Der im Jahr 2013 veröffentlichte Teilbericht 1 des fünften Sachstandsberichts des Weltklimarats bestätigt eindeutig, dass sich das Klima gegenwärtig ändert und dass dies auf menschliche Einflüsse zurückzuführen ist. Die Belege für den Klimawandel und seine Ursachen sind noch umfassender und sicherer als im vorhergehenden Bericht von 2007.
Welche Veränderungen haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereits festgestellt und womit rechnen sie für die Zukunft? Wir haben die wichtigsten Ergebnisse des Fünften Sachstandsberichts hier für Sie zusammenmgefasst:
Veränderungen in der Atmosphäre: Es wird wärmer
Welche Hauptaussagen enthält der Bericht über Veränderungen in der Atmosphäre?
Die globale Mitteltemperatur in Bodennähe stieg im Zeitraum von 1880 bis 2012 um 0,85 °C. Auf der Nordhemisphäre war die 30-Jahresperiode von 1983 bis 2012 die wärmste seit 1400 Jahren.
Seit Mitte des letzten Jahrhunderts finden im gesamten Klimasystem Veränderungen statt. Die globale Mitteltemperatur in Bodennähe steigt, Gletscher tauen, Eisschilde verlieren an Masse, die Ozeane erwärmen sich und der mittlere Meeresspiegel steigt. Viele dieser Veränderungen sind in den zurückliegenden Jahrzehnten bis Jahrtausenden noch nie aufgetreten.
Es ist äußerst wahrscheinlich, dass der menschliche Einfluss auf das Klimasystem die Hauptursache der beobachteten Erwärmung seit Mitte des 20. Jahrhunderts war. "Äußerst wahrscheinlich" bedeutet mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 bis 100 Prozent.
Bis Ende des 21. Jahrhunderts wird sich die Erwärmung der bodennahen Luftschichten fortsetzen. Alle zugrunde gelegten Emissionsszenarien zusammen genommen ergeben bis Ende dieses Jahrhunderts eine Temperaturzunahme, die von 0,9 bis 5,4 °C reichen kann – immer gegenüber vorindustriellen Bedingungen.
Nur unter der Voraussetzung eines Emissionsszenarios mit einer sehr ambitionierten Klimaschutzpolitik ließe sich der mittlere Temperaturanstieg gegenüber der vorindustriellen Zeit auf 0,9 bis 2,3 °C begrenzen.
Das Klima erwärmt sich hauptsächlich durch die Freisetzung von Treibhausgasen, die durch Energieerzeugung, Verkehr, Industrie, Landwirtschaft und Landnutzungsänderungen entstehen.
Das wichtigste Treibhausgas ist Kohlendioxid (CO2). Dessen Konzentration ist in der Atmosphäre heute so hoch wie noch nie zuvor in den zurückliegenden 800.000 Jahren. Bliebe die derzeitige Emissionsrate unverändert, wäre schon Mitte dieses Jahrhunderts so viel Kohlendioxid in die Atmosphäre emittiert, dass die globale Mitteltemperatur über 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau anstiege.
Ein weiterer, ungebremster Ausstoß von Treibhausgasen könnte das Klimasystem in einer Weise verändern, wie dies in den vergangenen hunderttausenden Jahren nicht vorgekommen ist. Die bisher beobachteten Änderungen würden verstärkt und alle Regionen der Erde wären betroffen. Viele dieser Änderungen blieben über Jahrtausende bestehen, auch wenn keine Treibhausgase mehr freigesetzt würden.
Welche Veränderungen in der Atmosphäre wurden beobachtet?
Die atmosphärischen Konzentrationen der Treibhausgase Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) stiegen zwischen 1750 und 2011 um 40 Prozent, 150 Prozent und 20 Prozent. Damit übersteigen die gegenwärtigen Konzentrationen dieser Gase erheblich die in Eisbohrkernen gemessenen höchsten Werte in den letzten 800.000 Jahren.
Insgesamt wurden von 1750 bis 2011 durch menschliche Aktivitäten CO2-Mengen in Höhe von 545 Gigatonnen Kohlenstoff freigesetzt. Davon blieben etwa 240 Gigatonnen Kohlenstoff in der Atmosphäre. Der Rest wurde etwa jeweils zur Hälfte vom Ozean (155 Gigatonnen Kohlenstoff) und von Böden und Pflanzen (150 Gigatonnen Kohlenstoff) aufgenommen.
Die globale Mitteltemperatur in Bodennähe stieg im Zeitraum von 1880 bis 2012 um 0,85 °C. In der Nordhemisphäre war die letzte 30-jährige Periode (von 1983 bis 2012) wahrscheinlich die wärmste seit 1.400 Jahren. Die Arktis erwärmte sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts besonders stark.
In der jüngsten Vergangenheit, insbesondere im letzten Jahrzehnt, wurde ein verzögerter Anstieg der globalen Mitteltemperatur beobachtet. Daraus kann man nicht schließen, dass sich die globale Erwärmung des Klimas abschwächt. Neben der langfristigen Erwärmung über mehrere Jahrzehnte zeigt die globale Mitteltemperatur erhebliche Schwankungen von Jahr zu Jahr. Wegen dieser natürlichen Variabilität des Klimas können Temperaturtrends über kurze Zeiträume von den langfristigen Trends deutlich abweichen.
Bei vielen extremen Wetterereignissen wurden Veränderungen beobachtet. So hat die Zahl der kalten Tage und Nächte abgenommen und die der warmen Tage und Nächte seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts zugenommen. In Europa, Asien und Australien traten häufiger Hitzewellen auf. Die Starkregenereignisse in Nordamerika und Europa sind häufiger und intensiver geworden.
Welche Veränderungen in der Atmosphäre sind künftig zu erwarten?
Welche Annahmen über die künftige Entwicklung der Treibhausgase wurden gemacht?
Zur Simulation des Klimas der kommenden Jahrzehnte und Jahrhunderte benötigen Klimaforscherinnen und –forscher Szenarien über den Ausstoß der Treibhausgase in diesen Zeiträumen.
In den Szenarien werden Annahmen über das künftige Wachstum der Bevölkerung, über die wirtschaftliche Entwicklung, die Entwicklung neuer Technologien und über etwaige Maßnahmen zum Klimaschutz getroffen. Aus diesen Vorgaben können dann zeitabhängige Emissionspfade für die Zukunft – die Emissionsszenarien – konstruiert werden.
Im fünften Sachstandsbericht wurden vier neue Szenarien verwendet: sogenannte repräsentative Konzentrationspfade, im IPCC-Bericht als Representative Concentration Pathways (RCP) bezeichnet. Die RCPs decken den Zeitraum zwischen 1850 bis 2100 ab. Anders als in den Emissionsszenarien der beiden letzten Sachstandsberichte haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diesmal auch Maßnahmen zur Minderung der Treibhausgase berücksichtigt. Das RCP-Szenario mit dem niedrigsten künftigen Treibhausgasausstoß basiert auf sehr ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen. Demnach würde sich die Temperatur bis Ende des Jahrhunderts um 0,9 °C Celsius erhöhen Die drei RCPs mit höheren Treibhausgaskonzentrationen schließen die Bandbreite der atmosphärischen CO2-Konzentrationen der Szenarien aus den vorigen Sachstandsberichten ein.
Von welchen Änderungen der künftigen Temperaturen und Niederschläge geht der IPCC aus?
Die Simulationen mit Klimamodellen ergeben, dass ein anhaltender ungebremster Ausstoß von Treibhausgasen zu einer weiteren Erwärmung und zu Veränderungen in allen Komponenten des Klimasystems führen würde. Bisher beobachtete Veränderungen würden dabei verstärkt. Die zu erwartenden Änderungen sind in Art und Größe ähnlich denen, die im vierten Sachstandsbericht ermittelt wurden. Viele Veränderungen würden über Jahrhunderte andauern, auch wenn die Treibhausgasemissionen längst zurückgegangen sind.
Auf der Grundlage des RCP-Szenarios mit sehr ambitionierter Klimapolitik (RCP 2.6) zeigen die Modellsimulationen, dass der mittlere Temperaturanstieg gegen Ende dieses Jahrhunderts gegenüber der vorindustriellen Zeit 0,9 bis 2,3 °C betragen würde. Unter diesen Bedingungen – und auf der Basis des gegenwärtigen Kenntnisstandes der Physik des Klimasystems – besteht die Möglichkeit, die globale Erwärmung unterhalb von 2 °C zu begrenzen. Die Ergebnisse für alle betrachteten Emissionsszenarien sind in der untenstehenden Tabelle zusammengefasst.
Mit dem weiteren Anstieg der globalen Mitteltemperatur werden sich auch Extremereignisse weiter verändern. Als gesichert gilt, dass über den meisten Landgebieten häufiger heiße und seltener kalte Temperaturextrema auftreten werden. Hitzewellen werden sehr wahrscheinlich häufiger werden und länger anhalten. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts werden Starkniederschläge über den meisten Landgebieten der mittleren Breiten und über feuchten tropischen Regionen sehr wahrscheinlich intensiver und häufiger auftreten.
Die Niederschlagsänderungen in Verbindung mit der weiteren Erwärmung im 21. Jahrhundert werden regional und jahreszeitlich unterschiedlich sein. Zwischen trockenen und feuchten Gebieten sowie zwischen trockenen und feuchten Jahreszeiten werden sich die Unterschiede noch verstärken, obwohl es regional davon Ausnahmen geben kann.
Auf der Grundlage des Szenarios mit den höchsten Emissionen (RCP 8.5) werden sich bis zum Ende dieses Jahrhunderts die mittleren jährlichen Niederschläge über hohen Breiten und über dem äquatorialen Pazifik wahrscheinlich erhöhen. In vielen trockenen Regionen der mittleren Breiten und in trockenen Gebieten der Subtropen wird dagegen der mittlere Niederschlag wahrscheinlich abnehmen. In feuchten Regionen der mittleren Breiten wiederum wird es wahrscheinlich zu Zunahmen kommen.
Gebiete, die von Monsunen betroffen sind, werden sich bis zum Ende dieses Jahrhunderts wahrscheinlich ausweiten. Während sich die Monsunwinde wahrscheinlich abschwächen, werden die Monsunniederschläge wegen des höheren Feuchtegehaltes der Atmosphäre zunehmen. In vielen Regionen wird darüber hinaus die Dauer der Monsunsaison wahrscheinlich zunehmen.
Wie viel CO2 darf höchstens in die Atmosphäre emittiert werden, wenn eine Erwärmung von mehr als 2 °C vermieden werden soll?
Im fünften Sachstandsbericht wurde erstmalig ein spezifischer Wert für den Gesamteintrag von CO2 in die Atmosphäre seit Beginn der Industrialisierung festgelegt. Gelangt mehr CO2 in die Atmosphäre, wird es schwierig, eine bestimmte Temperaturobergrenze, wie beispielsweise die 2 °C-Obergrenze, einzuhalten: Bei CO2-Emissionen von bis zu etwa 1.000 Gigatonnen Kohlenstoff könnte die 2 °C-Obergrenze mit mehr als 66 Prozent Wahrscheinlichkeit eingehalten werden (zum Vergleich: 2011 waren es bereits 545 Gigatonnen Kohlenstoff). Je mehr dieser Wert überschritten wird, desto unwahrscheinlicher wird es, dass die globale Erwärmung unterhalb von 2 °C begrenzt werden kann. Da durch menschliche Tätigkeiten neben CO2 jedoch noch weitere Treibhausgase in die Atmosphäre emittiert werden, müssten die weltweiten CO2-Emissionen sogar noch deutlich unter dieser Marke liegen, um die 2 °C-Obergrenze einhalten zu können.
Veränderungen in den Ozeanen: Die Ozeane werden wärmer und versauern
Welche Hauptaussagen enthält der Bericht über Veränderungen in den Ozeanen?
Die Ozeane haben mehr als 90 Prozent der Energie, die zwischen 1971 und 2010 dem Klimasystem zugeführt wurde, gebunden. Dabei erwärmten sich die oberflächennahen Wasserschichten am stärksten.
Etwa ein Drittel des anthropogenen CO2 der Atmosphäre wurde durch die Ozeane aufgenommen und hat deren Säuregehalt erhöht.
Die Erwärmung der Ozeane wird sich im 21. Jahrhundert fortsetzen. Die Wärme wird von der Oberfläche in die tieferen Wasserschichten vordringen und die globale ozeanische Zirkulation beeinflussen.
Welche Rolle spielen Ozeane im Klimasystem?
Ozeane sind ein wichtiges Schlüssel-Element im globalen Klimasystem. Wegen ihrer großen Wärmekapazität und global ausgedehnten Strömungssysteme sind sie in der Lage, große Mengen an Energie zu speichern und zu transportieren. Die Ozeane binden den größten Teil der Energie, die durch den menschengemachten Treibhauseffekt zusätzlich im Erdsystem vorhanden ist. Sie dämpfen somit die Erwärmung der Atmosphäre und erwärmen sich selbst. Indem sie immer mehr CO2 aufnehmen, „versauern“ sie zunehmend. Ihre Funktion als Ökosystem beziehungsweise globaler Energie- und CO2-Speicher wird dadurch beeinträchtigt.
Welche Veränderungen wurden beobachtet?
Die oberen Wasserschichten (0 bis 700 Meter) der Ozeane erwärmten sich im Zeitraum 1971 bis 2010 deutlich. In der oberflächennahen Schicht (bis 75 Meter Wassertiefe) war die Erwärmung mit etwa 0,11 °C pro Dekade am größten und mit großer Wahrscheinlichkeit weitgehend anthropogen verursacht.
Wahrscheinlich hat sich der Ozean im Beobachtungszeitraum 1957 bis 2009 auch in Wassertiefen zwischen 700 und 2.000 Metern erwärmt. Für größere Wassertiefen liegen erst für den Zeitraum 1992 bis 2005 ausreichende Beobachtungen vor, wobei für den Tiefenbereich zwischen 2.000 und 3.000 Metern keine klaren Temperaturtrends beobachtet wurden. Erst für Wassertiefen unterhalb von 3.000 Metern zeigten die Messungen wieder eine Erwärmung, die in den südlichen Ozeanen am stärksten ausgeprägt war.
Mehr als 60 Prozent der Nettoenergiezunahme im Klimasystem wurden während der relativ gut untersuchten Zeitspanne von 1971 bis 2010 in den oberen Ozeanschichten abgespeichert, während sich etwa 30 Prozent in den Ozeanen unterhalb von 700 Metern Wassertiefe wiederfinden.
Das Atlantische Strömungssystem (Golfstrom) zeigt bisher keine Veränderungen. Dies ergibt sich aus den zehnjährigen Aufzeichnungen zum kompletten System und den bereits länger andauernden Beobachtungen einzelner Komponenten.
Regionen mit hohem Salzgehalt des Ozeanwassers, in denen die Verdunstung dominiert, wurden seit den 1950er Jahren noch ‚salziger‘, während in Regionen mit dominierendem Niederschlag der Salzgehalt zurückging. Die Ozeane haben bisher etwa 155 Gigatonnen anthropogenes Kohlendioxid aus der Atmosphäre gebunden. Dadurch sind sie zunehmend versauert.
Welche Veränderungen sind künftig zu erwarten?
Die stärkste Erwärmung wird künftig für die oberflächennahen Wasserschichten in den Tropen und in subtropischen Regionen der Nordhalbkugel erwartet. In größeren Tiefen wird die Erwärmung in den südlichen Ozeanen am deutlichsten sein. Modellrechnungen gehen bis zum Ende des 21. Jahrhundert für die oberste Wasserschicht (bis 100 Meter Tiefe) von einer Erwärmung zwischen 0,6 °C (niedrigstes Emissionsszenario) bis 2,0 °C (höchstes Emissionsszenario) und einer Erwärmung zwischen 0,3 °C und 0,6 °C in etwa 1.000 Metern aus.
Das Nordatlantische Strömungssystem, umgangssprachlich oft als Golfstrom bezeichnet, wird sich im Laufe des 21. Jahrhunderts sehr wahrscheinlich abschwächen. Hier gehen Modellrechnungen in Abhängigkeit vom Emissionsszenario von einer Minderung der Strömungsintensität zwischen 11 und 34 Prozent aus. Aufgrund der großen internen Variabilität des Systems könnten nach einer Abschwächung bis 2050 auch einige Dekaden mit einer Verstärkung folgen. Für die betrachteten Emissionsszenarien ist eine abrupte Veränderung oder ein Zusammenbruch des Strömungssystems im 21. Jahrhunderts sehr unwahrscheinlich. Eine zeitlich weiterführende Betrachtung ist aber wegen der unzureichenden Datenlage sehr unsicher. Ein Zusammenbruch nach dem 21. Jahrhundert kann bei einer fortgesetzten stärkeren Erwärmung jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Die Ozeane werden auch weiterhin CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen, was eine weitere zunehmende Versauerung des Meerwassers bewirkt. Dies behindert unter anderem die Bildung von Kalkschalen vieler Meereslebewesen und beeinträchtigt damit die Lebenswelt in den Ozeanen.
Veränderungen in der Kryosphäre: Gletscher und Eisschilde schmelzen
Welche Hauptaussagen enthält der Bericht über Veränderungen in der Kryosphäre?
In den vergangenen zwei Dekaden haben das Grönländische und das Antarktische Eisschild an Masse verloren und die Gletscher ihren Schrumpfungsprozess nahezu weltweit fortgesetzt. Das Arktische Meereis, die Schneedecke der nördlichen Hemisphäre und die sich erwärmenden Permafrostregionen haben weiter an Ausdehnung eingebüßt. Insbesondere die Arktis erwärmt sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts besonders stark.
Das Arktische Meereis wird sehr wahrscheinlich weiterhin an Fläche und Stärke verlieren. Die Schneebedeckung in der nördlichen Hemisphäre wird bei ansteigenden Temperaturen im 21. Jahrhundert weiter abnehmen. Ein fortgesetzter Rückgang des oberflächennahen Permafrosts im hohen Norden erscheint als sicher und ein weiterer Verlust an Gletschermasse ergibt sich in der Zukunft für alle gerechneten Emissionsszenarien.
Was ist die Kryosphäre und welche Rolle spielt sie im Klimasystem?
Die Kryosphäre, der gefrorene Teil der Welt, umfasst die permanenten und saisonalen Schnee- und Eisvorkommen an der Erdoberfläche. Dazu gehören Gletscher und Eiskappen, Schneedecken, Eisdecken von Meeren, Flüssen und Seen, die Eisschilde Grönlands und der Antarktis, sowie die Permafrost-Gebiete. Wegen ihrer Masse und Wärmekapazität ist die Kryosphäre nach den Ozeanen die zweitgrößte Komponente des globalen Klimasystems. Sie spielt eine Schlüsselrolle für den Energie- und Wasserhaushalt, als auch für die Ökosysteme der Erde. Die Kryosphäre wird einerseits durch den Klimawandel beeinflusst, andererseits wirken sich die Veränderungen, wie zum Beispiel der Rückgang des Arktischen Meereises, auf das Klimasystem aus.
Welche Veränderungen wurden beobachtet?
Von 2002 bis 2011 verringerte sich die Eismasse Grönlands im jährlichen Durchschnitt etwa sechsmal so stark (215 Gigatonnen) wie in der Dekade davor (34 Gigatonnen).
Der Antarktischen Eisschild verlor im Zeitraum 1992 bis 2001 durchschnittlich 30 Gigatonnen pro Jahr an Eismasse. Im Zeitraum 2002 bis 2011 war es mit 147 Gigatonnen pro Jahr fast fünfmal so viel. Die Verluste traten hier hauptsächlich im nördlichen Teil der Antarktischen Halbinsel und im Bereich der Amundsen-See in der West-Antarktis auf.
Die Ausdehnung des Arktischen Meereises verringerte sich im Zeitraum 1979 bis 2012 um eine Rate von 3,5 bis 4,1 Prozent pro Dekade. Im Sommer-Minimum (September) belief sich der Rückgang sogar auf 9,4 bis 13,6 Prozent pro Dekade. Die Dauer der Schmelzperiode verlängerte sich in diesem Zeitraum um etwa 5,7 Tage pro Dekade und die Dicke der winterlichen Eisdecke des Nordpolarmeeres nahm um etwa 1,3 bis 2,3 Meter ab.
Das Antarktische Meereis dehnte sich dagegen im betreffenden Zeitraum um etwa 1,2 bis 1,8 Prozent pro Dekade leicht aus, allerdings mit erheblichen regionalen Unterschieden.
Der durchschnittliche jährliche Massenverlust der Gletscher (hier ohne Berücksichtigung der Gletscher am Rande der großen Eisschilde) betrug weltweit für den Gesamtzeitraum 1971 bis 2009 etwa 226 Gigatonnen pro Jahr, wuchs jedoch in der jüngsten Zeit (1993 bis 2009) auf etwa 275 Gigatonnen pro Jahr an.
Die Schneebedeckung nahm insbesondere im Frühling auf der Nordhalbkugel seit Mitte des 20. Jahrhunderts ab. Sie verringerte sich im Zeitraum 1967 bis 2012 in den Monaten März und April um durchschnittlich 1,6 Prozent pro Dekade und um 11,7 Prozent pro Dekade im Juni.
Die Temperaturen im Permafrost sind in den meisten Regionen seit den frühen 1980er Jahren angestiegen. Die beobachtete Erwärmung betrug dabei bis zu 3 °C in Nordalaska (Beginn der 1980er bis Mitte 2000er) und bis zu 2°C im europäischen Norden Russlands (1971 bis 2010). Dort stellte man im Zeitraum von 1975 bis 2005 auch eine beachtliche Verringerung der Tiefe und Ausbreitung des Permafrostes fest.
Welche Veränderungen sind künftig zu erwarten?
Der Rückgang des Arktischen Meereises wird sich auch bis zum Ende des 21. Jahrhunderts bei weiterhin ansteigender globaler Durchschnittstemperatur fortsetzen. Die Reduktion der Eisfläche wird bis dahin in Abhängigkeit vom gewählten Emissionsszenario zwischen 43 Prozent und 94 Prozent im September und zwischen 8 Prozent und 34 Prozent im Februar betragen. Für das Szenario mit den höchsten Emissionen könnte das Nordpolarmeer sogar schon vor Mitte des 21. Jahrhunderts im September weitgehend eisfrei sein.
Für die Antarktis wird, allerdings mit geringerer Sicherheit, ebenfalls ein Rückgang an Ausdehnung und Volumen des Meereises bis zum Ende des 21. Jahrhunderts erwartet.
Je nach Szenario könnten die Gletscher in diesem Zeitraum zwischen 15 und 55 Prozent (niedrigstes Emissionsszenario) und 35 bis 85 Prozent (höchstes Emissionsszenario) ihres globalen Eisvolumens verlieren.
Es wird erwartet, dass die Schneebedeckung auf der Nordhalbkugel im Frühjahr bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zwischen 7 Prozent und 25 Prozent zurückgeht – je nach verwendetem Emissionsszenario.
Für die Region des Westantarktischen Eisschildes werden zukünftig stärkere Schneefälle erwartet. Diese werden die weiterhin eher geringfügigen Abtauprozesse mehr als ausgleichen. Allerdings schließt die spezielle Topographie des Felsuntergrundes in einigen Regionen der Antarktis einen möglichen Abbruch von Eismasse als Folge von Instabilitäten nicht aus.
Eine intensivere Eisschmelze an der Oberfläche des Grönlandeisschildes wird auch künftig zu einem Masseverlust an der Oberfläche des Eisschildes führen. Zu diesen Verlusten käme noch ein Schwund an Eismasse hinzu, der aus Prozessen innerhalb des Eisschildes (Gletscher-Kalben) resultiert.
Bei weiterhin ansteigenden globalen Durchschnitts-Temperaturen gilt ein weiterer Rückzug des Permafrostes als sicher. Bis zum Ende des Jahrhunderts wird für den oberflächennahen Permafrost (bis 3,5 Meter) in Abhängigkeit vom Emissionsszenario ein Flächenrückgang zwischen 37 und 81 Prozent erwartet.
Veränderungen des Meeresspiegels: Der Meeresspiegel steigt weiter an
Welche Hauptaussagen enthält der Bericht über Veränderungen des Meeresspiegels?
Infolge des fortgesetzten Masseverlustes von Gletschern und Eisschilden und der Ausdehnung des erwärmten Ozeanwassers stieg der globale mittlere Meeresspiegel im Zeitraum von 1901 bis 2010 um etwa 0,19 Meter an. Der mittlere Anstieg betrug in dieser Zeit etwa 1,7 Millimeter pro Jahr. In den letzten 20 Jahren war dieser Wert mit ca. 3,2 Millimetern pro Jahr fast doppelt so groß.
Der Meeresspiegel wird im 21. Jahrhundert weiter ansteigen. Für alle Emissions-Szenarien beschleunigt sich der Anstieg des Meeresspiegels wegen der stärkeren ozeanischen Erwärmung und des verstärkten Masseverlustes von Gletschern und Eisschilden.
Welche Auswirkungen hat ein Anstieg des Meeresspiegels?
Der Meeresspiegelanstieg ist wegen seiner wesentlichen Ursachen (Ausdehnung des erwärmten Meerwassers, Abschmelzen von Inlandeis) ein guter Indikator für die Klimaänderung und er beeinflusst direkt Ansiedlungen, Infrastruktur und natürliche Systeme. Er führt zum Verlust tiefer gelegener küstennaher Landflächen, verstärkt die Wirkung von Sturmfluten und die Küstenerosion, führt zu Grundwasserversalzung und gefährdet küstennahe Ökosysteme.
Welche Veränderungen wurden beobachtet?
Seit dem frühen 20. Jahrhundert haben sich die Raten des Meeresspiegelanstiegs weiter erhöht. Die mittlere Rate des durchschnittlichen globalen Meeresspiegelanstiegs für den Zeitraum 1901 bis 2010 betrug etwa 1,7 Millimeter pro Jahr. Für die letzten zwanzig Jahre verdoppelte sich diese nahezu auf etwa 3,2 Millimeter pro Jahr. Dieser Wert wird sowohl durch Pegel-, als auch durch Satellitenmessungen bestätigt.
Für die Zeitperiode 1993 bis 2010 setzt sich der durchschnittliche globale jährliche Meeresspiegelanstieg aus folgenden Beiträgen zusammen:
der thermischen Ausdehnung des Ozeanwassers (etwa 1,1mm), der weltweiten Gletscher (etwa 0,76 mm) und der großen Eisschilde (Grönland etwa 0,33 mm pro Jahr und Antarktis etwa 0,27mm) und
der Veränderung der Wasserspeicherung an Land, wie zum Beispiel durch Grundwasserausbeutung (etwa 0,38mm).
Insgesamt führte ein besseres physikalisches Verständnis der einzelnen Komponenten des Meeresspiegelanstiegs zu einer verbesserten Übereinstimmung von Modellergebnissen und Beobachtungen.
Welche Veränderungen werden in der Zukunft erwartet?
Die Berechnungen des künftigen globalen Meeresspiegelanstiegs sind seit dem vierten Sachstandbericht des IPCC deutlich sicherer geworden. Das liegt vor allem daran, dass interne dynamische Prozesse der großen Eisschilde besser berücksichtigt werden können, wie zum Beispiel das Gletscherkalben. Bis zum Ende des 21.Jahrhunderts ist ein Meeresspiegelanstieg um weitere 26 bis 55 Zentimeter selbst bei beträchtlichen Klimaschutzanstrengungen zu erwarten (niedrigstes Emissions-Szenario). Ohne Emissionsbeschränkungen kann der Meeresspiegel bis Ende des Jahrhunderts um etwa 45 bis 82 Zentimeter ansteigen (höchstes Emissionsszenario). Der IPCC schließt nicht aus, dass der Anstieg des Meeresspiegels auch deutlich höher ausfallen könnte. Wegen der besseren Berücksichtigung der Beiträge der polaren Eisschilde liegen die neuen Projektionen für den Meeresspiegelanstieg höher als im vierten Sachstandbericht des IPCC.
Es gilt als sicher, dass der Meeresspiegelanstieg sich auch nach 2100 fortsetzt. Wichtige Ursache dafür ist die thermische Ausdehnung des Ozeanwassers, das sich weiterhin erwärmt. Dieser Effekt kann noch über viele Jahrhunderte fortbestehen. Auch der fortgesetzte, teilweise irreversible, Masseverlust der großen Eisschilde würde zu einer weiteren Verstärkung des Meeresspiegelanstiegs führen.
„Für Mensch und Umwelt“ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
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