Ja, und dies in zweierlei Hinsicht. Erstens hat der Verlust struktur- und biotopreicher Agrarlandschaften zur Folge, dass die Lebensräume vieler wildlebender Tier- und Pflanzenarten entwertet oder zerstört werden. Früher häufige Arten der Feldflur wie Feldhamster oder Rebhuhn sind heute vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet. Über die letzten 10 Jahre nahmen die Bestände der Indikatorvogelarten in der Agrarlandschaft signifikant ab. Da neben Vögeln auch andere Arten an eine reichhaltig gegliederte Landschaft mit intakten, nachhaltig genutzten Lebensräumen gebunden sind, bildet der Bestandsindex der Agrarvogelarten indirekt auch die Entwicklung zahlreicher weiterer Arten in der Landschaft ab.
Zweitens führen der Eintrag von Nährstoffen (vor allem Phosphor und Stickstoff) und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (insbesondere Herbizide und Insektizide) zur Abnahme der biologischen Vielfalt. Gelangen zu viele Nährstoffe in die Ökosysteme, kann das zu Eutrophierung oder Versauerung der Lebensräume führen. In der Folge ändert sich die Artenzusammensetzung der Pflanzen- und Tierwelt, zum Beispiel werden im Falle der Eutrophierung Organismen, die stickstoffarme Standorte bevorzugen, zugunsten stickstoffliebender Arten verdrängt. Herbizide wie Glyphosat wiederum tragen zur Verarmung der Ackerbegleitflora bei, Insektizide führen zum Verlust von Insekten. Besonders drastisch ist die Wirkung der Neonicotinoiden. Diese Insektizide führen bei Tieren bereits beim Kontakt mit geringsten Mengen zu Schädigungen im Gehirn oder zum Tod. Zwar können Schädlinge dadurch effektiv bekämpft werden, unschädliche oder sogar nützliche Insekten wie Wildbienen, Schmetterlinge oder Hummeln werden von dem Gift aber gleichermaßen geschädigt. Der Verlust von Ackerbegleitpflanzen und Insekten hat dramatische Auswirkungen auf weitere Arten in der Nahrungskette, beispielsweise Vögel und Kleinsäuger. Bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln werden die Effekte auf die Nahrungsnetze bisher aber nicht berücksichtigt.