Energieverbrauch und Energieeffizienz in Deutschland in Zahlen

In der Abbildung ist ein Balkendiagramm dargestellt, welches den jährlichen Endenergieverbrauch zwischen 1990 und 2023 darstellt. Darüber hinaus sind Endenergieproduktivität und Bruttoinlandsprodukt darüber als Liniendiagramm abgebildet. Es ist ersichtlich, dass Endenergieproduktivität stetig steigt, ebenso das Bruttoinlandsprodukt, welches jedoch einen sichtbaren Einbruch im Jahr 2009 und 2020 aufzeigt.zum Vergrößern anklicken
Die Endenergieproduktivität in Deutschland steigt seit 1990 kontinuierlich.
Quelle: Umweltbundesamt

Den Energieverbrauch zu reduzieren, ist zentrale Säule der Energiewende und entscheidend für den Klimaschutz. Denn jede Kilowattstunde, die nicht verbraucht wird, verringert den Bedarf bei der Energiebereitstellung, sei es fossil oder erneuerbar. Das Umweltbundesamt zeigt die Entwicklung des Endenergieverbrauchs und der Energieeffizienz in Deutschland absolut und nach Sektoren seit 1990.

Inhaltsverzeichnis

 

Einsparung beim Energieverbrauch wesentlich für den Klimaschutz

Den Energieverbrauch, also den Verbrauch von Kraftstoffen, Wärme, Strom zu reduzieren, ist zentrale Säule der Energiewende und wesentliche Voraussetzung für einen effektiven ⁠Klimaschutz. Dies belegen zahlreiche Klimaschutzszenarien. Zum Energiesparen trägt einerseits bei, die gewünschte „Leistung“ mit weniger ⁠Endenergie⁠ zu erreichen („Effizienz“-Strategie). Andererseits gilt es auch zu hinterfragen, welcher scheinbare „Bedarf“ wirklich benötigt wird („Suffizienz“-Strategie). Das 2023 verabschiedete Energieeffizienzgesetz (EnEfG) verbessert den Rahmen für Effizienzsteigerungen und Energiesparen in Deutschland und legt erstmals verbindliche Energieeinsparziele gesetzlich fest. Der Handlungsbedarf zur Energieeinsparung ist groß: Der ⁠Endenergieverbrauch⁠ (EEV) in Deutschland stagniert seit 2008 weitgehend und sinkt erst seit 2020 minimal. Die Abweichung des EEV zu den gesetzlichen Zielen wuchs 2015 bis 2019 an und bleibt seither auf hohem Niveau. Die Diagramme „Energieverbrauch und Energieeffizienz in Deutschland“ und die nachfolgende Zusammenfassung stellen dar, wie sich Endenergieverbrauch, Endenergiemix und die Endenergieeffizienz für Deutschland sowohl insgesamt als auch differenziert nach einzelnen Sektoren bisher entwickelt haben.

 

Entwicklung von Endenergieverbrauch und Energieeffizienz bis 2023

Endenergieverbrauch⁠ sinkt 2023 zum zweiten Mal in Folge auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren

Der Endenergieverbrauch in Deutschland sank von 1990 bis 2018 nur leicht, beziehungsweise stagnierte weitgehend. Erst seit 2019 geht der gesamte Endenergieverbrauch spürbarer zurück, unter anderem in Folge der Corona-Pandemie sowie des Kriegs gegen die Ukraine („Energiekrise“) und der jeweils entsprechenden Maßnahmen. Im Jahr 2023 sank der Endenergieverbrauch um 12,5 Prozent gegenüber 2008 und damit auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren. Der EEV näherte sich damit dem Zielpfad gemäß EnEfG wieder etwas an: § 4 Abs. 1 Nr. 1 EnEfG sieht bis 2030 eine Minderung auf 1.867 Terawattstunden vor. Gegenüber 2022 beträgt die Reduzierung im Jahr 2023 4,2 Prozent. Damit sank der Endenergieverbrauch nach dem „Corona-Einbruch“ und anschließendem Wiederanstieg zum zweiten Mal in Folge. Deutlich wird aber auch, dass weiterer Handlungsbedarf besteht: Der Endenergieverbrauch lag 2023 noch gut sieben Prozent über dem Zielpfad.

In der Abbildung ist ein Balkendiagramm dargestellt, welches den jährlichen Endenergieverbrauch zwischen 2008 und 2023 darstellt. Darüber hinaus ist das absolute Endenergieverbrauchsziel für 2030 aus dem Energieeffizienzgesetz als roter Balken abgebildet, sowie eine schwarze Linie von 2008 zum Effizienzziel. Es ist ersichtlich, dass der Endenergieverbrauch bis 2019 stagnierte, und in den letzten Jahren leicht gemindert wurde und sich somit an den Zielpfad annähert. Gleichzeitig zeigt sich Handlungsbedarf.
Der Endenergieverbrauch ist 2021 bis 2023 gesunken und nähert sich dem Zielpfad für 2030 an.
Quelle: Umweltbundesamt

Energieeffizienz wächst

Der sinkende ⁠Endenergieverbrauch⁠ seit 2019 und das steigende Bruttoinlandsprodukt führten dazu, dass die Energieproduktivität als ökonomisches Maß für die Energieeffizienz in den Jahren 2022 und 2023 sehr deutlich anstieg, und zwar im Jahr 2023 um 55,9 Prozent im Vergleich zu 2008, und 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Blick auf die Wirtschaftsentwicklung zeigt, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP), unabhängig von der Diskussionswürdigkeit als wirtschaftlicher Kernindikator, insgesamt trotz der absoluten Minderung des Endenergieverbrauchs gestiegen ist.

Industrieverbrauch sinkt 2023, Energieproduktivität steigt

Der Endenergieverbrauch (EEV) der Industrie stagnierte nach der Finanzkrise 2009 bis 2018 auf relativ konstantem Niveau. Im Jahr 2023 reduzierte sich der EEV um rund 12,7 Prozent im Vergleich zu 2008. Gegenüber dem Vorjahr beträgt die Minderung 6,1 Prozent. Den EEV der Industrie beeinflussen insbesondere strukturelle Effekte wie Produktion oder Konsum, Energieeffizienzmaßnahmen und Elektrifizierung von fossilen Prozessen oder die Energiepreise. Die Bruttowertschöpfung des Industrie-Sektors stieg, abgesehen von Effekten der Wiedervereinigung nach 1990 und der „Finanzkrise“ 2009, kontinuierlich bis 2018 an. Seitdem verzeichnet die Industrie eine sinkende Bruttowertschöpfung. Die Endenergieproduktivität wurde im Trend bis 2019 kontinuierlich gesteigert.

Gewerbe, Handel, Dienstleistungen mindern Energieverbrauch stetig

Der Endenergieverbrauch des Sektors Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD) geht seit 1990 kontinuierlich zurück. Gegenüber 2008 sank der Energieverbrauch im Jahr 2023 um 25,3 Prozent, gegenüber dem Vorjahr um 4,3 Prozent. Die Bruttowertschöpfung des GHD-Sektors nimmt seit 1991 kontinuierlich zu. Im Vergleich zum Industriesektor werden EEV und Bruttowertschöpfung des Sektors weniger stark von Krisen-Effekten beeinträchtigt. Der konstant sinkende Endenergieverbrauch sowie die steigende Bruttowertschöpfung führen zu einer stetig zunehmenden Endenergieproduktivität.

Verbrauch der Haushalte bis 2021 auf hohem Niveau

Der Endenergieverbrauch der Privathaushalte in Deutschland verharrt seit 1990 auf relativ konstantem Niveau. Erst 2022, und stärker noch 2023, sinkt der Endenergieverbrauch wieder. Die Minderung im Jahr 2023 beträgt 13,1 Prozent gegenüber 2008 und 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Während der Corona-Pandemie ab 2019 stieg der EEV des Sektors leicht an (u.a. mehr Zeit im Haushalt sowie Homeoffice). Stärker wirken sich allerdings Witterungseffekte und kalte ⁠Witterung⁠ aus, wie der Anstieg 2021 verdeutlicht. Im Jahr 2022 machen sich unter anderem die Bemühungen zum Energiesparen der privaten Haushalte als Reaktion auf den Krieg gegen die Ukraine und die drohende Gasmangellage, sowie die hohen Energiepreise bemerkbar.

Energieverbrauch im Verkehr steigt seit 2020 wieder

Der Endenergieverbrauch (EEV) im gesamten Verkehrssektor stieg zwischen 2000 und 2018 stetig an. Erst mit der Corona-Pandemie sank der EEV des Sektors im Jahr 2020 erstmals deutlich, unter anderem aufgrund der Maßnahmen zur Einschränkung der Mobilität sowie dem Aufkommen von Home-Office. Seitdem stieg der Endenergieverbrauch wieder etwas an. Trotzdem beträgt die Minderung noch 4,2 Prozent im Vergleich zu 2008. Gegenüber dem Vorjahr reduzierte sich der EEV leicht um 0,3 Prozent.

 

Energieverbrauch macht Fortschritte, aber weitere Anstrengungen und Maßnahmen für Zielerreichung notwendig

Die Trendbetrachtung zeigt nach vielen Jahren der Stagnation erstmals größere Minderungen des Energieverbrauchs. Die Ursachen sind vielfältig und unterscheiden sich zudem von Sektor zu Sektor. So sind Corona-Pandemie und deutliche Energiepreissteigerungen im Zuge des Angriffskriegs gegen die Ukraine deutliche Sondereffekte. Diese beschränken sich bei weitem nicht auf den Energiemarkt. Auch die Politik hat in beiden Krisen mit neuen Politikinstrumenten und Maßnahmen reagiert. Diese haben einerseits zu verhaltensbedingten Energieeinsparungen in allen Sektoren geführt, und andererseits die Steigerung der Energieeffizienz und die zukunftsfähige Transformation von Haushalten, öffentlicher Hand und Unternehmen vorangetrieben. Ohne die Energiespar- und Energieeffizienz-Maßnahmen der Bevölkerung und Unternehmen wäre der erste Winter der „Energiekrise“ nicht so glimpflich verlaufen, hätten deutlich mehr klimaschädliche Energieträger wie Öl oder Kohle verbrannt werden müssen, und wäre die Abhängigkeit von Energieimporten stärker. Die Steigerung der Energieeffizienz und verhaltensbedingtes Energiesparen als die zwei Strategien zur Energieverbrauchsminderung sind also nicht nur in der Theorie zentral für die Energiewende, sondern zeigen auch in der Praxis Wirkung. Insofern können wir durchaus auch mit gewissem Stolz auf die erfolgreiche Krisenbewältigung zurückblicken. Noch befinden wir uns beim ⁠Endenergieverbrauch⁠ nicht auf dem notwenigen Zielpfad, aber wir nähern uns diesem zumindest wieder an. Ein Stück weit hoffnungsvoll stimmt, dass die Reduktion des Endenergieverbrauchs 2023 das zweite Jahr in Folge anhält. Umso wichtiger ist es, mit der Politik zum Energiesparen und zur Steigerung der Energieeffizienz nicht nachzulassen, sondern diese konsequent weiter zu stärken und auf alle Sektoren auszudehnen.