ESPON CLIMATE – Climate Change and Territorial Effects on Regions and Local Economies in Europe

Hintergrund und Ziele

Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (⁠IPCC⁠) hat maßgeblich an der Bewusstseinsbildung über die Kosten von menschlicher Untätigkeit und Störung des Klimasystems mitgewirkt. Ebenfalls hat der IPCC auf die Dringlichkeit hingewiesen, Untersuchungen auch auf regionaler und sogar lokaler Ebene durchzuführen. Darüber hinaus wurde ein starker Bedarf nach Szenarien auf regionaler und lokaler Ebene identifiziert, um entsprechende Folgenabschätzungen zu ermöglichen. In ihrem Grünbuch ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ in Europa, zeigt auch die Europäische Kommission, dass mehr Forschung notwendig ist, um die Lücken im Verständnis der globalen Erwärmung und deren mögliche Auswirkungen auf die Umwelt anzugehen.

ESPON CLIMATE ist ein angewandtes Forschungsvorhaben im Rahmen des EU Netzwerkes ESPON 2013. In diesem Projekt wurde das Ausmaß des Klimawandeleinflusses auf die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Regionen und Europa als Ganzes betrachtet. Es wurde zusätzlich untersucht wie die Politik dazu beitragen kann den Klimawandel zu mindern, sowie auch durch Anpassungsmaßnahmen bereits unvermeidliche Auswirkungen zu bewältigen und dabei Synergien zwischen Anpassungs- und Klimaschutzstrategien auszuschöpfen.

Im Projekt geht es vor allem um eine Schwachstellenanalyse als Grundlage für die Ermittlung von regionalen Typologien im Hinblick auf Exponierung, Empfindlichkeit, Schadensanfälligkeit und Auswirkungen des Klimawandels. Auf dieser Basis können maßgeschneiderte Anpassungsmöglichkeiten abgeleitet und vorgenommen werden, um regional spezifische Muster des Klimawandels zu bewältigen. Um den regionalen Besonderheiten gerecht zu werden wird im ESPON CLIMATE Projekt in sieben Fallstudien gearbeitet, die sich sowohl auf länderübergreifender als auch auf sehr lokaler Ebene befinden.

Von Interesse war hierbei unter anderem:

  • Der Grad der Anfälligkeit verschiedener europäischer Regionen auf den Klimawandel und die Auswirkung von Veränderungen einzelner Parameter des Klimawandels auf diese Regionen in wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Hinsicht, sowie die ⁠Anpassungsfähigkeit⁠ dieser Gebiete und ihre weitere Verbesserung.
  • Die Auswirkungen des Klimawandels auf die verschiedenen Sektoren der regionalen und lokalen Wirtschaft, die regionalen und lokalen Infrastrukturen, sowie die Auswirkungen auf das regionale Wassermanagement.
  • Potentiell neue Arten von Regionen als Folge des Klimawandels, welche die gleichen Eigenschaften hinsichtlich ihrer Anpassungs- und Minderungskapazitäten, sowie Wechselwirkungen zwischen verschiedenen europäischen Regionen aufweisen.

Laufzeit

bis

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Deutschland
  • europaweit
  • Frankreich
  • Italien
  • Liechtenstein
  • Niederlande
  • Norwegen
  • Österreich
  • Rumänien
  • Schweiz
  • Slowenien
  • Spanien
  • Ungarn

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

Im Projekt ESPON CLIMATEwurde mit dem COSMO-CLM (CCLM) Modell gearbeitet. Dabei wurde das moderate A1B ⁠Emissionsszenario⁠ des ⁠IPCC⁠ (2007) zugrunde gelegt. Messungen von 1961–1990 dienen als Referenzzeitraum.

Ergänzend zu dem ⁠Klimamodell⁠ und Emissionsszenario wurden sozio-ökonomische Entwicklungstrends hinzugezogen.

Parameter (Klimasignale)
  • Sturzfluten
  • Höhere mittlere Temperaturen
  • Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
  • Sturm
  • Trockenheit
Weitere Parameter 

Frosttage, Tage mit Schneebedeckung

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Die Ergebnisse des ESPON CLIMATE Projekt zeigen, dass folgende Sektoren der Wirtschaft unmittelbar betroffen sind: der primäre Sektor (Landwirtschaft, Forstwirtschaft), Tourismus (Winter und Sommer) und der Energiesektor (Angebot und Nachfrage). Der Schweregrad und die Art der Auswirkungen auf diese Bereiche unterscheiden sich in den verschiedenen Teilen Europas, was sich in einigen Orten negativ und in anderen positiv niederschlägt.

Describe here, which approach for the vulnerability analysis, risks and/or chances is/was used within your project and which results emerged from it or are expected

Ansatz und Risiken / Chancen 

Die regionalen Analysen zur ⁠Vulnerabilität⁠ basierten auf ⁠Exposition⁠, ⁠Sensitivität⁠, potenzielle Auswirkung und ⁠Anpassungskapazität⁠.Exposition und Sensitivität einer Region bestimmen die jeweilige Auswirkung des Klimawandels. Dies kombiniert mit der jeweiligen ⁠Anpassungsfähigkeit⁠ ergibt die Vulnerabilität einer Region.

ESPON CLIMATE hat dazu Indikatoren zur Vulnerabilitätseinschätzung verschiedener europäischer Regionen und sozio-ökonomischer Situationen (regional und lokal) ermittelt sowie den Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit und die Anpassungsfähigkeit analysiert. Die Darstellung erfolgt anhand von europaweiten Karten zum Grad der Vulnerabilität.

In EPSON CLIMATE wurden 5 Dimensionen der Sensitivität definiert:

  • Physikalische Sensitivität bezieht sich auf alle menschlichen Artefakte, die für Raumentwicklung wichtig und potenziell vom ⁠Klimawandel⁠ betroffen sind. Die Ergebnisse zeigen, dass Bereiche die besonders empfindlich gegenüber Extremwetterereignissen sind, an den Küstenregionen liegen.
  • Soziale Sensitivität bezieht sich auf menschliche Populationen die positiv oder negativ durch die Folgen des Klimawandels beeinflusst werden. Den Ergebnissen nach befinden sich diese überwiegend in südeuropäischen Agglomerationen entlang der Küsten, besonders aber im Mittelmeerraum.
  • Ökonomische Sensitivität bezieht sich auf ökonomische Aktivitäten oder Sektoren die besonders empfindlich auf die Folgen des Klimawandels reagieren. Die Ergebnisse zeigten, dass lokale Sektoren die von Tourismus, Land- und Forstwirtschaft abhängen, besonders im Mittelmeerraum, der Alpenregion und in weiten Bereichen Osteuropas, aber auch in Skandinavien besonders empfindlich sind.
  • Ökologische Sensitivität bezieht sich auf natürliche Gebiete die sehr empfindlich sind (z.B. Naturschutzgebiete oder besonders brandgefährdete Wälder) und relativ stabile Gebiete wie Böden, die nur begrenzte Kapazitäten haben, sich anzupassen und gleichzeitig die Grundlage für ganze Ökosysteme darstellen. Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem Berg- und Flussdeltaregionen geschützte Naturräume aufweisen und / oder empfindliche Böden und Wälder besitzen.
  • Kulturelle Sensitivität umfasst Kulturgüter wie Museen und international anerkannte historische Stätten, die durch den Klimawandel möglicherweise beschädigt oder zerstört werden könnten. Die Ergebnisse zeigen, Konzentrationen von empfindlichen Kulturgütern in den Küstenregionen und entlang großer Flüsse. Küstenstädte wie Barcelona, Rom oder Venedig mit ihrem herausragenden kulturellen Erbe, sind hier deutlich hervorgehoben.
Dringlichkeit und Priorisierung von Anpassungsbedarf 

Das ESPON CLIMATE hat für Europa als Ganzes ein hohes Maß an Minderungs- und Anpassungskapazitäten festgestellt und eine Aktivierung dieser würde sicher zur Verbesserung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt beitragen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Vielfalt der Klimazonen in Europa einen gewissen Grad der wirtschaftlichen Anpassung ermöglicht. Die im Rahmen des Projektes erstellte ökonomische Sensitivitätsanalyse nimmt beispielsweise an, dass der ⁠Klimawandel⁠ negative Auswirkungen auf den Sommertourismus in mediterranen Regionen, dafür aber positive in kälteren, nördlicheren Regionen haben wird, was den dortigen Tourismusindex begünstigt. Für die Wettbewerbsfähigkeit der EU insgesamt bedeutet dies, dass ein potenzieller Verlust des Tourismus in einem Teil Europas durch einen möglichen Gewinn in einem anderen Teil kompensiert werden kann.

Aus der Analyse der wirtschaftlichen Auswirkungen geht deutlich hervor, dass der primäre Sektor in den Randgebieten besonders anfällig für den Klimawandel ist. Dies kann zusammen mit einer geringen ⁠Anpassungsfähigkeit⁠ die regionalen Unterschiede in Europa verstärken und den europäischen Zusammenhalt schwächen. Im Interesse einer ausgewogenen territorialen Entwicklung der ländlichen Gebiete in Europa, bedarf es daher einer durchgängigen Berücksichtigung von Klimafragen in der ländlichen Entwicklungspolitik.

In der Regel werden ungünstige Auswirkungen durch die Entwicklung von Wassermanagement und den Einsatz verschiedener Mittel der Risikoprävention angesprochen. Was die Empfehlungen für konkrete Projekte angeht, wurden Aufgaben der internationalen Zusammenarbeit am häufigsten erwähnt. Beispielsweise für die Entwicklung von Modellen und Prognosesystemen, Wissenstransfer, neue Planungsmethoden, Entwicklung der Raum- und Regionalplanungspraxis, Vorbereitung auf die Bewältigung von Klimawandelauswirkungen, ⁠Prognose⁠ und Umgang mit potenziellen Auswirkungen des Klimawandels und Naturrisiken, sowie der Bewältigung von grenzüberschreitenden Risiken. Der Schwerpunkt liegt beim Wassermanagement.

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Zeithorizont
  • 2071–2100 (ferne Zukunft)

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

ESPON CLIMATE wird im Rahmen des EU Programms ESPON 2013 gefördert (75% durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, 25% durch die 31 Teilnehmerländer)

Projektleitung 

Technische Universität Dortmund, Institut für Raumplanung (IRPUD)

Beteiligte/Partner 

Die Partnerschaft hinter dem ESPON-Programm besteht aus der EU-Kommission und den Mitgliedstaaten der EU27 plus Island, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz.

Kooperation mit:

• Geological Survey of Finland

• Norwegian Institute for Urban and Regional Research

• Newcastle University, UK

• Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Deutschland

• Helsinki University of Technology, Finland

• Budapest University of Technology and Economics, Department of Environmental Economics, Hungary

• VÁTI, Hungarian Public Nonprofit Company for Regional Development and Town Planning, Hungary

• National Institute for Territorial and Urban Research Urban Project, Romania

• Agency for the Support of Regional Development Košice, n.o., Slowakei

• Autonomous University of Barcelona, Spain

• The Netherlands Environmental Assessment Agency

• Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, Schweiz

Ansprechpartner

Technische Universität Dortmund
Institut für Raumplanung (IRPUD)
August-Schmidt-Straße 10
44227 Dortmund

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Handlungsfelder:
 Energieinfrastruktur  Industrie und Gewerbe  Raumplanung, Stadt- und Siedlungsentwicklung  Tourismuswirtschaft  Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft  Handlungsfeldübergreifend