Trockenheit in Deutschland – Fragen und Antworten
Was bedeuten Trockenheit und Dürre für Vegetation, Grundwasser und Landwirtschaft? Ist das bereits der Klimawandel? Und wie können wir uns anpassen?
Was bedeuten Trockenheit und Dürre für Vegetation, Grundwasser und Landwirtschaft? Ist das bereits der Klimawandel? Und wie können wir uns anpassen?
Trockengelegt – Droht Deutschland nach dem Hitzesommer eine Wasserknappheit?
Interview im Sommer 2020 mit der UBA-Wasserexpertin als O-Töne für das Radio. mehr
Nachdem es bereits in den Jahren 2018 um 25 %, 2019 um 7 % und auch 2020 mit um ca. 10 % geringeren Niederschläge in Deutschland zu trocken war, zeigen die Auswertungen des Deutschen Wetterdienstes auch für das Jahr 2022 zu niedrige Niederschläge. Nur für das Jahr 2021 wurden ausgeglichene Niederschlagsverhältnisse berichtet.
Im Flächenmittel fielen 2021 Niederschläge von ca. 805 l/m² (das entspricht in etwa dem vieljährigen Mittel der Referenzperiode 1961 -1990 mit 789 l/m² bzw. 791 l/m² in der Periode 1991 – 2020). Das Jahr 2022 hingegen war erneut ein Dürrejahr. Die Niederschläge waren in der Summe ca. 15 % geringer verglichen mit dem vieljährigen Mittel der Referenzperiode (1961 – 1990). Die Jahressumme des Niederschlags erreichte 2022 nur 670 mm. Damit lag das Niederschlagsdefizit in Deutschland 2022 bei 120 l/m². Erneut waren regionale Unterschiede zu beobachten: Etwas über dem vieljährigen Mittelwert lagen die Niederschläge nur im Nordwesten und im Bayerischen Wald, während das Defizit in der Mitte und im Osten Deutschlands mehr als 15 % teilweise mehr als 25 % betrug. Auffällig waren im Jahr 2022 darüber hinaus die deutlichen Unterschiede in den einzelnen Monaten. So waren 2022 im Vergleich zur Referenzperiode (1961-1990) zwei Monate feuchter und 10 Monate trockener. Der September beendete die sommerliche Trockenheit und erreichte mit 100 mm ein Plus von 63,6 %. Der März 2022 hingegen war mit einem Niederschlag von 15 mm sehr trocken: Im Vergleich zur Referenzperiode 1961-1990 bedeutet dies ein Minus von 73,5 %.
Das Jahr 2023 startete im Januar mit ausreichendem Niederschlag. Es fielen 69 mm Niederschlag, das war im Vergleich zum Januardurchschnittswert von 64 mm ein Plus von 8 %. Regionale Unterschiede zeigten sich auch zu Jahresbeginn. So war es östlich von Harz und Thüringer Wald und südlich des Mains zu trocken. Im Februar wurden im deutschlandweiten Durchschnitt Niederschläge von 43 mm registriert, das ist ein Minus von 17 % im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 52 mm. Allerdings beschränkten sich die die Niederschläge auf große Teile der östlichen Bundesländer sowie das Sauerland, während im Südwesten deutlich weniger – nur ein Viertel -_ des üblichen Niederschlags im Februar registriert wurde. Insgesamt fielen in den Wintermonaten 2022/2023 im Flächenmittel 170 l/m².. Dieser Wert liegt unter den durchschnittlichen Niederschlagswerten für den Winter (je nach Referenzperiode - 6 % bzw. - 10%). Die Wintermonate waren damit insgesamt leicht zu trocken. Das hat Auswirkungen auf die die Wasservorräte im Boden. Die Bodenfeuchte unter Gras in 60 cm Tiefe erreichte Ende Februar (28.02.2023) deutschlandweit ausgeglichene Werte. Nur in Sachsen-Anhalt, Thüringen, und vereinzelt in Brandenburg gab es Gebiete, in denen die Bodenfeuchte weiterhin niedrig war. In einer Bodentiefe von 180 – 190 cm war im Februar im gesamten Osten Deutschlands die Bodenfeuchte gerade ausreichend bzw. im Bereich des leichten Trockenstresses.
Das Frühjahr 2023 zeigte sich mit dem elfnassesten März seit Beginn der Messungen und dem niederschlagsreichsten April seit 2008 sehr feucht. Der Niederschlag im Frühjahr 2023 betrug rund 200 l/ m². Das entspricht einem Plus je nach Referenzperiode von 8 % (1961-1990) bzw. 17 % (1991-2020). Erst im Mai reduzierten sich der Niederschlag und erreichten teilweise historische Tiefstwerte. Deutschlandweit betrug der Niederschlag 42 l/m², dies entspricht einem Minus von 39% im Vergleich zum Mittelwert von 69 l/m². Wiederum zeigten sich deutliche regionale Unterschiede: Große Niederschlagsmengen fielen in der ersten Maihälfte im Westen und im Süden, während es im Nordosten und Osten oft zu trocken war. Weniger als ein Viertel des üblichen Niederschlags wurde von Vorpommern bis zum Harz und im Osterzgebirge registriert. Den niedrigsten Wert gab es in Magdeburg mit 4 mm Niederschlag oder einem Minus von 93 %.
Monatliche Klimastatusberichte veröffentlicht der Deutsche Wetterdienst hier.
Inwieweit in den Winter- und Frühlingsmonaten der Bodenwasservorrat aufgefüllt wird und ein Defizit der Bodenfeuchte ausgeglichen werden kann, ist regional unterschiedlich. Der Bodenfeuchteviewer des Deutschen Wetterdienst zeigt für Anfang Juni 2023 (Stand: 01.06.2023) eine sehr gute Wasserversorgung in weiten Teilen Deutschlands in einer Tiefe von 180 -190 cm. Nur in Sachsen- Anhalt, vereinzelt in Thüringen und Brandenburg besteht leichter Trockenstress. Zwischen 50 bis 60 cm zeigt sich eine ausreichende bis sehr gute Wasserversorgung. In den oberen Bodenschichten (20 -30 cm) zeigt sich bereits in den östlichen und nördlichen Bundesländern sowie in Bayern leichter Trockenstress. Bis 10.06.2023 haben sich die Gebiete mit leichtem bis deutlichem Trockenstress deutschlandweit ausgedehnt, In der oberen Bodenschicht ist es deutschlandweit extrem trocken.
Der „Dürremonitor Deutschland“ des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung (UFZ) setzt die aktuellen Werte der Bodenfeuchte ins Verhältnis mit langjährigen statistischen Auswertungen. Dieser zeigt Anfang Juni 2023 eine außergewöhnliche Dürre im Gesamtboden in weiten Teilen im Osten Deutschlands an.
Wir haben in Deutschland ein potenzielles Wasserdargebot, gemittelt über viele Jahre, von 176 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Das Wasserdargebot ist eine Größe des regionalen Wasserkreislaufs und umfasst die Menge an Grund- und Oberflächenwasser, die wir theoretisch nutzen können. In die Berechnung der jährlich ermittelten erneuerbaren Wasserressourcen fließen der Niederschlag, die Verdunstung sowie die Zuflüsse nach und die Abflüsse aus Deutschland ein. Neben dem über viele Jahre gemittelten Wasserdargebot zeigt das jährliche Wasserdargebot starke witterungsbedingte Schwankungen. So lagen die erneuerbaren Wasserressourcen im Jahr 2020 bei 116 Milliarden Kubikmeter.
Allerdings sind die Wasserentnahmen über die letzten Jahrzehnte deutlich zurückgegangen. Das liegt an Wasserkreislaufführung in der Industrie, an der Reduzierung von Kühlwasser für Kraftwerke und Einsparungen bei der öffentlichen Wasserversorgung.
Die öffentliche Wasserversorgung entnimmt mit 3,1 Prozent nur einen Bruchteil der erneuerbaren Wasserressourcen. In privaten Haushalten ist die Wassernutzung von 1990 bis heute erheblich zurückgegangen (von 144 Litern/Person/Tag 1991 auf 125 Liter 2022). Allerdings sieht man zwischen 2013 wieder einen Anstieg der Wassernutzung im Haushalt von 121 Liter /Person und Tag auf zwischenzeitlich 129 Liter / Person und Tag im Jahr 2019. Insgesamt gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Bundesländern (s. S. 56 und 57 der Broschüre „Wasserwirtschaft in Deutschland“).
Bisher gibt es in Deutschland keinen flächendeckenden Wasserstress. Man spricht von Wasserstress, wenn die gesamte Wasserentnahme eines betrachteten Jahres mehr als 20 Prozent des langjährigen mittleren Wasserdargebots beträgt. Das ist in Deutschland nicht der Fall, es sind nach der neusten Erhebung 11,4 Prozent (2019).
Entscheidend ist aber das Wasserdargebots vor Ort. Hier gibt es deutliche regionale Unterschiede in der Wasserverfügbarkeit. Dies hat sich auch in den Jahren 2018, 2019, 2020 und 2022 gezeigt. In einigen Orten gab es lokale oder regionale Engpässe gegeben. Dies hatte verschiedene Ursachen. Eine Rolle spielen die unterschiedlichen klimatischen Randbedingungen. Weiterhin kann eine hohe Wassernutzung zu bestimmten Tageszeiten insbesondere bei warmem Wetter hinzu, die die Verteilungssysteme einiger Wasserversorgungsunternehmen an die Grenzen brachten (Spitzenwasserbedarf). Teilweise konnte nicht auf zusätzliche örtliche Ressourcen zugegriffen werden, da bei diesen die Nitratwerte zu hoch waren. Dies ist oft ein Ergebnis zu hoher landwirtschaftlicher Düngung.
Weitere aufeinander folgende trockene Sommer mit zusätzlich wenig Niederschlag im Winter hätten negative Auswirkungen auf die Wasserverfügbarkeit. Die Landwirtschaft, die Wasserversorgung, die Wasserführung in Gewässern, Ökosysteme wie Feuchtgebiete und Wälder und auch weitere wasserbezogene Nutzungen wie die Schifffahrt können betroffen sein. Darauf müssen sich alle Wassernutzer*innen, auch die Wasserversorgungen, einstellen.
Häufigere trockene Sommer bedeuten auch, dass der Bedarf zur Bewässerung in der Landwirtschaft steigen wird. Derzeit hat die Bewässerungslandwirtschaft in Deutschland mit einer Wasserentnahme von ca. 2,2 Prozent der gesamten Entnahmemenge nur eine geringe Bedeutung. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden 451.800 Hektar landwirtschaftliche Fläche in Deutschland bewässert (2015). Die Beregnungsbedürftigkeit wird deutschlandweit tendenziell zunehmen, allerdings ist dies regional sehr unterschiedlich. Die Bewässerungsmenge ist stark abhängig von der landwirtschaftlichen Produktion. So wird der Obst- und Gemüsebau bisher stärker bewässert, als dies für viele Ackerkulturen der Fall ist. Hingegen werden Wälder, die ebenfalls stark unter der anhaltenden Trockenheit leiden, nicht bewässert.
Zukünftig werden also mehr Nutzer*innengruppen als heute um eine knapper werdende Ressource konkurrieren. Deshalb müssen wir über eine gerechte Verteilung bei langanhaltender Trockenheit, also über eine Priorisierung nachdenken, die auch die Bedürfnisse der (Gewässer-)Ökosysteme berücksichtigt. Alle Wassernutzer*innen sind außerdem aufgefordert, die Wasserressourcen zu schonen, d.h. mit Wasser sparsam umzugehen und das entnommene Wasser so effizient wie möglich zu verwenden sowie die Gewässer und das Grundwasser nicht zu verschmutzen.
Um bei Wasserknappheit nicht nur auf Oberflächengewässer und Grundwasser zurückzugreifen, kann Wasserwiederverwendung, d.h. die Nutzung von aufbereitetem Wasser, eine Alternative darstellen. Dies ist in vielen südeuropäischen Ländern bereits gängige Praxis. Seit 2020 ist eine neue EU-Verordnung über Mindestanforderungen an die Wasserwiederverwendung für die landwirtschaftliche Bewässerung in Kraft, die ab 2023 auch in Deutschland gelten wird. Allerdings sind an die Wasserwiederverwendung strenge hygienische und Umweltanforderungen zu stellen.
Die Bodenfeuchte wird über den Wassergehalt und die vom Porenraum des Bodens ausgehende Bodenwasserspannung beschrieben. Je nach Porenraum und Bodenfeuchte haben die Böden eine unterschiedliche Fähigkeit, Wasser zu speichern. Wasser ist mit der Bodensubstanz und der Bodenluft eines der drei Bestandteile des Bodens. Ohne Bodenwasser und Bodenluft ist es kein Boden, wie wir ihn als Produktionsgrundlage vieler unserer Nahrungsmittel kennen. Weiterhin muss bedacht werden, dass nur ein Teil des im Boden enthaltenen Wassers wirklich für die Pflanzen verfügbar ist.
Landwirtschaft: Trockenheit vermindert das Pflanzenwachstum und die Erträge. 2018 führten in Deutschland die hohen Temperaturen und geringen Niederschläge zu Ertragsausfällen, von denen insbesondere Norddeutschland, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Teile von Bayern stark betroffen waren. Diese Ausfälle betrafen nicht nur das Ackerland, sondern auch das Grünland, was bei vielen rinderhaltenden Betrieben zu einem Futtermittelmangel führte. 2019 fiel im Vergleich zum Vorjahr mehr Niederschlag, welcher auch über das Jahr besser verteilt war. Dennoch blieb die Niederschlagsmenge unter dem vieljährigen Mittel (im Vergleich zum Referenzzeitraum 1961 bis 1990). Hinzu kamen Rekordtemperaturen im Juni und Juli, was zu einem Anstieg der Verdunstung führte. Durch die fehlende Versickerung konnte der Bodenwasserspeicher nicht ausreichend aufgefüllt werden, sodass einige landwirtschaftliche Kulturen auch 2019 unter mangelnder Wasserversorgung litten. Die Vegetationsperiode 2020 begann mit genügend Bodenfeuchte in den oberen Schichten. Allerdings machte sich das Niederschlagsdefizit der Vorjahre schon im zu trockenen Frühjahr mit Trockenstresssymptomen in den Getreidebeständen bemerkbar, da in der durchwurzelbaren Zone vielerorts zu wenig Wasser vorhanden war, um den Wasserbedarf der Pflanzen aus dem Bodenspeicher zu decken, was sich ertragsbegrenzend auswirkte (BMEL Erntebericht 2020). Mit dem Klima ändert sich das Wetter, und damit ändern sich die Bedingungen für die Landwirtschaft immer grundlegender. Die Veränderungen sind mittlerweile regelrecht mit den Händen zu greifen und spiegeln sich auch im BMEL Erntebericht 2022.
Normalerweise können Pflanzen während einer Trockenperiode, in der der Wasserbedarf die Niederschlagsmenge übersteigt, auf den Wasserspeicher im Boden zurückgreifen und diese Phase überstehen. Ist der Wasserspeicher jedoch aufgrund von vorangegangener Trockenheit deutlich reduziert, kann es bereits bei kurzzeitig ausbleibenden Niederschlägen zu Ertragsverlusten kommen.
Ein aus Umweltsicht problematischer Nebeneffekt von Trockenheit und Ernteausfällen ist, dass diese in aller Regel zu hohen Nährstoffüberschüssen von Stickstoff und Phosphor führen, weil die Kulturpflanzen nicht in der Lage waren, die Düngemengen vollständig aufzunehmen. Die so entstehenden Nährstoffüberschüsse haben vielfältige negative Umweltwirkungen, etwa durch die Beeinträchtigung der Wasserqualität, negative Wirkungen auf die Artenvielfalt und erhöhte Treibhausgasemissionen (z.B. in Form von Lachgas).
Erosion durch Wind: Starker Wind bewirkt einen Verlust humusreichen Feinmaterials aus den Ackerflächen durch Erosion. An diesen Stellen sind dann geringeres Pflanzenwachstum und in der Erntezeit geringere Erträge festzustellen – noch bis in die folgenden Jahre und Jahrzehnte. Auch an Stellen, in die das Feinmaterial eingeweht wird, kommt es zunächst zu Ertragseinbußen, wenn sich das Material dort auf Keimlingen und Pflanzen abgelagert hat. Besonders groß ist die Gefahr der Winderosion auf Ackerflächen ohne geschlossene Bodenbedeckung. Kommen dann noch im Frühjahr starke Winde hinzu oder entsteht Erosion durch die Bewirtschaftung (Bodenbearbeitung bei extremer Trockenheit und Wind), kann humusreiches Feinmaterial durch Winderosion verdriftet, d.h. ausgeweht werden. Die Bodenfruchtbarkeit und das Pflanzenwachstum leiden darunter.
Straßenbäume: Bäume an Straßen, d.h., Alleen, Baumreihen oder auch Bäume im urbanen Raum wachsen häufig unter schlechteren Standortbedingungen als Bäume in der freien Natur – neben dem begrenzten Raum für Wurzelwachstum können die Verdichtung des Bodens, Schadstoffe oder Streusalz die Bäume schädigen. Trockenheit verschlechtert diese Standortbedingungen zusätzlich: Sie verschärft das durch Versiegelung und Verdichtung ohnehin schon bestehende Problem der unzureichenden Wasserversorgung der Wurzeln und mindert das Baumwachstum, so dass junge Bäume absterben können, bevor sie richtig groß geworden sind.
Die Niederschlagsverteilung in Deutschland ist regional sehr unterschiedlich. So zeigen die „Normalwerte“ des Jahresniederschlags (langjähriges Mittel 1971 – 2000), dass es Regionen in Deutschland mit deutlich unter 500 mm und Regionen mit deutlich über 1000 mm Jahresniederschlag gibt. Die Gebiete mit den niedrigen Niederschlägen liegen vor allem im Osten und Nordosten Deutschlands. Regionen mit hohen Niederschlägen finden sich im Westen und Süden Deutschlands. Der zunehmende Temperaturanstieg aufgrund des globalen Klimawandels hat auch Auswirkungen auf das Niederschlagsgeschehen in Deutschland. So können sich die Jahresniederschläge bis zum Ende des Jahrhunderts mit regionalen Unterschieden bis 15 % erhöhen. Betrachtet man nur die Winterniederschläge können diese sich um 5-20 % bis zur Mitte des Jahrhunderts erhöhen. Die Aussagen für die Sommerniederschläge sind bis zur Mitte des Jahrhunderts nicht eindeutig, bis zum Ende des Jahrhunderts zeigen die Modelle aber Tendenzen zu mehr Trockenheit (siehe DWD-Klimaatlas, LAWA-Klimawandelbericht).
Welche Regionen letztlich von Trockenheit besonders betroffen sind, hängt weiterhin von den Böden und der Entwicklung der Grundwasserneubildung ab. In Verbindung mit den Wasserbedarfen einer Region und ihrer zukünftigen Entwicklung lässt sich erkennen, wo eine Konkurrenzsituation um Wasser entstehen könnte. Hierzu laufen aktuell Forschungsarbeiten.
Besonders von Winderosion gefährdet sind die eiszeitlich geprägten Gebiete im Nordwesten, Nordosten und Osten von Deutschland (Schleswig-Holstein, weite Teile von Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, das Münsterland und Ostwestfalen-Lippe in Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Ost-Sachsen). Fehlt auf feinsandreichen und lehmig-sandigen Böden dann noch eine geschlossene Bodenbedeckung, kann bei Trockenheit die Winderosion angreifen. Prognosen zeigen, dass bis in das Jahr 2040 in allen Landschaftsräumen mit einem Anstieg der natürlichen Erosionsgefährdung durch Wind gerechnet werden muss, vor allem in den küstennahen Gebieten.
Grundwasser wird über den Niederschlag gespeist. Langanhaltende Trockenheit mit fehlenden Niederschlägen, reduzierter Sickerwasserrate und Grundwasserneubildung führt zu einer veränderten Tiefenlage der Grundwasseroberfläche. So sind zum Beispiel 2018 und 2019 aufgrund der langanhaltenden Trockenheit in einigen Regionen die Grundwasserstände in den oberflächennahen Grundwasserleitern deutlich gefallen.
Etwa 70 Prozent des deutschen Trinkwassers stammt aus Grund- und Quellwasser. Es herrscht in Deutschland noch kein Mangel an Trinkwasser und es gibt bisher keine flächendeckenden negativen Auswirkungen auf Trinkwasser aus Grundwasserressourcen. Allerdings kam z.B. im Sommer 2018 in den besonders betroffenen Regionen die Eigenversorgung mit Trinkwasser teilweise zum Erliegen, weil Hausbrunnen trockenfielen. Wasserversorgungsunternehmen berichten für den Sommer 2018, dass es bis auf wenige -lokale Ausnahmen- keine Ausfälle bei der zentralen Wasserversorgung gab. Allerdings nutzen einer Umfrage des DVGW (Berthold Niehues, Dr. Wolf Merkel: Die Wasserversorgung im Trockenjahr 2018 – Stressindikatoren und Ergebnisse einer aktuellen DVGW-Umfrage in DVGW energie | wasser-praxis) zufolge 1/3 der befragten Wasserversorgungsunternehmen an den Spitzentagen ihre genehmigten Wasserressourcen zu bzw. über 90 % und bei 34 % der Wasserersorgungsunternehmen war an den Spitzentagen die Aufbereitungskapazität mit 90 % oder mehr belastet.
In Trockenperioden mit steigenden Temperaturen, erhöhter Verdunstung und verlängerten Vegetationsphasen sind niedrige Grundwasserstände nicht nur problematisch für die Wasserentnahme zur Trinkwassergewinnung, sondern auch für flachwurzelnde Bäume und grundwasserabhängige Biotope. Des Weiteren werden Flüsse und Seen in unseren Breiten unterirdisch durch Grundwasser gespeist. Bei sinkenden Grundwasserständen verringert sich der unterirdische Abfluss in die Oberflächengewässer, möglicherweise bis zu einer Umkehrung der Fließrichtung.
Aussagen zur zukünftigen Entwicklung der jährlichen Grundwasserneubildung sind aufgrund der unsicheren Informationslage zur Niederschlagsentwicklung sowie angesichts der komplexen Wechselwirkungen mit anderen Wirkfaktoren wie Bodenart, Vegetation, Landnutzung und Flächenversiegelung weiterhin mit Unsicherheiten behaftet. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hat unter „klimafolgenonline“ Karten zur simulierten Grundwasserneubildung in Deutschland veröffentlicht.
Die Abnahme der Bodenfeuchte ist ein langfristiger Prozess, der vom Klimawandel beeinflusst wird (siehe Monitoringbericht 2019). In Deutschland sind dabei vor allem Regionen mit leichtem, sandigem Boden, das heißt Teile Ostdeutschlands und das Rhein-Main-Gebiet, betroffen.
Bei Extremereignissen wie Starkregen ist es schwieriger, einen Zusammenhang zum Klimawandel herzustellen: Die Zuordnung, eines Einzelereignisses zu einem Trend ist beim Klimawandel wissenschaftlich schwierig, da die „normale“ Variabilität des Wetters sehr hoch ist. Doch die gestiegene Summe an Extremereignissen, die wir in den letzten Jahren beobachten, weist deutlich auf Effekte des Klimawandels hin.
Beim Hitzesommer 2018 ist ein Zusammenhang zum Klimawandel wahrscheinlich: Der Hitzesommer, wie auch andere Hitzewellen in den vergangenen Jahrzehnten z.B. 2003, wurde von einem schwachen Jetstream mit stagnierenden Wellenmustern beeinflusst. Ein solcher Jetstream wiederum ist eine Folge des Erwärmens des Nordpols durch den globalen Temperaturanstieg. Eine 2019 veröffentlichte Untersuchung zeigt den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Rekordtemperaturen – demnach sind Hitzewellen inzwischen mindestens fünfmal wahrscheinlicher als im Jahr 1900.
Wichtig ist, die vergangenen bzw. künftigen Schäden und Umweltwirkungen durch Extremereignisse systematisch zu erfassen, um Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel passgenau zu gestalten.
Ausbleibende Niederschläge, hohe Verdunstungsraten sowie kontinuierlicher Basisabfluss (also Wasser, das einem Fließgewässer hauptsächlich aus dem Grundwasser zeitlich verzögert zufließt) sind auslösende Faktoren für Dürreperioden. Der Begriff Dürre beschreibt unterschiedliche Formen von extremer Trockenheit und Wasserknappheit mit messbaren Auswirkungen auf Ökosysteme und den Menschen.
Für den Begriff Dürre existiert keine einheitliche Definition. Der einfachste Ansatz zur Beschreibung von Dürre beruht auf der Verwendung einfach messbarer klimatologischer Parameter, wie z. B. die Lufttemperatur und der Niederschlag. Weitere Größen wie die klimatische Wasserbilanz, Bodenfeuchte, Niedrigwasser und Grundwasserstand kommen zur Erfassung der Zusammenhänge und der Beschreibung von Dürre zur Anwendung.
Vier Arten von Dürre werden unterschieden, die meteorologische Dürre ist durch das Ausbleiben von Niederschlägen gekennzeichnet, die drei anderen Dürren durch die Auswirkungen auf Umwelt und Mensch (zu den Details s. S. 28-40 von UBA-Text - Niedrigwasser, Dürre und Grundwasserneubildung):
Ausschlaggebend für die Auswirkungen einer Dürre ist die Dauer. Niederschlagsdefizite machen sich bereits nach wenigen Tagen auf sandigen oder, im hügeligen Gelände, auf erhöhten Standorten bemerkbar, während lehmige oder in Tallagen befindliche Böden deutlich später ein Bodenwasserdefizit aufweisen, das zu einem gehemmten Pflanzenwuchs führt. Quellschüttungen sowie kleinere Bäche und Flüsse, deren Abflüsse nicht reguliert oder durch Einleitungen künstlich aufgehöht werden, reagieren nach mehreren Wochen auf eine meteorologische Dürre. Bei den großen Flüssen Rhein oder Elbe können hingegen mehrere Monate vergehen, bevor sich Niedrigwasser einstellt. Ähnlich langsam reagieren die Grundwasserstände in vielen im Flachland gelegenen Porengrundwasserleitern auf eine Dürre. Bäume zeigen teils sogar erst im Folgejahr einer Dürre eine Reaktion auf den Wassermangel, wenngleich nicht sofort erkennbare Schäden am Leitgewebe schon früher entstanden sein können. Aufgrund der Erfahrungen des „Dürrejahres 2018“ veröffentlichte die Bundesregierung 2019 eine Risikoanalyse die sich mit den Auswirkungen eines mehrjährigen Dürreszenarios für Deutschland befasst (siehe Drucksache 19/9521 - BBK Risikoanalyse Dürre).
In der Wasserwirtschaft und der Landwirtschaft existieren vielfältige Möglichkeiten der Anpassung an Trockenheit und Dürre. Wichtig ist dabei, zwischen langfristigen Maßnahmen mit vorsorgendem Charakter und kurzfristigen Maßnahmen zu unterscheiden. So bietet eine an den Klimawandel angepasste Landbewirtschaftung langfristig besseren Schutz gegenüber Extremereignissen wie Hitzewellen und Trockenheit.
Strategien auf Bundesebene
Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel: Im Jahr 2008 legte die Bundesregierung die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel vor (DAS). Diese zielt auf die Verbesserung der Anpassung an die Folgen des Klimawandels in ganz unterschiedlichen Handlungsfeldern. Seitdem wird in einem regelmäßigen Monitoringbericht (zuletzt 2019) dargestellt, wie sich der Klimawandel entwickelt. Mit dem Fortschrittsbericht und dem Aktionsprogramm Anpassung (zuletzt 2020) werden ressortübergreifend Maßnahmen aufgezeigt. Die Klimawirkungs- und Risikoanalyse (zuletzt 2021) analysiert die zukünftigen Folgen des Klimawandels in Deutschland und die Handlungsnotwendigkeiten in den verschiedenen Handlungsfeldern. In der im Juni 2021 veröffentlichten Studie werden für das Handlungsfeld Wasserwirtschaft, Wasserhaushalt die Klimarisiken ohne Anpassung heute, in der Mitte und am Ende des Jahrhunderts bei einem schwächeren Klimawandel als „mittel“ eingeschätzt. Bei einem stärkeren Klimawandel in der Mitte und zum Ende des Jahrhunderts werden die Klimarisiken für diesen Handlungsfeld als „hoch“ eingestuft. Durch weitreichende Anpassungsmaßnahmen lassen sich die Klimarisiken im Handlungsfeld Wasser zur Mitte des Jahrhunderts auf „gering“ bzw. „mittel“ absenken. Das bedeutet, es gibt Klimarisiken für den Wasserhaushalt und die Wasserwirtschaft, aber es gibt auch Handlungsmöglichkeiten.
Die Nationale Wasserstrategie: Neben demografischem Wandel und Digitalisierung sind die Herausforderungen durch den Klimawandel wichtige Treiber für Veränderungen und Anpassungen der Wasserwirtschaft. Zur Unterstützung und Gestaltung dieses Prozesses hat das Bundeskabinett am 15.03.2023 die Nationale Wasserstrategie beschlossen. Mit der Vision „Der Schutz der natürlichen Wasserressourcen und der nachhaltige Umgang mit Wasser in Zeiten des globalen Wandels sind in Deutschland in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen zum Wohle von Mensch und Umwelt verwirklicht“. In den 78 Aktionen des „Aktionsprogramms Wassers“ sind umfassende Maßnahmen enthalten, die die Anpassung der Wasserwirtschaft an den Klimawandel, aber auch andere Themenfelder, wie das Risiko der Stoffeinträge oder die Bewusstseinsbildung im Kontext Wasser voranbringen. Mit Blick auf die Anpassung an die Folgen des Klimawandels, insbesondere an Trockenheit und Dürre wird eine breite Palette an Maßnahmen vorgeschlagen. So sollen z.B. die Daten und Prognosemöglichkeiten für den Wasserhaushalt sowie das Grundwassermonitoring verbessert werden. Dies ermöglicht die frühzeitige Reaktion auf langfristige Veränderungen in den Grundwasserressourcen, aber auch die kurzfristige Steuerung von Wasserentnahmen, um eine Übernutzung unserer Wasserressourcen zu vermeiden. Es sollen Standards für Wasserversorgungskonzepte und Konzepte für die wassereffiziente Nutzung für alle Sektoren sowie den Umgang mit Wassernutzungskonflikten entwickelt und etabliert werden. Maßnahmen zur Renaturierung und für den Wasserrückhalt in der Fläche werden ebenfalls zentral vorgeschlagen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt und helfen so den Auswirkungen von Trockenheit vorzubeugen.
Maßnahmen in der Landwirtschaft
Das UBA empfiehlt landwirtschaftliche Anpassungsmaßnahmen, die die Resilienz (Robustheit) der Landwirtschaft gegen extreme Wetterbedingungen steigern. Kritisch sind aus Sicht des UBA langfristige und pauschale Subventionierungen der Landwirtschaft bei trockenheitsbedingten Ernteausfällen, da diese das Klimarisiko der Landwirtschaft von der Betriebsebene auf die Gesamtgesellschaft verlagern und zur Folge haben können, dass sinnvolle Anpassungsmaßnahmen auf Betriebsebene weniger engagiert in Angriff genommen werden.
Ist die Trockenheit erst einmal da, ist es in der Regel bereits zu spät. Doch im Vorfeld sind viele Maßnahmen sinnvoll, die sich positiv auf den Wasserrückhalt auswirken, aber häufig auch positive Effekte in Hinblick auf andere Umweltgüter haben. Mulchsaat und Pflugverzicht (konservierende Bodenbearbeitung) können beispielsweise die Verdunstung reduzieren und haben weitere positive Wirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit. Auch durch Sorten und Kulturarten, die besser mit Trockenstress zurechtkommen, können Ertragsausfälle reduziert werden. Überhaupt kann durch eine größere Diversifizierung an angebauten Sorten und Kulturarten das Risiko starker Ernteeinbußen oder gar eines Totalausfalls deutlich reduziert werden, denn jede Kulturart hat eigene Ansprüche an die Menge und den Zeitpunkt der Wasserversorgung. Wenn bewässert wird, sollte dies bedarfsgerecht, effizient und mit möglichst geringen Verdunstungsverlusten erfolgen.
Weiterhin ist es wichtig, Wasser stärker in der Fläche, in der Landschaft zu halten. Wo es die Landnutzung ermöglicht, helfen Wiedervernässung, die Reduzierung von Entwässerungen und das Zulassen von Überschwemmungen Wasser in der Landschaft zu halten. Dieses bereitet auf trockene Perioden vor und könnte helfen, sie zu überstehen. Wenn Flächen für die Wiedervernässung von Mooren zur Verfügung gestellt werden können, hilft das dem lokalen Wasserhaushalt und Klimagase können gebunden werden.
Winderosion ist eine Herausforderung für den Bodenschutz. Gegen Winderosion bei trockener Witterung helfen neben der Wahl geeigneter Fruchtfolgen Mulchsaat, Untersaaten oder Zwischenfruchtanbau, vor allem bei Kulturen mit späten Aussaatterminen wie Sommergetreide, Mais und Zuckerrübe. Bei der Bodenbearbeitung kann viel durch die Erhöhung der Oberflächenrauigkeit und eine intensive Humuswirtschaft gewonnen werden, die die Bodenfeuchte im Oberboden erhält.
Agroforst (d.h. landwirtschaftliche Kulturen und Baumreihen im Wechsel) wirkt ebenfalls als Schutz vor Winderosion und verbessert durch höhere Gehalte von Bodenkohlenstoff die Wasserhaltefähigkeit und das Kleinklima vor Ort.
Maßnahmen in der Forstwirtschaft
In der Forstwirtschaft haben die zuständigen Stellen bereits seit einigen Jahren den Waldumbau begonnen, um mit angepassten Arten und der Gestaltung von Mischwäldern die Monokulturen zu reduzieren und die Resilienz (Fähigkeit des Ökosystems, auf Störungen zu reagieren) zu verbessern. So sieht die Schaffung klimarobuster Wälder im Bundesforst die stabile, strukturreiche und standortgerechte Entwicklung von Mischwäldern vor. Dies muss konsequent fortgesetzt werden.
Maßnahmen der Kommunen
Auch die Kommunen müssen sich an Hitze und Trockenheit anpassen. Das setzt ein neues Denken und einen Paradigmenwechsel voraus. Ein Ziel in der Stadtentwicklung und in der Wasserwirtschaft muss daher die Annäherung an die natürliche Wasserbilanz sein. Mit Hilfe naturnaher Maßnahmen wird Wasser nicht mehr abgeführt, sondern verbleibt im Einzugsgebiet. Mögliche Maßnahmen neben der Versickerung von Regenwasser sind die Entsiegelung befestigter Flächen, lokale grüne und blaue Infrastrukturen, wie Straßenbäume, Fassaden- und Dachbegrünungen sowie Verdunstungsmöglichkeiten von gespeichertem Regenwasser. Ferner fördern Frischluftschneisen sowie die Kühlung und Verschattung von Gebäuden und öffentlichen Räumen ein gesundes Stadtklima. Naturnahe Elemente, wie etwa Mulden-Rigolensysteme, stärken die dezentrale Regenwasserversickerung und -verdunstung und helfen Bodenfeuchte und Grundwasserneubildung in urbanen Räumen zu erhöhen. Dies verbessert die Pflanzenversorgung in Trockenphasen und verringert Hitzeeffekte. Für Dürreperioden können darüber hinaus Bewässerungsmöglichkeiten etabliert werden. Diese müssen jedoch effizient und wassersparend gestaltet sein. Bei der Verwendung von Brauchwasser (z.B. Regenwasser, aufbereitetes Grauwasser (gering verschmutztes Abwasser), aufbereitetes Kommunalabwasser) zur Bewässerung von urbanen Grünflächen sind chemische und hygienische Anforderungen abzuleiten bzw. zu berücksichtigen.
Darüber hinaus wird Anpassung an den Klimawandel in der Städtebauförderung gestärkt, indem beispielsweise grüne Infrastrukturen wie Stadtgrün gefördert werden.
Sorgsam mit Trinkwasser umgehen
Die Trinkwassernutzung ist in den letzten Jahrzehnten durch ein hohes Bewusstsein bei den Bürger*innen und zum Beispiel den Einsatz von wassersparenden Armaturen und Geräten kontinuierlich zurückgegangen. So hat sich die Trinkwassernutzung im Haushalt bei etwa 129 Litern pro Person und Tag eingependelt. Wir müssen aber davon ausgehen, dass gerade in heißen und trockenen Sommern diese Werte höher liegen. Grundsätzlich sollte mit Wasser – insbesondere mit Warmwasser – sorgsam umgegangen werden. Dazu gehört, Waschmaschine und Geschirrspüler nur anzuschalten, wenn sie voll beladen sind oder das Vollbad durch eine Dusche zu ersetzen. Außerdem gilt: Alle Maßnahmen, die zu einer geringeren Verschmutzung der Gewässer beitragen, erhöhen die Wasserverfügbarkeit. Dazu tragen zum Beispiel der Kauf von Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft, der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und Bioziden in Garten und Haushalt und die ordnungsgemäße Entsorgung von Arzneimitteln bei. Weitere Tipps finden sich im Flyer „Unser Wasser – unsere Verantwortung“ und auf S. 216 ff der Broschüre „Wasserwirtschaft in Deutschland“.
An Hitzetagen ist ein angepasstes Verhalten mit entsprechender Kleidung, Aufenthalt im Schatten und ausreichendem Trinken wichtig.
Was ist beim Pflanzengießen im Garten zu beachten?
Das Gießen sollte nicht bei Hitze in der Mittagszeit erfolgen, sondern am frühen Morgen oder am späten Abend – dann verdunstet das Wasser nicht so schnell. Am frühen Morgen ist es sogar besser als am späten Abend, da dann die Bodentemperaturen und folglich auch die Verluste durch Bodenevaporation (Verdunstung) niedriger sind. Ansonsten gilt: Lieber seltener gießen und gut durchfeuchten, als häufig und wenig (im ersten Fall bilden sich die Wurzelsysteme dann auch in die Tiefe aus). Der Deutsche Wetterdienst empfiehlt regional in welchem Intervall bewässert werden sollte.
Am besten sollten nicht die Blätter, sondern direkt der Erdboden gegossen werden – dann bilden sich weniger Pilze und die Blätter riskieren nicht, durch den Lupen-Effekt zu verbrennen. Nach Möglichkeit sollte gesammelte Regenwasser zur Bewässerung von Garten und Balkonpflanzen zum Einsatz kommen. Das Gießen von Pflanzen, Bäumen, Obst und Gemüse in Haus und Garten ist die einfachste und sinnvollste Nutzung von Regenwasser. Bei anhaltender Trockenheit können Kommunen und Wasserversorgungsunternehmen weitergehende Hinweise zur Gartenbewässerung und dem Befüllen von Pools geben.
Weitere Praxistipps gibt es in den UBA-Umwelttipps für den Garten.
Ist es sinnvoll, Stadt- und Straßenbäume zu wässern?
Der Wert unserer Stadt- und Straßenbäume ist unschätzbar. Sie regulieren zum Beispiel das Mikroklima, spenden Schatten, filtern Emissionen aus Luft und Boden, werten das Stadtbild auf und sind Lebensraum stadttypischer Vogel- und Insektenarten. Stadtbäume wachsen meist unter schlechteren Standortbedingungen als Bäume in der Natur und leiden unter Verdichtung, Schadstoffen oder Streusalz, so dass die Folgen des Klimawandels – wie Trockenheit – sie zusätzlich belasten. Gesunde Straßenbäume sind jedoch für die Kühlung der Städte durch deren kombinierte Wirkung aus Verdunstungsleistung und Schattenwurf von besonderer Bedeutung, da sie der Aufheizung entgegenwirken.
Wie bei jungen Stauden und Gemüse auch, brauchen gerade junge Straßenbäume besonders viel Wasser. Ihre Wurzeln reichen meist noch nicht bis zum Grundwasserspiegel. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Maßnahmen, um eine Wasserversorgung der jungen Bäume auch bei Trockenheit zu ermöglichen, z.B. über Baumbewässerungsbeutel oder Gießringe. Aber auch weiterhin ist Eigeninitiative gefragt. Bei länger anhaltender Trockenheit sind dabei Informationen von Kommunen und Wasserversorgungsunternehmen zu beachten, ob eine Bewässerung in Gärten und auf kommunalen Flächen mit Trinkwasser ggf. eingeschränkt ist. „Pi mal Daumen“ braucht ein Baum mindestens zehn Liter Wasser pro Tag (d.h. einen Wassereimer), idealerweise in ein bis zwei größeren Wassergaben pro Woche. Der Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat beispielsweise Ende April 2019 eine Nachbarschafts-Aktion angestoßen, die Bürger*innen aufruft, beim Gießen von Straßenbäumen zu helfen. Ein weiteres Beispiel ist das Straßenbaumkataster in Hamburg, das über seine interaktive Karte das Spenden für einen Baum ermöglicht (Spenden-Aktion Mein Baum – Meine Stadt). Wie Sie den Bäumen in Ihrer Umgebung richtig helfen können, erfahren Sie mit einem Klick in den Tipps der Stadt Hamburg. Eine ähnliche Initiative gibt es in Berlin mit „Gieß den Kiez“.