Polychlorierte Naphthaline (PCN)

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Strukturformel von Polychlorierten Naphthalinen
Quelle: Umweltbundesamt

Polychlorierte Naphthaline (⁠PCN⁠) umfassen 67 mögliche ⁠Kongenere⁠ in sieben homologen Gruppen, die zwei bis acht Chlorsubstituenten am aromatischen Naphthalingerüst aufweisen. Strukturell ähneln die PCN den ⁠PCB⁠. Der Großteil der industriell hergestellten PCN besteht aus einer Mischung aus mehreren Kongeneren.

Rechtlicher Hintergrund

PCN, inklusive di-, tri-, tetra-, penta-, hexa-, hepta- und octa-CN wurden 2015 in Anlage A (Eliminierung) und C (Unerwünschte ⁠Nebenprodukte⁠) des ⁠Stockholmer Übereinkommens⁠ aufgenommen. In der Europäischen Union ist die Produktion, das Inverkehrbringen und die Verwendung von PCN durch die Aufnahme in Anhang I und Anhang III Teil B der ⁠EU POP-Verordnung⁠ verboten. Die Anhänge IV und V der EU POP-Verordnung enthalten abfallrechtliche Bestimmungen für PCN.

Produktionsdaten/unbeabsichtigte Entstehung

Die globale Produktion von PCN wurde in den 1970ern praktisch eingestellt und PCN wurden durch PCB ersetzt, welche ihrerseits in einer Vielzahl von Anwendungen durch chlorierte Paraffine (CP) ersetzt wurden. Seit 1989 werden in Deutschland keine PCN mehr produziert.

Verbrennungsprozesse wie die Verbrennung von Abfällen, die Herstellung von Sekundär-Kupfer und -Aluminium, die Chlor-Alkali Elektrolyse und metallurgische Prozesse zur Herstellung von Magnesium können für die unbeabsichtigte Entstehung von PCN verantwortlich sein. Zusätzlich können PCN auch bei natürlichen Verbrennungsprozessen von Holz, z. B. bei Waldbränden, entstehen.

Verwendung und Vorkommen in Erzeugnissen und Abfällen

PCN fanden früher unter anderem Verwendung als Holzschutzmittel, Additive für Farben, wasserfeste Metallfarben und Motorenöle. Außerdem wurden sie für Speziallösungsmittel mit hohem Siedepunkt, chemikalienbeständige Messgerätflüssigkeiten, Kabelisolierung, zum Imprägnieren von Papieren und als Schmiermittel eingesetzt. Des Weiteren wurden sie in Produkten zum Umgießen von Elektronik- oder Automobilbauteilen, bei der Herstellung von Präzisions-Gussteilen, in Flammschutzmitteln, in Härteschutzmasse beim Aufkohlen von Metallen, in Transformatoren und in Kondensatoren verwendet. Weiterhin wird von Anwendungen in Harzen, Gummi, Kunststoffen, Fugen- und Dichtungsmassen, Talg, und in der Rüstungsindustrie bei der Herstellung von Nebelgranaten berichtet.

In einem Forschungsvorhaben des Umweltbundesamts wurde festgestellt, dass der größte Teil der PCN-haltigen Produkte bereits entsorgt ist. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass aufgrund der ehemaligen Anwendungen in Fugen- und Dichtungsmassen und in Anstrichen für Metallkonstruktionen auch zukünftig noch Abfälle anfallen.