Der ökologische Zustand eines Flusses wird hauptsächlich über die im Wasser lebenden Organismen bewertet. Die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaft, aus Fischen, Muscheln, Schnecken oder Insektenlarven spiegelt die Gesamtheit aller Einflussfaktoren und Störgrößen in einem Gewässer wider.
Bewertungsinstrumente der EG-Wasserrahmenrichtlinie - Ökologischer Zustand
Die Einstufung in eine bestimmte Zustandsklasse misst sich daran, wie stark die Lebensgemeinschaft eines Gewässers von denen eines vergleichbaren, durch menschliche Einflüsse unbeeinträchtigten, Gewässers abweicht. Dieser unbeeinträchtigte Gewässerzustand legt die Referenzbedingungen fest. Die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaft unter Referenzbedingungen hängt unter anderem von der Größe eines Gewässers, dem geologischen Umfeld, dem Gefälle und der Strömung ab. Daher war die Erarbeitung einer Fließgewässertypologie für die vielen unterschiedlichen Gewässer einer der ersten Schritte bei der Umsetzung der WRRL.
Für den ökologischen Zustand sind fünf Klassen definiert, die farblich differenziert dargestellt werden:
sehr gut (blau),
gut (grün),
mäßig (gelb),
unbefriedigend (orange) und
schlecht (rot).
Der „sehr gute“ Zustand definiert den Referenzzustand. Der gute ökologische Zustand definiert, das zu erreichende Ziel. Im guten ökologischen Zustand weichen die Werte für die biologischen Qualitätskomponenten eines Oberflächengewässers nur in geringem Maße von den Werten ab, die normalerweise bei Abwesenheit störender Einflüsse vorliegen (Referenzbedingungen). Im mäßigen, unbefriedigenden oder schlechten ökologischen Zustand weichen die Werte für die biologischen Qualitätskomponenten des Oberflächengewässers mäßig, stark oder sehr stark von den Werten ab, die normalerweise bei Abwesenheit störender Einflüsse vorliegen.
Die Einstufung des ökologischen Zustandes erfolgt gemäß dem sogenannten „worst-case-Prinzip“. Wurden zum Beispiel in einem Fluss die wirbellosen Tiere mit „gut“ bewertet, die Fischfauna dagegen nur mit „mäßig“, kann im Ergebnis der ökologische Zustand des Flusses nur „mäßig“ sein.
Bei der Bewertung des sehr guten ökologischen Zustandes sind zudem hydromorphologische Merkmale zu berücksichtigen. Die Werte für flussgebietsspezifische Schadstoffe halten die Umweltqualitätsnormen ein. Ist dies nicht der Fall, erfolgt eine Abstufung in den mäßigen Zustand auch dann, wenn die Werte der biologischen Qualitätskomponenten einen guten ökologischen Zustand anzeigen. Bei Nichteinhaltung von einer oder mehrerer Umweltqualitätsnormen ist der Wasserkörper in der Berichterstattung an die EU mit einem schwarzen Punkt zu kennzeichnen.
Unterschiedliche Fließgewässertypen
Um die natürliche Vielfalt individueller Gewässer überschaubar zu machen, wurden diese nach gemeinsamen Merkmalen klassifiziert. bzw. typisiert. Das Ergebnis wird als Fließgewässertypologie bezeichnet und umfasst 25 deutsche Fließgewässertypen. Die Merkmale, die für die Typologie berücksichtigt wurden, umfassen die Lebensgemeinschaft der vorhandenen Organismen (Biozönose), die Struktur der Gewässer (Hydromorphologie), die Temperatur & weitere physikalische und chemische Faktoren sowie die Wasserführung (Hydrologie).
Biologische Qualitätskomponenten zur Bestimmung des ökologischen Zustandes
Als biologische Qualitätskomponenten wurden von der EG-Wasserrahmenrichtlinie, Algen, Wasserpflanzen, wirbellose Organismen (z.B. Insekten) und Fische festgelegt. Für sie werden die Artenzusammensetzung und die Artenhäufigkeit, bei Fischen auch die Altersstruktur und bei Algen die Biomasse erfasst und bewertet (siehe Biologische Qualitätskomponenten).
Für jede biologische Qualitätskomponente gibt es ein Bewertungsverfahren.
Eine Übersicht über die bisher entwickelten und in der Entwicklung befindlichen Bewertungsverfahren finden Sie hier.
Es ist von besonderer Bedeutung, ein hohes Maß an Genauigkeit der biologischen Bewertungsergebnisse zu erzielen. Denn bei Nichterreichen des „guten ökologischen Zustandes / ökologischen Potenzials“ sind Maßnahmen durchzuführen, um den „guten ökologischen Zustand“ bzw. das „gute ökologische Potenzial“ eines Gewässers wiederherzustellen. (siehe Qualitätssicherung).
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