Hintergrund und Ziele
Als einer der dichtest besiedelten Räume in Deutschland mit 730 Einwohnern pro km² wird die Region Stuttgart – bestehend aus der Stadt Stuttgart und den fünf umliegenden Landkreisen Esslingen, Göppingen, Böblingen, Ludwigsburg und Rems-Murr mit insgesamt 2,7 Mio. Einwohnern – durch ihre naturräumliche und siedlungsstrukturelle Vielfalt mit einer Vielzahl von Klimafolgen konfrontiert werden.
Konkrete Maßnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes aber auch zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels werden auf regionaler und lokaler Ebene in der Region Stuttgart schon seit Jahren unterstützt. Um die bisherigen Aktivitäten zu bündeln und weiterzuentwickeln, haben sich der Verband Region Stuttgart, die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart sowie die Städte Ludwigsburg und Esslingen am Neckar in dem Projekt "KlimaMORO - Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel" zusammengefunden.
Ziel war es, eine Klimastrategie für die Region zu erstellen, bei der die regionalen und kommunalen Aktivitäten aufeinander abgestimmt werden. Der Aufbau eines regionalen Klimainformationssystems (KISS), die Etablierung eines regionsweiten Akteursnetzwerks mit Fachexperten und Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung sowie die Ableitung und Umsetzung von konkreten Maßnahmen waren dabei zentrale Projektinhalte.
Laufzeit
bisUntersuchungsregion/-raum
- Deutschland
- Baden-Württemberg
- Alb und nordbayerisches Hügelland
Region Stuttgart
Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel
Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben
Berücksichtigung der regionale Klimamodelle REMO, CLM, WETTREG und STAR;
aktuelle Klimaprojektionen wurden vom Deutschen Wetterdienst (DWD) bereitgestellt;
- Hitzewellen
- Veränderte Niederschlagsmuster
- Höhere mittlere Temperaturen
- Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
- Sturm
- Trockenheit
Temperaturkenntage (Sommertage, heiße Tage), Windgeschwindigkeit, Extremereignisse (Hitzeperioden, Trockenperioden, Stürme, Gewitter)
Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)
Die zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels in der Region Stuttgart sind eine Erhöhung der mittleren Jahrestemperatur um bis zu fünf Grad Celsius, die Verdopplung von Sommer- und Hitzetagen, Hitzewellen, Niedrigwasserständen, Trockenperioden, heftige Gewitter mit Überschwemmungen und kräftige Stürme. Folgen für die Bevölkerung sind steigende Wärmebelastung, für die Umwelt und (Land-) Wirtschaft Wassermangel und Hochwasserschäden. Hohen Anpassungskosten sind daher schon jetzt vorhersehbar.
Describe here, which approach for the vulnerability analysis, risks and/or chances is/was used within your project and which results emerged from it or are expected
Es wird die Vulnerabilität in den Themenfeldern Wasser, Naturschutz/Biodiversität, Land- und Forstwirtschaft und Gesundheit untersucht. In der Region besteht eine hohe Vulnerabilität im Ballungsraum, in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Bereich der Flusslandschaften. Im Fokus der Modellregion stehen dabei besonders die Standortqualität (Wärmebelastung, Lebensqualität), der Wasserhaushalt (Wassermangel und Abhängigkeiten in der Wasserversorgung) und ökonomische Risiken (Produktionsausfall, Schiffbarkeit, Kühlung von Kraftwerken, Bewässerung und Forstwirtschaft).
Die Empfindlichkeiten verschiedener Raumnutzungen und Raumfunktionen wurden im Rahmen einer flächendeckenden Vulnerabilitätsanalyse herausgearbeitet und dabei konkrete Handlungserfordernisse dargelegt. Durch die frühzeitige Einbindung zahlreicher Fachexperten im Rahmen eines regionalen Klimanetzwerkes konnten sowohl die Analyse wie auch die aufgezeigten Handlungsoptionen sehr konkret an die regionalen Gegebenheiten und Erfordernisse angepasst werden.
Die Ergebnisse der Vulnerabilitätsanalysen bildeten die Grundlage für die Entwicklung von strategischen Handlungsansätzen und Handlungsempfehlungen für eine effektive Klimafolgenanpassung. Sie offenbaren zahlreiche Handlungsherausforderungen und präzisieren diese in räumlicher Hinsicht. Den Akteuren der Raumordnung, Bauleitplanung und Fachplanung bieten sich somit Grundlagen für planerische Maßnahmen. Teilergebnisse werden in Demonstrativvorhaben in Partnerkommunen im Rahmen der Flächennutzungsplanung und der Platzgestaltung eingesetzt.
Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen
Wesentlicher Bestandteil des Projektes ist der Aufbau eines breiten Netzwerkes mit allen wichtigen Akteuren wie Kommunen, Fachbehörden, Verbände, Nichtregierungsorganisationen, der Wirtschaft usw., das über die Projektlaufzeit hinausgeht. Dabei wird eine Doppelstrategie verfolgt: Neben der informellen Abstimmung und Erprobung von Modellbeispielen in den Partnerkommunen, sollen auch Aspekte der Klimastrategie in relevanten Teilfortschreibungen des Regionalplans Verbindlichkeit erlangen.
Modellbeispiele für Anpassung sind: Ausweitung von Hochwasserretentionsräumen mit extensiver landwirtschaftlicher Nutzung; Renaturierung von Feuchtgrünland zur Erhöhung ihrer abflussregulierenden Wirkung und zum Zwecke des Klimaschutzes; Anlage von Dachbegrünungen zur Klimamelioration im urbanen Raum.
Über die Laufzeit des Modellvorhabens hinaus sind zwei Demonstrationsvorhaben mit Partnerkommunen in Vorbereitung. Die Ergebnisse sollen in einen integrierten Leitfaden einfließen. Information und Beteiligung werden dabei eine wesentliche Rolle spielen:
- In Esslingen am Neckar sollen bei der Fortschreibung des Flächennutzungsplans die Ergebnisse der Vulnerabilitätsanalyse berücksichtigt werden.
- In Ludwigsburg soll der anstehende Umbau eines Platzes städtebaulich unter Klimawandelgesichtspunkten begleitet werden, indem unterschiedliche Planungsvarianten bewertet werden.
- 2071–2100 (ferne Zukunft)
Schritt 4: Maßnahmen planen und umsetzen
Alle relevanten Ergebnisse wurden im entwickelten "Regionalen Klimainformationssystem Region Stuttgart" (KISS) den Gemeinden in der Region wie auch sonstigen externen Akteuren zur Verfügung gestellt.
Wer war oder ist beteiligt?
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR): KlimaMORO
Koordination: Verband Region Stuttgart;
regionale Forschungsassistenz: Universität Stuttgart, Institut für Raumordung und Entwicklungsplanung (IREUS)
Wirtschaftsförderung Region Stuttgart, Städte Ludwigsburg und Esslingen am Neckar;
Verband Region Stuttgart
Kronenstraße 25
D-70174 Stuttgart