Renaturierte Gewässer können Treibhausgasemissionen mindern

Luftblasen erheben sich beim Tauchen Richtung Wasseroberfläche und Sonnezum Vergrößern anklicken
Gewässer können Quellen für Treibhausgase sein die in die Atmosphäre aufsteigen
Quelle: Victor Elias / Adobe Stock

Gewässer können als Treibhausgas-Quellen zum Klimawandel beitragen – so eine neue Studie des UBA. Vor allem veränderte Gewässer emittieren Kohlendioxid, Methan und Lachgas. Renaturierungen und die Wiederanbindung von Auen können dazu beitragen, diese Emissionen zu verringern und die Gewässer als Treibhausgassenken aktivieren.

Natürliche ⁠Treibhausgas⁠-Emissionen aus Gewässern

Bei biologischen und chemischen Abbauprozessen von Pflanzen- und anderem organischen Material werden im Gewässer Kohlenstoff und Stickstoff in Kohlenstoffdioxid, Methan und Lachgas umgewandelt. Die Gase entweichen in die ⁠Atmosphäre⁠ oder werden im Sediment gespeichert. Durch natürliche Umlagerungsprozesse des Sediments, zum Beispiel durch Hochwasser oder Aufwirbelungen, können die gespeicherten Gase in die Atmosphäre gelangen und zum Treibhausgas (THG)-Effekt beitragen.

Anthropogene Treibhausgas-Emissionen aus Gewässern

Natürlicherweise binden Gewässer Kohlenstoff aus der Atmosphäre, speichern ihn in Sedimenten und transportieren ihn über die Flüsse in die Meere. Auch die Pflanzen und Tiere in den Gewässern nutzen Kohlenstoff für ihr Wachstum.

Der Abtransport des Sediments ist jedoch durch die menschengemachte Verbauung der Flüsse stark eingeschränkt. Die Nutzung der Gewässer durch die Landwirtschaft oder für die Energiegewinnung hat dazu geführt, dass die Gewässer immer weiter begradigt, vertieft, aufgestaut und mit Ufersicherungen versehen wurden. Das trifft für 86 % unserer Gewässer zu (BMUV/⁠UBA⁠, 2021).

So sammelt sich beispielsweise in Rückstaubereichen von Querbauwerken und Dämmen organisches Material (Blätter, abgestorbene Pflanzenteile, Algen etc.), dass bei der Zersetzung Treibhausgase bildet. Das mindert das Einsparpotenzial an Wasserkraftanlagen als regenerative Energiequelle, auch wenn diese Art der Stromproduktion deutlich klimaschonender ist als die Verbrennung fossiler Brennstoffe. Zudem verbraucht die Zersetzung Sauerstoff, was die Methanproduktion verstärken kann. Methan ist in seiner negativen Auswirkung auf das ⁠Klima⁠ fast 30-mal stärker als Kohlenstoffdioxid (⁠IPCC⁠ 2021).

Lösungswege

Um Treibhausgas-Emissionen aus Gewässern zu vermeiden, sind Renaturierungen (naturnahe Gestaltung), die Verminderung von Nährstoffeinträgen und eine Vermeidung von Rückstaubereichen an Querbauwerken besonders effektiv. Die umfangreiche UBA-Studie zeigt, dass Renaturierungen moderat bis hoch zur Treibhausgasminderung beitragen können (einen Überblick über Renaturierungsmaßnahmen finden Sie auf unserer Webseite). Dazu gehört die Wiederanbindung von Auen als Treibhausgas-Senken, in denen durch die Bildung von Auenböden und Vegetation Treibhausgase gebunden werden können. Eine hohe Effektivität haben Maßnahmen zur vollständigen oder deutlichen Verbesserung der Wasserführung und die Vermeidung von Rückstaubereichen.

Fazit

Die Auswertung von über 250 wissenschaftlichen Studien hat gezeigt, dass bei den bisherigen Treibhausgas-Bilanzen die Emissionen aus Gewässern unterschätzt werden (UBA 2023). Es ist daher davon auszugehen, dass der potenzielle Treibhausgas-Ausstoß durch Oberflächengewässer höher ist als bisher angenommen. Hier arbeitet das UBA an einer validen Erfassung der Treibhausgas-Emissionen.

Der Schutz und die Wiederherstellung von Gewässer-Ökosystemen ist notwendig um die Treibhausgas-Emissionen zu verringern und trägt zur Klimawandelanpassung bei. Und zum Ziel der Europäischen ⁠Wasserrahmenrichtlinie⁠: ein „guter Zustand“ für alle Gewässer in Europa. Auch gemäß der neuen Wiederherstellungsverordnung müssen bis 2030 Süßwasser- Ökosysteme renaturiert werden.

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Schlagworte:
 Ökologische Gerechtigkeit  Wasserrahmenrichtlinie  Anlagensicherheit