Quellen tieffrequenter Geräusche
Tieffrequente Geräusche können sowohl durch technische als auch durch natürliche Geräuschquellen erzeugt werden. Auch Industrieanlagen, welche mit großen Motoren, Pumpen, Walzen, Rotoren und Stanzen ausgestattet sind, erzeugen tieffrequente Geräusche und Infraschall. Gleichermaßen sind auch Autos, Eisenbahnen, Flugzeuge, Musikinstrumente sowie Veranstaltungen als Quellen tieffrequenter Geräusche und Infraschall zu nennen. Auch Wind, Wasserfälle, Meeresbrandung, Erdbeben und Vulkanausbrüche verursachen natürliche tieffrequente Geräusche und Infraschall. Tiere wie Elefanten, Wale und Vögel kommunizieren mit tieffrequenten Geräuschen oder richten ihr Verhalten nach natürlichen Geräuschphänomenen. Somit sind tieffrequente Geräusche und Infraschall nahezu überall vorhanden.
Hörbar oder belästigend?
Die Wahrnehmung und Differenzierung der Frequenzstruktur eines Geräusches ist in bestimmten Grenzen möglich. Als tieffrequent werden alle Geräusche mit einer Frequenz unter 100 Hz definiert. Tieffrequente Geräusche sind ab einer Frequenz von etwa 20 Hz für den Menschen hörbar. Tieffrequente Geräusche mit einer Frequenz unter 20 Hz können in der Regel nicht mehr akustisch wahrgenommen werden. Diese Geräusche werden als Infraschall bezeichnet, wobei "infra" lateinisch für "unter" steht. Obgleich Infraschall für den Menschen unhörbar ist, kann er beispielsweise als Schwingung oder Vibration wahrgenommen werden.
Erst wenn tieffrequente Geräusche eine gewisse Lautstärke erreichen, werden sie von Menschen als belästigend wahrgenommen. Natürliche tieffrequente Geräusche überschreiten die sogenannte Hörschwelle manchmal, menschengemachte tieffrequente Geräusche überschreiten sie in wenigen Ausnahmefällen. Für den Umgang mit tieffrequenten Geräuschen und Infraschall existieren rechtliche Regeln. In den vergangenen Jahren wurde in der Öffentlichkeit eine verstärkte Diskussion über tieffrequente Geräusche und Infraschall geführt. Das Umweltbundesamt erforscht deshalb das Vorkommen und die Wirkungen tieffrequenter Geräusche auf den Menschen.
Wissenschaftliche Erkenntnisse
Das Umweltbundesamt hat mehrere Forschungsvorhaben zu tieffrequenten Geräuschen erfolgreich abgeschlossen. In den vergangenen Jahren wurden eine Machbarkeitsstudie sowie eine Laboruntersuchung zu den Auswirkungen von Infraschall auf den Menschen durchgeführt. Ein weiteres Forschungsvorhaben befasste sich mit dem Potenzial für Lärmprobleme durch tieffrequente Geräusche in Wohnumgebungen. Gegenstand einer weiteren Studie war die Analyse des Kenntnisstands der Bevölkerung über Infraschall. Auf Basis der Ergebnisse wurde ein Aufklärungskonzept entwickelt sowie eine Broschüre erstellt, die in einfacher und verständlicher Weise über tieffrequente Geräusche im Infraschallbereich informiert.
Aktuelle Forschungsprojekte des Umweltbundesamts
Gegenwärtig wird in einer Studie die potenzielle Auswirkung tieffrequenter Geräusche durch Luftwärmepumpen auf die nächtliche Schlafqualität untersucht. In einer weiteren Studie werden derzeit die Wahrnehmungs- und Belästigungsschwellen für tieffrequente Geräusche einschließlich Infraschall mit etwa 200 Versuchspersonen untersucht und ausgewertet. Darüber hinaus wird ein Studiendesign für eine Langzeitstudie in der Umgebung von Windenergieanlagen entwickelt, um mögliche, bislang unbekannte Langzeiteffekte durch Infraschall zu identifizieren.
Rechtlicher Schutz vor tieffrequenten Geräuschen
Die TA Lärm ermöglicht die Beurteilung von Anlagengeräuschen ab einer Frequenz von 90 Hz. Zur "Messung und Bewertung tieffrequenter Geräuschimmissionen in der Nachbarschaft" verweist die TA Lärm deshalb auf die DIN-Norm 45680 und das zugehörige Beiblatt 1. Die Norm beschreibt ein Verfahren zur Innenraummessung im Frequenzbereich von 8 bis 100 Hz. Das Beiblatt beinhaltet Hinweise zur Beurteilung der Erheblichkeit von tieffrequenten Geräuschen gemäß der geltenden Norm. Das Deutsche Institut für Normung e.V. (DIN) ist gegenwärtig mit einer Überarbeitung der Norm sowie des Beiblatts befasst.