Runder Tisch iodierte Röntgenkontrastmittel

Iodierte Röntgenkontrastmittel sind mobile und persistente Spurenstoffe, die regelmäßig in hohen Konzentrationen in Oberflächengewässern und im Trinkwasser gemessen werden. Um Minderungsmaßnahmen für den Eintrag in Gewässer zu erarbeiten, tagte daher der Runde Tisch iodierte Röntgenkontrastmittel zwischen Dezember 2019 und Dezember 2020.

Der Runde Tisch iodierte Röntgenkontrastmittel (RKM) ist aus der Pilotphase des Stakeholder-Dialogs „Spurenstoffstrategie des Bundes“ hervorgegangen. Er wurde mit dem Ziel eingerichtet, Maßnahmen zur Reduzierung der Einträge von RKM in die Gewässer zu erarbeiten und zu initiieren. Der Runde Tisch RKM war der erste Runde Tisch, der zu herstellerbezogenen Maßnahmen einberufen wurde. Weitere Runde Tische zu Diclofenac und 1H-Benzotriazol folgten.

Grundlage für die Einberufung des Runden Tisches RKM waren vor allem zwei mögliche Maßnahmen, Einträge in die Gewässer zu verringern. Diese Maßnahmen wurden in der zweiten Phase des Stakeholder-Dialogs herausgearbeitet und befassten sich mit der Praxistauglichkeit sowie mit der Umsetzung von Urinsammelsystemen. Das ebenfalls aus der Pilotphase des Stakeholder-Dialogs hervorgegangene Expertengremium zur Bewertung der Relevanz von Spurenstoffen hat darüber hinaus Iopamidol stellvertretend für die Stoffgruppe der iodierten RKM als relevanten Spurenstoff eingestuft.

Insgesamt fanden im Zeitraum eines Jahres sieben Sitzungen des Runden Tisches RKM statt. Teilgenommen haben bis zu 25 Personen aus der pharmazeutischen Industrie (Verbände und Hersteller), der Ärzteschaft, den Krankenkassen, der Deutschen Krankenhausgesellschaft, der Wasserwirtschaft und den Umweltverbänden sowie Vertreter*innen des Umweltbundesamtes (⁠UBA⁠) und des Bundesumweltministeriums.

Als Ergebnis haben die Teilnehmenden des Runden Tisches RKM hersteller- und anwendungsbezogene sowie nachgeschaltete Maßnahmen identifiziert. Diese umfassten:

  • die Reduzierung der Abwassereinleitungen bei der Herstellung von Röntgenkontrastmitteln,
  • die Sensibilisierung des medizinischen Personals für die Umweltproblematik und die sachgerechte Entsorgung,
  • die Möglichkeit einer lokal begrenzten Reduzierung des Röntgenkontrastmitteleintrags durch den Ausbau kommunaler Kläranlagen mit Aktivkohle oder Ozon als vierte Reinigungsstufe und
  • die Möglichkeit der Rückgewinnung von Iod aus Separationsurin und Urinbeuteln als Anreiz zur Eintragsminderung.

Als weiteres Ergebnis wurde in einer Konzeptstudie die Wirksamkeit und Machbarkeit von Urinsammelsystemen zur Reduzierung des Eintrags von RKM in das Abwasser untersucht. Auf Basis dieser Konzeptstudie folgen nun weitere Pilot- und Leuchtturmprojekte zum Einsatz von Urinsammelsystemen, die an die Arbeit des Runden Tisches RKM anknüpfen. Sind diese Projekte erfolgreich, werden die getesteten Urinsammelsysteme bundesweit ausgerollt. Die Ergebnisse des Runden Tisches RKM wurden in einem Ergebnisbericht festgehalten.

Anwendung von Röntgenkontrastmitteln

Iodierte Röntgenkontrastmittel sind im Allgemeinen Arzneimittel, die bei medizinischen Untersuchungen eingesetzt werden. Durch den iodhaltigen Kern in Röntgenkontrastmitteln wird ein Kontrast verursacht, der eine Darstellung mit bildgebenden Verfahren ermöglicht. An den iodhaltigen Kern sind wiederrum Seitenketten angelagert, die für die Löslichkeit der Stoffe verantwortlich sind. Bekannte Vertreter dieser Stoffgruppe sind beispielsweise Iopamidol (CAS: 60166-93-0), Iopromid (CAS: 73334-07-3) und Iomeprol (CAS: 78649-41-9).

Verhalten von Röntgenkontrastmitteln in der Umwelt

Da RKM im Körper nicht abgebaut werden, gelangen sie nach der Anwendung meist unverändert mit dem Urin ins Abwasser. Aufgrund ihrer weiten Verbreitung, guten Löslichkeit in Wasser, Polarität und Stabilität gehören RKM zu den Arzneimittelrückständen, die sehr häufig und in höchsten Konzentrationen in Oberflächengewässern und auch im Trinkwasser gemessen werden. Eine weitere Problematik ergibt sich aus der Vielzahl und Diversität von Transformationsprodukten, die beispielsweise bei Abbauprozessen in Kläranalgen entstehen können. Zum Teil sind diese außerdem kaum abbaubar und analytisch schwer nachzuweisen. Das kann zu einer Unterschätzung der Belastung durch RKM in Gewässerproben führen.

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 Spurenstoff  Spurenstoffe  Gewässerschutz