HydroSKIN - Gebäudefassadenelemente gegen Hochwasser und Hitze

Hohe Temperaturen und (Stark-)Niederschläge treffen Städte mit besonderer Härte. Die Versiegelung urbaner Oberflächen durch Asphalt und Beton beeinträchtigt das natürliche thermische und hydrologische Gleichgewicht. Im Kontext einer Ökonomisierung knapper innerstädtischer Flächen kommt den Fassaden eine besondere Bedeutung zu. Obgleich die Gebäudeaußenhüllen einen Großteil der städtischen Flächen bedecken, ist deren Mehrheit auf die Erfüllung trivialer, bauphysikalischer Funktionen für den Gebäudeinnenraum ausgerichtet, dabei das Stadtraumklima völlig außer Acht lassend.
HydroSKIN ist die "Funktionskleidung" für unsere Gebäude. Die leichten Fassadenelemente aus Textilien und Membranen nehmen Regenwasser, das windgetrieben schräg auf die Gebäudefassade trifft vor Verunreinigung durch Bodenkontamination auf. Sie entlasten damit nicht nur städtische Kanalisationssysteme, sondern verwandeln (Stark-)Niederschläge auch in eine nutzbare Ressource zur Senkung des gebäudeinternen Trinkwasser- und Energieverbrauchs. An heißen Sommertagen wird (Regen-)Wasser in die textile HydroSKIN-Fassade zurückgeführt, um durch Verdunstung das Gebäude wie auch den Stadtraum mit minimalem Wasser- sowie Energieverbrauch natürlich zu kühlen und damit städtische Hitzeinseln nachhaltig zu mindern.
Die leichte individuell konfigurierbare Textilhülle kann aufgrund ihres geringen Gewichts im wahrsten Sinne "mit Leichtigkeit" an sämtlichen Gebäuden im Neubau wie auch im Gebäudebestand nachgerüstet werden – und das in ebenso vielfältiger und individualisierbarer Gestalt wie unsere Kleidung. Das minimale Gewicht der textilen Fassadenelemente eröffnet, nebst Reduktion der gebäudegebundenen „grauen“ Energie auch eine signifikante Einsparung von Treibhausgasemissionen und verbindet somit synergetisch Klimaschutz mit einem maximalen Grad der Klimaanpassung.
Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK) der Universität Stuttgart
500-700 €/m² Fassade + Planungsleistungen
Die HydroSKIN-Technologie wurde im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereiches 1244 „Adaptive Hüllen und Strukturen für die gebaute Umwelt von morgen“ an der Universität Stuttgart interdisziplinär entwickelt und intensiv erforscht. Für die weiteren Schritte sind wir auf Gelder durch Preisauszeichnungen, Investments und andere Sponsorings angewiesen.
Freilandmessungen über einen Zeitraum von 15 Monaten am D1244 Hochhaus der Universität Stuttgart belegten, dass die leichten textilen Elemente das auf die Gebäudefassade treffende Regenwasser vollständig aufnehmen. An heißen Sommertagen kann durch die Verdunstungskühlung der HydroSKIN eine Oberflächentemperaturreduktion von mehr als 20 K, die mehr als 11 K unter der Außenlufttemperatur liegt, nachgewiesen werden. Mit einer Kühlleistung von ca. 570 W/m² neutralisiert ein Quadratmeter HydroSKIN die Aufheizung von ca. 1,8 m² Beton- oder 1,4 m² Asphaltflächen. Erste Erkenntnisse bezüglich des Alterungsverhaltens der textilen Fassadenelemente sind äußerst vielversprechend: Nach der 15-monatigen Freilandbewitterung wurden keinerlei Verschmutzungen, biologisches
Wachstum, erkennbare Form- oder Farbveränderungen, mechanische Beschädigungen durch Vögel, Nagetiere oder Insekten festgestellt. Die Ergebnisse deuten auf eine Eignung für den praktischen Einsatz in der Architektur hin.
Alle Systembestandteile der HydroSKIN-Gebäudehülle können durch wieder lösbare Fügetechnologien einfach montiert und demontiert sowie nach ihrem Nutzungsende rückstandslos in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden. Der Hüllaufbau wie auch das Aluminiumprofilsystem sind nicht nur 100 % rezyklierbar, sondern können sogar zu 100 % aus Rezyklaten hergestellt werden. So können zur Produktion der Textilien beispielsweise PET-Flaschen- wie auch Bekleidungsabfälle genutzt werden.
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