Wege in eine nachhaltige Finanzwirtschaft – Projektergebnis

Finanzmittelflüsse lenken die wirtschaftliche Entwicklung. Daher ist die Transformation des Finanzsektors eine zentrale Voraussetzung für die Nachhaltigkeitstransformation insgesamt. Im Forschungsprojekt „Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Finanzwirtschaft “ wurden Instrumente und Mechanismen eruiert, die die Transformation des Finanzsektors unterstützen können. Hier die wichtigsten Ergebnisse.

Inhaltsverzeichnis

Den Weg in eine nachhaltige Finanzwirtschaft unterteilen die Forscher*innen des Projektes in vier Dimensionen: Transformationsrelevanz, Transparenz über die ⁠Nachhaltigkeit⁠ von Finanzprodukten, Risikomanagement mit Blick auf Nachhaltigkeitsrisiken, sowie die Wirkungsmessung nachhaltiger Investitionen. Hinzu kommen Grundbedingungen, die für eine nachhaltige Finanzwirtschaft gegeben sein müssen. Diese bestehen aus einer breiten und hochwertigen Datenbasis, politischen Signalen und der Stärkung der für Sustainable Finance relevanten Institutionen.

Insgesamt werden 15 Empfehlungen zur systematischen Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Finanzwirtschaft entwickelt und erläutert, die auch aus der nachstehenden Abbildung deutlich werden.

Insgesamt werden 15 Empfehlungen zur systematischen Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in der Finanzwirtschaft entwickelt und erläutert, die sich auf die Dimensionen: Transformationsrelevanz, Transparenz über die Nachhaltigkeit von Finanzprodukten, Risikomanagement mit Blick auf Nachhaltigkeitsrisiken, sowie die Wirkungsmessung nachhaltiger Investitionen aufteilen. Sie werden im Folgenden näher erläutert.
Dimensionen auf dem Weg in eine nachhaltige Finanzwirtschaft
Quelle: Umweltbundesamt
 

Für das Finanzsystem würde eine Weiterführung des konventionellen Weges in eine Richtung mit größeren Verlustrisiken und ökologischen Schäden für den Planeten bedeuten. Stattdessen können sich Regulatorik, Politik und auch die Finanzakteure selbst mit Anpassungen betreffend die Dimensionen besser auf die Risiken vorbereiten und neue ökonomisch auch zukünftig tragfähige Geschäftsmodelle ausarbeiten.

 

Transformationsrelevanz

Im Mittelpunkt eines nachhaltigen Finanzsektors steht die Transformationsrelevanz. Der Finanzsektor soll über die Mittelbereitstellung die Realwirtschaft bei der Transformation unterstützen und diese effektiv anreizen. Daher sind realwirtschaftliche Projekte mit transformativem Potenzial eine wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige Finanzwirtschaft, da Finanzakteure andernfalls keine Abnehmer für transformative Finanzmittel haben. Andersherum argumentiert: Wenn der Realwirtschaft transformative Projekte fehlen, gibt es keinen sinnvollen Zweck nachhaltiger Finanzierungsgeschäfte. Insbesondere schnellere Genehmigungsverfahren von transformativen Projekten sowie langfristig erkennbare und verlässliche Regulierung werden benötigt, um die Realwirtschaft zu nachhaltigen Investitionen anzureizen. Insofern ist für ein nachhaltiges Finanzsystem nicht nur die Regulierung von Finanzmarktakteuren entscheidend, sondern insbesondere realwirtschaftliche Rahmenbedingungen und ihre Anreize für nachhaltige Investitionen.

Ein Beispiel für ein mögliches Finanzierungsmodell für transformative realwirtschaftliche Projekte sind Finanzprodukte mit Sustainable Development Goal (SDG)-Verknüpfung. Während nachhaltige Projekte teilweise aufgrund fehlender sozialökologischer Anreizwirkungen in der Wirtschaft Probleme haben, mithilfe konventioneller Finanzprodukte gewinnbringend zu sein, werden bei SDG-verknüpften Modellen sozial-ökologische Ziele mit monetären Vorteilen verknüpft. Konkret werden die Konditionen finanzierter Projekte mit messbaren und ambitionierten SDG-Zielen verbunden. Kredite, deren sachliche Gegenwerte im Zeitverlauf messbar positive ökologische und/oder soziale Effekte erbringen sollen, werden teurer, wenn sich die vertraglich vereinbarten sozioökologischen Vorteile nicht oder nicht wie geplant einstellen. So werden finanzielle Vorteile an das Erreichen sozial-ökologischer Ziele geknüpft und so das Problem unzureichender sozial-ökologischer Regulierung und den damit verbundenen zu geringen Preisen für Umweltverschmutzung zumindest adressiert.

 

Transparenz

Im Bereich der Nachhaltigkeitstransparenz von Finanzprodukten existieren zahlreiche Probleme, die teilweise miteinander verwoben sind (siehe auch Abschnitt Daten). Im Bericht beschäftigen sich die Forscher*innen insbesondere damit, Klarheit für Investoren zu schaffen.

Trotz Fortschritten in der Transparenz nachhaltiger Finanzprodukte besteht weiterhin die Möglichkeit des Greenwashings. Standards etablieren sich nur langsam und Regulierungen werden marktweit nicht einheitlich umgesetzt oder sind inkonsistent, sodass Investoren heute insbesondere bzgl. der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) weiterhin vor Transparenzproblemen stehen. Sie können schwer entscheiden, ob Finanzprodukte nachhaltig sind, oder nicht, weil die hinter den Produkten stehenden Methodiken nicht nachvollziehbar kommuniziert sind oder auch nicht eingehalten werden. Es liegt an den Investoren, die Klassifizierung von Finanzprodukten durch die Anbieter durch gezielte Nachfragen selbst zu prüfen. Geschäftsinteressenneutrale Institutionen sind weiterhin gefordert, nach SFDR klassifizierte Produkte zu kontrollieren und Anbieter zu mehr ⁠Nachhaltigkeit⁠ zu bewegen.

Ein weiteres Mittel zur Verbesserung der Transparenz kann ein Dekarbonisierungsranking sein, das Investoren und Verbraucher*innen vor Greenwashing schützt. Derzeit steht hinsichtlich des Umweltschutzes sowohl im Finanzsystem als auch bei den Verbraucher*innen der Klimaschutz im Vordergrund. Dies beginnt sich zwar langsam zu ändern, jedoch eignen sich die CO2-Emissionen von Unternehmen weiterhin als Orientierung für die Umweltleistung von Unternehmen. CO2-Kennzahlen werden zwar immer häufiger kommuniziert, jedoch in für Verbraucher*innen, Behörden und Medien schwierigen Formaten, die unabhängige Vergleiche zwischen Unternehmen und auch die Bewertung der Entwicklung desselben Unternehmens im Zeitverlauf nur schwer zulassen. Ein Dekarbonisierungsranking einer öffentlichen Stelle kann demgegenüber diese Transparenz herstellen und Vertrauen schaffen, weil interessenunabhängig über die Dekarbonisierung von Unternehmen berichtet wird. Wichtig ist hierbei, die Mängel in der gegenwärtigen Unternehmensberichterstattung aufzunehmen und transparent damit umzugehen. Fehler bestehen vor allem:

  • Im fehlenden Vergleich von Emissionsintensität versus Emissionsreduktion: Relative aber nicht absolute Nachhaltigkeit, was bewirkt, dass Unternehmen, die wachsen und ihre Effizienz dabei steigern, eine gute Bewertung bekommen, obwohl auch ihre absoluten Emissionen steigen.
  • Im zu kleinen Emissionscope: Das Ignorieren von ⁠Scope 3 THG-Emissionen⁠, welche aber in den meisten Sektoren den Großteil der Emissionen ausmachen (siehe auch Grafik unten)
  • Sowie in der fehlenden Berücksichtigung des Precautionary Principle: Das Ignorieren des Vorsorgeprinzips, was dazu führt, dass Unternehmen die keine Angaben zu Emissionen machen, bessere (geschätzte) Werte angeben können, als Unternehmen, die tatsächlich ihre Emissionen senken.
Die Grafik basiert auf Hoepner/Schneider (2022), Disclosure without Solution: First Evidence from Scope 3 Reporting in the Oil and Gas Sector. Michael J. Brennan Irish Finance Working Paper Series Research Paper No. 22-13.  Die Grafik zeigt, dass die Scope 3 Emissionen den Großteil der Emissionen aller Sektoren ausmachen, insbesondere auch im Finanzsektor.
Aufschlüsselung der Treibhausgase in verschiedenen Branchen nach Scope
Quelle: Hoepner/Schneider (2022)
 

Risikomanagement

Risikomanagement ist eine zentrale Säule einer nachhaltigen Finanzwirtschaft. Im Themenfeld ⁠Klimaschutz⁠ und Klimawandelanpassung wird allgemein zwischen physikalischen und Transitionsrisiken unterschieden. Erstere stammen aus dem sich materialisierenden ⁠Klimawandel⁠, etwa Schäden durch Stürme. Zweiteres bezieht sich auf die Wertminderung von Vermögensgegenständen wegen der von ihnen emittierten Emissionen, beispielsweise aufgrund von CO2-Bepreisung oder geringerer Nachfrage nach fossilen Rohstoffen in einer postfossilen Wirtschaft. Finanzakteuren entstehen hier große Risiken, wenn ihre Kunden aufgrund veränderter Wirtschaftsweisen ihre Produkte nicht mehr oder nur zu stark verringerten Preisen absetzen können.

Um sich auf diese Risiken vorzubereiten, bietet sich eine Unternehmenssteuerung anhand der doppelten Materialität an, wodurch sowohl die inside-out- als auch die outside-in-Perspektiven unternehmerischer Aktivitäten berücksichtigt werden. Dies bedeutet, dass Finanzunternehmen die Auswirkungen ihrer Geschäfte auf die Umwelt als Entscheidungskriterium einbeziehen (inside-out) und gleichzeitig auch die Gefahren, die aus dem Klimawandel und anderen Umweltveränderungen auf die eigenen Geschäfte einwirken, berücksichtigen (outside-in). Nur bei der Berücksichtigung beider Perspektiven können Unternehmen einerseits ihren Einfluss auf die Umwelt einschätzen und sich sowohl auf die kommende Regulierung vorbereiten als auch die bereits absehbaren Gefahren zielgerichtet berücksichtigen und effektiv steuern.

 

Wirkungsmessung

Um letztlich die Relevanz des Finanzsektors insgesamt für die Transformation korrekt herleiten zu können, braucht es Forschung hinsichtlich der Wirkungskanäle nachhaltiger Investitionen. Während die nachhaltige Wirkung nachhaltiger realwirtschaftlicher Investitionen auf der Hand liegt (z. B. eingesparte Emissionen durch erneuerbare Stromgewinnung gegenüber konventioneller), ist dies bei den finanzwirtschaftlichen Ansätzen wie Engagement oder Exit-Strategien nicht direkt ersichtlich. Gerade aufgrund der Überlagerung mit gesellschaftlichen, technologischen und regulatorischen Entwicklungen sind ihre Auswirkungen darüber hinaus schwer empirisch zu identifizieren. Für ein besseres Verständnis des tatsächlichen Potenzials nachhaltiger finanzwirtschaftlicher Aktivitäten für die Transformation der Realwirtschaft braucht es hier weitere Forschung. Dies ist insbesondere wichtig, um regulatorische Maßnahmen gezielt einzusetzen und die Steuerungsfunktion des Finanzsektors hin zu mehr ⁠Nachhaltigkeit⁠ noch besser ausführen zu können.

Gleichzeitig gilt es zu beachten, dass der Fokus auf tatsächliche Finanzierungskanäle gerichtet wird und nicht auf den für die Finanzierung oft irrelevanten Sekundärmarktdaten (z. B. Aktien- und Anleihepreisen) verbleibt, wie es gegenwärtig üblich ist. Diese haben jedoch nur eine eingeschränkte direkte Wirkung auf Nachhaltigkeitsentscheidungen von Unternehmen, da Aktienpreise von mehr als ausschließlich der Nachhaltigkeitsperformance der Unternehmen abhängen. Wenig im Blick sind bisher direkte Finanzierungen von Unternehmen, die aber in Deutschland mit seinen vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen besondere Relevanz haben. Es gilt, tiefer in die Geschäftsprozesse der Unternehmen einzusteigen und Entscheidungsprozesse zu analysieren, um die Finanzierungkanäle und ihre Wirkung auf Nachhaltigkeits- und Transformationsentscheidungen besser nachvollziehen zu können. Nur wenn hier mehr Wissen generiert wird, kann der Einfluss von konkreten Finanzierungen auf die Nachhaltigkeit von Unternehmen gut dargestellt werden.

Darüber hinaus wird ein Ansatz für kontinuierliches ⁠Monitoring⁠ nachhaltiger Investitionen vorgeschlagen. Es werden aktuell immer mehr und unterschiedliche Produkte entwickelt, die nachhaltige Kriterien berücksichtigen, und Unternehmen setzen sich teils ambitionierte Ziele. Jedoch bringt das bloße Setzen von Zielen der Umwelt wenig und eine tatsächliche Erfolgsverfolgung findet oftmals nur unregelmäßig statt. Unternehmen setzen in der Folge ihre Ziele wieder herab (greenrinsing) und betreiben damit eine spezifische Form des Greenwashing. Um hier gegenzuarbeiten und für ambitionierten Umweltschutz im Finanzsektor einstehen zu können, können technische Hilfsmittel, wie das im Rahmen dieses Projektes entwickelte Softwaresystem zum Rollout von Sustainable Finance-Produkten in Deutschland unterstützen.
All diese Maßnahmen sollen unterstützen, dass die Finanzströme insgesamt mehr auf Nachhaltigkeit ausgerichtet werden. Hierbei sind sowohl öffentliche Finanzflüsse, als auch private Investitionen anzuvisieren, sodass die benötigten Mittel freiwerden. Bereits heute gibt es erste Länder, die von Finanzinstitutionen Berichte dazu einfordern, wie sie zu den Klimazielen des Landes beitragen, wie zum Beispiel in den Niederlanden im Rahmen des Klimaatakoord.

 

Grundbedingungen für eine nachhaltige Finanzwirtschaft

Die Dimensionen selbst können vor allem dann ihre volle Wirkung entfalten, wenn sich auch die Grundbedingungen fortentwickeln. Gegenwärtig deuten sowohl die Datenbasis, die politischen Signale sowie unzureichend ausgestattete Institutionen, die Sustainable Finance betreiben, auf Hindernisse bei der Umsetzung von Sustainable Finance in Deutschland hin.

 

Datenbasis

Eine nachhaltige Finanzwirtschaft benötigt eine breite, vergleichbare und mit hoher Qualität ausgestattete Datenbasis, um Transformation sichtbar zu machen. Daten haben somit ein zentrales transformatives Potenzial und spielen daher für die Umlenkung von Finanzströmen eine essenzielle Rolle. Nur wenn nachhaltige Akteure ihre Performance sichtbar machen können, haben sie betriebswirtschaftliche Vorteile. Die Qualität und Verfügbarkeit von Daten sollte eine erhebliche Aufmerksamkeit erhalten, da nur mit ihnen Transparenz, Risikomanagement und Wirkungsmessung effektiv umgesetzt und gesteuert werden können.

Derzeit entstehende Dateninstrumente sollten stärker verknüpft werden. Auf der einen Seite ist es wichtig, die Datenverfügbarkeit zu verbessern. Dies gilt für alle möglichen Arten vom Umweltdaten im Finanzsektor. Während die Wirtschaft bei Klimadaten bereits fortgeschritten ist und diese standardmäßig kommuniziert (insbesondere ⁠Treibhausgas⁠-Emissionen), ist dies für andere Umweltdimensionen noch nicht der Fall und es besteht Nachholbedarf für weitere standardisierte Umweltkennzahlen. Dies ist für real- und finanzwirtschaftliche Akteure auch im Rahmen der Taxonomie von erheblichem Interesse.

Doch selbst bei den Klimadaten besteht Verbesserungspotenzial. Sie werden zum Teil erst mit erheblichem Verzug verfügbar gemacht, mit negativen Folgewirkungen für Klimaschutzentscheidungen. Projekte zur kontinuierlichen, zeitnahen Aktualisierung sollten daher unterstützt werden. Daten sollten als öffentliches Gut behandelt und demzufolge einfacher verfügbar gemacht werden. Gegenwärtig durchlaufen Informationen vor der Veröffentlichung lange Prozesse, wie auch die nachstehende Abbildung verdeutlicht.

Der grundsätzliche Prozess, der durch die Grafik beschrieben ist, ist wie folgt: Firmen legen Klimadaten offen, mit Bezug auf Offenlegungsstandards und Rahmenwerke, welche offen zur Verfügung stehen. Diese Daten finden sich meist nicht nur auf den eigenen Firmenwebseiten, sondern werden auch durch Offenlegungsplattformen publiziert. Sie stellen einen zentralen Sammelpunkt für diese Daten dar. Kommerzielle Datenanbieter aggregieren und bewerten die ursprünglichen Firmendaten anschließend. Die resultierenden
Informationsflüsse im Bereich Klimadaten
Quelle: Climate Arc (2023)
 

Die Prozesse zu verkürzen kann helfen, Veröffentlichungsprozesse zu verkürzen und ebenso die Datenqualität verbessern, da die Fehleranfälligkeit durch die verringerte Anzahl an Parteien abnimmt. Gleichwohl muss die Datenqualität regelmäßig durch umfassend Qualitätschecks geprüft werden.

 

Politische Signale

Zwar zielt die Entwicklung einer nachhaltigen Finanzwirtschaft vor allem auf die systematische Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien bei privaten Akteuren ab. Allerdings haben Bund und Länder eine wichtige Vorbildfunktion und ebenso sind öffentliche Institutionen auch relevante Investoren, die über nicht geringe Anlagen verfügen. Politiksignale an private Akteure sind daher von erheblicher Relevanz, sowohl bei Investitionskriterien für öffentliche Anlagen als auch bei der Frage von Paris-aligned Benchmarks für öffentliche Investitionen.

Der Bund und die Länder verfügen über erhebliche Anlagevermögen. Allein das Wertpapiervermögen im nicht-öffentlichen Bereich von Ländern und Gemeinden betrug 46 Milliarden Euro Ende des Jahres 2021 (Destatis, 2023), das Rücklagen für später anfallende Ausgaben des Staates wie Pensionen bilden soll. Bisher werden diese Anlagevermögen nicht (immer) konsequent entlang der Nachhaltigkeitsziele des Bundes angelegt. Deutschland hat somit zwar das Pariser Klimaabkommen ratifiziert, beachtet bei der Pensionsrückstellung die Klimaziele jedoch nicht im gleichen Maße. Der KENFO (Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung) und die VBL (Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder) haben aktivierte Mandate zur Vermögensanlage. Beide betrachten Nachhaltigkeitsaspekte als Teil des Risikomanagements und verfolgen Nachhaltigkeitsstrategien, die sich an den Pariser Klimazielen orientieren, jedoch nicht mit diesen in Einklang stehen müssen.

Es stehen in letzter Zeit immer mehr Instrumente zur Verfügung, die die Akteure dabei unterstützen können, die Umweltziele einzuhalten. Insbesondere sind hier die ⁠Klima⁠-Benchmarks der EU (Paris-aligned und climate transition benchmarks) zu nennen (siehe auch UBA-Bericht). Möglich sind auch SDG-linked bonds, in denen an die Kapitalüberlassung auch Nachhaltigkeitsziele für die Kapitalnehmer verknüpft werden. Wenn Unternehmen die vorab vereinbarten Umwelt- oder Sozialziele nicht erreichen, müssen sie höhere Zinsen oder Strafen zahlen, wodurch sie einen Anreiz für die Steigerung der Nachhaltigkeitsleistung haben. Durch den Einsatz der beiden Instrumente beispielsweise in der Anlagepolitik der Institutionellen Investoren oder die Verknüpfung von Staatsanleihen an Nachhaltigkeitsziele könnte Deutschland ein deutliches Signal für die Einhaltung der Ziele des Übereinkommens von Paris setzen.

 

Institutionen stärken

Eng mit den politischen Signalen verbunden ist die Stärkung der relevanten Institutionen. Eine nachhaltige Finanzwirtschaft braucht starke Institutionen, die ihre Entwicklung begleiten. In die Entwicklung des Sustainable-Finance-Standorts Deutschland sind verschiedene Institutionen involviert (siehe auch Artikel Akteure). Um ihre heterogenen Kompetenzen zusammenzubringen und so den Rahmen für die nachhaltige Finanzwirtschaft effektiver setzen zu können, müssen ihre Kompetenzen gestärkt und Kooperationen verstetigt werden. Davon profitieren die Akteure und der Standort insgesamt in Form von klaren Zuständigkeiten und einem sich gegenseitig verstärkenden Kompetenzaufbau, sodass sich nachhaltige Instrumente und Methoden durchsetzen können und Akteure die Transformation gemeinsam und proaktiv angehen können.

Konkret kann dies beispielsweise in Form eines zentralen Asset Managers für die deutschen Vermögensanlagen erfolgen. Der große Vorteil liegt darin, dass Kompetenzen gebündelt und Gelder effizienter angelegt werden können (weniger Gebühren fällig werden). Dies kann bis beliebig tief in die föderale Struktur organisiert werden, wie beispielsweise in Dänemark, wo der Pensionsfonds ATP die Pensionen aller Beschäftigten Dänemarks organisiert.

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