IG-R-3: Wasserbezug des Verarbeitenden Gewerbes

Das Bild zeigt ein Rohrleitungssystem vor industriellen Anlagen zur Einspeisung von Kaltwasser in einen Produktionsprozess. Neben den Rohren sind weitere technische Aggregate zu sehen.zum Vergrößern anklicken
Bei Hitze und Trockenheit gibt es für Unternehmen Grenzen bei der Wasserentnahme aus Gewässern.
Quelle: Ratchapon / stock.adobe.com

Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

IG-R-3: Wasserbezug des Verarbeitenden Gewerbes

Wassersparende Betriebe sind für Auswirkungen des Klimawandels besser gerüstet. Der Wasserbezug im Verarbeitenden Gewerbe nahm seit 1991 signifikant ab, seit 2001 allerdings nur noch geringfügig. Setzt man den Wasserbezug ins Verhältnis zur Bruttowertschöpfung, zeigt sich ein stärkerer, ebenfalls signifikanter Rückgang. Das heißt, mit der gleichen Menge Wasser wird mehr Wertschöpfung erzielt, das Wasser wird also effizienter genutzt.

Die Abbildung IG-R-3 "Wasserbezug des Verarbeitenden Gewerbes" zeigt in Form einer Liniengrafik die Entwicklung des Wasserbezugs des Verarbeitenden Gewerbes im Zeitraum von 1991 bis 2019. Die Darstellung erfolgt als Index zum Bezugsjahr 2001. Zwei Linien zeigen zum einen den Wasserbezug je preisbereinigter Bruttowertschöpfung und zum anderen den Wasserbezug aus Eigengewinnung plus Fremdbezug minus der Wasserabgabe an Dritte.
IG-R-3: Wasserbezug des Verarbeitenden Gewerbes
Quelle: StBA (Nichtöffentliche Wasserversorgung und Abwasserentsorgung; Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen)

Sparsame Wassernutzung unterstützt Klimaanpassung

Wärmeeinleitungen industrieller und gewerblicher Betriebe unterliegen grundsätzlich den gleichen gesetzlichen Vorschriften wie diejenigen energiewirtschaftlicher Betriebe. Auch Industrie- und Gewerbebetriebe können daher in die Situation kommen, ihre Wärmeeinleitungen und damit ihre Produktion zurückfahren zu müssen, um die in der Genehmigung festgelegten Einleitungsbedingungen weiterhin einzuhalten. Dieses oft als eher abstrakt wahrgenommene Risiko wurde beispielsweise in den heißen Sommern der Jahre 2003, 2006 und 2018 konkret, als infolge der langanhaltenden Hitze und Trockenheit an verschiedenen Gewässern die Wärmeeinleitungen beschränkt wurden. In den Sommern 2020 und 2022 musste die Produktion nicht reduziert werden. Allerdings wurde unter anderem am Rhein Warnstufe 1 wegen hoher Gewässertemperaturen ausgerufen.
Unter den sich ändernden klimatischen Bedingungen können Trocken- und Hitzephasen zukünftig häufiger, intensiver und länger auftreten. Wie es die heißen und trockenen Sommer der vergangenen Jahre gezeigt haben, steigen dann auch die Temperaturen in Fließgewässern in den Sommermonaten an (siehe ⁠IndikatorWW-I-10) und die Abflussmengen nehmen ab (siehe Indikator WW-I-3). Neben den Herausforderungen durch Niedrigwasser (siehe Indikatoren WW-I-6 und VE-I-2) können dann auch Situationen häufiger eintreten, in denen die Rückführung von gebrauchtem und erwärmtem Kühlwasser beziehungsweise die Entnahme von Kühlwasser nur noch eingeschränkt möglich wäre. Industrieprozesse, die durch entsprechende Maßnahmen möglichst unabhängig von der Ressource Wasser sind, sind für diese Auswirkung des Klimawandels besser gerüstet als solche mit einem hohen Wasserbedarf. Um möglichst wenig Wasser als Roh- oder Betriebsstoff einzusetzen und das entnommene oder bezogene Wasser möglichst effizient zu nutzen, können Unternehmen beispielsweise ein innerbetriebliches Wassermanagement einrichten, die Wassernutzung in Kreislaufsystemen betreiben, wassersparende Technologien einsetzen oder Wasser durch andere Substanzen, zum Beispiel Emulsionen, ersetzen.

Wichtiger Ansatzpunkt für das Verarbeitende Gewerbe ist dabei vor allem der sparsame Einsatz von Kühlwasser in Produktionsprozessen und bei der unternehmensinternen Stromerzeugung. Aktuell macht die Kühlwassernutzung etwa drei Viertel der gesamten Wassernutzung des Sektors aus. Hinzu kommt, dass vor allem die Wasserentnahme für Kühlzwecke sowie die Einleitung von Kühlabwasser temperaturbezogenen Regelungen unterliegen, die zu Einschränkungen der Produktion bei sommerlicher Hitze führen können. Die Entnahme von Wasser für produktionsspezifische oder belegschaftsbezogene Zwecke ist dagegen weniger temperaturabhängig.
Der Wasserbezug im Verarbeitenden Gewerbe setzt sich aus der Eigengewinnung der Unternehmen und dem Fremdbezug zusammen, beispielsweise aus der öffentlichen Wasserversorgung oder von anderen Betrieben, Einrichtungen und Verbänden, abzüglich der Wasserabgabe an Dritte. Nach dem Jahr 1991 ging der Wasserbezug zunächst stark zurück, damals lag er mit rund 8.700 Mio. Kubikmeter noch um die Hälfte über dem Bezug des Jahres 2001. Seither schwankte er um den Wert von 5.500 Mio. Kubikmeter jährlich.
Bezieht man den Wasserbezug auf die preisbereinigte Wertschöpfung, setzt sich der starke Rückgang der Jahre nach 1991 auch nach dem Jahr 2001 fort. Im Verarbeitenden Gewerbe lag der Wasserbezug je Bruttowertschöpfung im Jahr 2019 beinahe 30 % unter dem Wert des Jahres 2001. Das bedeutet, dass die Effizienz der Wassernutzung auch nach der Jahrtausendwende kontinuierlich gesteigert und mit der annähernd gleichen Wassermenge eine höhere Wertschöpfung erzielt werden konnte. Gleichzeitig zeigen die Zahlen aber auch, dass im Verarbeitenden Gewerbe bei einer deutlich steigenden Wertschöpfung der Wasserbezug seit dem Jahr 2001 insgesamt noch geringfügig gesenkt werden konnte.

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