Das Umweltbundesamt hat in einer Stoffbewertung die beiden registrierten Perchlorate Natriumperchlorat und Ammoniumperchlorat geprüft. Anlass war der Hinweis auf endokrine Wirkungen auf Organismen, die hohen Einträge in die Umwelt sowie die hohe Mobilität und Persistenz des Perchloratanions in Gewässern.
Das biologisch aktive Perchlorat-Anion hemmt bei verschiedenen Tierarten (Säuger, Fische, Amphibien) einen Ionenkanal, über den normalerweise Iodid in der Schilddrüse angereichert wird. Dies führt dazu, dass in der Schilddrüse nicht mehr genug von den Hormonen Thyroxin und Triiodthyronin gebildet werden können und es somit zu verschiedenen schwerwiegenden Effekten in Organismen kommen kann.
Die in der Stoffbewertung geprüften Studien bestätigen diesen Wirkmechanismus.
Im Zusammenhang mit dem gestörten Thyroidhormon Signalweg konnten histopathologische Veränderungen der Schilddrüse, gestörte Metamorphose, Entwicklungsstörungen und Wachstumsanomalien in Fröschen beobachtet werden. Darüber hinaus wurden auch Effekte auf die Reproduktion (verspätete Entwicklung der Geschlechtsorgane, gestörte Fruchtbarkeit und gestörtes Reproduktionsverhalten) von Fischen festgestellt.
Ammonium- und Natriumperchlorat werden vor allem als Oxidationsmittel in Raketentreibstoffen, Sprengstoffen oder seltener in Feuerwerk und Fackeln verwendet. Allerdings entstehen aus diesen Verwendungen keine hohen Umwelteinträge. Die Umweltfracht an Perchloraten stammt überwiegend aus anderen Quellen, vor allem aus der Verwendung von Vorläufersubstanzen (Chlorat, Hypochlorit), z.B. in Düngemitteln und Bleich- und Desinfektionsmitteln. In der Umwelt können sich diese Vorläufersubstanzen dann zu den langlebigen Perchloraten umwandeln. Wegen der hohen Mobilität und Langlebigkeit des Perchlorats wird es dann weiträumig und dauerhaft in der aquatischen Umwelt verbreitet.
Derzeit wird in einem Projekt des Umweltbundesamtes das Vorkommen von Perchloraten in der Umwelt an "hotspots", an denen große Mengen chlorhaltiger Chemikalien zum Einsatz kommen (Häfen, Auslauf von Kläranlagen etc.), analytisch ermittelt. Die Beprobung der „hotspots“ erfolgt wiederholt zu verschieden Zeiten um auch saisonale Schwankungen zu erfassen. Um die Perchloratbildung in Beziehung zu den Vorläufersubstanzen setzen zu können, werden an den "hotspots" ebenfalls die Konzentration wichtiger potentieller Vorläufer (wie z.B. Chlorat, Hypochlorit, freies und gebundenes Chlor etc.) sowie weitere Parameter wie pH und Salinität gemessen. Die Ergebnisse des Projektes tragen zum besseren Verständnis der Perchloratbildung aus den Vorläufersubstanzen bei. Das Projekt hat eine Laufzeit von zwei Jahren bis Ende 2020. Die Untersuchungen werden von der Firma AquaEcology aus Oldenburg durchgeführt.
Aufgrund der besorgniserregenden Eigenschaften des Perchloratanions in der Umwelt, erwägt das Umweltbundesamt als Ergebnis der Stoffbewertung und den analytischen Umweltuntersuchungen, der EU Maßnahmen zur Minimierung des Umwelteintrags von Perchloraten vorzuschlagen.
Weitere Informationen zu Natriumperchlorat und Ammoniumperchlorat erhalten Sie durch den GSBL (Gemeinsamer Stoffdatenpool Bund/Länder). Diese öffentliche Datenbank über chemische Stoffeigenschaften und ihren rechtlichen Regelungen ist auch direkt unter www.gsbl.de zu erreichen.