3.6 Wie können Sie Ihre Anpassungsmaßnahmen finanzieren?

Die Finanzierung umfangreicher Anpassungsmaßnahmen kann gerade für finanzschwache Kommunen zur Herausforderung werden. Viele Maßnahmen tragen jedoch zur Sicherung von Sachwerten bei und fördern den Schutz von Leib und Leben. Eine breite Förderlandschaft kann Ihnen helfen, selbst bei knappen Kassen erste Anpassungsvorhaben umzusetzen.

Inhaltsverzeichnis

Finanzielle Beschränkungen werden oft als Hindernis für die Initiierung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen auf lokaler Ebene genannt. Insbesondere für kleinere Kommunen stellt die Finanzierung der Maßnahmenumsetzung eine große Herausforderung dar. Anpassungsfinanzierung und Fördermittel sind jedoch verfügbar und können aus verschiedenen Quellen kombiniert werden – international, EU, national und lokal, sowohl öffentlich als auch privat. Eine gute Kenntnis der verfügbaren Fördermöglichkeiten ist wichtig, um sich diese zu erschließen.

Kostenrahmen für Maßnahmen konkretisieren

Bei der Analyse und Priorisierung der Anpassungsmaßnahmen in Kapitel 3.5 haben Sie sich bereits mit der Frage beschäftigt, wie der ungefähre Kostenrahmen für jede ⁠Anpassungsmaßnahme⁠ aussieht und ob die Maßnahmen mit einem vertretbaren Aufwand zu finanzieren sind. Jetzt gilt es, diesen in Ihrem Projektteam und den für die Finanzierung verantwortlichen Personen weiter zu konkretisieren und den tatsächlichen Ressourcenbedarf für die Maßnahmen sorgfältig zu ermitteln. Vor dem Hintergrund eines womöglich knappen Kommunalhaushalts sollten Sie überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, den personellen und finanziellen Ressourcenbedarf noch zu senken. Kostengünstige Lösungen gibt es durch frühzeitige Integration von Anpassungsmaßnahmen in die Stadtplanung sowie in andere kommunale Bereiche (siehe auch Kapitel 4.6).

Der Austausch mit anderen Kommunen, die bereits in der Umsetzung ihrer Maßnahmen weiter vorangeschritten sind, kann Ihnen dabei behilflich sein, den Ressourceneinsatz besser einzuschätzen. Hier bieten sich auch ggfs. Kooperationen an: Wenn Sie Daten, Analyseergebnisse oder Beratungsleistungen teilen, zahlen alle Beteiligten weniger. In einigen Förderprogrammen gibt es auch die Möglichkeit, Förderanträge gemeinsam mit Nachbarkommunen zu stellen. So schonen Sie Personalressourcen und steigern die Qualität des Antrags. Eine Kooperation mit Hochschulen in Forschungsvorhaben sowie eine Zusammenarbeit mit Unternehmen wären für Sie weitere Optionen. Bevor nach Mitteln für spezifische Maßnahmen gesucht wird, können Sie Kosten-Nutzen-Analysen durchführen, um die unterschiedlichen Alternativen der Maßnahmen zur Erreichung eines bestimmten Ziels in ihren wirtschaftlichen Dimensionen vergleichbar zu machen.

Mögliche Finanzierungsquellen identifizieren

Zur Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen stehen Ihnen Mittel aus vielen verschiedenen Quellen zur Verfügung. Die Herausforderung besteht darin, die für eine Einzelmaßnahme passenden und verfügbaren Finanzierungsmöglichkeiten zu finden und darauf zuzugreifen. Generell stehen Ihnen folgende Optionen zur Verfügung:

  • Sie sollten eigene Haushaltsmittel einplanen und entsprechende Bedarfe anmelden. Die Einrichtung eines Haushaltstitels „Klimaanpassung“ ist zu überlegen. Wenn im Rahmen Ihres Haushalts für Anpassungsmaßnahmen keine Finanzierung vorhanden ist, gibt es andere Möglichkeiten, die Finanzierung für Anpassungsmaßnahmen sicherzustellen. Hierzu gehören Fördermittel der EU, des Bundes und der Länder.
  • Auf europäischer Ebene bietet das LIFE-Programm Kofinanzierung für Verfahren, Pilot- und Demonstrationsprojekte. Aktuell (Stand 2022) stellt das EU-Forschungsprogramm Horizon Europe ebenfalls Mittel für Projekte zur Klimaanpassung bereit, an denen sich auch Kommunen als Partner von Forschungsinstituten beteiligen können. Weitere Fördermöglichkeiten ergeben sich über die verschiedenen europäischen Struktur- und Investitionsfonds, u. a. die Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums, der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (insbesondere Interreg Europe) und der Europäische Sozialfonds Plus.
  • Auf der Bundesebene fördert das Bundesumweltministerium (mit Stand 2022) über das im Rahmen der Deutschen ⁠Anpassungsstrategie⁠ (⁠DAS⁠) initiierte Programm „Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“ die Erstellung und Umsetzung eines nachhaltigen Anpassungskonzeptes durch Klimaanpassungsmanager*innen, wobei die Förderung eine Personalstelle für einen Klimaanpassungsmanager*in und die Umsetzung einer ausgewählten investiven Maßnahme vorsieht. In einem zweiten Förderschwerpunkt wird die Umsetzung innovativer Modellprojekte unterstützt, wobei es sich um eine Konzepterstellung oder eine Umsetzung im Sinne einer investiven Maßnahme handeln kann. Durch das zweistufige Verfahren ist der Aufwand für einen Antrag in der Regel überschaubar. Das Zentrum KlimaAnpassung bietet eine Beratung zu Fördermöglichkeiten im Rahmen des DAS an. Auch anderen Ministerien und auch einige Bundesländer bieten Förderprogramme zur Anpassung an den Klimawandel an. Besuchen Sie hierzu die Webportale der einzelnen Bundesländer über die ⁠UBA⁠ Kompass Webseite „Anpassung auf Länderebene und in Handlungsfeldern“.
  • Eine Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen kann auch durch Kredite von Banken und anderen Finanzinstituten erfolgen, eine bisher noch wenig genutzte Option der Anpassungsfinanzierung, die in Zukunft jedoch stärker genutzt werden könnte. Voraussetzung sind hier neben der finanziellen Tragfähigkeit der Maßnahme weitere Kriterien wie: einwandfreie Technik, ausreichende Umsetzungskapazitäten, eine gesellschaftliche Nachfrage, Potenzial für einen erheblichen zukünftigen Geldfluss und Passgenauigkeit zur Kreditstrategie und Zielen des Finanzinstituts. Darüber hinaus ist der Versicherungssektor ein wichtiger privater Akteur, der Anreize für Unternehmen und Haushalte bieten kann, in die Klimaresilienz zu investieren.
  • Eine Finanzierung durch den Privatsektor kann durch Wirtschaftsunternehmen, Stiftungen Wohnungsbauunternehmen und Hausbesitzer*innen erfolgen, indem diese direkt in Anpassungsmaßnahmen investieren, beispielsweise in die Wärmedämmung von Gebäuden oder in die Installation eines Regenwassersammlers für die Bewässerung. Da der Privatsektor damit ein wichtiger Akteur zur Maßnahmenfinanzierung ist, sollten Sie als Kommune eng mit dem Privatsektor zusammenarbeiten.
  • Einige Städte und kommunale Initiativen haben gute Erfahrungen mit dem Crowdfunding („Schwarmfinanzierung“) sammeln können, bei dem eine Vielzahl von Menschen Projekte und Maßnahmen zu Klimaanpassung finanziell unterstützen und so möglich machen. Ob ein Projekt realisiert wird, wird also nicht durch eine Bank oder Förderinstitution, sondern direkt durch die Menschen entschieden.

Kapazitäten aufbauen

Vergegenwärtigen Sie sich, dass die Suche nach möglichen Fördermitteln und deren Beantragung Personalressourcen und Förderwissen benötigt. Wenn Sie über derartige Kapazitäten bisher nicht verfügen, können Sie diese in Ihrer Kommune entwickeln oder auf eine externe Beratung zurückgreifen. Letzteres gilt insbesondere für kleine Kommunen. Einer der Schlüsselfaktoren für die Förderung von Anpassungsmaßnahmen in Kommunen ist die Schaffung der Fähigkeit, die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten zu ermitteln, zu beantragen und auszuhandeln. Dies erfordert personelle Ressourcen und Fachwissen, was insbesondere für kleinere Gemeinden ein Problem darstellt, wo Anpassung oft nur eine Teilaufgabe eines Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin ist. Erkundigen Sie sich in Ihrer Kommune oder Ihrem Landkreis nach staatlichen Einrichtungen und Fachbüros, die Sie bei der Ermittlung und Anwendung von Förderprogrammen unterstützen, auch um damit eigene Kapazitäten aufzubauen.

Förderdatenbanken und –beratung nutzen

Als hilfreiche Werkzeuge für die Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten Ihrer Anpassungsmaßnahmen steht Ihnen eine Reihe von empfehlenswerten Förderdatenbanken zur Verfügung. Die Förderdatenbank des Bundes gibt einen Überblick über Förderprogramme des Bundes, der Länder und der Europäischen Union. Der interaktive Fördermittel-Ratgeber des Konvents der Bürgermeister für ⁠Klima⁠ und Energie Europa enthält Informationen über Fördermittel, die von der Europäischen Union, den EU-Mitgliedstaaten und europäischen Finanzinstituten bereitgestellt werden. Der Ratgeber enthält außerdem Informationen über Unterstützungsdienste und alternative Finanzierungsmöglichkeiten, wie Bürgergenossenschaften, Crowdfunding und grüne Kommunalanleihen.

Einen Überblick über Fördermöglichkeiten zur Klimaanpassung von Bund und Ländern bietet Ihnen das Zentrum KlimaAnpassung und die Kommunalberatung Klimafolgenanpassung Nordrhein-Westfalen, angesiedelt beim Deutschen Institut für Urbanistik (Difu). Informieren Sie sich auf dem Webportal zur Städtebauförderung des Bundesinnenministeriums (BMI) über neue Fördervoraussetzungen in der Städtebauförderung bezüglich der Berücksichtigung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel.

Über Fördermöglichkeiten informieren

Machen Sie Ihre Kolleg*innen in den verschiedenen Abteilungen bzw. Referaten auf bereits bestehende Fördermöglichkeiten auf der Bundes- und Länderebene aufmerksam.

 

Aufgabe: Finanzierungsideen entwickeln

Tragen Sie Ideen für die Finanzierung von Maßnahmen in die Maßnahmenblätter ein.

  • Nutzen Sie das Fachwissen Ihrer Kolleg*innen zu ressortspezifischen Förderprogrammen, um nach Finanzierungsmöglichkeiten für Einzelmaßnahmen zu suchen.
  • Scheuen Sie sich nicht, bei den verschiedenen Förderstellen nach den genauen Förderbedingungen zu fragen. Mit besserem Wissen über die Förderdetails erhöhen Sie Ihre Chancen auf Förderung.
 

Hilfreiche Links und Publikationen

 

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Schlagworte:
 Klimaanpassung  Anpassung an den Klimawandel; KomPass