Demografischer Wandel

Eine Bevölkerungszunahme oder -abnahme kann sich – regional unterschiedlich – auf Umweltnutzung und Umweltzustand auswirken. Nach einer Korrektur der Bevölkerungszahl durch den Zensus 2011 stieg die Bevölkerung Deutschlands bis 2023. Das lag vor allem an kurzfristig wirksamen Faktoren wie der Zuwanderung. Auf lange Sicht wird die Bevölkerung voraussichtlich altern und abnehmen.

Inhaltsverzeichnis

 

Entwicklung der Bevölkerung in den Bundesländern

Von 1990 bis 2023 nahm die Bevölkerung in elf Bundesländern zu und in fünf Bundesländern ab (siehe Tab. „Bevölkerung nach Bundesländern 1990 bis 2023“).

Die unterschiedliche Bevölkerungsentwicklung in den letzten 33 Jahren ist vor allem auf Wanderungsbewegungen zurückzuführen, zum einen auf Binnenwanderung zwischen den Bundesländern und zum anderen auf Zuwanderung aus dem Ausland, die sich bevorzugt auf wirtschaftlich starke Regionen richtet. Bundesländer, die von Abwanderung betroffen sind, haben vor allem junge Menschen und Familien mit Kindern verloren. In der Folge fallen auch Geburtendefizite und Sterbeüberschüsse höher aus, als in Regionen, die von Zuwanderung profitieren.

Aufgrund der Ergebnisse zum Zensus 2011 der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder musste die Bevölkerungsstatistik korrigiert werden. Die Datenerhebung zum Zensus 2011 zeigte, dass 2011 in Deutschland 1,5 Millionen Menschen weniger lebten, als bisher angenommen.

Nach der neuen Berechnungsgrundlage des Zensus 2011 stieg die Bevölkerung von 2011 bis 2023 hauptsächlich bedingt durch Zuwanderung aus dem Ausland, in 13 Bundesländern an. In absoluten Zahlen wuchsen insbesondere die bevölkerungsreichsten Länder Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern. Berlin und Hamburg verzeichneten prozentual die höchsten Zuwächse.

In Sachsen-Anhalt, dem Saarland und Thüringen war trotz Zuwanderung eine Abnahme der Bevölkerung von 2011 auf 2023 zu verzeichnen.

Die Tabelle zeigt, dass zwischen 2011 und 2023 die Bevölkerung in 13 Bundesländern stieg und in drei Bundesländern sank.
Tab: Bevölkerung nach Bundesländern 1990 bis 2023
Quelle: Statistisches Bundesamt Tabelle als PDF zur vergrößerten Darstellung
 

Die Bevölkerungspyramide

Die Zahlen zur Altersstruktur zeigen: 2023 betrug der Anteil der unter 20-Jährigen 18,8 %. Auf die Bevölkerung im Alter von 20 bis 60 Jahren entfielen 51,3 % und der Anteil der über 60-jährigen lag bei 29,9 % (siehe Abb. „Altersstruktur 2023 nach Altersklassen“). Die abnehmende Zahl der Geburten und das Altern der gegenwärtigen stark besetzten mittleren Jahrgänge führen zu Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung. Eine klassische Bevölkerungsstruktur, bei der die Kinder die stärksten Jahrgänge stellen und die Besetzungszahlen der älteren Jahrgänge allmählich als Folge der Sterblichkeit abnehmen, zeigt die aktuelle Bevölkerungspyramide in Deutschland nicht mehr auf. Laut Statistischem Bundesamt hat die Zuwanderung nur sehr eingeschränkte Auswirkungen auf die langfristige Bevölkerungsentwicklung. Sie schlägt sich vor allem im kurzfristigen Anstieg der Bevölkerungszahl nieder. Der Trend einer zunehmenden Alterung der Gesellschaft in Deutschland kann dadurch voraussichtlich nicht umgekehrt werden.

Kreisdiagramm: Ende 2023 setzte sich die Bevölkerung in Deutschland wie folgt zusammen: 18,8 Prozent jünger als 20 Jahre, 29,9 Prozent über 60 Jahre und 51,3 Prozent der Einwohner/-innen zwischen 20 und 60 Jahre alt.
Altersstruktur 2023 nach Altersklassen
Quelle: Statistisches Bundesamt Diagramm als PDF
 

Bevölkerungsdichte in Deutschland

In Deutschland lebten 2022 (31.12.) auf einem Quadratkilometer (km²) im Schnitt 236 Personen. Die drei bevölkerungsreichsten Länder waren Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. In diesen drei Bundesländern, die 39,3 % der Fläche Deutschlands einnehmen, lebte in etwa die Hälfte der Bevölkerung (siehe Tab. „Fläche und Bevölkerung 2022“).

Große Unterschiede in der Bevölkerungsdichte gab es zwischen Stadt und Land. Die höchste Bevölkerungsdichte wiesen 2022 die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen auf. Vergleicht man die restlichen Bundesländer miteinander, so lag Nordrhein-Westfalen 2022 an erster Stelle. Am geringsten war die Bevölkerungsdichte in Mecklenburg-Vorpommern und in Brandenburg.

Im Jahr 2011 betrug die Einwohnerdichte in Deutschland 225 Einwohner*innen pro Quadratkilometer (EW/km²), war also etwas geringer als 2022. In der Reihenfolge der Bundesländer lag Bayern mit 176 EW/km² im Jahr 2011 noch knapp hinter Schleswig-Holstein (177 EW/km²). Im Jahr 2022 hatte sich die Bevölkerungsdichte in beiden Bundesländern erhöht, aber Bayern lag mit 190 EW/km² nun knapp vor Schleswig-Holstein (187 EW/km²). Ansonsten blieb die Reihenfolge der Bundesländer unverändert.

Tabelle: Fläche Deutschland: 357.588 km², Bevölkerung in Deutschland 2022 (31.12.) 84,358 Millionen.
Tab: Fläche und Bevölkerung 2022
Quelle: Statistisches Bundesamt Tabelle als PDF zur vergrößerten Darstellung
 

Stadt und Land

Derzeit dominiert immer noch eine Konzentration der Bevölkerung auf prosperierende Städte und Wachstumsregionen. Eine weitere Zunahme der Bevölkerung in den Städten und Abnahme in den stadtentfernten ländlichen Regionen wird sich auf die jeweilige Nutzung und den Zustand der Umwelt auswirken. Die Zunahme der Bevölkerung in den Großstädten und Stadtregionen wie Berlin, München, Hamburg, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Leipzig und Dresden bedeutet mehr Flächenbelegung, Bodenversiegelung durch den notwendigen Wohnungsbau, Infrastruktur, Verkehr und Lärm durch zunehmende Pendlerströme und Luftverschmutzung.

 

Demografie und effiziente Flächennutzung

Ländliche Räume und wirtschaftlich stagnierende Regionen haben immer noch Bevölkerungsverluste zu verzeichnen. Eine stagnierende oder sinkende Bevölkerung hat nicht in jedem Fall eine Umweltentlastung zur Folge. Leere Wohnungen und Bürogebäude sowie Gewerbebrachen bleiben bestehen. Viele Gebäude, Verkehrs- und Versorgungsstrukturen müssen weiter betrieben, gewartet und instandgehalten werden. In Schrumpfungsregionen verschlechtert sich insgesamt die Effizienz der Auslastung von Gebäuden und Infrastrukturen. Dadurch steigt die ökologische und ökonomische Belastung pro Kopf der Bevölkerung. Denn die Gebäude und Infrastrukturen dienen immer weniger Nutzern und müssen von immer weniger Nutzern bezahlt werden.

In stagnierenden Regionen kann Zersiedelung die Effizienz der Gebäude- und Infrastrukturnutzung zusätzlich verschlechtern und die pro-Kopf-Umweltbelastung erhöhen. Das kann vor allem dann geschehen, wenn einige Siedlungen erweitert werden und sich die Auslastung anderer verschlechtert.

Die Anforderungen an eine Siedlungsplanung und Wohnungspolitik sind daher künftig, in Wachstumsregionen die Siedlungen möglichst flächensparend, umwelt- und sozialverträglich zu entwickeln und in stagnierenden oder schrumpfenden Regionen die Gebäude und Infrastrukturen kostengünstig und dabei umwelt- und sozialverträglich an den künftigen Bedarf anzupassen.

 

Hilfe bei der Anpassung

Statt Siedlungen und Infrastrukturen auszubauen, sollte der Bestand – wenn möglich – effizienter genutzt werden. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) sowie das Umweltbundesamt untersuchen im Rahmen von Forschungsvorhaben regelmäßig umwelt- und sozialverträgliche Anpassungsstrategien für schrumpfende Regionen. Diese werden auch in wirtschaftlich starken Regionen und Universitätsstädten erforderlich sein, falls die Geburtenraten niedrig bleiben. Denn Kinder, die in den letzten Jahrzehnten nicht geboren wurden, fehlen heute als Eltern künftigen Nachwuchses. Weiterhin beeinflussen diese demografischen Entwicklungen beispielsweise auch die Ressourceninanspruchnahme in Kommunen. Das Umweltbundesamt hat aus diesem Grund die Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Nutzung von natürlichen Ressourcen untersuchen lassen.