Böden mit all ihren für das Leben notwendigen Funktionen sind eine wichtige nicht erneuerbare Ressource und als CO2-Speicher („Kohlenstoffsenke“) ein unverzichtbarer Bestandteil für Klimaschutzbemühungen. Anpassungsmaßnahmen müssen darauf ausgerichtet sein, den Boden vor Erosion, Humusverlust und anderen klimawandelbedingten Risiken zu schützen.
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Maßnahmen gegen Wassererosion
Acker- und pflanzenbauliche Maßnahmen gegen Wassererosion richten sich auf die Erhaltung und den Aufbau einer stabilen Bodenstruktur, die Verhinderung oder mindestens starken Einschränkung der Mobilisierung von Bodenpartikeln bei starken Niederschlägen sowie einer Oberflächenverschlämmung. Hierzu gehören die Minimierung der Zeitspannen ohne Bodenbedeckung durch den Anbau von Zwischenfrüchten, der Anbau von Untersaaten und das Belassen oder der Auftrag einer bodenschützenden Mulchauflage (z. B. Stroh, Erntereste, Mist, Grünschnitt, Kompost). Eine Bodenbedeckung schützt den Boden nicht nur vor dem direkten Aufprall der Regentropfen, sondern durch die Aktivität der Bodenlebewesen werden verschlämmungsmindernde stabile Bodenaggregate erhalten bzw. aufgebaut. Besonders erosionsmindernd wirkt eine flächendeckende Mulchauflage, da sie zusätzlich den Abfluss bremst.
Die Stabilität des Bodens lässt sich verbessern, indem die Bearbeitungstiefe und -intensität reduziert wird. So erhält eine dauerhaft pfluglose, konservierende Bodenbearbeitung das natürliche Bodengefüge und vermindert die Erosionsgefährdung. Der Einsatz schwerer Fahrzeuge und Maschinen kann zu Bodenverdichtungen führen und damit die Versickerung von Niederschlagswasser in den Boden einschränken. Bodenbearbeitungsmethoden können derart angepasst werden, dass sich die Gesamtmasse und der spezifische Flächendruck besser verteilen und dadurch die Tragfähigkeit der Böden weniger belastet wird. Dies kann durch den Gebrauch von breiten Reifen mit niedrigem Reifeninnendruck und großer Aufstandsfläche oder dem Einsatz von leichteren Maschinen erreicht werden.
In Hanglagen gibt es folgende Anpassungsoptionen: eine Bewirtschaftung quer zum Hang, die Anlage quer zum Gefälle laufender abflussbremsender Grünstreifen, Hecken und Wegseitengräben, die Anlage von Kleinterrassen, die Schaffung von Retentionsflächen als Sedimentationsraum im Hangbereich, eine fachgerechte Wasserableitung vom Oberlieger sowie die Dauerbegrünung von besonders erosionsgefährdeten Teilflächen.
Neben diesen technischen Maßnahmen können rechtliche, politische und Management-Maßnahmen zur Vermeidung von Wassererosion beitragen. Die Bodenschutzpolitik sollte auf bodenbezogene Anpassungsmaßnahmen ausgerichtet werden. Für die Klimaanpassung relevante Bodenfunktionen sollten stärker in Gesetzen und bei Planungs- und Genehmigungsverfahren berücksichtigt werden. Die räumliche Planung (z.B. Regionalplanung, Flurneuordnungsverfahren) könnte durch die Ausweisung von Vorranggebieten (z. B. Grünstreifen, Heckenpflanzung) für den Bodenschutz dazu beitragen, Wassererosionsrisiken zu reduzieren. Im Siedlungsgebiet können Flächen mit keiner oder nur geringer Vegetation als Ausgleichsflächen für Bauvorhaben in Grünflächen umgewandelt werden. Konkrete Festlegungen bezüglich der Reduzierung des Flächenverbrauchs und der Flächenentsiegelung bei der Siedlungs- und Verkehrsentwicklung bedürfen ggfs. ebenfalls einer politischen Entscheidung. Ein aktiver Schutz gegen Wassererosion kann darin bestehen, dass besonders gefährdete Flächen zugunsten anderer, weniger erosionsempfindlicher Nutzungen aufgegeben werden (z. B. Anlegen von Dauergrünland, Forst- oder Waldflächen).
Für die Planung konkreter Anpassungsmaßnahmen stellt die Erosionsabschätzung eine wichtige Management-Maßnahme dar. Sie erlaubt eine Abschätzung potenzieller Erosionsschäden sowie der räumlichen Betroffenheit durch den Klimawandel. Ebenfalls von Bedeutung ist der Aufbau eines klimawandelbezogenen Bodenmonitorings, das aussagekräftige Informationen zu Böden, Landnutzungen und regionalen Klimaänderungen bündelt, um Klimafolgen auf Bodenfunktionen besser beurteilen zu können. Im 2. Fortschrittsbericht zur Deutschen Anpassungsstrategie (DAS) ist verankert, dass die Etablierung eines Klimafolgen-Bodenmonitoring-Verbunds erfolgen soll, um Anwender*innen in Verwaltung und Wissenschaft einen einfachen Zugang zu bodenbezogenen Messdaten zu schaffen.
Die Ermittlung der Winderosionsgefährdung an einem Standort stellt eine wichtige Planungsgrundlage für konkrete Maßnahmen gegen eine Bodenerosion durch Wind dar. Diese Maßnahmen können an Faktoren ansetzen, die die Winderosion beeinflussen: Landschaftsstruktur, Bodenrauigkeit, Bewuchs und Bodenbedeckung. Zudem sind Nutzungsumwidmungen von Flächen denkbar.
Lineare Landschaftsstrukturen, wie Hecken, Knicks und Steinmauern, können in waldarmen Regionen Strömungshindernisse darstellen und dadurch den Boden vor Winderosion schützen. Zu beachten ist, dass neben den einmaligen Investitionen langfristig Kosten für die Pflege und den Erhalt derartiger Flurelemente entstehen können. Zudem geht deren Neuanlage mit einem gewissen Verlust an landwirtschaftlicher Nutzfläche einher. Dem entgegen überwiegen jedoch die positiven Effekte. Neben dem Erosionsschutz tragen Hecken zu einem verbesserten Mikroklima und Bodenwasserhaushalt bei und haben eine Bedeutung für die Biodiversität und den Biotopverbund.
Eine dichte Bodenbedeckung mit Pflanzenbewuchs, einer Untersaat oder mit Mulch sowie eine hohe Rauigkeit des Oberbodens reduzieren die Windgeschwindigkeit unmittelbar an der Bodenoberfläche. Bereits ein Bodenbedeckungsgrad von > 25 % bietet einen wirksamen Winderosionsschutz. Der Anbau wechselnder Kulturen mit unterschiedlichen Wuchshöhen auf kleineren, benachbarten Flächen führt ebenfalls dazu, dass die Windgeschwindigkeiten in Bodennähe verringert werden. Die Bodenoberfläche sollte nach der Bodenbearbeitung möglichst rau hinterlassen werden.
In Gebieten mit hoher Winderosionsgefährdung ist denkbar, Ackerflächen einer extensiven Dauergrünlandnutzung zuzuführen oder ganz aus der Nutzung zu nehmen und sie einer natürlichen Sukzession zu überlassen. Zu den Nutzungsumwidmungen zählt auch die Aufforstung vormals landwirtschaftlicher Flächen, die Schaffung von Biotopen (z. B. Anlegen von dauerhaften Ackerblühstreifen). Ein weiteres Ziel kann eine Flurneuordnung sein, die durch einen neuen Zuschnitt der landwirtschaftlichen Flächen die Feldlänge senkrecht zur Hauptwindrichtung reduziert, um auf diese Weise die Angriffsfläche des Windes zu minimieren. Derartige langfristig angelegte Nutzungsumwidmungen sind meist nur mit politischer Unterstützung und der Bereitstellung von Finanzmitteln möglich.
Anpassungsmaßnahmen gegenüber Wassermangel im Boden
Gezielte Anpassungsmaßnahmen an einen sinkenden Wassergehalt im Boden sind in der Landwirtschaft, in der Landschaft, aber auch im Siedlungsbereich von Belang.
In der Landwirtschaft ist in erster Linie eine ausreichende Humusversorgung des Bodens von Bedeutung, da diese das Wasserrückhaltevermögen verbessert. Zur Steigerung des Humusgehaltes sind u.a. folgende Maßnahmen von Bedeutung: eine standortgerechte vielfältige Fruchtfolge mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen humuszehrenden (z. B. Mais, Zuckerrübe, Kartoffel) und humusmehrenden Zwischenfrüchten und Untersaaten (z. B. Kleegras), eine periodische Grünlandnutzung, eine ausreichende Versorgung des Bodens mit organischer Substanz durch die bei der Ernte auf dem Feld verbleibenden Ernterückstände (z. B. Stroh, Wurzeln) und durch organische Wirtschaftsdünger (z. B. Stallmist, Gülle, Kompost) sowie eine konservierende/nicht wendende Bodenbearbeitung. Eine permanente Bodenbedeckung zusammen mit den Kulturpflanzen schützt den Boden vor Austrocknung. Bodenverdichtungen sind möglichst zu vermeiden, da eine gute Bodenstruktur die Voraussetzung für die Sauerstoff- und Wasserversorgung und damit für eine optimale mikrobielle Aktivität darstellt. Die hier genannten Praktiken finden insbesondere im Rahmen des ökologischen Landbaus Umsetzung, weswegen dessen Förderung auch dem Auftreten von Wassermangelsituationen in Böden entgegenwirken kann.
Grundsätzlich besteht in der Landwirtschaft die Möglichkeit der Bewässerung, sollte die Pflanzenentwicklung in kritischen Phasen durch den Bodenwassergehalt gehemmt sein. Wenn bewässert wird, sollte dies bedarfsgerecht, effizient und mit möglichst geringen Verdunstungsverlusten erfolgen. Eine Anpassung von Kulturpflanzen an geringe Bodenwassergehalte und damit an Trockenstress kann auch über den Anbau trockentoleranter Pflanzenkulturen und -sorten erfolgen. Dadurch lassen sich Ertragsausfälle minimieren.
Wo es die Landnutzung ermöglicht, helfen die Reduzierung von Entwässerungen, Wiedervernässung und das Zulassen von Überschwemmungen, Wasser stärker in der Landschaft zu halten. Dieses bereitet auf Trockenperioden vor und könnte dabei unterstützen, sie zu überstehen. Wenn Flächen für die Wiedervernässung von Mooren zur Verfügung gestellt werden können, hilft dies dem regionalen und Wasserhaushalt.
Im Siedlungsbereich sollte es Ziel der Stadtplanung sein, eine Annäherung an die natürliche Wasserbilanz zu erreichen. Hierzu wird mit Hilfe naturnaher Anpassungsmaßnahmen Niederschlagswasser nicht mehr ausschließlich in die städtische Kanalisation abgeführt, sondern in Frei- und Grünflächen abgeleitet, es versickert und verbleibt somit in der Stadt. Naturnahe Elemente, wie Mulden-Rigolensysteme, stärken die dezentrale Regenwasserversickerung und helfen Bodenfeuchte und Grundwasserneubildung in urbanen Räumen zu erhöhen. In Hitze- und Trockenperioden kann hierdurch die Wasserversorgung der Pflanzen verbessert und über die Verdunstungskühlung des Bodens und der Pflanzen das Stadtklima verbessert werden („Schwammstadt-Prinzip). Eine wichtige Maßnahme in diesem Zusammenhang stellt die Entsiegelung von Flächen dar. Seitens der Bauleitplanung tragen die Regulierung der Flächeninanspruchnahme durch Siedlung und Infrastruktur, die Freihaltung von Flächen für Niederschlagsversickerung und die Sicherung von Grünflächen zur Anpassung an Wassermangelrisiken bei. In Trockenperioden können Bewässerungsmaßnahmen geschaffen werden, wie beispielsweise die Verwendung von Brauchwasser zur Bewässerung städtischen Grünflächen, das Anbringen von Wassersäcken an neu gepflanzten Stadtbäumen oder die Organisation von Gießpartnerschaften in Quartieren. Derartige Maßnahmen sollten in jeden Fall effizient, wassersparend und hygienisch unbedenklich sein.
„Für Mensch und Umwelt“ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
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