RISA – RegenInfraStrukturAnpassung

Hintergrund und Ziele

RISA – das Gemeinschaftsprojekt zur Umsetzung einer zukunftsfähigen Regenwasserbewirtschaftung in Hamburg.

Mit dem Ziel, nachhaltige Ideen und Konzepte für den Umgang mit Regenwasser zu entwickeln, haben die Behörde für Umwelt und Energie (BUE) und HAMBURG WASSER (⁠HW⁠) gemeinsam das Projekt RISA – RegenInfraStrukturAnpassung – ins Leben gerufen. Das Projekt setzt sich für einen neuen Umgang mit Regenwasser in Hamburg ein: vom Leben am Wasser zum Leben mit Wasser. Ziel des Projektes ist die Etablierung einer zukunftsfähigen Regenwasserbewirtschaftung in Hamburg, die in einem "Strukturplan Regenwasser" festgeschrieben wird.

Hamburg braucht innovative Maßnahmen, die zugleich den Hochwasserschutz für die Stadt als auch den Schutz des Grundwassers und der Oberflächengewässer gewährleisten. Ein dezentrales Konzept, das Regenwasser dort, wo es anfällt, erfasst und an Ort und Stelle durch geeignete Anlagen wieder dem natürlichen Wasserkreislauf zuführt.

Die übergeordneten Ziele des Projektes setzen eine interdisziplinäre Zusammenarbeit voraus, die sich in der Projektstruktur von RISA widerspiegelt: Wasserwirtschaftler, Stadt-, Landschafts- und Verkehrsplaner erarbeiten gemeinsam mit wissenschaftlicher Unterstützung durch Universitäten und Ingenieurbüros zukunftsfähige Lösungen für das Leben mit Regenwasser in Hamburg.

Die Projektlaufzeit wurde mit der Initiierung des Projektes in 2009 auf mehrere Jahre festgelegt und gliedert sich in die Projektphasen:

  • Bestandsaufnahme und (Defizit-) Analyse der Rahmenbedingungen zur Regenwasserbewirtschaftung, Festlegung des Handlungsbedarfes, Entwicklung von Pilotmaßnahmen;
  • Anpassung der Rahmenbedingungen, Entwicklung von Leit- und Richtlinien sowie Maßnahmenpläne, Planung von Pilotmaßnahmen;
  • Ermittlung von Zielvorgaben und Festlegung des Soll-Zustands, Fertigstellung Strukturplan, Umsetzung Pilotmaßnahmen.

Laufzeit

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Deutschland
Bundesland
  • Hamburg

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

kein eigenes Klimaszenario entwickelt

Parameter (Klimasignale)
  • Flusshochwasser
  • Veränderte Niederschlagsmuster
  • Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
Zeithorizont
  • kurzfristig = die nächsten Jahre/Jahrzehnte
  • mittelfristig = bis 2050

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Die Hamburger Wasserwirtschaft steht vor großen Herausforderungen, um den Schutz vor Überflutung auch in Zeiten des Klimawandels sicher zu stellen. Prognostiziert ist eine Zunahme der Niederschlagsmenge im Winterhalbjahr, auch treten Niederschläge öfter als ⁠Starkregen⁠ in Verbindung mit Stürmen und Gewittern auf. Gleichzeitig hält der Trend zur Versiegelung von Flächen in Hamburg weiter an. Insbesondere Starkregenereignisse können dann zu Überlastungen der Kanalisation und der Gewässer und damit zu Überflutungen von Straßen und Kellern führen.

Klimawandel⁠ & Flächenversiegelung:

Infolge des Klimawandels werden zukünftig die Niederschlagsmengen im Winterhalbjahr zunehmen. Zusätzlich werden häufiger sogenannte Starkregenereignisse über das ganze Jahr auftreten. Starkregen kommt oft in Verbindung mit Gewittern vor, bei denen in wenigen Stunden erhebliche Regenmengen fallen können. Mit der anhaltenden Versiegelung von Flächen in Hamburg wird es damit zu erhöhten Abflussmengen von Niederschlagswasser kommen.

Starkregen führen dann immer häufiger zu Überlastung der Kanalisation mit Überflutung von Kellern, Flächen und Straßen in der Folge. Hinzu kommt die erhöhte hydraulische und stoffliche Belastung der Hamburger Gewässer durch die Einleitung von Niederschlagswasser, das von Siedlungs- und Verkehrsflächen abfließt und damit eine Verschlechterung des Gewässerzustands bedingt. Neben den Gefahren durch Überflutungen entstehen damit beträchtliche Schäden an Objekten und Gewässern.

Naturnaher Wasserhaushalt:

Durch zunehmende Oberflächenversiegelung verändert der Mensch wichtige Grundlagen des Wasserkreislaufs. Regenwasser, das eigentlich im Boden versickern und über die Pflanzen verdunsten sollte, fließt oberflächlich ab. Die vorhandene Infrastruktur zur Ableitung dieser Wassermengen erreicht jedoch immer mehr die Grenzen ihrer Kapazität, so dass Überflutungen von Kellern, Straßen und Grundstücken sowie zusätzliche Gewässerbelastungen die Folge sein können.

Gewässerschutz:

Der Schutz der Gewässer hat für Hamburg besondere Bedeutung. Elbe, Alster und die vielen anderen Flüsse, Kanäle, Fleete, Bäche und Gräben prägen das Stadtbild und sind für die Lebensqualität der Grünen Metropole am Wasser von zentraler Bedeutung. Gleichzeitig stellen Fließ- und Stillgewässer wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen dar – ihr Schutz ist daher von großer Bedeutung. Nach den Vorgaben der EG-⁠Wasserrahmenrichtlinie⁠ (EG-WRRL) und des deutschen Wasserrechts müssen sie so bewirtschaftet werden, dass jede vermeidbare Beeinträchtigung ihrer ökologischen Funktionen unterbleibt.

Überflutungs- und Hochwasserschutz:

Mit dem Klimawandel kommen neue Herausforderungen auf uns zu, denen wir uns jetzt stellen müssen. Das gilt nicht nur für die Gefahren durch das Ansteigen des Meeresspiegels. Klimastudien für Norddeutschland zeigen, dass die Wetterextreme häufiger werden und dass wir in Zukunft mit heftigeren Hochwassern aus dem Binnenland rechnen müssen. Das Risiko des Hochwassers durch Sturmfluten und Binnenhochwasser zu verringern, ist daher Ziel der EG-Hochwasserrisikomanagementrichtlinie (EG-HWRM-RL).

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Die sich ändernden Randbedingungen der wachsenden Stadt und die Folgen des Klimawandels erfordern neue Ideen und Konzepte zum Umgang mit Regenwasser in Hamburg. Eine integrale und interdisziplinäre Herangehensweise bei der Problemlösung ist erforderlich, um den neuen Herausforderung an die Wasserwirtschaft gerecht zu werden.

Die derzeit funktionsfähige Infrastruktur der Stadt muss angepasst werden, ein Ausbau des bestehenden Gewässer- und Kanalnetzes ist jedoch nicht beliebig möglich. Lösungen versprechen u.a. dezentrale Ansätze, die nicht den bisherigen Standardlösungen entsprechen. Darüber hinaus können die entstehenden Probleme nur gemeinsam mit den verschiedenen Institutionen der Stadt bewältigt werden. RISA ist ein Arbeitsforum, in dem verschiedene Themen und Inhalte zusammengeführt und die umfangreichen und anspruchsvollen Aufgaben gemeinsam bearbeitet werden.

Vier Arbeitsgruppen im Projekt RISA stellen die interdisziplinäre Bearbeitung der Aufgaben rund um das Thema „zukunftsfähige Regenwasserbewirtschaftung“ sicher:

    1. Die Arbeitsgruppe Siedlungswasserwirtschaft beschäftigt sich unter anderem mit den Themen Gefährdungs-analyse und Überflutungsnachweis sowie mit Potenzialanalysen zur dezentralen Regenwasserbewirtschaftung.
    2. Die Arbeitsgruppe Stadt- und Landschaftsplanung analysiert vorrangig Möglichkeiten zur stärkeren Einbindung der Wasserwirtschaft in den Planungsprozess und ermittelt verschiedene Optionen zur Festsetzung wasserwirtschaftlicher Maßnahmen in Bauleitplanverfahren.
    3. Die Arbeitsgruppe Verkehrsplanung untersucht beispielsweise Möglichkeiten der gezielten Nutzung der Straße als „Notwasserweg“ bei Überlastungen der Kanalisation infolge von ⁠Starkregen⁠.
    4. Die Arbeitsgruppe Gewässerplanung erarbeitet unter anderem Wasserhaushaltsbilanzen und entwickelt einen Katalog geeigneter Maßnahmenkonzepte zur Verbesserung der Gewässerqualität.

Aus der Erfassung, Darstellung und Analyse des Ist-Zustandes werden im Abgleich mit einem zu definierenden Soll-Zustand die Defizite und Potentiale aufgezeigt und Anpassungs- und Verbesserungsvorschläge in den Handlungsfeldern Überflutungsschutz, Gewässerschutz und naturnaher Wasserhaushalt erarbeitet. Die übergreifenden Querschnitttsthemen in den Bereichen Technischen Grundlagen, Kosten & Finanzmodellen, Institutionen & Recht sowie Kommunikation & Öffentlichkeit werden zusätzlich in Arbeitskreisen behandelt. Die Ergebnisse werden in einem "Strukturplan Regenwasser" zusammengeführt, der verbindliche Leitlinie für das Handeln von Verwaltung, Planern und Bürgern in Hamburg sein soll. Der „Strukturplan Regenwasser 2030“ sowie seine Begleitdokumente stehen zum Download zu Verfügung.

Zeithorizont
  • 2011–2040 (nahe Zukunft)
  • 2021–2050 (nahe Zukunft)

Schritt 4: Maßnahmen planen und umsetzen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Das Projekt RISA ist ein gemeinsames Arbeitsforum der Stadt Hamburg, in dem die verschiedenen Themen und Anforderungen im Umgang mit Regenwasser zusammengeführt werden. Gemeinsam werden Lösungen für eine zukunftsfähige Regenwasserbewirtschaftung erarbeitet. Damit wird gewährleistet, dass die wesentlichen in die Wasserwirtschaft involvierten Fachdisziplinen in das Projekt integriert werden.

Folgende Maßnahmen wurden umgesetzt:

Erster RISA-Schulhof in Hamburg eröffnet: Pilotprojekt demonstriert gekonnten Umgang mit Regenwasser:

Die Grundschule Wegenkamp hat im Rahmen des Projekts RISA einen Schulhof bekommen, der in der Lage ist, nach einem Starkregenereignis, Regenwasser zu speichern und kontrolliert an die Siele abzugeben. Dieser erste RISA-Schulhof ist ein gemeinsames Projekt der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, von Schulbau Hamburg und HAMBURG WASSER. RISA-Schulhöfe sollen künftig helfen, den Versieglungsgrad an Schulen zu minimieren. Um den ganzheitlichen Umgang mit Niederschlag an Hamburger Schulen zu fördern, haben Schulbau Hamburg und RISA das Handbuch „Regenwassermanagement an Hamburger Schulen“ veröffentlicht. Zusätzlich wurden zukunftsfähige Regenwasserkonzepte bereits an einigen Modellschulen (Schule Wegenkamp, Schule Moorflagen, Schule Lutterothstraße) umgesetzt.

Deutschlands erster Regenspielplatz eröffnet:

Im Hamburger Stadtteil Neugraben-Fischbek ist heute Nachmittag Deutschlands erster Regenspielplatz eröffnet worden. Der Spielplatz zeichnet sich dadurch aus, dass er eine öffentliche Fläche mehrfach nutzt. Zusätzlich zur klassischen Funktion eines Spielplatzes, Kindern einen Ort zum Spielen zu bieten, leistet er einen Beitrag zur Entwässerung des Stadtteils. Möglich machen das ein Sickergraben und eine Regenwassermulde, die auf der Fläche verlaufen. Bei ⁠Starkregen⁠ nimmt das System überschüssiges Regenwasser aus dem Sielnetz auf und leitet es kontrolliert zu einem angrenzenden Brunnenschutzgebiet des kommunalen Ver- und Entsorgers HAMBURG WASSER. Dort versickert das Wasser und trägt zur ⁠Grundwasserneubildung⁠ bei. Wesentliches Element des Gestaltungskonzepts des Spielplatzes ist die Flutmulde, über die das Regenwasser zum Sickergraben und in das Brunnenschutzgebiet fließt. Spezielle Spielgeräte entlang der Flutmulde laden zum Spielen mit dem Wasser ein und machen den Wasserkreislauf für Groß und Klein erlebbar. Zusätzliche Informationstafeln informieren über den Zusammenhang von Regen, Versickerung und Grundwasserneubildung.

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

HAMBURG WASSER

Projektleitung 

Behörde für Umwelt und Energie (BUE) und HAMBURG WASSER

Ansprechpartner

Behörde für Umwelt und Energie (BUE)
Neuenfelder Str. 19
21109 Hamburg

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Handlungsfelder:
 Gebäude  Biologische Vielfalt  Küsten- und Meeresschutz  Raumplanung, Stadt- und Siedlungsentwicklung  Verkehr und Verkehrsinfrastruktur  Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft  Handlungsfeldübergreifend