BEREITS AUFGETRETENE UND ERWARTETE KLIMAÄNDERUNGEN
Der Klimawandel findet bereits statt, und auch in Hessen können wir Änderungen im Klima beobachten. In Hessen hat die mittlere Jahrestemperatur seit Ende des 19. Jahrhunderts um 1,4° Celsius zugenommen, am stärksten in den letzten Jahrzehnten. Die Zahl der besonders kalten Tage (Eistage und Frosttage) ist seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts deutlich zurückgegangen. Dagegen hat die Zahl der warmen und heißen Tage stark zugenommen. Der Niederschlag zeigt sehr große Schwankungen von Jahr zu Jahr und auch auf längeren Zeitskalen. Im Jahresmittel hat der Niederschlag in Hessen seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts zugenommen. Diese Zunahme fand vor allem in den Wintermonaten statt. In den Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst nahm der Niederschlag nur minimal zu - im Sommer ist die Niederschlagsmenge fast konstant geblieben. Betrachtet man lediglich den Zeitraum seit ca. 1960, so zeigt sich im Sommer ein Niederschlagsrückgang, der jedoch darauf zurückzuführen ist, dass die Dekaden in der Mitte des letzten Jahrhunderts besonders feucht waren.
Für Extremereignisse wie Starkniederschlag, starke Winterstürme oder sommerliche Dürreperioden lässt sich derzeit zwar noch kein statistisch gesicherter Trend nachweisen, grundlegende physikalische Überlegungen legen jedoch nahe, dass der Klimawandel zu einer Zunahme solcher Ereignisse führen sollte.
Weitere Informationen zum Klimawandel in Hessen finden sich beim Fachzentrum Klimawandel und Anpassung (FZK) und beim Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG).
WICHTIGE STUDIEN UND PROJEKTE
Fachzentrum Klimawandel und Anpassung
Das Fachzentrum Klimawandel Hessen wurde im Oktober 2008 im Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie in Wiesbaden eingerichtet. Im August 2018 wurde es um den Bereich Klimawandelanpassung erweitert und entsprechend umbenannt, um es in den Bereichen des Wissenstransfers und Entwicklung konkreter Anpassungsmaßnahmen zu verstärken.
Im Fokus der Arbeiten des Fachzentrums stehen die vielfältigen gegenwärtigen und zukünftigen Auswirkungen des Klimawandels in Hessen. In Forschungsprojekten werden Klimaänderungen und deren Folgen in Hessen untersucht sowie mögliche Anpassungsmaßnahmen entwickelt. Das frühzeitige Entwickeln von Anpassungsstrategien und -maßnahmen soll drohende Beeinträchtigungen und Schäden begrenzen und gegebenenfalls positive Entwicklungen aufzeigen.
In verschiedenen Gremien des Fachzentrums (Gesundheits- und Planungsforum) werden Aktivitäten in Hessen vernetzt, um das Fachwissen von Experten zusammenzuführen und zu nutzen. Wissensvermittlung für unterschiedlichste Zielgruppen runden die Aufgaben ab. Das Fachzentrum Klimawandel und Anpassung wird durch einen wissenschaftlichen Beirat unterstützt.
KLIMPRAX Krisenvorbereitung
Das Projekt läuft seit 2021 und verfolgt das Ziel, die Katastrophenschutzkräfte bei der Vorbereitung auf die Folgen des Klimawandels zu unterstützen. Durch Übungen sollen die Abläufe zwischen verschiedenen Behörden, sowie zwischen Behörden und Betreibern kritischer Infrastruktur gestärkt werden, damit im Krisenfall die Reaktionszeit verbessert und Wirkungsketten bei Entscheidungen besser berücksichtigt werden.
KLIMPRAX Planung und Bauen
Im Jahr 2020 wurde das Projekt KLIMPRAX Planung und Bauen gestartet. Es beschäftigt sich mit den Folgen von Extremwetterereignissen und Hitze auf Gebäude und ihre Außenanlagen. Die planerischen und baulichen Anpassungsmaßnahmen können an Bestandsgebäuden, bei Neubauten aber auch im Rahmen von Sanierungsarbeiten durchgeführt und die Gebäude so vor Schäden geschützt werden. Das klimaangepasste Planen und Bauen soll in der handwerklichen Aus- und Weiterbildung verankert werden. In einem anderen Arbeitspaket beschäftigt sich das Fachzentrum Klimawandel und Anpassung mit klimaangepassten Gewerbegebieten. In diesen Gebieten ist das Überwärmungspotenzial unter anderem aufgrund des hohen Versiegelungsgrades besonders hoch.
KLIMPRAX Stadtgrün
Da Grünflächen, Bäume und Parks mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen haben, jedoch maßgeblich zur Verbesserung des Stadtklimas beitragen, benötigt es Ideen, wie man das so wichtige Grün schützen kann. Ideen zu finden, ist Ziel des seit 2020 laufenden Projektes KLIMPRAX Stadtgrün. Das Stadtgrün sollte hinsichtlich der Pflanzenarten, der Begrünungsart, des Standortes und der Pflegemaßnahmen geplant und angelegt werden, dass es den Klimaänderungen Stand halten kann.
Das Projektergebnis soll eine Online-Entscheidungshilfe für Städte und Gemeinden sein, die bei der Planung und Umsetzung von klimaresilienter Begrünung hilft. Dabei wird berücksichtigt, welche Pflanzenart unter den künftigen klimatischen Bedingungen wachsen kann, wie stark die Auswirkungen auf das städtische Klima sind und welche Begrünungsmaßnahme an welchem Standort am geeignetsten ist.
KLIMPRAX Starkregen
Beim Projekt KLIMPRAX Starkregen handelt es sich um ein zunächst vierjähriges, 2015 angestoßenes Projekt, das angesichts der Zunahme von Starkregenereignissen in Hessen nach Lösungen zur Anpassung sucht. Auch hier wirkt sich der Klimawandel auf die Häufigkeit und Intensität des Regens aus. Im Rahmen des Projektes wurde eine Starkregenhinweiskarte erstellt, methodische Grundlagen zur Erstellung von Starkregengefahrenkarten weiterentwickelt und über Handreichungen nutzbar gemacht. Dieses Projekt wird fortgesetzt. Die Erstellung von Fließpfadkarten wird durch das FZK als Fortführung von KLIMPRAX Starkregen angeboten, wobei sich die Nachfrage im Jahr 2021 deutlich erhöht hat. Die fertiggestellten Karten werden anschließend in den Kommunen vorgestellt.
LÄNDERSPEZIFISCHE KLIMAMODELLE UND KLIMAPROJEKTIONEN
Auf Grundlage der Ergebnisse von 21 Klimamodellen, welche der Regionalisierung globaler Modelldaten für Deutschland dienen, wird das zukünftige Klimageschehen in Hessen abgeleitet.
Beobachtete Klimadaten für die Landesfläche sowie einzelne Wetterstationen und Klimaprojektionen stellt das FZK über sein Klimaportal zur Verfügung.
Die zu erwartenden Klimaveränderungen für Hessen (RCP8.5, Ende des Jahrhunderts) lassen sich räumlich differenzieren und können folgendermaßen zusammengefasst werden:
- Die stärkste absolute Zunahme der Starkregentage ist im Odenwald, der Rhön und an der nordwestlichen Landesgrenze zu erwarten. Die geringsten Zunahmen werden in der Bergstraße und dem Nordosten Hessens auftreten.
- Für die Frosttage ist im Norden eine stärkere absolute Abnahme als im Süden zu erwarten.
- Die Zunahme der Jahresmitteltemperatur ist in ganz Hessen ähnlich hoch, im Norden besteht allerdings eine etwas geringere Unsicherheitsspanne als im Süden.
- Die Zunahme tropischer Nächte wird ihren Schwerpunkt im Raum Frankfurt und der Bergstraße haben.
- Die absolute Zunahme heißer Tage und heißer Trockenperioden wird im Süden stärker ausfallen als im Norden.