Hintergrund und Ziele
Mit dem Aufbau eines regionalen Netzwerks, einem web-basierten Wissensmanagementsystem für die Emscher-Lippe-Region und einem regionsumfassenden Roadmap-Prozess unterstützt DynAKlim die Region Emscher-Lippe bei deren Entwicklung zu einem pro-aktiv und innovativ handelnden Ballungsraum mit einer wesentlich gestärkten Anpassungsfähigkeit.
Das DynAKlim-Arbeitsprogramm umfasst interdisziplinäre Forschungsarbeiten zu den Auswirkungen auf den regionalen Wasserkreislauf, Pilotprojekte zur Erprobung flexibler Anpassungsmaßnahmen und die Erarbeitung umsetzungsorientierter Lösungen zu allen technischen, wirtschaftlichen, regionalpolitischen und gesellschaftlichen Aspekten im Bereich "regionale Adaptation".
Die Projektregion Emscher-Lippe umfasst 52 Städte und Gemeinden, darunter Duisburg, Essen, Bochum und Dortmund. Emschergenossenschaft und Lippeverband, drei Regierungspräsidien, der Regionalverband Ruhr (RVR) sechs Industrie- und Handelskammern sowie drei Handwerkskammern übernehmen in der Region Aufgaben der (Selbst-)Verwaltung. Nicht zuletzt ist die Projektregion über die Flussgebiete hinaus eng mit den umliegenden Kommunen, Wirtschaftsstrukturen und Wasserverbänden verzahnt.
Zur Strukturierung der Projektarbeit wurden sechs Teilziele formuliert, die gemeinsam zum Erreichen der zentralen Projektziele beitragen:
- Politik, Planung und Verwaltung: In enger Zusammenarbeit mit den Entscheidungs- und Verantwortungsträgern der Kommunen, mit den Institutionen auf regionaler Ebene und mit zivilgesellschaftlichen Akteuren werden konkrete Wege für eine verbesserte regionale Governance und ein wirksames Anpassungsmanagement entwickelt und beschritten.
- Im Teilziel Finanzierung und Organisation wird untersucht, wie wasserwirtschaftliche (Dienst-)Leistungen künftig klimarobust organisiert und finanziert werden können. Gemeinsam mit regionalen Partnern werden ein Entscheidungsunterstützungssystem sowie anpassungsfähige, effiziente Organisations- und Finanzierungsmodelle entwickelt.
- Das Teilziel Innovation und Wettbewerbsfähigkeit stärkt den Anpassungsprozess der regionalen Wirtschaft insgesamt mit dem Ziel, Markt- und Innovationspotenziale zu erkennen, zu nutzen und zu stärken. Dazu wird gemeinsam mit den Akteuren der Region eine Strategie für eine klimafokussierten Wirtschaftsförderung entwickelt.
- Das Teilziel Wasserwirtschaft adressiert neue Konzepte der nachhaltigen Bewirtschaftung des Wasserhaushalts, Anpassungsstrategien, Planungsprozesse und Technologielösungen, mit denen den Auswirkungen des Klimawandels auf Wasserversorgung, Siedlungsentwässerung und Stadtklima zukünftig antizipierend und mit höherer Flexibilität begegnet werden kann.
- Vernetzung und Wissensmanagement bringen die Akteure der Region zusammen, bauen effiziente Abstimmungs- und Arbeitsstrukturen auf und stärken den Wissenstransfer in der Region, um die Entwicklung und Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen zu bündeln. Ziel ist die Institutionalisierung und Verstetigung des DynAKlim-Netzwerks, das die Entwicklung und Umsetzung der Roadmap 2020 gewährleistet.
- Roadmap 2020 initiieren, gemeinsam erarbeiten, nachhaltig nutzen: Mit der Roadmap erarbeitet sich die Region den Orientierungs- und Umsetzungsrahmen für eine regionsumfassende Adaptationsstrategie, die bisher isolierte Einzelthemen bündelt und Ziele, Prioritäten und Aktivitäten der regionalen Akteure koordiniert und zeitlich strukturiert.
Laufzeit
bisUntersuchungsregion/-raum
- Deutschland
- Nordrhein-Westfalen
- Links- und rechtsrheinische Mittelgebirge
- Westdeutsche Tieflandsbucht
Emscher-Lippe-Region
Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel
Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben
Klimaszenarien prognostizieren für Deutschland neben nassen und mäßig kalten Wintern insbesondere heißere und trockene Sommer mit wiederkehrenden Starkregenereignissen. Für die Emscher-Lippe-Region wird eine Zunahme der mittleren Jahrestemperatur von +2°C bis zu +3,5°C bis zum Ende des Jahrhunderts erwartet. Bei der mittleren Jahresniederschlagssumme wird mit keinen signifikanten Änderungen gerechnet (+5 %), jedoch mit einer weit weniger einheitlichen Verteilung und einer wesentlichen Verschiebung der Niederschläge vom Sommer in den Winter. Es werden weiterhin regionale Klimasimulationen z.B. für das Stadtklima durchgeführt.
- Flusshochwasser
- Hitzewellen
- Veränderte Niederschlagsmuster
- Höhere mittlere Temperaturen
- Niedrigwasser
- Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
- Sturm
- Trockenheit
- kurzfristig = die nächsten Jahre/Jahrzehnte
- mittelfristig = bis 2050
Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)
Die klimatischen Veränderungen der Klimaszenarien werden spürbare Auswirkungen auf die Lebens- und Wirtschaftsbedingungen der Menschen, auf Sicherheit, Qualität und Kosten der Ver- und Entsorgung und damit auf die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit von der Region haben. Die ländlichen Kultur- und Naturräume im Lippeverbandsgebiet werden davon genauso betroffen sein wie dicht besiedelte städtische Gebiete in der Emscherregion. Betrachtete Wirkungen sind z.B. erhöhtes Hochwasserrisiko in urbanen Räumen, konkurrierende Nutzung regionaler Wasserressourcen, erhöhten (Trink-) Wasserverbrauch, sich verschlechternde Rohwasserqualitäten, Gesundheitsrisiken u.v.m.
Im Mittelpunkt des Vorhabens stehen die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf die Verfügbarkeit und Nutzung des Wassers in der Region und die damit verbundenen Folgewirkungen auf Bevölkerung, Wirtschaft und Umwelt.
Describe here, which approach for the vulnerability analysis, risks and/or chances is/was used within your project and which results emerged from it or are expected
Menschen und Schutzgüter können in Abhängigkeit von Intensität und Dauer einer Gefahrenfolge wie etwa einem Starkregenereignis sowie ihrer eigenen Vulnerabilität (Verletzlichkeit) einen Schaden erleiden. Das Vulnerabilitätsverständnis folgt dabei Smith et al. (2000): „… vulnerability is understood to be a function of exposure to climate change impacts and the adaptive capacity of a system”.
Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen
Nur wenige der Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Verwaltung sind bisher ausreichend darauf eingestellt, in den nächsten Jahren unter fortdauernden Unsicherheit zu planen und zu entscheiden, um ihre Anlagen und Leistungen effizient an die kontinuierlichen Veränderungen eines komplexen Umfelds anzupassen. Den meisten Akteuren auf lokaler und regionaler Ebene fehlen zurzeit das Wissen, die sektorübergreifende Vernetzung und langfristig wirksame Abstimmungsinstrumente, um den notwendigen regionalen Adaptationsprozess aktiv mit zu gestalten.
- 2011–2040 (nahe Zukunft)
- 2036–2065
- 2071–2100 (ferne Zukunft)
Schritt 4: Maßnahmen planen und umsetzen
Entwicklung einer Basis und wichtiger Bausteine für eine zukünftig pro-aktive, antizipierende Anpassung regionaler Planungs- und Entwicklungsprozesse an die prognostizierten Auswirkungen des Klimawandels sowie einer "Roadmap 2020" zur Klimaanpassung. Die Roadmap ermöglicht auch die Einbindung weiterer regionaler Aktivitäten, Sektoren und Handlungsfelder, die der Region für die Gestaltung des Anpassungsprozesses relevant erscheinen (z.B. Gesundheit, Mobilität, Stadtentwicklung). Zum "Roadmapping" gehören die Schritte Fakten sammeln, Fakten integrieren und Visionen entwickeln, kommunizieren sowie anwenden und Vertrauen schaffen. Im dynamischen Abstimmungsprozess des "Roadmapping" über Adaptationsrichtungen und Anpassungsschwerpunkte werden auch kontinuierlich die Erfahrungen der regionalen Akteure und die Arbeitsergebnisse aus den fünf thematischen Regionalen Plattformen des Projekts eingebracht.
Organisations-, Finanzierungs- und Tarif- bzw. Gebührenstrukturen für wasserwirtschaftliche (Dienst-)Leistungen stammen aus einer Zeit, in der Klimawandel kein Thema war. Die Anpassung an Klimawandelfolgen bringt organisatorische Herausforderungen und einen erhöhten Finanzierungsbedarf in der Wasserwirtschaft mit sich. Organisationsformen und Finanzierungskonzepte werden dahingehend untersucht, ob sie geeignet sind, den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, oder ob Neustrukturierungen erforderlich sind.
Schritt 5: Monitoring und Evaluation
Im Projekt ist ein Monitoringhandbuch entwickelt worden, in welchem ein Monitoringkonzept zur fortlaufenden Bewertung der Wirksamkeit von Anpassungsmaßnahmen beschrieben ist.
Wer war oder ist beteiligt?
Im Rahmen des Programms "Klimawandel in Regionen zukunftsfähig gestalten" (KLIMZUG) des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen (FiW) e.V.
Hochschulen: Technische Universität Dortmund; Universität Duisburg-Essen; RWTH-Aachen;
Betreiber: Emscher-Genossenschaft / Lippe-Verband;
Wirtschaft: ahu AG Wasser - Boden - Geomatik; dr. papadakis GmbH;
Institute: IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasserforschung gemeinnützige GmbH; Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung e. V. (RISP); Rufis - Ruhr-Forschungsinstitut für Innovations- und Strukturpolitik; Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH (zusätzlich regionale Netzwerkpartner und europäische Partner)
Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen e.V.
Kackertstraße 15-17
D-52072 Aachen