Hintergrund und Ziele
Was ein klimawandelgerechter Regionalplan sein kann, wird seit Dezember 2014 in KlimREG analysiert. KlimREG untersucht regionalplanerische Festlegungen zur Klimaanpassung, entwickelt innovative Ansätze für ihre Weiterentwicklung und erprobt sie in drei Regionalen Planungsregionen im Zuge der Neuaufstellung ihrer Regionalpläne. Das zentrale Produkt des Projektes bildet ein praxisnahes, modular aufgebautes Methodenhandbuch für die Erstellung eines klimawandelgerechten Regionalplans.
Die Ergebnisse aus KlimaMORO verdeutlichen, dass die regionale Planungspraxis noch nicht alle relevanten Handlungsfelder der Klimaanpassung gleichmäßig berücksichtigt. Dies gilt insbesondere für einige Handlungsfelder des vorbeugenden Hochwasserschutzes, in denen die Planungspraxis Defizite gegenüber den Empfehlungen der MKRO aufweist. Daher gilt es, die Steuerungspotenziale der Regionalplanung besser zu nutzen und die Effektivität regionalplanerischer Festlegungen zur Umsetzung der Anpassungsstrategien zu steigern.
Ziel
KlimREG entwickelt und testet zusammen mit drei Praxistest-Regionen ein Methodenhandbuch zur Erstellung eines klimawandelgerechten Regionalplans. Dazu werden entsprechende Erkenntnisse aus zurückliegenden Modellvorhaben der Raumordnung und weiteren Forschungsprojekten sowie neue Anforderungen an die Regionalplanung einbezogen, um mögliche Festsetzungen für eine klimagerechte Raumentwicklung weiter zu entwickeln. Der Schwerpunkt des Modellvorhabens liegt auf den MKRO-Handlungsfeldern "Vorbeugender Hochwasserschutz", "Schutz vor Hitzefolgen", "Regionale Wasserknappheiten" und "Küstenschutz".
Laufzeit
Untersuchungsregion/-raum
- Deutschland
- Nordrhein-Westfalen
- Schleswig-Holstein
- Thüringen
drei Praxistest-Regionen: Schleswig-Holstein - Planungsraum III, Mittelthüringen, Regionalverband Ruhr
Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel
Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben
kein eigenes Klimaszenario entwickelt:
Nutzung der Erkenntnisse aus KlimaMORO I und II sowie den dort beteiligten Modellregionen
- Flusshochwasser
- Hitzewellen
- Veränderte Niederschlagsmuster
- Höhere mittlere Temperaturen
- Meeresspiegelanstieg und Sturmfluten
- Trockenheit
- kurzfristig = die nächsten Jahre/Jahrzehnte
- mittelfristig = bis 2050
Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)
Die Ergebnisse der Modellvorhaben der Raumordnung "Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel" (KlimaMORO) verdeutlichten, dass der Umgang mit den Folgen des Klimawandels bereits heute ein wichtiges Handlungsfeld für die Regionalplanung ist. Handlungsfelder der Klimaanpassung, in denen die meisten Regionalpläne Festlegungen treffen, sind die Verschiebung der Lebensräume von Tieren und Pflanzen, regionale Wasserknappheiten, Küstenschutz und die Sicherung von Retentionsflächen als Teilbereich des vorbeugenden Hochwasserschutzes in Flussgebieten. Auch der Schutz vor Hitzefolgen und die meisten Teilbereiche des vorbeugenden Hochwasserschutzes in Flussgebieten haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Die Binnenhochwasser der vergangenen Jahre zeigen aber, dass insbesondere beim vorbeugenden Hochwasserschutz Umsetzungsdefizite bestehen.
Describe here, which approach for the vulnerability analysis, risks and/or chances is/was used within your project and which results emerged from it or are expected
Das Klima verändert sich und die Folgen werden immer deutlicher spürbar. Das zeigen u.a. die vermehrten Schäden durch Hochwasserereignisse in den vergangenen Jahren. Neben der zunehmenden Gefährdung durch Überschwemmungen beeinträchtigen auch häufigere Starkregen und Hitzewellen sowie Trockenperioden das Leben, Wohnen und Wirtschaften der Menschen. Diesen Herausforderungen müssen sich Regionen stellen und die erwarteten Auswirkungen des Klimawandels frühzeitig berücksichtigen. Dabei geht es um Gefahrenabwehr, aber auch um die Nutzung von Chancen.
Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen
Die Teilziele von KlimREG zur Entwicklung eines "Klimagerechten Regionalplan" sind:
- Erarbeitung einer Synopse zum Stand der Planungspraxis;
- Instrumentencheck, der neben der Synopse des bestehenden Instrumentariums auch instrumentelle Innovationen zusammenträgt, entwickelt sowie auf ihre Umsetzbarkeit prüft;
- Systematisierung des regionalplanerischen Instrumentariums zum Klimawandel in einer praxisnahen Zusammenstellung der ausgewerteten Instrumente;
- Praxistest der Handlungsoptionen, die sich aus dem Instrumentarium ergeben, am konkreten Beispiel von drei zu aktualisierenden Regionalplänen.
Es werden Konflikte und Synergien zwischen den regionalplanerischen Instrumenten identifiziert.
Schritt 4: Maßnahmen planen und umsetzen
Um die Ergebnisse für die Regionalplanung sowie für politische Entscheidungsträger verständlich darzustellen, ist in KlimREG geplant, folgende Produkte zu erarbeiten:
- ein praxisnahes Methodenhandbuch, das innovative regionalplanerische Festlegungen zum Umgang mit den Folgen des Klimawandels darstellt, als Praxishilfe für einen "Klimagerechten Regionalplan";
- einen modularen Instrumentenbaukasten und die Integration des Baukastens in das Webportal klimastadtraum.de des BBSR: Fallstudien, Instrumentensteckbriefe und einen Instrumentenbaukasten.
Instrumentenbaukasten: Systematisierung des bestehenden Instrumentariums in einem Instrumentenbaukasten, die Identifikation von Instrumentendefiziten und die Entwicklung von innovativen Instrumenten. Folgende Forschungsleitfragen liegen der Arbeit zugrunde:
- Wie lassen sich die bestehenden regionalplanerischen Instrumente zum Klimawandel systematisieren?
- Wo werden aus Akteurssicht Defizite gesehen?
- Wie lässt sich die Wirksamkeit von Instrumenten verbessern?
- Welche neuen Instrumente oder -anpassungen sind erforderlich?
- Welche instrumentellen Innovationen sind aus regionalplanerischer Praxis realisierbar?
Praxistest klimawandelgerechter Regionalplan: Prüfung der entwickelten Instrumenteninnovationen auf ihre Umsetzbarkeit und Wirksamkeit. Folgende Forschungsleitfragen sollen die Arbeit unterstützen:
- Wie lassen sich die Instrumente eines klimawandelgerechten Regionalplans in einem Praxistest erproben?
- Was ist ein prototypisches Vorgehen für einen klimawandelgerechten Regionalplan?
- Wie lassen sich Kenntnis und Anwendung der bestehenden Rechtssetzung zur raumplanerischen Anpassung an den Klimawandel verbessern?
- Wie können eine regelmäßige Überprüfung und Neuaufstellung von Plänen sowie befristeter und bedingter Festlegungen erfolgen?
- Wie kann die Einbindung von Beurteilungen durch Fachbehörden eingeführt und umgesetzt werden?
Ferner werden Konflikte und Synergien zwischen den einzelnen Instrumenten identifiziert. Die Ergebnisse bilden eine entscheidende Grundlage für den konzeptionellen Entwurf für das Methodenhandbuch "Klimawandelgerechter Regionalplan".
Handlungshilfe Klimawandelgerechter Regionalplan: Anfertigung eines praxis- und anwendungsnahen Methodenhandbuchs "Klimawandelgerechter Regionalplan". Strukturell ist ein dreiteiliger Aufbau des Methodenhandbuchs vorgesehen. Der erste Teil enthält den Instrumentenbaukasten. In diesem Abschnitt kann sich die Regionalplanung über die bestehenden klimawandelrelevanten Instrumente sowie die in KlimREG neu entwickelten bzw. angepassten Instrumente informieren. Der zweite Teil des Methodenhandbuchs geht spezifischer auf die Umsetzung der Instrumente bei der Erstellung eines Regionalplans ein. Ausgehend von der Annahme, dass in vielen Regionen nicht nur ein, sondern mehrere klimawandelrelevante Handlungsfelder adressiert werden, zeigt das Methodenhandbuch instrumentelle Typologien auf. Die Falltypologien stellen verschiedene Instrumente aus den einzelnen Handlungsfeldern zusammen, die sich z. B. gegenseitig positiv oder negativ beeinflussen können, und beziehen mögliche Konflikt- und Synergiepunkte zwischen den Instrumenten ein. Der dritte Teil enthält eine Handlungshilfe für ein prototypisches Vorgehen zur Erstellung sowie Mindestmerkmale und Qualitätsmaßstäbe eines klimawandelgerechten Regionalplans.
Wer war oder ist beteiligt?
Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI)
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Nationale Forschungsassistenz:
- HafenCity Universität Hamburg (HCU) in Kooperation mit REM Consult und Frank Reitzig.
Zusammenarbeit:
- Staatskanzlei Schleswig-Holstein, Abt. Landesplanung, Planungsraum III;
- Regionalverband Ruhr;
- Regionale Planungsgemeinschaft Mittelthüringen;
HafenCity Universität Hamburg
Hebebrandstraße 1
22297 Hamburg