Finanzierung und Förderung

Hochhaus mit Begrünung durch Balkonpflanzen.zum Vergrößern anklicken
Kommunen sollten Unternehmen auf die potenziellen Vorteile naturbasierter Lösungen hinweisen.
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Die Umsetzung von naturbasierten Lösungen (NbS) für Klimaanpassung in Kommunen kann auf unterschiedlichen Wegen finanziert werden, wie zum Beispiel Umweltabgaben, Förderprogramme, Finanzierungsmodelle oder Kooperation mit privaten Akteuren. Die vielfältigen ökonomischen, ökologischen und sozialen Vorteile sprechen für Investitionen in NbS und tragen zur nachhaltigen Entwicklung von Kommunen bei.

Inhaltsverzeichnis

 

Wie können NbS finanziert werden?

Verschiedene Finanzierungsinstrumente und -mechanismen unterstützen die Investitionen in naturbasierte Lösungen (NbS) für Klimaanpassung. Dazu gehören Fremdfinanzierungen, Ausgleichsmechanismen, Förderinstrumente für private Akteure, Kooperationen zwischen öffentlichen und privaten Akteuren sowie Gebühren und Beiträge.

Wie bei anderen Maßnahmen stellt die Finanzierung von NbS Kommunen mit begrenzten Ressourcen vor Herausforderungen. Neben der Planung und der Umsetzung der NbS müssen auch Mittel für die regelmäßige Pflege und Instandhaltung eingeplant werden. Verschiedene Finanzierungsinstrumente bieten unterschiedliche Vor- und Nachteile. Zum Beispiel sind Kommunalanleihen nur für große Städte geeignet, ermöglichen aber höhere Finanzierungssummen. Förderprogramme sind weit verbreitet, und viele Kommunen kennen zumindest einige ausgewählte Förderinstrumente. Oft erfordern diese Programme jedoch einen Eigenanteil, der für viele Kommunen schwer zu stemmen ist.

Private Akteure, wie Unternehmen oder Grundstücksbesitzer*innen, können NbS ebenfalls finanzieren und umsetzen. Eine Anschubfinanzierung durch die Kommunen kann hierbei hilfreich sein. Außerdem müssen die Akteure über die Vorteile von NbS informiert sein. Ein Arbeitsplatz mit hohem Aufenthaltswert und viel Grünfläche kann beispielsweise die Attraktivität für Arbeitgeber*innen erhöhen.

Im Folgenden werden einzelne Finanzierungsinstrumente kurz vorgestellt.

Fremdfinanzierung

Kredite und Anleihen sind Mechanismen zur Fremdfinanzierung. Mit diesen Optionen können Akteure, wie Kommunen, Unternehmen oder private Haushalte, Geld leihen, um Investitionen zu tätigen. Das KfW-Umweltprogramm umfasst beispielsweise die Vergabe von zinsgünstigen Krediten zur Umsetzung von NbS durch Unternehmen. Kommunalanleihen sind Schuldverschreibungen, die von Kommunen ausgegeben werden, um sich am Kapitalmarkt zu finanzieren. Diese Anleihen sind in der Regel nur für größere Kommunen geeignet. Mit der Ausgabe von Anleihen können Kommunen höhere Beträge aufnehmen als mit Krediten, gehen jedoch auch Risiken ein, insbesondere wenn Rückzahlungsverpflichtungen nicht eingehalten werden können.

Praxisbeispiel: Berlin hat 2023 eine Nachhaltigkeitsanleihe eingeführt, welche grüne und soziale Ausgaben (mit)finanziert. Die zehnjährige Anleihe hat ein Volumen von 750 Millionen Euro.

Ausgleichsmechanismen

Kompensationsmechanismen zielen darauf ab, die negativen Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Umwelt durch positive Maßnahmen auszugleichen. Akteure investieren in Ausgleichsmaßnahmen für ⁠Biodiversität⁠ oder CO₂-Kompensation, um die negativen Effekte ihrer Bau- oder Reiseaktivitäten auszugleichen. Die eingenommenen Kompensationsgelder können beispielsweise in die Umsetzung von NbS oder die Pflege grüner Infrastruktur investiert werden.

Praxisbeispiel: In Baden-Württemberg ermöglichen Ökokonten die Finanzierung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Zusammenhang mit Eingriffen in Natur und Landschaft. Unternehmen oder Privatpersonen erwerben Ökopunkte, wodurch Gelder für den Natur- und Umweltschutz generiert werden.

Innovative Nutzung von vorhandenen kommunalen Mitteln

Kommunen sind gesetzlich verpflichtet, ihren Haushalt und ihr Kapital effizient zu verwalten. Die Verpachtung von kommunalen Immobilien kann dauerhafte Einnahmen generieren, um NbS zu finanzieren. Ein weiterer Ansatz ist die ressortübergreifende Nutzung von Budgets aus verschiedenen Abteilungen wie Straßenbau, Wasserwirtschaft oder Gesundheit. Dies spiegelt die themen- und sektorenübergreifende Natur von NbS wider.

Durch die Bündelung von Ressourcen aus mehreren Kommunen können Kapital, Wissen und Fachkräfte gemeinsam genutzt werden, um umfassende Maßnahmen, wie Hochwasserschutz, zu realisieren. Diese Zusammenarbeit erfordert eine gute Kommunikation und Transparenz zwischen den Kommunen, bietet jedoch den Vorteil überregional abgestimmter Maßnahmen. So kann der Hochwasserschutz für Kommunen an verschiedenen Abschnitten eines Flusses in die Planung integriert werden.

Förderinstrumente für private Akteure und Kooperationen zwischen öffentlichen und privaten Akteuren

Städte und Gemeinden können den Privatsektor zur Umsetzung von NbS auf ihren Grundstücken motivieren und unterstützen. Dies ist wichtig, da Maßnahmen teilweise über Grundstücksgrenzen hinweg umgesetzt werden müssen, um effektiv die Auswirkungen des Klimawandels, wie Überschwemmungen, zu vermindern. Darüber hinaus bieten NbS ein großes Potenzial für zusätzliche Nutzen für private Eigentümer.

Kommunen sollten Unternehmen auf die potenziellen Vorteile von NbS hinweisen, darunter Energieeinsparungen durch passive Kühlung, ein verbessertes Unternehmensimage zur Kundenbindung sowie attraktive Arbeitsplätze und gesteigerte Produktivität der Mitarbeitenden. Zudem ist es wichtig, dass Kommunen über mögliche Hemmnisse des Privatsektors beim Einsatz von NbS informiert sind. Diese beinhalten z. B. die Flächenkonkurrenz mit anderen Nutzungen, wie Lagerflächen, sowie Haftungs- und andere Risiken.

Praxisbeispiel: Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie veröffentlichte 2021 eine Reihe an Praxisbeispielen, wie Gewerbegebiete grün aufgewertet wurden.

Kommunen können Zuschüsse zur Deckung der Kosten für NbS auf Privatgrundstücken gewähren. Dies kann private Investitionen stimulieren und den Nutzen für die Öffentlichkeit erhöhen. Einer Recherche des Bundesverbands GebäudeGrün e.V. (BuGG) zufolge hatten 2021 bereits 30 % der deutschen Städte (mit mehr als 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern) ein Förderprogramm für Dachbegrünung eingerichtet und 20 % für Fassadenbegrünung.

Praxisbeispiel: In Hannover gibt es Förderprogramme für Dach- und Fassadenbegrünungen (mit max. 10.000 Euro Förderhöhe) sowie für eine Kombination von Gründächern mit Solarstromanlagen.

Kooperationen mit privaten Akteuren können beispielsweise über Crowdfunding, Sponsoring oder Patenschaften realisiert werden. Beim Crowdfunding sammeln viele Menschen Gelder für Projekte, in der Regel über eine Online-Plattform. Die begleitende Öffentlichkeitsarbeit trägt zudem dazu bei, das Bewusstsein für Klimaanpassung zu erhöhen. Baumpatenschaften helfen, die Pflegekosten für Stadtgrün zu finanzieren, indem Privatakteure für einen bestimmten Zeitraum eine festgelegte Mitverantwortung übernehmen.

Gebühren und Beiträge

Gebühren und Beiträge sind zweckgebunden und werden für konkrete Leistungen erhoben, wie beispielsweise Abwassergebühren oder Anschlussbeiträge für die Abwasserbeseitigung. Einnahmen aus Nutzergebühren können die Pflege von NbS mitfinanzieren, etwa durch Nutzungsgebühren für private Veranstaltungen in Parks.

Gebührenermäßigungen können als Anreiz zur Umsetzung von NbS durch öffentliche und private Akteure dienen. So können beispielsweise Abwasser- oder Niederschlagsgebühren für Grundstücksbesitzer*innen reduziert werden, wenn Versickerungsflächen für Regenwasser vorhanden sind. Diese Gebührenermäßigung und die damit verbundene Reduktion der Betriebskosten können den Investitions- und regelmäßigen Pflegekosten gegengerechnet werden und damit die Attraktivität der Investition erhöhen.

Praxisbeispiel: Dresden hat differenzierte Niederschlagswassergebühren eingeführt, um die Regenwassermenge in der Kanalisation zu reduzieren. Grundstückseigentümer*innen zahlen eine Gebühr, die sich nach der tatsächlichen versiegelten Fläche ihres Grundstücks richtet. Satellitenbilder helfen dabei, die versiegelten Flächen zu bemessen. Für Grundstücke mit Gründächern und solchen mit angeschlossenen Versickerungsanlagen werden die Gebühren um bis zu 90 % reduziert.

 

Wie können Kosten und Nutzen von NbS abgeschätzt werden?

NbS bieten sowohl ökologische als auch soziale und wirtschaftliche Vorteile. Beispielsweise können städtische Wälder Hochwasserschutz und Erholungsmöglichkeiten bieten, während sie gleichzeitig Kohlenstoff binden.

Das Bild zeigt die Zuordnung von Nutzengruppen grüner Infrastruktur zum Ansatz der Ökosystemleistungen.
Zuordnung von Nutzengruppen grüner Infrastruktur zum Ansatz der Ökosystemleistungen
Quelle: Ecologic Institut basierend auf The Mersey Forest (2011) und Grunewald & Bastian (2023)

Die Umsetzung von NbS erfordert oft erhebliche Anfangsinvestitionen und laufende Instandhaltungskosten, insbesondere in dicht besiedelten städtischen Gebieten, wo der Raum begrenzt ist. Eine ökonomische Bewertung von NbS ist entscheidend für die Finanzierung und die Auswahl geeigneter Standorte. Diese Bewertung sollte neben den direkten finanziellen Kosten und Nutzen auch soziale und ökologische Aspekte berücksichtigen.

Abwägung von Kosten und Nutzen

Um die oft schwer quantifizierbaren Kosten und Nutzen strukturiert zu analysieren, empfiehlt sich eine schrittweise Vorgehensweise. Die Weltbank schlägt sechs Schritte vor. Diese können als Orientierung dienen, um auf kommunaler Ebene die Kosten und Nutzen von NbS zu bewerten.

  • Schritt 1: Identifizieren der Hauptnutzen des NbS-Projekts bezüglich Klimaanpassung und darüber hinaus, beispielsweise durch Expertenbefragungen, ⁠Stakeholder⁠-Konsultationen oder Partizipatives Mapping (eng. Participatory Mapping).
  • Schritt 2: Entscheidungsunterstützungtools wählen, um Kosten und Nutzen zu vergleichen, beispielsweise Kosten-Nutzen-Analyse, Multi-Kriterien-Analyse, Kosten-Wirksamkeits-Analyse, robuste Entscheidungsfindung oder Adaptation⁠ Pathways.
  • Schritt 3: Gefahren- und Risikobewertung durchführen, um das ⁠Klima⁠- und Katastrophenrisiko an potenziellen Projektstandorten zu verstehen, wie beispielsweise Hochwasserschäden oder Beeinträchtigungen durch Hitzewellen.
  • Schritt 4: Bewerten und Quantifizieren der Risikominderung, insbesondere Klimarisiken, beispielsweise durch prozessbasierte physikalische Modelle oder Schadensbewertungen.
  • Schritt 5: Identifizieren weiterer Vorteile, auch bekannt als Co-Benefits, die sich aus NbS ergeben können. Diese können verschiedene Ökosystemleistungen und Nutzengruppen wie Erholung, Wasserreinigung, Tourismus, Identifikation und viele mehr umfassen.
  • Schritt 6: Durchführen der Kostenbewertung des NbS-Projekts, einschließlich Kapital- und Betriebsausgaben, Opportunitätskosten, Transaktionskosten sowie Kosten, die mit negativen Externalitäten verbunden sind.

Monetarisierungsmethoden

Die Monetarisierungsmethoden hängen von den Nutzenkomponenten der NbS ab. Einige Nutzen sind direkt über Marktpreise quantifizierbar, wie der Verkauf von Holz oder gebundenem CO₂. Andere Nutzen, wie der Erholungswert von Stadtparks, erfordern alternative Methoden wie Befragungen oder Reisekostenanalysen. Die Auswahl der richtigen Methoden und Tools ist entscheidend für eine effektive Bewertung und hilft dabei, die geeignetsten NbS zu identifizieren und umzusetzen.

Übersicht über häufig angewendete Monetarisierungsmethoden
Übersicht über häufig angewendete Monetarisierungsmethoden

Hinweis: Die Haken weisen darauf hin, welche Methode üblicherweise verwendet wird, um jeweilige Nutzen zu monetarisieren. Dabei ist die Anwendung anderer Methoden nicht ausgeschlossen.

Quelle: Ecologic Institut basierend auf World Bank (2023) und Grundewald & Bastian (2023)