Pflanzenbetonte Ernährung: Was Bürger*innen empfehlen

Bürger*innen diskutieren in Kassel über die Zukunft der Ernährungzum Vergrößern anklicken
Bürger*innen erarbeiteten Empfehlungen zur Förderung pflanzenbetonter Ernährung
Quelle: Nicolas Det / ifok GmbH

Auf Einladung des Bundesumweltministeriums (BMUV) und des Umweltbundesamtes (UBA) diskutierten rund 60 Bürger*innen darüber, wie sich pflanzenbasierte Ernährungsweisen stärker fördern lassen. In einem mehrstufigen Beteiligungsprozess entwickelten sie einen Empfehlungskatalog, der am 20. Oktober 2023 dem Staatssekretär im BMUV, Stefan Tidow, übergeben wurde.

Die Produktion tierischer Lebensmittel setzt große Mengen an Treibhausgasen frei und benötigt große landwirtschaftliche Flächen für Weiden und den Anbau von Futtermitteln. Mit einer stärker pflanzenbasierten Ernährungsweise könnten diese Flächen für den natürlichen ⁠Klimaschutz⁠ durch Wiederaufforstung oder die Renaturierung von Mooren genutzt werden. Dafür müsste zunächst der Konsum tierischer Lebensmittel sinken.

Die Umgebung, in der Menschen Entscheidungen über unsere Ernährung treffen, beeinflusst ihr Essverhalten erheblich. Faktoren wie Lebensmittelwerbung, Informationen über gesunde Ernährung oder die Sortimentsgestaltung im Einzelhandel fließen in die Entscheidungen, was sie wann und in welchen Mengen essen, ein. Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) empfiehlt daher Ernährungsumgebungen fair zu gestalten. Das heißt, diese auf das Ziel gesundheits- und tierwohlförderlicher, sozialverträglicher und umweltschonender Ernährungsweisen auszurichten.

Maßnahmenkatalog zur Förderung pflanzenbetonter Ernährung

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie eine stärker pflanzenbasierte Ernährung den Menschen attraktiver und einfacher zugänglich gemacht werden kann. Bürger*innen sind selbst Expertinnen und Experten ihres Alltags und sind daher besonders geeignet, die derzeit in der Wissenschaft entwickelten Lösungsvorschläge zu prüfen, weiterzuentwickeln oder neue Ideen einzubringen. Bürger*innen-Dialoge können zudem wertvolle Einblicke in die Akzeptanz der diskutierten Maßnahmen in der Bevölkerung bringen.

Vor diesem Hintergrund tauschten rund 60 Bürger*innen in verschiedenen Veranstaltungen zwischen Mai 2022 und März 2023 ihre Ideen zu Veränderungen der Ernährungsumgebung aus und diskutierten diese mit Expertinnen und Expertem. Sie erprobten drei ihrer Ideen und nutzen die Erkenntnisse für die Weiterentwicklung ihrer Maßnahmen. Schließlich formulierten sie konkrete Vorschläge und einigten sich letztlich auf 13 Maßnahmen, die in ihrer Gesamtheit die Empfehlungen des Bürgerdialogs darstellen.

Die Maßnahmen adressieren die Außer-Haus-Verpflegung, den Lebensmitteleinzelhandel, Bildung und Medien sowie die landwirtschaftliche Produktion. Drei Maßnahmen waren den Bürger*innen dabei besonders wichtig:

  1. Die Förderung des Angebots pflanzenbasierter Mahlzeiten in der Gemeinschaftsverpflegung
  2. Die umweltfreundliche Besteuerung und Subventionierung von Lebensmitteln
  3. Die Einführung eines Umwelt- und Gesundheitslabels für Lebensmittel

Diese Empfehlungen wurden sowohl in einem Familienzentrum diskutiert, das vorwiegend von Menschen mit Migrationsgeschichte besucht wird, als auch von Wissenschaftler*innen bewertet.

UBA⁠-Broschüre zur pflanzenbetonten Ernährung

Die Ergebnisse zeigen, dass sich informierte Bürger*innen ambitionierte politische Maßnahmen zur Förderung einer stärker pflanzenbetonten Ernährung wünschen – anders, als es die mediale Debatte mitunter vermuten lässt. Die große Mehrheit der von ihnen empfohlenen Maßnahmen wird auch von der Wissenschaft befürwortet. Daher geben diese Empfehlungen den verschiedenen Akteur*innen des Ernährungssystems eine gute Orientierung für wissenschaftlich und gesellschaftlich fundierte Handlungsoptionen.

Eine ausführliche Beschreibung des Prozesses, den Wortlaut der 13 empfohlenen Maßnahmen sowie die Einschätzung der Experten und Expertinnen kann in der Broschüre „Pflanzenbetonte Ernährung fördern – Empfehlungen eines Bürger*innen-Dialogs“ nachgelesen werden.

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