GE-I-1: Hitzebelastung
Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Neben der steigenden Jahresmitteltemperatur zeichnet sich insbesondere seit den 1980er-Jahren auch ein Trend zunehmender Hitzeextreme ab. Die Zahl der Heißen Tage und der Tropennächte hat signifikant zugenommen. Bei den Hitzewarnungen, die der DWD seit dem Jahr 2005 ausspricht, gibt es noch keinen klaren Trend. Es gibt aber im deutschlandweiten Mittel kein Jahr ohne Hitzewarnungen.
Neben der steigenden Durchschnittstemperatur wird der Klimawandel voraussichtlich auch vermehrt gesundheitlich belastende Hitzeereignisse mit häufigeren, intensiveren und länger andauernden Hitzewellen mit sich bringen. Hohe Temperaturen sind eine Belastung für die Gesundheit. Vor allem ältere Menschen und Personen mit chronischen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen sind betroffen.
Im Rückblick zeichnet sich seit den 1970er-Jahren bereits ein Trend zur Zunahme von „Heißen Tagen“ (mit einem Tageshöchstwert der Temperatur von 30 °C oder mehr) und von „Tropennächten“ (mit einem Temperaturminimum von 20 °C oder mehr) ab. Tropennächte treten bislang in unseren Breiten im Gegensatz zu den Heißen Tagen noch relativ selten auf. Allerdings kommt es in Jahren mit ausgeprägten Hitzewellen auch regelmäßig zur Ausbildung von Tropennächten. Tropennächte sind von besonderer gesundheitlicher Relevanz, weil in Tropennächten eine nächtliche Erholung insbesondere nach sehr heißen Tagen nur eingeschränkt stattfinden kann.
Im Falle der Tropennächte ist bei der Interpretation der Zeitreihe zu berücksichtigen, dass das dargestellte Gebietsmittel über Deutschland die tatsächlichen Belastungen vor allem in den städtischen Bereichen, in denen es hauptsächlich zu Tropennächten kommt, unterschätzt. Im DWD-Messnetz sind die städtischen Messtellen gegenüber den Hintergrundmessstellen in deutlicher Unterzahl. Letztere drücken den Mittelwert für die Tropennächte auf ein niedrigeres Niveau.
Der DWD hat im Jahr 2005 ein Hitzewarnsystem in Betrieb genommen. Die Kriterien für Hitzewarnungen wurden seitdem fortlaufend weiterentwickelt. Aktuell wird die Warnstufe 1 ausgerufen, wenn eine mindestens „starke Wärmebelastung“ von (je nach regionaler Anpassung im Laufe des Sommers) etwa 32 bis 38 °C „Gefühlter Temperatur“ vorhergesagt wird und es nachts nur zu einer unzureichenden Abkühlung in Innenräumen kommt. Warnstufe 2 gilt, wenn der Schwellenwert zur extremen Wärmebelastung von 38 °C „Gefühlter Temperatur“ überschritten wird, auch wenn es nachts in Innenräumen noch ausreichend abkühlt (siehe Indikator GE-R-1).
Seit Bestehen des Hitzewarnsystems schwankte in Abhängigkeit der Witterung die mittlere Anzahl der Hitzewarnungen in den sogenannten Warnkreisen, die in ihrem Zuschnitt den Landkreisen ähnlich sind, von Jahr zu Jahr. Im Gebietsmittel wurden in den Jahren 2006, 2010, 2013, 2015 und 2018 an mehr als zehn Tagen Hitzewarnungen ausgesprochen. Verglichen mit der Zeitreihe der Heißen Tage gibt es sowohl Jahre, in denen die Zahl der Hitzewarntage höher ist als die der Heißen Tage, als auch solche, an denen es sich umgekehrt verhält. Die „Gefühlte Temperatur“, die für Hitzewarnungen relevant ist, wird unter Berücksichtigung des typischen Temperaturempfindens eines Menschen ermittelt. Dabei spielt unter anderem auch die Luftfeuchte eine wesentliche Rolle. Die Heißen Tage basieren hingegen allein auf Daten zur Lufttemperatur. Im Jahr 2018 ging der Sommer mit der bisher höchsten Zahl von „Heißen Tagen“, aber auch mit sehr großer Trockenheit einher. Weil „trockene Hitze“ weniger gesundheitsbelastend ist, kam es im Vergleich zum Jahr 2015 zu einer geringeren Anzahl von Hitzewarntagen. Demgegenüber waren die sommerlichen Hitzewellen 2015 von höherer Feuchtigkeit begleitet: Von Juni bis Mitte Juli und ab Ende Juli kam es aufgrund der damals herrschenden Wetterlagen zur Einströmung subtropischer, feuchter Heißluftmassen aus dem Mittelatlantik und Nordwestafrika nach Mitteleuropa. Von Mitte bis Ende Juli prägte das Azorenhoch das Wetter, es war aber schwül. Diese Situation führte im Jahr 2015 zur bisher höchsten Zahl von Hitzewarnungen vor extremer Hitze.
Die räumlich differenzierte Darstellung der mittleren Anzahl der Hitzewarnungen in den Jahren 2017 bis 2021 macht deutlich, dass es große regionale Unterschiede in der Belastung gibt. Besonders betroffen sind erwartungsgemäß die Warnkreise entlang des Oberrheins vom südlichen Baden-Württemberg bis nach Bingen in Rheinland-Pfalz. Der Oberrheingraben zwischen den Gebirgszügen Schwarzwald und Vogesen wirkt wie ein Wärmespeicher und erhält zudem warmen Zustrom aus dem mediterran geprägten französischen Rhône-Tal. Zudem zeigen nordwestliche Teile von Baden-Württemberg wie der Neckar-Odenwald-Kreis, Heilbronn und Ludwigsburg, die im Bereich des ebenfalls wärmebegünstigten Neckartals liegen, hohe Werte.
Heiße Tage und Tropennächte sowie Hitzewarnungen weisen auf gesundheitlich belastende Witterungssituationen hin. Sie lassen aber keine Rückschlüsse zu, wie viele Menschen tatsächlich von Hitze gesundheitlich betroffen sind (siehe Indikator GE-I-2).
Der Südwesten entlang des Oberrheingrabens ist der Hitze-Hotspot Deutschlands. Hier gab es im letzten 5-Jahresmittel an 12 bis über 16 Tagen Hitzewarnungen.