Klimawandel und Biodiversität - Eine Kommunikationsstrategie für den ehrenamtlichen Naturschutz

Hintergrund und Ziele

Die Auswirkungen des Klimawandels auf die ⁠Biodiversität⁠ werden vorwiegend in Fachkreisen diskutiert und auf regionaler und lokaler Ebene bislang kaum wahrgenommen. Gerade bei den überwiegend ehrenamtlichen Naturschützern vor Ort droht dieses wichtige Thema daher nur mit großer Verzögerung und durch die Filter der Medien anzukommen. Als Träger und Motor der lokalen Naturschutzarbeit sollten sie aber gezielt für dieses Themenfeld sensibilisiert und auch in die Ausarbeitung von Lösungsstrategien für den Naturschutz eingebunden werden.

Ziel des Projektes ist die fundierte und rasche Information der ehrenamtlichen Akteure im Naturschutz und ihre Einbindung in die Ausarbeitung von Lösungsstrategien. Es werden zum einen die Fragen nach Reaktionsmöglichkeiten des Naturschutzes und den Anforderungen an neue Schutzkonzepte gestellt, zum anderen sollen die zentralen Aspekte einer geeigneten Kommunikationsstrategie identifiziert und diskutiert werden. Dazu werden regionale Workshops organisiert, Informationsmaterialien erstellen und eine Internet-Seite mit Hintergrundinformationen, Newslettern und einem Diskussionsforum zur Verfügung gestellt. Dadurch soll ein Netzwerk von Aktiven entstehen, die dieses Themenfeld fachlich begleiten und sich als Multiplikatoren an der Informationsarbeit beteiligen.

Aufbauend auf dem Projekt "⁠Klimawandel⁠ und Biodiversität" ist seit Ende 2008 das NABU-Projekt "Naturschutz im Klimawandel", das ebenfalls über die Verbändeförderung des Bundesamt für Naturschutz unterstützt wird, gestartet. Hauptziele des Projektes sind die Identifikation von Handlungsoptionen und die Entwicklung von Strategien, wie die wachsenden Erkenntnisse über die Folgen des Klimawandels im Naturschutz berücksichtigt und umgesetzt werden können. So sollen gleichzeitig die ⁠Anpassungsfähigkeit⁠ der Natur gefördert und die Beiträge einer intakten Natur für den ⁠Klimaschutz⁠ und die Anpassung der Gesellschaft an die Folgen des Klimawandels genutzt werden. Zentraler Projektbaustein sind daher Wissenssynthese und Informationsaustausch zwischen den unterschiedlichen Forschungsprojekten und Akteuren des Naturschutzes bis hin zu den Naturnutzern (z.B. in Land-, Forst- und Wasserwirtschaft). In Fachgesprächen sollen die gemeinsamen oder unterschiedlichen Betroffenheiten und Interessen zwischen Naturschützern und Naturnutzern identifiziert und diskutiert werden und Handlungsempfehlungen bzw. bisherige Erfahrungen zusammengetragen werden.

Laufzeit

bis

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Deutschland
Bundesland
  • Baden-Württemberg
  • Bayern
  • Berlin
  • Brandenburg
  • Bremen
  • Hamburg
  • Hessen
  • Mecklenburg-Vorpommern
  • Niedersachsen
  • Nordrhein-Westfalen
  • Rheinland-Pfalz
  • Saarland
  • Sachsen
  • Sachsen-Anhalt
  • Schleswig-Holstein
  • Thüringen

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

Verwendung der derzeitig aktuellen Szenarien und Projektionen zum ⁠Klimawandel⁠ nach ⁠IPCC⁠ (2007);

Zusammenarbeit mit Norddeutschem Klimabüro hinsichtlich regionaler Klimaprojektionen;

keine eigenen Klimaszenarien

Parameter (Klimasignale)
  • Veränderte Niederschlagsmuster
  • Höhere mittlere Temperaturen
  • Meeresspiegelanstieg und Sturmfluten
Weitere Parameter 

Schneebedeckung, Extremereignisse

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Mögliche ⁠Klimafolgen⁠ sind Veränderungen im zeitlichen Gefüge von Ökosystemen, Veränderungen der Verbreitungsgebiete von Arten beziehungsweise der Artenzusammensetzung und -vielfalt an einem Standort und Konsequenzen für die ⁠Landnutzung⁠. Die betrachtete Frage ist, wie viel ⁠Klimawandel⁠ die Natur verträgt.

Klimawandel gehört zur Erdgeschichte: Das ⁠Klima⁠ auf der Erde hat sich in den letzten Jahrmillionen immer wieder geändert, die Natur hat sich angepasst. Doch diese bisherigen Veränderungen sind mit dem heutigen Klimawandel nicht vergleichbar, da die durchschnittliche globale Temperatur außerordentlich schnell und stark steigt. Tiere, Pflanzen und Lebensgemeinschaften, die sich nicht schnell genug anpassen können, sind daher gefährdet. Hinzu kommt, dass die Natur heute durch die intensive menschliche Nutzung schon sehr stark beansprucht und geschädigt ist; viele Ökosysteme sind deshalb labil und können zusätzliche Veränderungen nicht mehr verkraften.

Schritt 2b: Vulnerabilität, Risiken und Chancen

Ansatz und Risiken / Chancen 

Vulnerabilität⁠, als Zusammenhang zwischen ⁠Sensitivität⁠, ⁠Resilienz⁠ und ⁠Anpassungskapazität⁠, wird auf den im Projekt durchgeführten regionalen Workshops ebenso thematisiert, wie die Fragen zum Bedarf nach Anpassungsmaßnahmen und zum Konfliktpotential mit anderen Nutzungsinteressen.

So wird z.B. darauf hingewiesen, dass zur hohen Vorbelastung der Ökosysteme der ⁠Klimawandel⁠ als weitere Belastung hinzukommt. Während viele Risiken, die der Klimawandel mit sich bringt, nur unzureichend wahrgenommen werden, könnte durch die große Geschwindigkeit der Veränderungen in Kombination mit den ohnehin schon stark eingeengten Entfaltungsmöglichkeiten der Natur die ⁠Anpassungsfähigkeit⁠ vieler Arten überschritten werden. Bei einer Risikobewertung führt dies dazu, dass die Vulnerabilität für ⁠Biodiversität⁠ und Naturschutz wesentlich von den Schutzzielen abhängt. Ein Festhalten am Status quo erscheint unter diesen Bedingungen aussichtslos, während der Fokus auf Prozessschutz in Schutzstrategien für Ökosystemen wesentlich bessere Aussichten auf Erfolg haben könnte.

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

In Zeiten des Klimawandels sind intakte Lebensräume besonders wichtig, denn funktionierende und gut vernetzte Ökosysteme leisten selbst einen bedeutenden Beitrag gegen den ⁠Klimawandel⁠: Sie unterstützen vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten und binden darüber hinaus beachtliche Mengen von Kohlendioxid.

Wirksamer ⁠Klimaschutz⁠ braucht dringend intakte Ökosysteme und eine naturverträgliche ⁠Landnutzung⁠. Intensive Bewirtschaftungsformen, die Entwässerung von Mooren und die Zerstörung von Wäldern fördern die klimaschädliche Freisetzung des in Böden und Pflanzen gebundenen Kohlenstoffs und führen zu einer geringeren Artenvielfalt. Aktiver Naturschutz sollte also fester Bestandteil jeder Klimaschutzstrategie sein.

Zeithorizont
  • 2071–2100 (ferne Zukunft)

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

Bundesamt für Naturschutz (BfN) und Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)

Projektleitung 

NABU-Bundesgeschäftsstelle

Ansprechpartner

NABU-Bundesgeschäftsstelle
Invalidenstraße 112
D-10115 Berlin

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Handlungsfelder:
 Biologische Vielfalt