VE-I-3: Starkregen und Straße

Das Bild zeigt einen Gully auf einer überfluteten Straße. Der Gully ist durch das daraus hervorsprudelnde Wasser erkennbar. Neben dem Gully stehen Warnkegel. Am äußersten Bildrand ist das Rad eines Autos zu erkennen.zum Vergrößern anklicken
Starkregen können in kurzer Zeit zu Aquaplaning oder Überschwemmungen auf Straßen führen.
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Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

VE-I-3: Starkregen und Straße

Starkregen⁠ können für den Straßenverkehr schwerwiegende Folgen haben. Jedes Jahr sind in Deutschland zwischen 5 bis über 30 % der Bundesfernstraßen von unwetterartigen Starkregen der Warnstufe 3 betroffen. Der gesamte zeitliche Umfang dieser Ereignisse beläuft sich für die meisten betroffenen Straßenabschnitte auf 1 bis 6 Stunden je Jahr.

Die Abbildung VE-I-3 "Starkregen und Straße" beschreibt in Form von gestapelten Säulen den Anteil der Streckenlänge von Bundesfernstraßen mit Überschreitung der Starkregen-Warnstufe 3 (Unwetter) in Prozent. Es werden fünf Kategorien für die Betroffenheit nach Anzahl der Stunden abgebildet: 1 bis 3 Stunden, mehr als 3 bis 6 Stunden, mehr als 6 bis 12 Stunden, mehr als 12 bis 24 Stunden, über 24 Stunden.
VE-I-3: Starkregen und Straße

Die Abbildung VE-I-3 "Starkregen und Straße" beschreibt in Form von gestapelten Säulen den Anteil der Streckenlänge von Bundesfernstraßen mit Überschreitung der Starkregen-Warnstufe 3 (Unwetter) in Prozent. Es werden fünf Kategorien für die Betroffenheit nach Anzahl der Stunden abgebildet: 1 bis 3 Stunden, mehr als 3 bis 6 Stunden, mehr als 6 bis 12 Stunden, mehr als 12 bis 24 Stunden, über 24 Stunden. Die höchste Kategorie ist nur in wenigen Jahren vertreten. Die beiden niedrigsten Kategorien haben den deutlich höchsten prozentualen Anteil. Es erfolgte keine Trendanalyse. Die Werte schwanken deutlich zwischen den Jahren. Mit 31 Prozent war der Gesamtwert von den betrachteten Jahren 2001 bis 2021 im Jahr 2021 am höchsten. Im Jahr 2002 waren rund 30 Prozent der Bundesfernstraßen betroffen.

Quelle: Deutscher Wetterdienst (RADOLAN-Klimatologie) Bundesanstalt für Straßenwesen (BISStra)

Starkregen können überall auftreten

Die Flutkatastrophen an Ahr und Erft im Jahr 2021 haben deutlich gezeigt, wie verletzlich Verkehrsinfrastrukturen sind, wenn sie in einer topografisch ungünstigen Tallage verlaufen und anhaltende Starkregenfälle dort zu Sturzfluten und Hochwasser führen. Zahlreiche Brücken und Straßen wurden beschädigt oder zerstört und müssen wiederaufgebaut werden. Viele Verkehrsverbindungen waren über Wochen und Monate oder sind noch immer unterbrochen. Aber auch Niederschläge von nur kürzerer Dauer können den Straßenverkehr empfindlich beeinträchtigen. So mussten im Juni 2021 infolge heftiger Unwetter zum Beispiel in Landshut, Darmstadt, Krefeld und Magdeburg Straßen gesperrt werden, weil sie überschwemmt oder von Schlammmassen bedeckt waren und erst wieder sicher passierbar gemacht werden mussten.

Vor den kurzen und intensiven Regenereignissen, die Ursache dieser Sperrungen waren, wird vom ⁠DWD⁠ unter dem Begriff ⁠Starkregen⁠ gewarnt. Sie regnen innerhalb einer kurzen Zeit (nach den Warnkriterien des DWD bis zu 6 Stunden) zumeist in einem lokal begrenzten Gebiet ab. In Deutschland umfasst die Starkregensaison die Monate Mai bis September, wobei der Schwerpunkt in der Zeit von Juni bis August liegt. Starkregen treten häufig in Verbindung mit heftigen Gewittern auf, man spricht dann von konvektiven Starkregenereignissen.

Die kurzen und heftigen Regenfälle können schwerwiegende Folgen für die Verkehrsinfrastruktur und den Verkehrsablauf haben. Welche dies im jeweiligen Fall sind und welche Schäden sie auslösen, hängt neben der Intensität und Dauer der Regenfälle auch vom Ort des Ereignisses ab. In ebenem Gelände kann das viele Wasser weder schnell abfließen, noch kann der Boden es vollumfänglich aufnehmen. Die Folge können mitunter lang andauernde Überflutungen von Straßen in Troglage und von Unterführungen sein. Dort sammelt sich das Wasser, das von Entwässerungsanlagen nicht mehr aufgenommen und abgeleitet werden kann. In Mittelgebirgsregionen oder im Alpenraum fließt das Wasser dagegen in der Regel an der Oberfläche und – je nach Gefälle – sehr schnell ab. Bei einem sehr heftigen Starkregen können kleinere Bäche hier zu reißenden Flüssen werden, wenn schnell ansteigende Hochwasserwellen sich durch enge Bachbetten zwängen. Die Ausläufer dieser Sturzfluten erreichen immer wieder auch Gegenden, die vom Starkregen gar nicht selbst betroffen waren. Die abfließenden Wassermassen oder der hohe Wasserdruck können wie oben beschrieben in extremen Fällen Infrastrukturen schädigen.164, 164

Häufiger sind Fälle, in denen schlechte Straßen- und Sichtverhältnisse die Unfallgefahr erhöhen, etwa bei Aquaplaning. Oder es kommt zu Behinderungen des Straßenverkehrs, beispielsweise wenn Treibgut an Nadelöhren wie Brücken oder Unterführungen zu Verklausungen führt und Verkehrsflächen überstaut werden. Behinderungen können auch auftreten, wenn Hänge und Böschungen nach starken Regenfällen ins Rutschen kommen oder unterspült werden und die Straßen dadurch verschmutzt oder beschädigt werden.

In den Jahren 2001 bis 2021 sind Starkregen praktisch in ganz Deutschland beobachtet worden und damit kein Phänomen der Mittelgebirgs- und Gebirgsregionen allein (siehe Abbildung 8, Seite 25). Dies ist das Ergebnis einer Auswertung auf Grundlage der Radarklimatologie (RADKLIM) des DWD.165 Für die Zukunft erwarten Klimaforschende, dass die Häufigkeit von Starkregen und deren Intensität allgemein zunehmen werden. Ein Grund dafür ist, dass die Luft bei höheren Temperaturen mehr Wasser aufnehmen kann – rund 7 % mehr Wasser bei einer Temperaturerhöhung um 1 ⁠Kelvin⁠. Des Weiteren führen die sich ändernden meteorologischen Verhältnisse zu einer intensivierten Wolken- und Niederschlagsbildung.166 Für Deutschland wird, bei starken regionalen und jahreszeitlichen Unterschieden, insbesondere für die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts davon ausgegangen, dass derzeit noch relativ selten auftretende hohe Tagesniederschlagsmengen häufiger vorkommen werden. Am vergleichsweise stärksten soll die Zunahme bei den heute noch seltenen Ereignissen ausfallen.167 Treten diese Entwicklungen ein, wird die Gefahr von Störungen des Straßenverkehrs und, im extremeren Fall, von Schäden an Straßen und Infrastrukturen steigen. Öffentlich zugängliche Daten, mit denen sich der Umfang solcher Störungen und Schäden zuverlässig und ursachenbezogen abbilden ließe, gibt es bisher nicht. Der hier dargestellte ⁠Indikator⁠ nimmt daher „nur“ in den Blick, in welchem zeitlichen Umfang das Netz der Bundesfernstraßen von unwetterartigen Starkregenfällen, die mithilfe von Radardaten räumlich konkret ermittelt wurden, betroffen war. Er leistet damit nur eine Risikobeschreibung.

Dass es durch alle mit dem Indikator erfassten Starkregen zu Schäden an Infrastrukturen kommt, ist eher unwahrscheinlich. Der DWD warnt vor unwetterartigem Starkregen, wenn Regenmengen über 25 l/m² in 1 Stunde oder über 35 l/m² in 6 Stunden erwartet werden. Werden diese Warnwerte nur geringfügig überschritten, sind die Starkregen in der Regel von einer Intensität, die noch nicht zu Schäden an Straßeninfrastrukturen führt. Aber: Der DWD kennzeichnet mit der Warnstufe 3 „Unwetter“ Wettersituationen, die als sehr gefährlich eingestuft werden, und er empfiehlt, Aufenthalte im Freien zu vermeiden.

 

164 - BBK – Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (Hg.) 2015: Die unterschätzten Risiken „Starkregen“ und „Sturzfluten“ – Ein Handbuch für Bürger und Kommunen. Bürgerinformation, Ausgabe 1, Bonn: 27. https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/ExterneLinks/DE/Download/starkregen-publikation-kurzlink.html.
164 - ⁠LAWA⁠ – Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (Hg.) 2018: ⁠LAWA⁠-Strategie für ein effektives Starkregenrisikomanagement. Erarbeitet von der Kleingruppe „Starkregen“ des Ständigen Ausschusses „Hochwasserschutz und Hydrologie“ (LAWA-AH) der LAWA. Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz, Erfurt: 21. https://www.lawa.de/documents/lawa-starkregen_2_1552299106.pdf.

165 - Winterrath T., Brendel C., Hafer M., Junghänel T., Klameth A., Lengfeld K., Walawender E., Weigl E., Becker A. 2018: RADKLIM Version 2017.002: Reprozessierte, mit Stationsdaten angeeichte Radarmessungen (RADOLAN), Niederschlagsstundensummen (RW). doi: 10.5676/DWD/RADKLIM_RW_V2017.002.

166 - Becker P., Becker A., Dalelane C., Deutschländer T., Junghänel T., Walter A. 2016: Die Entwicklung von
Starkniederschlägen in Deutschland – Plädoyer für eine differenzierte Betrachtung: 1. https://www.dwd.de/DE/fachnutzer/wasserwirtschaft/entwicklung_starkniederschlag_deutschland_pdf.

167 - LAWA 2018, siehe Endnote 164.

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