Im Angesicht der sozio-ökologischen Krise bietet das Konzept des Tiny Forest nach Akira Miyawaki einen vielversprechenden, ganzheitlichen Lösungsansatz. Die Miyawaki-Methode bezeichnet eine innovative, aus Japan stammende Pflanzmethodik. Dabei geht es um die Begründung standortangepasster, hochdiverser Waldökosysteme auf kleinen Flächen ab 100 m², die vor allem im urbanen Raum z.B. als Klimaanpassungsmaßnahme eingesetzt werden können und eine Vielzahl an Ökosystemdienstleitungen erbringen. Für diese Methode kommen vor allem Flächen von geringem ökologischen Wert in Betracht, die durch eine entsprechende Regeneration des Bodens und eine dichte Bepflanzung innerhalb kurzer Zeit in autarke Ökosysteme umgewandelt werden.
Im Kern der Methode steht die Partizipation von Kindern und anderen Freiwilligen im Rahmen von Umweltbildungsprogrammen, in denen umfangreiches ökologisches Wissen vermittelt wird. Die Tiny Forests dienen vom Zeitpunkt ihrer Pflanzung als grüne Klassenzimmer, die fortan für die Bildung für nachhaltige Entwicklung genutzt werden können. Ab dem Zeitpunkt seiner Pflanzung dient der Tiny Forest als Real-Labor, in dem sich die Entwicklung eines Waldökosystems hautnah miterleben lässt. Im Sinne von Citizens Science können Menschen mit einfachen Mitteln z.B. den Zuwachs der Bäume dokumentieren oder Insekten bestimmen, die den Miniwald bewohnen.
Im Herbst 2020 pflanzten Lukas Steingässer und Stefan Scharfe im Rahmen einer Abschlussarbeit den ersten Tiny Forest Deutschlands. Das Pilotprojekt stieß auf eine großartige Resonanz und so gründete sich der Verein MIYA e.V. als Fachverband zur Förderung der Miyawaki Methode. Im Jahr 2021 pflanzte der Verein gemeinsam mit Stiftungen, Kommunen und Bildungseinrichtungen fünf weitere Miniwälder und es sollen noch viele folgen. Insgesamt waren bisher 600 freiwillige Helfer*innen, Kita-Kinder und Schüler*innen daran beteiligt, auf einer Gesamtfläche von 2700 Quadratmetern insgesamt 8000 heimische Bäume und Sträucher zu pflanzen.
Eckdaten zur Maßnahme
Maßnahmenträger
Klimafarmer GmbH, Citizens Forests e.V., Freiwald e.V., Wefield e.V., BiNE e.V., Fundacja Perspektywa, Urban Forests Europe, IVN Natuur Educatie, Earthwatch Institute, Helix Media, Verdewelt.
Dauer und Finanzierung
Dauer
ca. 100 Euro/m² Tiny Forest.
Unsere Projekte wurden bisher aus unterschiedlichen Quellen finanziert: beispielsweise über Crowdfunding, EU-Fördergelder, die Postcode-Lotterie oder private Finanzierung. Neben der Projektfinanzierung treten weitere Kosten für die Erarbeitung von Bildungskonzepten, Materialkosten, Öffentlichkeitsarbeit oder die Vereinsarbeit auf. Diese versuchen wir derzeit über Spenden und Fördermitglieder zu decken.
Weiterführende Links
Links zur Maßnahme
Beteiligung
Welche weiteren Personengruppen wurden an der Planung oder Umsetzung der Maßnahme beteiligt?
Erfolge
Welche Erfolge wurden bis jetzt mit der Maßnahme erreicht?
Der bisher größte Erfolg war die Umsetzung von insgesamt sechs Tiny Forests mit über 600 Beteiligten. Unsere Projekte erzielten eine hohe mediale Aufmerksamkeit und so wurde in dutzenden Artikeln über die Tiny Forest- Pflanzaktionen berichtet. Artikel und Radio-Berichterstattungen gab es unter anderem in der Frankfurter Rundschau, dem ARD ("W wie Wissen") oder dem Spiegel. Seit Herbst 2021 informieren wir über unseren Blog, Newsletter, die Vereins-Website & Social Media Kanäle mehrere hundert Menschen in Form von kleinen Artikeln, Fotos und Videos.
Über diverse Vorträge u.a. beim UBA oder an der TH Köln erreichten wir viele Interessent*innen. Außerdem konnten wir 2022 unseren ersten Workshop anbieten. 2020 und 2021 waren wir Partner der Spendenaktionen vom Einheitsbuddeln e.V. und konnten darüber die Bäume für vier unserer Projekte finanzieren. Zudem publizierten wir im Jahr 2021 insgesamt drei Forschungsarbeiten und betreuten ein Spezialisierungsmodul an der HNEE.
Wie planen Sie Ihr Projekt weiterzuentwickeln?
Im Jahr 2022 wird MIYA e.V. voraussichtlich ca. 15 weitere Tiny Forests pflanzen. Außerdem erarbeiten wir umfangreiche Bildungsprogramme für verschiedene Altersgruppen, mit denen Schulklassen eigenständig ihren Tiny Forest pflegen und erforschen können. Zudem erforschen wir in Zusammenarbeit mit der HNE Eberswalde im Rahmen von Abschlussarbeiten und eines Spezialisierungsmoduls die sozialen & ökologischen Potentiale von Tiny Forests. Unsere Projektstandorte sollen künftig mit Mess-Sensorik ausgestattet werden, um langfristig Daten über ihren Einfluss auf das lokale Klima & ihre C02-Sequestrierung zu liefern. In Kooperation mit Freiwald e.V. planen wir die Miyawaki-Methode auch im Waldumbau einzusetzen. Auf einer zwei Hektar großen Fläche bei Lübben wurde 2021 ein Pilotprojekt gestartet, das wir in den folgenden Jahren weiterführen werden. Des Weiteren planen wir Forschungsprojekte, um Mikroorganismen und Mykorrhiza-Pilze aus gesunden Wäldern zu vermehren und in den Tiny Forests anzusiedeln.Hat die Maßnahme positive Nebeneffekte?
- Ja, Klimaschutz: Einsparung von Treibhausgasemissionen oder Entfernung von Treibhausgasen aus der Atmosphäre
- Ja, Natur-, Umwelt- und Ressourcenschutz: z. B. Erhaltung der biologischen Vielfalt, Luftreinhaltung, Gewässerschutz, Ressourceneinsparung
- Ja, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit: z. B. Innovation, Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen oder Regionen
- Ja, soziale Gerechtigkeit und Lebensqualität: z. B. Erhöhung der Wohnqualität in Städten, Beitrag zu sozialem Ausgleich oder sozialer Integration, besondere Berücksichtigung der Interessen benachteiligter Bevölkerungsgruppen
Wie schon zuvor erläutert erzielen Tiny Forests neben ihrem direkten Einfluss auf die Auswirkungen des Klimawandels eine Vielzahl weiterer, positiver Wirkungen. Dazu zählen z.B. die Luftfiltration, der Erhalt der Biodiversität, die Attraktivität von Unternehmen oder Wohngebieten, der soziale Zusammenhalt der Gesellschaft und vor allen die Stärkung der Naturverbindung von Menschen.
Hindernisse
Welche Hindernisse gab es während der Umsetzung?
Hat die Maßnahme negative Nebeneffekte?
Ansprechperson
Ort der Umsetzung
Brandenburg