichten und Publikationen und zwei externen Datenbanken wurden insgesamt 4.032.500 Daten von 119 Biozid-Wirkstoffen und deren Transformationsprodukten extrahiert und für die Integration in die Biozid-Datenbank aufgearbeitet. Der Bericht beschreibt sowohl die methodische Herangehensweise bei der Identifizierung relevanter Biozid-Daten und Eintragung dieser in die entwickelte Datenbank und geht dabei auf die Struktur der Datenbank, die Sortierung und Bewertung der Literatur und die Extraktion der Daten aus externen Datenbanken ein.
Berücksichtigung von Desinfektionsnebenprodukten im Rahmen der Umweltrisikobewertung von Biozid-Produkten - Bestandsaufnahme und Entwicklung von Empfehlungen für die Bewertung
Mögliche Reaktionsprodukte, die bei der Anwendung von Bioziden entstehen, müssen bei der Umweltrisikobewertung berücksichtigt werden. Für die Produktarten 1-5, 11 und 12 wurden in diesem Projekt Daten zu Desinfektionsnebenprodukten (DBPs) und Biozidwirkstoffen zusammengetragen. Das Potential zur Bildung von DBPs wurde für jede aktive Substanz untersucht. In einem Modellansatz wurde die Verteilung ausgewählter DBPs und aktiver Substanzen, die zur Verwendung in Lösungen und auf Oberflächen vorgesehen sind, geschätzt. Die Bildung von etwa 60 DBPs wurde in einer Simulation im Labor in Lösungen und auf Oberflächen untersucht. Auch Proben aus realen Anwendungen von Desinfektionsmitteln konnten analysiert werden. Basierend auf den Ergebnissen wird das aktuelle Vorgehen bei der Umweltrisikobewertung für DBPs und Vorschläge zur Modifizierung diskutiert. Das Ziel ist die Umweltrisikobewertung für DBPs zu vereinfachen und zu harmonisieren.
Einträge bedenklicher Stoffe in Gewässer reduzieren: Erarbeitung von Vergabekriterien für die Zertifizierung von Antifouling-Systemen mit dem Blauen Engel
Antifouling-Systeme werden eingesetzt, um die Unterwasserflächen von Booten vor Bewuchs mit Wasserorganismen zu schützen. Mit dem Umweltzeichen für Unterwasserbeschichtungen und andere Bewuchsschutzsysteme (DE-UZ 221) soll ein Beitrag zur Förderung umweltverträglicher Antifouling-Systeme geleistet werden. Der Bericht dokumentiert die Ergebnisse einer Literaturstudie und einer Marktrecherche sowie die Ableitung der einzelnen Vergabekriterien für das Umweltzeichen. Die Vergabekriterien umfassen sowohl stoffliche Anforderungen an die Umweltverträglichkeit als auch Anforderungen an die Produktwirksamkeit als zentrale Bestandteile des Umweltzeichens. Das Umweltzeichen kann seit März 2022 bei der RAL GmbH beantragt werden.
Minimierung der Verwendung von Biozidprodukten - Bewertung und Empfehlung von biozidfreien Alternativen
Nicht-chemische Methoden sind wichtige Werkzeuge zur gebotenen Reduzierung des Biozideinsatzes. Mit dem Projekt werden Maßnahmen zur Förderung von biozidfreien Alternativen beschrieben. Dazu gehören Konzepte für spezifische App-Entwicklungen, die Analyse bestehender Umweltlabel hinsichtlich ihrer Vergabekriterien mit Biozidbezug. Eine Fallstudie zeigt das große Potenzial von Nützlingen zur Minimierung des Biozideinsatzes im Vorratsschutz, im bekämpfenden Holzschutz, im Materialschutz in Museen, bei der Bekämpfung von Stallfliegen und dem Eichenprozessionsspinner auf. Mit einem EU-Workshop wurde ein Erfahrungsaustausch der zuständigen Behörden zu Informationsangeboten zu Bioziden und deren Alternativen gestartet.
Entwicklung praxisrelevanter Risikominderungsmaßnahmen und einer guten fachlichen Anwendung für Stallinsektizide (PT 18) und Stalldesinfektionsmittel (PT03) für den Umweltbereich
Biozide, die in die Umwelt gelangen, können nicht erwünschte Auswirkungen auf die Umwelt haben. Ziel des Projektes war die Analyse der gängigen landwirtschaftlichen Praxis bei der Verwendung von Desinfektionsmitteln (Produktart 3) und Insektiziden (Produktart 18) in Tierställen. Basierend auf den Ergebnissen des Projektes wurden Vorschläge für die Anwendung von Biozidprodukten in Tierställen abgeleitet, die potentielle Einträge in die Umwelt minimieren sollen. Langfristig soll ein ganzheitliches Hygienemanagement in der Tierhaltung, bestehend aus Reinigung und Desinfektion, aber auch vorbeugenden Maßnahmen gegen den Befall mit Arthropoden, sichergestellt werden. Gleichzeitig muss ein hohes Maß an Sicherheit für die Gesundheit von Tieren aber auch für die Umwelt erreicht werden.
Konzeptstudie zu Entwicklungsmöglichkeiten eines umweltverträglicheren Rodentizids
Die aktuell meist zur Nagetierbekämpfung verwendeten Wirkstoffe, sogenannte Antikoagulanzien, bergen unakzeptable Umwelt- und Resistenzrisiken. Nicht-chemische Alternativen können sie noch nicht überall ersetzen. Um das Entwicklungspotential für umweltverträglichere chemische Rodentizide zu untersuchen, wurde eine umfassende Recherche und Bewertung potentieller Wirkstoff-Kandidaten durchgeführt und ein Stufenkonzept zur Forschung und Entwicklung erarbeitet. Die Ergebnisse machen deutlich, dass vielversprechende chemische Alternativen und Ansätze zu deren Entwicklung vorhanden sind.
Umweltfreundliche Beschaffung und Einsatz von Biozid-Produkten in Kommunen - Weiterentwicklung des Konzepts „Pestizidfreie Kommune“ für den Biozidbereich
Kommunen setzen in vielen Bereichen Biozid-Produkte ein. Manche Kommunen testen jedoch auch Ideen im Schädlingsmanagement oder Materialschutz, die ohne biozide Wirkstoffe auskommen oder ihren Einsatz zumindest reduzieren. Anhand von Fallstudien wurde untersucht, wie Kommunen bereits heute dazu beitragen, dass weniger biozide Wirkstoffe in die Umwelt gelangen und wie andere Kommunen von den Erfahrungen profitieren können. Basierend auf den Ergebnissen werden im Bericht Empfehlungen gegeben, wie Kommunen beim umweltfreundlichen Einsatz von Biozid-Produkten unterstützt werden können. Eine begleitend erarbeitete Broschüre gibt Kommunen praktische Tipps, die ausprobiert werden können.
Belastung der Umwelt mit Bioziden realistischer erfassen - Schwerpunkt Einträge über Kläranlagen
Das Vorhaben ist das erste speziell auf Biozide ausgerichtete und bundesweit harmonisierte Umweltmonitoring. Über ein Jahr wurden systematisch Proben von Zu- und Abläufen und Klärschlämmen aus kommunalen Kläranlagen sowie Proben aus Regenwassereinleitungen und Mischwasserentlastungen auf Biozide untersucht. Anhand der gemessenen Konzentrationen an den verschiedenen Schnittstellen zwischen Siedlungsgebieten und Gewässern wurde die Relevanz der Stoffe im Hinblick auf die Gewässerqualität bewertet. Das Projekt liefert damit wichtige Erkenntnisse in Bezug auf das Vorkommen von Bioziden in urbanen Abflusskomponenten und stellt eine große und solide Datenbasis zur Verfügung.
Klärschlammbecken einer Kläranlage Quelle: Gordon Grand / fotolia
Erforschung der Ursachen für die nachgewiesene Gewässerbelastung mit Rodentiziden (PBT-Stoffe) und Erarbeitung von Risikominderungsmaßnahmen zum Schutz der aquatischen Umwelt
In vielen deutschen Städten und Kommunen werden Ratten in der Kanalisation mit antikoagulanten Rodentiziden bekämpft. In dieser Studie wurden zahlreiche Umweltproben von Flüssen und Kläranlagen, die im Verlauf von kommunalen Rattenbekämpfungsmaßnahmen gesammelt wurden, auf Rückstände der Rodentizid-Wirkstoffe untersucht. Es wurde gezeigt, dass Antikoagulanzien bei der konventionellen Abwasserbehandlung nicht vollständig eliminiert werden und sich in der Leber von Fischen anreichern. Insbesondere bei Starkregen- und Rückstauereignissen führt die gängige Praxis der Ausbringung von Fraßködern am Draht in der Kanalisation zur Freisetzung antikoagulanter Wirkstoffe in die aquatische Umwelt.
Auch in der Kanalisation kann eine Rattenbekämpfung nötig sein. Quelle: Rehakles / fotolia
Alternativen zum Biozid-Einsatz: Reduzierung der Verwendung von Bioziden – Prüfung von Alternativen zum Biozid-Einsatz
Das Projekt beschreibt ein Konzept zur qualitativen Bewertung biozidfreier Alternativen mittels nachvollziehbarer Kriterien. Anhand konkreter Beispiele werden biozidfreie Alternativen (zum Beispiel im bekämpfenden Holzschutz) hinsichtlich ihrer Gebrauchstauglichkeit und Konkurrenzfähigkeit mit Bioziden verglichen. Biozidfreie Alternativen haben ein hohes Potential zur Reduzierung des Biozideinsatzes, unterliegen jedoch meist keinem Bewertungsverfahren, was ihre Akzeptanz verringert. Durch eine fachliche Bewertung soll somit die Akzeptanz von Alternativen und deren Verwendung anstelle von Bioziden gefördert werden.
Reduzierung der Abdrift bei der Sprühapplikation/Vernebelung von Bioziden - Ableitung von Risikominderungsmaßnahmen und Geräteanforderungen
Die Auswahl der richtigen Ausrüstung für die Ausbringung eines Biozidprodukts kann einen großen Einfluss auf potentielle Spraydrift und damit auf eventuelle Einträge in die Umwelt haben. Dies trifft vor allem auf die Ausbringung durch Sprühen zu. Das Ziel des Projektes war, das Potential für Spraydrift zu evaluieren und mögliche Optionen zur Regulierung von Geräten bzw. Hinweise für die korrekte Anwendung zu diskutieren. Darüber hinaus wurden Parameter für die Expositionsbewertung von Biozidprodukten abgeleitet. Die Ergebnisse zeigen, dass für die untersuchten Geräte von Drift ausgegangen werden muss. Dies könnte zu einem Risiko für Nicht-Zielorganismen führen. Allerdings kann die Gefahr von Abdrift durch die Verwendung von Abdrift-reduzierenden Gerätschaften minimiert werden. Diese Möglichkeit wird in einem Anschlussprojekt weiter untersucht.
Minimierung von Umweltrisiken der Antifouling-Schiffsanstriche in Deutschland: Entwicklung von Handlungsoptionen im Rahmen der Produktzulassung
In diesem Vorhaben wurden verschiedene Maßnahmen zur Minimierung der Biozideinträge durch Antifoulingprodukte in die Umwelt erarbeitet. Unter anderem wurde die Umweltexpositionsbewertung für den Sportbootbereich auf die Verhältnisse in deutschen Binnengewässern optimiert. Zudem wurden Kriterien erarbeitet, wie die Zulassung von biozidhaltigen Antifoulingprodukten differenzierter regulieren. Der zweite Teil des Projektes wurde zunächst mittels Umfragen die gängige Praxis im Umgang mit biozidhaltigen Antifouling-Produkten und die Akzeptanz, Effizienz und Handhabbarkeit von Maßnahmen zur gewässerschonenden Anwendung ermittelt. Darauf aufbauend wurde abschließend ein praktischer Leitfaden für einen umweltverträglicheren Bewuchsschutz im Wassersport entwickelt.
Gutachten zum regionalen Bewuchsdruck von Biofouling-Organismen in Deutschland
Der Bewuchsdruck spielt für die Sportschifffahrt eine entscheidende Rolle hinsichtlich der Bewuchsschutzmaßnahmen. Um den Bootsrumpf bewuchsfrei zu halten, werden meist biozidhaltige Antifouling-Anstriche verwendet. Die regionalen Bewuchsverhältnisse sind ein entscheidender Faktor für die Wahl eines geeigneten Antifouling-Produkts. Durch die Entwicklung in der Bewuchschutztechnik ist es seit einigen Jahren auch bei starkem Bewuchsdruck möglich, biozidfreie Verfahren einzusetzen, um so den Eintrag von Bioziden und weiteren Komponenten aus erodierenden und polierenden Beschichtungen zu vermeiden. So können durch diese Studie in Verbindung mit den Stationen und Regionen, für die Bewuchsdaten vorliegen, immer vorrangig biozidfreie Verfahren empfohlen werden, die praktikabel und am Markt verfügbar sind. Um Sportbooteignern und -eignerinnen möglichst zuverlässige Informationen zur Verfügung zu stellen, wurden daher neben den Bewuchsdaten auch bisherige Erfahrungen aus Forschungsprojekten und Praxistests mit biozidfreien Techniken aufgelistet. Durch die Verbindung von Informationen zum Bewuchsdruck und jeweils angepassten Bewuchsschutzmaßnahmen soll dem Wassersport eine frei verfügbare Informationsbasis geliefert werden, um in Zukunft umweltfreundliche und gesundheitsschonende Bewuchsschutztechniken einzusetzen.
Schutz der Umwelt vor den Auswirkungen des Einsatzes von Rodentiziden: Anpassung der Bewertungsgrundlagen
Rodentizide bergen hohe Umweltrisiken. Sie sind nur aus Gründen des Gesundheitsschutzes zugelassen und unterliegen strengen Anwendungsbestimmungen zur Risikominderung. Die Umweltrisikobewertung basiert auf der Umweltexpositionsbewertung, deren Grundlage im Emissionsszenariodokument (ESD) abgebildet ist. Die bisherigen Erfahrungen aus der Wirkstoff- und Produktzulassung haben gezeigt, dass diese Grundlage wissenschaftlich überarbeitet und verbessert werden muss, was im Rahmen dieses Vorhabens erfolgte. Auf der Basis einer dieser wissenschaftlich untermauerten Bewertungsgrundlage ist eine realistischere Risikoabschätzung und damit ein fundierter Vergleich möglich, der zu einer begründeten Mengenminimierung der eingesetzten Produkte und/oder dem Ersatz einzelner Wirkstoffe sowie zu einer höheren Akzeptanz der deutschen Anwendungsbestimmungen zur Risikominderung in den anderen Mitgliedstaaten führen wird.
Umweltbelastung durch Biozide: Erarbeitung der Eckpfeiler eines Monitoring-Messprogrammes für Einträge von Bioziden in die Umwelt
Für den Großteil an Biozidprodukten sind die Auswirkungen, die aus Einträgen in die Umwelt resultieren können, bisher nicht angemessen abgebildet. Ein nationales Monitoring-Programm, das Biozide in der Umwelt untersucht, könnte das ändern. Im Laufe des Projektes wurde ein Konzept für die Implementierung eines Biozid-Monitorings in Deutschland entwickelt und ein Priorisierungsansatz für Kompartiment-spezifische Umweltmessungen von bioziden Substanzen erarbeitet. Ergänzend wurden exemplarisch Untersuchungen mit unterschiedlichen Medien (zum Beispiel Fischbiota, Schwebstoffen, Böden und Klärschlamm) durchgeführt.
Sind Biozideinträge in die Umwelt von besorgniserregendem Ausmaß? Empfehlungen des Umweltbundesamtes für eine Vorgehensweise zur Untersuchung der Umweltbelastung durch Biozide
Über 43.000 Biozidprodukte sind auf dem deutschen Markt gemeldet, unter anderem Mittel zur Desinfektion, zum Holz- und Fassadenschutz, zur Nagetier- und Insektenbekämpfung oder Antifoulingmittel. Alle Biozide wirken bestimmungsgemäß auf Lebewesen und können in die Umwelt gelangen. Obwohl manche Biozide schon in relevanten Konzentrationen in der Umwelt gefunden wurden, sind sie noch immer unzureichend in Monitoringstudien oder Routineüberwachungsprogrammen berücksichtigt. Das UBA hat deshalb Empfehlungen für künftige, konkrete Erhebungen der Umweltbelastung mit Bioziden entwickelt und zusätzlich Listen von priorisierten Biozidwirkstoffen und relevanten Transformationsprodukten generiert. Die Stofflisten des im Jahr 2017 erschienenen Berichts wurden 2021 aktualisiert, da neue Biozidwirkstoffe genehmigt, weitere Bewertungsberichte vorgelegt und neue wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen wurden. Zusätzlich wurden zwei neue Stofflisten zur Bodenbelastung in urbanen Gebieten und die Aufnahme in terrestrische Biota beziehungsweise zur Belastung von Grundwasser in urbanen Gebieten erarbeitet, die im Bericht 2017 noch keine Berücksichtigung fanden (siehe "Addendum").
Unterschätzung des Umweltrisikos durch Nichtberücksichtigung gleichzeitiger Anwendungen von Biozidprodukten: Kumulative Expositionsbeurteilung und Risikocharakterisierung von Biozidprodukten
Die Biozidproduktverordnung (BiozidVO, 528/2012) führt aus, dass „die Bewertung […] die folgenden Faktoren berücksichtigen soll: „[…] (d) kumulative Wirkungen, (e) synergistische Wirkungen”. Biozide Wirkstoffe sind häufig in vielen unterschiedlichen Produkten enthalten. Oft werden sie in unterschiedlichen Anwendungen eingesetzt. Dennoch werden in der Regel bei der Expositionsbeurteilung nur einzelne Verwendungen bewertet. Dies kann die tatsächlichen Konzentrationen der Wirkstoffe in der Umwelt unterschätzen. Wie können kumulative und synergistische Wirkungen bei der Biozidzulassung berücksichtigt werden? Derzeit gibt es nur wenige Hinweise zu dieser Aufgabenstellung in den „Technical Notes for Guidance on Product Evaluation“ (TNsG on product evaluation, EU, 2002). Hinzu kommt, dass auch keine Anleitung verfügbar ist, wie bei der umweltbezogenen Risikobewertung von Biozidprodukten gleichzeitige Expositionen der Umwelt durch einen Wirkstoff zu berücksichtigen sind, die aus der Verwendung in verschiedenen Anwendungen und/oder in verschiedenen Produkten entstehen. Mit der Risikobewertung multipler gleichzeitiger Umweltexpositionen sind verschiedene rechtliche Fragen verbunden. Diese Fragen werden im Rahmen der vorliegenden rechtlichen Analyse adressiert und die Ergebnisse dieser Analyse anhand von Fallstudien im zweiten Teil des Berichts anschaulich diskutiert.
Umwelteinträge von Materialschutzmitteln: Realitätsnahe Erfassung des Umweltrisikos durch verbesserte Charakterisierung des Auswaschverhaltens von Bioziden aus behandelten Materialien im Außenbereich
Dieser Bericht unterstützt die Umsetzung europäischer Regelungen für Biozidprodukte der Produkttypen 7, 9 und 10 aus der Hauptgruppe der Materialschutzmittel. Die Freisetzung von Wirkstoffen aus Materialschutzmitteln in Umweltkompartimente kann bei Niederschlagsereignissen auftreten. Die Risikocharakterisierungen basieren auf Abschätzungen von Umweltkonzentrationen der betrachteten Stoffe. Hierfür sind harmonisierte Testverfahren erforderlich, um eine Beeinflussung der Umwelt durch Auswaschung der Substanzen aus Materialien vorherzusagen. Siebzehn behandelte Waren, vor allem Farben, aber auch ein Textil, Dichtungsbänder und Dichtungsmassen wurden bei periodischem Wasserkontakt untersucht, um die Anwendbarkeit des vorgeschlagenen Laborverfahrens nachzuweisen.
Prüfung und Empfehlung von Alternativen zur Biozid-Anwendung - Berichtsteil II Konzept zur Entwicklung und Validierung von Kriterien zur Bewertung von biozidfreien Alternativen
Der Berichtsteil II des Projektes beschreibt ein erstes Konzept zur Bewertung biozidfreier Alternativen mittels festgelegter nachvollziehbarer Kriterien. Anhand konkreter Beispiele werden biozidfreie Alternativen im Hinblick auf ihre Zweckmäßigkeit und Konkurrenzfähigkeit mit Bioziden verglichen. Das Konzept soll eine Grundlage für die Akzeptanz von Alternativen und deren Verwendung anstelle von Bioziden schaffen und als Voraussetzung für eine behördliche Empfehlung von Alternativen herangezogen werden.
Vorbereitung der Entscheidung über eine mögliche Zulassung kreosothaltiger Holzschutzmittel in Deutschland
Das Gutachten gibt einen Überblick über die noch bestehenden Einsatzbereiche von Kreosot-behandelten Hölzern. Darüber hinaus wurde der Kenntnis- und Entwicklungsstand über mögliche Alternativen (im chemischen Holzschutz oder mit anderen Materialien) zum Einsatz von Teeröl erarbeitet, um ein realistisches Bild davon zu erhalten, welche Bedeutung Kreosot in Deutschland derzeit noch hat und ob und in welchem Umfang ein Ausstieg aus Kreosot möglich ist. Hierbei wurden neben Ersatzstoffen insbesondere die Verwendung anderer Materialien, aber auch andere Maßnahmen wie zum Beispiel technische Maßnahmen zur Emissionsminderung, im Hinblick auf ihre Marktreife betrachtet. Darüber hinaus wurden Verwender des Kreosots im Holzschutz, Nutzer von mit Kreosot behandeltem Holz sowie Entwickler von alternativen Maßnahmen und Verfahren befragt. Die Ergebnisse der Recherche wurden in einem Workshop mit Vertretern der verschiedenen Bereiche diskutiert und die Ergebnisse dokumentiert. Das Gutachten kann den im Biozidverfahren beteiligten Behörden bei der anstehenden Zulassungsentscheidung von Holzschutzmitteln auf Basis des Kreosots als Entscheidungshilfe dienen.
Entwicklung eines Emissionsszenariodokumentes für Repellentien und Lockmittel (Produktart 19)
Die Biozid-Produktart (PT) 19 umfasst Repellentien und Lockmittel und gehört zur Hauptgruppe 3, den Schädlingsbekämpfungsmitteln. Produkte der PT 19 werden zur Fernhaltung/Abwehr oder Köderung von Schadorganismen (wirbellose Tiere wie z.B. Flöhe, Wirbeltiere wie z.B. Vögel) verwendet. Hierzu gehören auch Produkte, die entweder unmittelbar oder mittelbar für die menschliche Hygiene oder die Hygiene im Veterinärbereich verwendet werden. Der häufigste Eintragspfad von Repellentien und Lockmittel in die Umwelt ist der Eintrag über eine Kläranlage in Gewässer, jedoch ist auch ein direkter Eintrag in Oberflächengewässer, beispielsweise durch die Anwendung auf der menschlichen Haut und anschließendem Baden möglich. Im Rahmen dieses Gutachtens wurde ein Emissionsszenariodokument (ESD) für Repellentien und Lockmittel (PT 19) entwickelt, um anhand dieser EU-weit abgestimmten Bewertungsgrundlage eine adäquate Umweltexpositionsbewertung durchführen zu können.
„Für Mensch und Umwelt“ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
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