GE-R-1 + 2: Hitzewarndienst und Bewusstsein zu Folgen von Hitzewellen
Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Der „Newsletter Hitzewarnungen“ des DWD informiert, wenn für den aktuellen oder den nächsten Tag mit einer „starken“ oder „extremen Wärmebelastung“ gerechnet werden muss. In den zurückliegenden Jahren hat sich die Zahl der Newsletter-Abonnenten (stationäre Einrichtungen und Privatpersonen) kontinuierlich erhöht. Die Entwicklung ist aber zuletzt ins Stocken geraten, da vor allem die Nutzung von Warn-Apps zugenommen hat.
Das Bewusstsein für die Gesundheitsgefahren, die mit großer und lang andauernder Hitze verbunden sind, ist gewachsen. Im Jahr 2021 gaben bereits 53 % der Befragten an, dass sie für sich selbst in Zukunft von einer starken bis sehr starken eigenen Betroffenheit ausgehen. Nur noch jede*r Zehnte ging davon aus, dass sie*er auch künftig nicht betroffen sein wird.
Die hohe Zahl hitzebedingter Todesfälle und Krankenhauseinweisungen im Hitzesommer 2003 (siehe Indikator GE-I-2) machte deutlich, dass wir uns gezielter auf solche gesundheitsgefährdenden Ereignisse vorbereiten müssen. Um vor allem stationären Einrichtungen und alleinlebenden Personen die Möglichkeit zu geben, bei bevorstehenden Hitzewellen rechtzeitig Vorsorge- und Schutzmaßnahmen zu ergreifen, hat der DWD im Jahr 2005 ein Hitzewarnsystem eingerichtet. Differenziert für Warnkreise werden täglich Hitzewarnungen für den aktuellen und den folgenden Tag ausgesprochen, sobald die „Gefühlte Temperatur“ definierte Schwellenwerte erreicht und weitere Faktoren wie besondere thermische Situationen in Städten dies nahelegen (siehe Indikator GE-I-1).
Die Ausgabe von Hitzewarnungen erfolgt auf unterschiedlichen Wegen: über das Internet, das Abonnement des „Newsletter Hitzewarnungen“ (www.hitzewarnungen.de) oder seit Juli 2013 auch über Smartphone-Apps sowie über die Apps zur Katastrophenwarnung (NINA, Katwarn). Der Newsletter wird neben den Einrichtungen des Gesundheitswesens inzwischen auch von Privatpersonen genutzt. Die Zahl der Abonnements ist in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich gestiegen, geriet aber zuletzt in den Jahren 2020 und 2021 ins Stocken. Zahlen für die Jahre 2018 und 2019 stehen nicht zur Verfügung, da sich nach Einführung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) im Jahr 2018 die Bedingungen für die Datenhaltung geändert haben und ein neues System etabliert werden musste. Die Stagnation der Abonnements des Newsletters liegt vermutlich an der wachsenden Zahl von App-Nutzungen, die dem aktuellen Nutzungsverhalten eher entsprechen. Die 2015 eingeführte Hitze Warn-App wurde im Jahr 2020 abgeschaltet, denn seit Ende Mai 2020 wird die thematisch deutlich breitere DWD GesundheitsWetter-App angeboten. Sie informiert das Gesundheitswesen, besonders betroffene Menschen und Risikogruppen sowie die allgemeine Öffentlichkeit zu aktuellen wetterbedingten Gesundheitsgefährdungen. Konkret beinhaltet sie die amtlichen UV- und Hitzewarnungen und die Information über die „Gefühlte Temperatur“, die Pollenflugvorhersage sowie die Gefahrenindizes zur Wetterfühligkeit. Auch die DWD WarnWetter-App informiert über Hitzewarnungen. Sie ist aber insgesamt komplexer und zielt auf eine andere Nutzendengruppe. Eine weitere Rolle für die Stagnation 2020/2021 könnte spielen, dass mit der Covid-19-Pandemie andere Gesundheitsprobleme deutlich in den Vordergrund traten.
Eine intensivere Öffentlichkeitsarbeit zu Hitzefolgen und die verstärkte Risikokommunikation sowohl von behördlicher als auch ärztlicher Seite sind sicher Gründe, warum das Bewusstsein der Bevölkerung für gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Hitzeperioden in den letzten Jahren angestiegen ist. Dies zeigen die Ergebnisse der repräsentativen Bevölkerungsumfrage „Umweltbewusstsein in Deutschland“, die regelmäßig im Auftrag des UBA und des Bundesumweltministeriums durchgeführt wird49. Der Anteil der befragten Personen, die subjektiv für sich in Zukunft erwarten, dass Hitzewellen ihr körperliches Wohlbefinden oder ihre Gesundheit sehr stark oder stark betreffen werden, hat seit der Ersterhebung im Jahr 2012 zugenommen. Der Anstieg war zuletzt zwar weniger deutlich als in den Anfangsjahren der Erhebung, aber 2021 gingen bereits 53 % der Befragten von einer starken bis sehr starken Betroffenheit aus. Nur noch 10 % sahen sich 2021 überhaupt nicht betroffen, bei der Erstbefragung galt das noch für 33 % der Befragten. Im Jahr 2021 wurden die Daten erstmalig im Rahmen einer künftig nur noch 4-jährlichen Sondererhebung zur Umweltbewusstseinsstudie erfasst. Ein weiterer Grund für die stärkere Wahrnehmung der hitzebedingten Risiken ist aber sicher auch, dass gerade in den letzten zehn Jahren wiederholt Rekordtemperaturen und Hitzewellen aufgetreten sind. Die Folgen des Klimawandels sind damit auch im eigenen Erleben angekommen.
Um tatsächlich wirksam zu werden, müssen den Hitzewarnungen konkrete Maßnahmen und Verhaltensanpassungen folgen. Hierzu gehören die Vermeidung starker körperlicher Anstrengungen, die Aufnahme von genug Flüssigkeit, die Sicherstellung des Elektrolytausgleichs sowie Maßnahmen zur aktiven und passiven Kühlung von Räumen. In Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe inklusive Pflegeheimen sowie Krankenhäusern leben Menschen, die diese Selbstschutzmaßnahmen nicht in jedem Falle selbständig ergreifen können. Die Betreuungs- und Pflegepersonen müssen daher aktive Unterstützung leisten. Eine systematische bundesweite Prüfung, welche Maßnahmen von den Hitzewarnungen tatsächlich ausgelöst werden, findet derzeit noch nicht statt.
49 - infas – Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH 2022: Tabellenband – Zusatzbefragung im Rahmen der Umweltbewusstseinsstudie 2020, Themenbereich: Klimaanpassung. Im Auftrag des Umweltbundesamts. Bonn, 39 S.
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2378/dokumente/tabellenband_ubs_zusatzbefragung_sept_2021_klimaanpassung.pdf.