3.4 Wie steigern Sie die Anpassungskapazität Ihrer Kommune?
Nachdem Sie im vorherigen Kapitel Maßnahmen kennengelernt haben, mit denen Sie die Sensitivitäten in Ihrer Kommune verringern können, geht es nunmehr um die Frage, durch welche Maßnahmen Sie die Anpassungskapazität Ihrer Kommune stärken und sich so auf zukünftige Klimaänderungen vorbereiten können.
Auch Maßnahmen zur Steigerung der Anpassungskapazität können verschiedene Schwerpunkte setzen.
Querschnittsorientierte Strukturen aufbauen bzw. stärken
Die Anpassungsfähigkeit Ihrer Kommune können Sie dadurch verbessern, dass Sie der Querschnittsaufgabe Klimaanpassung gerecht werdende querschnittsorientierte Strukturen in Ihrer Kommune aufbauen oder stärken. Die Aufgabe Klimaanpassung kann nur gelingen, wenn verwaltungsinterne und -externe Akteur*innen dabei zusammenarbeiten. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung haben Sie bereits umgesetzt, indem Sie ein Projektteam und eine verwaltungsübergreifende Arbeitsgruppe etabliert haben.
Politischen Beschluss herbeiführen
Zusätzlich zu einer solchen organisationalen Verankerung kann ein politischer Beschluss Ihres Stadt- oder Gemeinderats die Etablierung eines Anpassungsprozesses und damit die Anpassungskapazität Ihrer Kommune erheblich unterstützen (siehe Kapitel 1.2). Ein solcher Beschluss erleichtert zudem die Zuteilung von Kompetenzen und Ressourcen und ist oft die Voraussetzung für die Beantragung von öffentlichen Fördermitteln.
Die Anpassungsfähigkeit von Bürger*innen, Unternehmen und anderen Organisationen in Ihrer Kommune können Sie durch Informations- und Beratungsangebote steigern, etwa durch eine zielgruppengerechte Gestaltung von Broschüren und Flyern zum Hochwasserschutz, die Sie als Postwurfsendung oder an Infoständen verteilen lassen. Greifen Sie auf Ideen aus Ihrem Kommunikationskonzept zurück. Nutzen Sie auch kulturelle Veranstaltungen, um Ihre Bürger*innen für das Thema Klimaanpassung zu sensibilisieren.
Kooperationen und Netzwerkstrukturen aufbauen
Eine weitere Maßnahme zur Steigerung der Anpassungskapazität in Ihrer Kommune stellt die Bildung funktionsfähiger institutioneller Strukturen dar, wie z. B. die Bildung von Arbeitsgruppen und Partnerschaften (innerhalb der Verwaltung, zwischen benachbarten Kommunen sowie zwischen kommunalen, privaten und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen). Darüber hinaus können Sie über neue Kooperationen hilfreiche Kommunikationskanäle etablieren – etwa über Kooperationen mit Bildungsträgern (z. B. Schulen, Berufsschulen, Einrichtungen der Erwachsenenbildung und Hochschulen).
"Die Folgen des Klimawandels haben wir alle schon zu spüren bekommen. Vor allem Sturm, Gewitter und Starkregen bereiten uns und anderen Städten zunehmend Probleme. Deshalb ist es umso wichtiger, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern Wege zu finden, wie wir uns an den Klimawandel anpassen und seine Auswirkungen mindern können."
Christoph Tesche, Bürgermeister, Stadt Recklinghausen
Anpassungskompetenzen ausbauen
Um Unterstützung für Anpassungsbemühungen zu erzeugen sowie eine Verbesserung des Bewusstseins zur Notwendigkeit von Klimaanpassung zu erzielen wird Ihre Kommune wahrscheinlich Öffentlichkeits- und Bildungsmaßnahmen ergreifen müssen. Diese können auch nützlich sein, um auf der individuellen Ebene freiwillige Veränderungen herbeizuführen, wie zum Beispiel Maßnahmen zur privaten Starkregenvorsorge. Durch Fort- und Weiterbildungsangebote für Ihre kommunalen Mitarbeiter*innen bauen Sie Anpassungskompetenzen in Ihrer Verwaltung auf.
Informationen bereitstellen
Eine wichtige Maßnahme zur Steigerung der Anpassungsfähigkeit ist die Bereitstellung von Informationen, z. B. zur Veränderung der klimatischen Einflüsse und deren Auswirkungen in Ihrer Kommune im Allgemeinen aber auch zur Frühwarnung im Falle eines drohenden Extremereignisses, wie beispielsweise einer Hitzeperiode oder eines Hochwassers. Dazu beitragen können Maßnahmen wie ein Hitzewarnsystem, ein Hochwassermeldesystem oder ein Klimafolgen-Monitoring. Überlegen Sie Ihre Daten- und Informationslage zum Klimawandel und zu Klimarisiken durch den Aufbau eines webbasierten Klimainformationssystems zu verbessern.
Unterstützenden institutionellen Rahmen schaffen
Zur Steigerung der Anpassungskapazität Ihrer Kommune sollten Sie einen unterstützenden institutionellen Rahmen schaffen. Hierzu gehören beispielsweise die Änderung von kommunalen Rechtsvorschriften, die Entwicklung von neuen gesetzlichen Vorgaben, Richtlinien, Merkblättern und Handlungsempfehlungen sowie die Einrichtung kommunaler Förderinstrumente und finanzieller Hilfen.
"Zu Beginn der Arbeit an Folgen des Klimawandels lohnt es sich, mal zu gucken, was es für hilfreiche Informationsportale gibt und mit welchen Tools man gut weiterkommt. Auch hilft es, das Thema direkt in laufende Prozesse zu integrieren."
Annegret Weidig, Umweltamt, Stadt Nürnberg
Aufgabe: Entwicklung neuer Anpassungsmaßnahmen
Identifizieren und entwickeln Sie auf Basis der von Ihnen ermittelten Klimawirkungen, Klimarisiken, Anpassungszielen sowie bereits laufenden Anpassungsmaßnahmen im Rahmen eines Workshops mit dem Projektteam Ideen für neue Anpassungsmaßnahmen, die sowohl der Reduzierung der Sensitivitäten als auch der Steigerung der Anpassungskapazitäten in Ihrer Kommune dienen.
Gehen Sie dabei offen und kreativ an die Entwicklung von Maßnahmen heran. Nutzen Sie Kreativitäts- und Suchtechniken. Nutzen Sie dazu die Vorlage Kreativitätstechniken aus der Arbeitsmappe zum Klimalotsen und betrachten das Identifizieren und Weiterentwickeln der Anpassungsoptionen als längerfristigen Lernprozess.
Dokumentieren Sie die möglichen Anpassungsmaßnahmen mithilfe der Vorlage für Maßnahmenblätter im Excel-Tool für die Maßnahmenbewertung aus der Arbeitsmappe des Klimalotsen oder eines von Ihnen gewählten Tabellenkalkulationsprogramm oder einer Datenbank.
Greifen Sie auf die filterbare Maßnahmen-Liste des Maßnahmenkatalogs des Klimalotsen zurück, um sich einen ersten Überblick über mögliche Anpassungsmaßnahmen zu verschaffen.
Organisieren Sie eine Ideen- und Kooperationsbörse, auf der Akteur*innen aus Verwaltung, Unternehmen, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und engagierte Bürger*innen gemeinsam Ideen für konkrete Anpassungsmaßnahmen entwickeln und erste Kooperationen zu ihrer Umsetzung schließen können.
Für weitere Inspiration nutzen Sie die unter „Hilfreiche externe Links und Publikationen“ zusammengestellten Quellen.
Nutzen Sie die Tatenbank, um sich zu informieren, wie vergleichbare Kommunen mit ähnlichen Klimarisiken umgehen.
Kategorisieren Sie kurz-, mittel- und langfristige Handlungsoptionen.
Nutzen Sie vorhandenes Wissen und knüpfen Sie an bereits bestehende Maßnahmen und Strukturen Ihrer Kommune im Umgang mit aktuellen Klimarisiken an.
„Für Mensch und Umwelt“ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
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