Wie betrifft der Klimawandel die Tourismuswirtschaft?
Der Tourismus ist für Deutschland ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Es besteht eine enge Verbindung zwischen Tourismus und Natur, dadurch sind touristische Aktivitäten sensibel für klimatische Veränderungen. Am deutlichsten wird dies am Beispiel des Rückgangs der natürlichen Schneesicherheit, der wintertouristisch geprägte Destinationen vor Herausforderungen stellt. Die Folgen des Klimawandels sind weitreichend und können sich je nach Destination auf unterschiedliche Weise äußern: beispielsweise werden
- touristische Infrastrukturen durch Extremereignisse stärker beansprucht mit steigenden Kosten für die Instandhaltung;
- eine Verschlechterung der Gewässerqualität schränkt die touristische Nutzbarkeit ein;
- eine Häufung von Niedrigwasserständen beeinträchtigt die Schifffahrt;
- Extremereignisse wie Unwetter, Waldbrände, Hochwasser oder andere Naturgefahren können die Sicherheit von Touristinnen und Touristen gefährden.
Warum sollte sich die Tourismuswirtschaft anpassen?
Der Klimawandel und damit verbundene Veränderungen wirken sich nicht immer unmittelbar auf die touristische Nachfrage aus. Grund dafür ist, dass diese stets nur einen Teil bei der Reiseentscheidung darstellen. Außerdem werden die Auswirkungen des Klimawandels sehr stark von der individuellen Wahrnehmung und Erfahrung der Reisenden bestimmt. Insbesondere im Tagestourismus können Veränderungen im Reiseverhalten allerdings relativ direkt spürbar werden. Grund dafür ist die hohe Flexibilität der Tagesgäste in Bezug auf die Reisezeit, die Destination und die Urlaubsart. Dies ist zum Beispiel nach plötzlichen extremen Ereignissen wie Naturkatastrophen der Fall. Aber auch langfristige Veränderungen können dazu führen, dass bestimmte Aktivitäten oder Attraktionen nicht oder nur noch eingeschränkt angeboten werden können, was in der Folge zu einem Ausbleiben von Touristinnen und Touristen und Umsatzeinbrüchen in der Tourismusbranche führen kann. Ziel der Anpassung ist es daher, die touristische Attraktivität einer Destination auch unter zukünftigen Klimaverhältnissen zu erhalten.
Steht Klimawandelanpassung im Widerspruch zu Klimaschutzmaßnahmen?
Der Tourismus ist wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig auf eine intakte Natur angewiesen, welche durch den Klimawandel und weitere menschliche Umwelteingriffe immer mehr gefährdet wird.
Dabei trägt auch der Tourismus selbst zur Gefährdung seiner eigenen Geschäftsgrundlage bei. Beispielsweise werden 5 - 8 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen durch den Tourismus verursacht. Der Tourismus steht daher vor der Aufgabe, einen Beitrag zur Minderung des Klimawandels zu leisten, gleichzeitig aber auch eine vorausschauende Anpassung an den Klimawandel voranzutreiben. Was dies konkret für den Tourismus bedeutet und wie diese beiden Strategien miteinander verbunden werden können, wird in einer Broschüre "Klimaanpassung und Klimaschutz im Kontext des Tourismus" erläutert werden.
Forschungsprojekt zu den Folgen des Klimawandels für den Tourismus
Mit dem Forschungsprojekt „Folgen des Klimawandels für den Tourismus in den deutschen Alpen- und Mittelgebirgsregionen und Küstenregionen sowie auf den Badetourismus und fluss-begleitende Tourismusformen (z.B. Radwander- und Wassertourismus)“ wurden die Auswirkungen des Klimawandels auf deutsche Tourismusdestinationen untersucht, bestehende Fördermöglichkeiten bewertet und Anpassungsmaßnahmen entwickelt. Weitere Informationen und Zwischenergebnisse können in der Projektdokumentation nachgelesen werden.
Wie kann sich der Tourismus an den Klimawandel anpassen?
Kenntnisse über die zukünftig zu erwartenden klimatischen Verhältnisse sind die Grundlage für alle weiteren Schritte.
Dafür wurde ein Klimainformationssystem entwickelt. Dieses Online-Tool soll die Klimaänderungen der Vergangenheit abbilden und einen Ausblick auf ein mögliches zukünftiges Klima in allen deutschen Tourismusregionen geben. Verschiedene klimatische Kennzahlen können als interaktive Karte, Datentabelle oder Zeitreihe angeschaut werden. In einer Kurzanleitung werden verschiedene Funktionen des Klimainformationssystems erklärt.
Die Anpassung an den Klimawandel ist ein langfristiger Prozess, umso mehr ist eine strategische Vorgehensweise wichtig. Dafür wurde ein Handlungsleitfaden speziell für Destinationsmanagerinnen und -manager entwickelt, der hierbei eine Hilfestellung bieten soll. In sieben Modulen von der Vorbereitung bis zu der Evaluierung des Fortschritts wird der Anpassungsprozess dargestellt und durch Checklisten, Praxisbeispiele und Informationen zu Förderungsmöglichkeiten ergänzt.
Der erste Schritt einer Anpassungsstrategie ist die Untersuchung der gegenwärtigen und zukünftigen Gefahren für die Destination infolge des Klimawandels. Im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel wurde daher eine deutschlandweite, sektorenübergreifende Vulnerabilitätsanalyse durchgeführt, auch für das Handlungsfeld Tourismus. Deren Aktualisierung wird 2021 veröffentlicht.
Darüber hinaus kommt der Auswahl passender Anpassungsmaßnahmen eine zentrale Bedeutung bei der Verringerung der Verwundbarkeit gegenüber Klimawandelfolgen zu. Informationen zu möglichen Maßnahmen, die speziell für den Tourismus relevant sind, sollten steckbriefartig zusammengestellt werden: jeweils die ökologischen Vor- und Nachteile, sozio-ökonomische Aspekte, Kosten und Umsetzungshindernisse mit Beschreibung von Lösungen.
In der Tatenbank kann ein Überblick über bereits erprobte Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel gewonnen werden. Über die Filterfunktion können z.B. nur Maßnahmen mit Relevanz für den Tourismus angezeigt werden.
Dabei wird auch deutlich, dass sich Maßnahmen selten nur einem Handlungsfeld allein zuordnen lassen.