BS-R-1: Information zum Verhalten im Katastrophenfall

Das Bild zeigt eine Gruppe von zwei Frauen und zwei Männern bei einer Erste-Hilfe-Übung. Die Kursleiterin zeigt an einer Puppe die Herzdruckmassage.zum Vergrößern anklicken
Regelmäßige Erste-Hilfe-Kurse oder auch Notfall-Übungen am Arbeitsplatz stärken die Eigenvorsorge.
Quelle: Pixel-Shot / stock.adobe.com

Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

BS-R-1: Information zum Verhalten im Katastrophenfall

66 % der Befragten der Umweltbewusstseinsstudie 2021 informierten sich bislang über das richtige Verhalten im Katastrophenfall, weitere 19 % haben sich dies für die Zukunft vorgenommen. 15 % der Befragten sehen hierfür keinen Bedarf. Dies ist die niedrigste Zahl der bisherigen Umfragen. Die Befragungsergebnisse deuten darauf hin, dass Bewusstsein und Sensibilität in der Bevölkerung wachsen.

Die Stapelsäulen stellen den prozentualen Anteil der Befragten dar, die sich über das richtige Verhalten im Katastrophenfall informieren. Es gibt Daten für die Jahre 2012, 2014, 2016 und 2021. Der Anteil der Befragten wird im Folgenden für die jeweiligen Kategorien mit aufsteigendem Jahr gelesen: ja: 38, 52, 44 und 66 Prozent; nein/weiß nicht, aber Information zukünftig beabsichtigt: 10, 13, 20 und 19 Prozent, nein/weiß nicht: 52, 35, 36 und 15 Prozent.  Eine Trendanalyse erfolgte nicht.
BS-R-1: Information zum Verhalten im Katastrophenfall

Die Stapelsäulen stellen den prozentualen Anteil der Befragten dar, die sich über das richtige Verhalten im Katastrophenfall informieren. Es gibt Daten für die Jahre 2012, 2014, 2016 und 2021. Der Anteil der Befragten wird im Folgenden für die jeweiligen Kategorien mit aufsteigendem Jahr gelesen: ja: 38, 52, 44 und 66 Prozent; nein/weiß nicht, aber Information zukünftig beabsichtigt: 10, 13, 20 und 19 Prozent, nein/weiß nicht: 52, 35, 36 und 15 Prozent. Eine Trendanalyse erfolgte nicht.

Quelle: BMUB / BMUV & UBA

Informationsbereitschaft und Kenntnisse wachsen

Die Selbstschutzfähigkeit der Bevölkerung ist eine wichtige Komponente des Bevölkerungsschutzes. Als Selbstschutz bezeichnet man die Summe der individuellen Maßnahmen der Bevölkerung, von Behörden und / oder Betrieben zur Vermeidung, zur Vorsorge und zur Selbsthilfe, das heißt zur Bewältigung von Ereignissen. Durch das richtige Verhalten in Notfallsituationen können Bürger*innen dazu beitragen, sich selbst und ihre Mitmenschen zu schützen und die allgemeine Sicherheit zu verbessern.

Kommt es zu einem Unfall oder einer Notsituation, benötigen die Rettungskräfte Zeit, um den Einsatzort zu erreichen und Hilfe leisten zu können. Sind dies bei einem Unfall in der Regel nur wenige Minuten, kann es bei wetter- und witterungsbedingten Extremereignissen wesentlich länger dauern, bis Rettungskräfte in ausreichender Anzahl eintreffen, um allen Betroffenen helfen zu können. Dies machte zuletzt die schwere Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021 deutlich, als die Wassermassen Straßen und Brücken mitrissen und den Hilfskräften den direkten Zugang zu den Betroffenen unmöglich machten. Auch kann das Einsatzgebiet zu groß sein, um alle Hilfsbedürftigen schnell zu erreichen. Um Leib und Leben zu schützen und Sachwerte zu erhalten, ist es daher bei Ereignissen wie schweren Unwettern, außergewöhnlich starken Schneefällen, Sturzfluten oder großflächigen Überschwemmungen besonders wichtig, dass die Bürger*innen sich zunächst selbst helfen können, bis Feuerwehr, Rettungsdienst oder Katastrophenschutz zur organisierten Hilfeleistung eintreffen.

Dabei gilt, dass vor allem die Personen richtig helfen können, die sich mit den möglichen Folgen eines Schadensereignisses schon auseinandergesetzt haben, bevor es eintritt. Es ist daher von Bedeutung, dass möglichst viele Menschen die sie betreffenden Gefahren kennen und über die richtigen Verhaltensweisen in Notfallsituationen informiert sind. Der technische Fortschritt in der Verarbeitung und Verbreitung geografischer Informationen hat in den letzten Jahren zahlreiche neue Quellen hervorgebracht, aus denen sich Bürger*innen über lokal oder regional bestehende Gefahren informieren können. So werden im Internet mittlerweile zum Teil flurstückgenaue Informationen zu Hochwassergefahren, zu Geogefahren wie Massenbewegungen und Erdrutschen oder auch zu Sturmschadensrisiken angeboten. Der ⁠GDV⁠ bietet mit dem „Naturgefahren-Check“ im Internet eine adressgenaue Einschätzung der Naturgefahren von Hochwasser, Sturm und Hagel, Blitz und Überspannung an.

Ausgehend vom Wissen um die Gefahren, die möglicherweise für ihren Wohn- und Arbeitsort bestehen, können sich die Bürger*innen Informationen über das richtige Verhalten für Notfallsituationen einholen. Wichtig ist zum einen die Entwicklung und Pflege allgemeiner Fähigkeiten beispielsweise durch Erste-Hilfe-Kurse. Zum anderen werden von Behördenseite spezifische Informationsmaterialien angeboten. Von Bundesseite informiert vor allem das BBK über das richtige Verhalten im Katastrophenfall, etwa in Form von Broschüren und über seine Internetseite. Dort wird zudem ein neues interaktives „360° Notfalltraining“ angeboten, das insbesondere jüngeren Zielgruppen den Zugang zu den Themen Vorsorge, Selbstschutz und Verhalten im Ernstfall erleichtern soll.231 Mittels der 2021 gestarteten Informationskampagne „Für alle Fälle vorbereitet“ wird die Bevölkerung zielgruppenübergreifend unter anderem auch über TV-Spots angesprochen. Darüber hinaus können Bürger*innen in der Warn-App NINA neben Warnungen zum Bevölkerungsschutz auch Unwetterwarnungen des ⁠DWD⁠ und Hochwasserinformationen des länderübergreifenden Hochwasserportals abonnieren, sowohl für selbst gewählte Orte als auch für den eigenen Standort (siehe ⁠IndikatorHUE-2). Hinzu kommen Informationsangebote der Länder und gegebenenfalls der vor Ort zuständigen kommunalen Behörden.

Im Rahmen der repräsentativen Bevölkerungsumfrage „Umweltbewusstsein in Deutschland“, die regelmäßig im Auftrag des ⁠UBA⁠ und des Bundesumweltministeriums durchgeführt wird232, wird seit 2012 danach gefragt, ob sich die Befragten über das richtige Verhalten im Katastrophenfall informieren. Im Jahr 2021 wurden die Daten erstmalig im Rahmen einer künftig nur noch 4-jährlichen Sondererhebung zur Umweltbewusstseinsstudie erfasst. Waren es 2012 noch 38 % aller Befragten, die entsprechende Informationen eingeholt haben, waren es im Jahr 2014 bereits 52 % und in 2016 44 %. Im Jahr 2021 stieg der Anteil auf 66 %. Auch der Anteil derjenigen, die sich zukünftig informieren möchten, ist von 10 % in 2012 auf 19 % in 2021 gestiegen.

Zwar geben die Zahlen keine Auskunft darüber, wie intensiv sich die Befragten mit den unterschiedlichen Gefahren und möglichen Verhaltensweisen auseinander gesetzt haben (siehe Indikator BS-R-2), sie zeigen aber, dass inzwischen 85 % der Befragten den Bedarf an und den Nutzen von Information sehen. Der Anstieg in den letzten zehn Jahren deutet darauf hin, dass die Sensibilisierung in der Bevölkerung wächst und damit auch die Bereitschaft, sich besser zu informieren, um Vorsorge treffen zu können und im Katastrophenfall handlungsfähig zu sein. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Extremereignisse in den zurückliegenden Jahren und die höhere mediale Präsenz von Klimawandelthemen einen relevanten Beitrag zu diesem erhöhten Bewusstsein geleistet haben. So bewogen sicherlich auch die Auswirkungen des Hochwassers im Ahrtal Menschen dazu, sich über die Folgen des Klimawandels und das richtige Verhalten im Falle eines Extremereignisses zu informieren. Die Flutkatastrophe ereignete sich nur wenige Monate vor der letzten Befragung im Jahr 2021.

Bei der Interpretation der Zahlen ist zu berücksichtigen, dass nicht alle Bürger*innen allen wetter- und witterungsbedingten Naturgefahren in gleichem Maße ausgesetzt sind. So treten Sturmfluten oder Hochwasser entlang der Küsten oder von Flussläufen auf, andere Gebiete sind hiervon nicht oder deutlich seltener und in geringerem Umfang betroffen. Allerdings ist die Bevölkerung hoch mobil. Zudem ist inzwischen erwiesen, dass Gefahren wie Hitze oder ⁠Starkregen⁠ überall in Deutschland auftreten und auch katastrophale Ausmaße annehmen können. Vor diesem Hintergrund ist es wünschenswert, dass Kenntnisse über die grundlegenden Verhaltensregeln in Notfallsituationen in der ganzen Bevölkerung vorhanden sind.

 

231 - BBK 2023: Das 360° Notfalltraining. https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Vorsorge/Notfalltraining/notfalltraining_node.html.

232 - infas – Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH 2022: Tabellenband – Zusatzbefragung im Rahmen der Umweltbewusstseinsstudie 2020. Themenbereich: Klimaanpassung. Bonn, 39 S. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2378/dokumente/tabellenband_ubs_zusatzbefragung_sept_2021_klimaanpassung.pdf.

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