Was ist Chemikalienleasing?
Gemäß einer Definition der UNIDO (United Nations Industrial Development Organisation), kann Chemikalienleasing als service-orientieres Geschäftsmodell beschrieben werden, das den Fokus auf eine nutzenbezogene Bezahlung von Chemikalien richtet. Damit profitiert der Hersteller, wenn weniger Chemikalien verbraucht werden (um die komplette UNIDO Definition zu lesen, klicken Sie bitte hier).
Der Hersteller verkauft die "Funktion" einer bestimmten Chemikalie und wird für die geleistete Dienstleistung bezahlt. Als Maß für die Bezahlung werden bestimmte "Funktionseinheiten" (m² beschichtete Fläche, m³ gereinigtes Abwasser, Zahl gereinigter Rohre, etc.) verwendet.
Die Hauptanwendungsgebiete, die bisher für ChL identifiziert wurden, sind Reinigen, Schmieren/Entfetten, Kühlen/Erhitzen, Oberflächenbehandlung, Beschichtung, Farb- und Lackanwendungen, katalytische Reaktionen und Abwasserreinigung.
Was ist der wesentliche Nutzen von Chemikalienleasing?
Chemikalienleasing ist ein Geschäftsmodell, das verbesserte Gewinne für Hersteller und Anwender von Chemikalien ermöglicht und darüber hinaus zu einer geringeren Belastung für die Umwelt führt. Es zielt darauf ab die Effizienz des Chemikalieneinsatzes zu erhöhen. Risiken des Einsatzes von Chemikalien werden aufgrund von Prozessoptimierung und verbesserter Handhabung von Stoffen verringert. Aufgrund seiner strategischen Ausrichtung fördert es eine langfristige Zusammenarbeit der Wirtschaftspartner und generiert so Wettbewerbsvorteile.
In welchen Industriesektoren kann Chemikalienleasing angewendet werden?
Chemikalienleasing kann grundsätzlich immer dann angewendet werden, wenn Prozessoptimierungen, d.h. ein effizienterer Einsatz von Chemikalien möglich ist. Wenn bei einer Synthese oder bei einem Mischvorgang vorgegebene Rezepturen eingehalten werden müssen, bietet Chemikalienleasing keine Vorteile. Vor diesem Hintergrund ist das Geschäftsmodell immer dann besonders vorteilhaft, wenn Anwendungen von Chemikalien bei nicht optimierten Prozessen erfolgen und der Hersteller über anwendungsbedingtes Know-how verfügt.
Der Nutzenbezug ist beim Chemikalienleasing das wichtigste Element. Hier ist das Leasing jedoch a priori kein Finanzierungsmodell. Der Nutzenbezug wird vielmehr verwendet, um die Effizienz des Chemikalieneinsatzes zu verbessern (d.h. weniger Chemikalien für einen gegebenen Nutzen zu verbrauchen). Eine Eigentumsübertragung kann, muss aber nicht erfolgen. Das bedeutet, dass die technische Optimierung des Nutzens im Vordergrund steht, die eine wirtschaftliche und umweltbezogene Optimierung nach sich zieht.
Was sind die Unterschiede zwischen Chemikalienleasing und der klassischen Form von Leasing?
Das klassische Leasing (Autos, Maschinen) ist in erster Linie ein Finanzierungsmodell, in dem der Leasingnehmer den Nutzen einer Sache erhält, ohne das Eigentum daran zu erwerben. An die Stelle eines Kaufpreises treten Leasingraten. Damit wird dem Gedanken entsprochen, dass ein Kunde den Nutzen (z. B. eines Kfz) haben möchte, nicht aber das Eigentum an der Sache. Eine technische Optimierung des Nutzens findet nicht statt, lediglich eine wirtschaftliche Verbesserung wird erreicht.
Wie unterscheiden sich die Geschäftsmodelle von Chemikalienleasing und Chemical Management Service (CMS)?
Es gibt keine einheitliche Definition von CMS. Der Fokus von CMS liegt auf Dienstleistungen, die mit Chemikalien zusammenhängen. Typische Beispiele sind in diesem Zusammenhang: Überwachung von Emissionen, Lagerung, Entsorgung, Risikomanagement, Qualitätsmessungen, etc. Das Serviceangebot kann die Effizienzsteigerung des Chemikalieneinsatzes beinhalten, dies ist jedoch kein obligatorisches Element von CMS. CMS kann die Lieferung von Chemikalien umfassen, doch auch dies ist nicht notwenig (der CMS Anbieter wäre dann ein reiner Serviceanbieter).
Vor diesem Hintergrund besteht der wesentliche Unterschied zwischen CMS und Chemikalienleasing darin, dass Chemikalienleasing immer die Effizienz von Chemikalien (Nutzen pro Menge) erhöht (weitere Dienstleistungen können ergänzend angeboten werden), während CMS eine Vielzahl von Dienstleistungen umfasst, von denen eine Chemikalienleasing sein kann, aber nicht sein muss.
Was haben die EU Chemikalien-Verordnung (REACH) und Chemikalienleasing gemeinsam und wie wirken sie aufeinander ein?
Chemikalienleasing Geschäftsmodelle und REACH haben eine Reihe gemeinsamer Ziele:
- beide beabsichtigen eine Reduzierung der Risiken, die sich aus der Anwendung von Chemikalien ergeben
- beide beabsichtigen eine Verbesserung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit durch verantwortungsbewusste Herstellung und Anwendung von Chemikalien
- beide beabsichtigen die Generierung wirtschaftlicher Vorteile durch verstärkte Nutzung von Know-how und Informationen aller Beteiligten.
REACH wird Chemikalienleasing aus verschiedenen Gründen fördern. Wichtig sind insbesondere:
1. Promotion von Informationsaustausch
- Aspekte von REACH, die sich auf die Informationsübermittlung entlang der Lieferkette beziehen, sind auch vom Chemikalienleasing Modell abgedeckt; beide Konzepte fördern eine zunehmende Vernetzung von Know-how zwischen Herstellern und Nutzern von Chemikalien.
2. Vorteile eines verbesserten Risikomanagements
- Aufgrund der REACH Verordnung, wird damit gerechnet, dass die Bedeutung von Risikomanagement für Unternehmen steigt. Chemikalienleasing bietet ein verbessertes Risikomanagement an, so dass daraus ein Förderfaktor für Chemikalienleasing entsteht.
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