Hintergrund und Ziele
Im Projekt bearbeiten unter niederländischer Leitung insgesamt fünf Projektpartner aus den Nordseeanrainerstaaten Belgien, den Niederlanden, Dänemark und Deutschland aus unterschiedlichen Blickwinkeln das Thema Wassermangel. Das Projektakronym soll verdeutlichen, dass angesichts der Auswirkungen des Klimawandels eine rechtzeitige, vorausschauende Wasserpolitik "ohne Bedauern" (no regret) betrieben werden kann.
Das deutsche Teilprojekt mit dem Untertitel "Genug Wasser für die Landwirtschaft?!" untersucht die Möglichkeiten der Entlastung angespannter Grundwasserkörper in den Landkreisen Gifhorn, Uelzen, Lüchow-Dannenberg und Lüneburg unter Beachtung der wasserwirtschaftlichen Systemverhältnisse sowie unter Aufrechterhaltung der Feldberegnung. Mit Hilfe der Beregnung entwickelte sich die Region in den letzten 50 Jahren trotz relativ geringer Niederschläge zu einem hochspezialisierten, erfolgreichen Ackerbaugebiet. Trotz der geübten Sorgfalt bei der Erteilung von Wasserentnahmeerlaubnissen zeigen die Grundwasserkörper im Nordosten von Niedersachsen deutliche Belastungen auf. Dieses wurde bei der Durchführung der EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) deutlich, wobei folgende vier Grundwasserkörper als mengenmäßig voraussichtlich nicht im "guten Zustand" identifiziert werden konnten: Ise links, Ise rechts, Jeetzel links, Ilmenau rechts. Deshalb wird gemäß WRRL eine nähere Beschreibung der Grundwasserkörper, der Systemzusammenhänge sowie der Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme zur Verbesserung des Zustands erforderlich. Es besteht für die Landwirtschaft die Gefahr, dass zukünftig durch eine Reduzierung der Entnahmeerlaubnisse für landwirtschaftliche Feldberegnung versucht wird, den mengenmäßig "guten Zustand" zu sichern.
Folgende Forschungsziele hat das Projekt:
- Verbesserung der hydrogeologischen Kenntnisse und Klärung hydrogeologischer Fragen für verschiedene Grundwasserkörper;
- Recherche, Entwicklung, Bewertung und Unterstützung von Maßnahmen zur Entlastung der Grundwasserkörper;
- Entwicklung und Bewertung von Zukunftsszenarien hinsichtlich relevanter Parameter, wie die regionalen Folgen des Klimawandels und die Entwicklung des landwirtschaftlichen Wasserbedarfs;
- Beteiligung der betroffenen Gruppierungen ("Stakeholder") wie Wasserwirtschaftsverwaltungen, Landkreisverwaltungen, Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz, Wasserschifffahrtsdirektionen und Wasserverbände in einer projektbegleitenden Lenkungsgruppe;
- Kooperation und Austausch mit den vier Partnerprojekten zum Thema "Klimawandel und Süßwasserknappheit".
Ziel des deutschen Teilprojekts ist die Sicherung der landwirtschaftlichen Feldberegnung in vier niedersächsischen Landkreisen. Zurzeit sind die sehr wechselhaften hydrogeologischen Verhältnisse im Untergrund nur unzureichend bekannt und abschließende Bewertungen nicht möglich. Diese Lücke zu schließen ist ein zentrales Ziel des Teilprojekts. Erst wenn bekannt ist, ob die Wasserknappheit für den Naturhaushalt problematisch ist und insbesondere, ob und welche schützenswerte Biotope betroffen sind, können gezielte Maßnahmen ergriffen werden. Das zweite zentrale Ziel ist die Zusammenstellung prinzipiell möglichen Maßnahmen und die Beurteilung der Eignung für die Region. Erst die Summe unterschiedlichster Maßnahmen in den drei Bereichen Wasserverbrauch, Grundwasserneubildungsraten und alternative Wasserherkünfte wäre für den Grundwasserhaushalt nachhaltig spürbar. Dies ist insbesondere notwendig, da die für das Gebiet prognostizierten Folgen des Klimawandels wie mehr Starkregen, mehr Sonnenschein und höhere Temperaturen Veränderungen der natürlichen Randbedingungen für die Grundwasserkörper bewirken werden.
Laufzeit
bisUntersuchungsregion/-raum
- Belgien
- Dänemark
- Deutschland
- Niederlande
- Niedersachsen
- Nordwestdeutsches Tiefland
in Deutschland Ostniedersachsen mit den Landkreisen Gifhorn, Uelzen, Lüchow-Dannenberg und Lüneburg
Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel
Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben
Es werden Zukunftsszenarien aufgestellt, in denen Veränderungen des Klimas, der Agrarstruktur und der Agrarmärkte, des Wasserverbrauchs in der Landwirtschaft (Beregnungsbedarf), der Energiekosten und der Bevölkerungsentwicklung beschrieben sind. Globale Klimasimulationen zeigen nur eine geringe Verstärkung des Wasserkreislaufs und können regionale, zum Teil deutlich stärkere Veränderungen nicht abbilden. Regionale Klimamodelle können hingegen wesentlich mehr Details der betrachteten Region berücksichtigen. Sie übernehmen die großräumigen, vom globalen Klimamodell angegebenen Änderungen für bestimmte meteorologische Größen der Region im Mittel und langjährige Beobachtungsreihen werden statistisch so aufbereitet, dass sie diese Änderungen in Form eines Szenarios wiedergeben können.
Im Projekt wird der "Climate Diagram Generator" verwendet, der im Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) für den deutschen Teil des Flusseinzugsgebietes der Elbe für die Jahre 2001 bis 2055 entwickelt wurde. Mit ihm können Klimaszenariendaten mit bundesweit erhobenen Beobachtungsdaten der Jahre 1951 bis 1998/2000 verglichen werden. Grundlage der Szenariendaten bildet das Szenario A1B des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), das einen moderaten "business-as-usual"-Entwicklungspfad repräsentiert.
- Veränderte Niederschlagsmuster
- Höhere mittlere Temperaturen
Niederschlag (Jahressumme, Monatsmittel),
Temperatur (Jahresdurchschnitt, Monatsmittel, tägliche Schwankung),
durchschnittliche potenzielle monatliche Evapotranspiration
2055 (Vergleich der Periode 1951 bis 2000 mit 2046 bis 2055)
Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)
Es werden die Folgen einer möglichen Klimaänderung auf den Wasserhaushalt betrachtet. So hat der Temperaturanstieg Einfluss auf den Wasserkreislauf, da mehr Wasser (vor allem über den Meeren) verdunsten kann, sich die Wolken- und Niederschlagsbildung verändern, es zur Abnahme der Verdunstung über Land kommt und sich die Verdunstungseigenschaften der Landoberfläche und der Pflanzen verändern. Alle diese Komponenten werden sich verstärken: mehr Verdunstung, mehr Niederschlag und mehr Abfluss. Regionale Folgen können Dürren, Überschwemmungen und Stürme sein.
Die Folgen des Klimawandels für die Grundwasserneubildung resultieren aus Veränderungen der Niederschlagsart, des Niederschlagstyps sowie der räumlichen und zeitlichen Verteilung des Niederschlags. Für das östliche Niedersachsen werden geringere Niederschlagsmengen projiziert, was zu einer Erhöhung des Negativsaldos in der klimatischen Wasserbilanz führt. Langfristig verringert sich dadurch die Grundwasserneubildung.
Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen
Anpassungsmaßnahmen für eine vorausschauende Wasserpolitik können "ohne Bedauern" entwickelt und umgesetzt werden, da die sich durch sie ergebenden Möglichkeiten zur Entlastung angespannter Grundwasserkörper nicht nur für die Bewältigung der Klimafolgen nützlich sind, sondern allgemein zur Sicherung der landwirtschaftlichen Feldberegnung beitragen.
Ziel der betrachteten Anpassungsmaßnahmen des deutschen Teilprojekts ist die Verbesserung bzw. Sicherung der Wasserressourcen für die Landwirtschaft.
Folgende Maßnahmen zur Entlastung der Grundwasserkörper könnten dazu beitragen:
1. Substitution von Grundwasserentnahmen durch über den Elbe-Seitenkanal "importiertes", während des Winterhalbjahres gespeichertes Oberflächenwasser bei Hochwasser oder durch ganzjährig gespeichertes gereinigtes Abwasser;
2. Verringerung des landwirtschaftlichen Bedarfs und Erhöhung der Wassereffizienz;
3. Erhöhung der Grundwasserneubildung durch örtlichen Waldumbau ("Grundwasserwald"), wobei die vorherrschenden Kiefernmonokulturen zu Buchenwald umgebaut werden, und Erhöhung der Grundwasserneubildung durch gezielte Versickerung von Hochwasser.
Diese Anpassungsmaßnahmen haben folgende Effekte:
1. Sicherung der Landwirtschaft, insbesondere Steigerung der Produktion von Energiepflanzen;
2. Schaffung touristischer Attraktionen durch naturnah gestaltete Speicherteiche;
3. Unterstützung der Bewirtschaftungspläne der WRRL;
4. Entlastung von Flora-Fauna-Habitat-Gebieten (z.B. Heidebäche) durch Reduzierung der Abwassereinleitung;
5. teilweise Herstellung und Sicherung von Feuchtbiotopen.
Durch eine enge Abstimmung mit den vor Ort tätigen Akteuren soll die Akzeptanz für die Umsetzung der vorgeschlagenen Anpassungsmaßnahmen erhöht und die Politik beeinflusst werden. Deshalb wird ein Netzwerk der beteiligten Gruppierungen und Institutionen etabliert.
- 2036–2065
Nutzungskonflikt zwischen Landwirtschaft und Natur- bzw. Umweltschutz bestehen hinsichtlich der Wasserressourcen, insbesondere für die Grundwasserentnahme.
Wer war oder ist beteiligt?
Europäische Union - Interreg IIIB, Nordseeregion;
Europäischer Fonds für Regionalentwicklung (EFRE);
Niedersächsisches Umweltministerium;
Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Province of Groningen, Department of Rural Area and Water (Niederlande);
Koordination in Deutschland: Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Bezirksstelle Uelzen
vier Partnerprojekten in den Niederlanden, Dänemark und Belgien zum Thema "Klimawandel und Süßwasserknappheit"
LWK - Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Bezirksstelle Uelzen
Wilhelm-Seedorf-Str. 3
D-29525 Uelzen