Suchen
3 | 4 Seiten
‹ vorherige Seite<nächste Seite ›>
<|>

Hat die Landwirtschaft Auswirkungen auf die Wasserqualität von Nord- und Ostsee?

+Zu viele Nährstoffe in Nord- und Ostsee
Zu viele Nährstoffe in Nord- und Ostsee

Nährstoffe aus der Landwirtschaft gelangen über die Flüsse oder die Luft in Nord- und Ostsee. Durch die hohen Nährstoffeinträge kommt es immer wieder zu massiven Algenblüten. Wenn die Algen dann absterben werden sie von Mikroben abgebaut, die dabei Sauerstoff verbrauchen. Als Folge kann der Sauerstoffgehalt in tieferen Wasserschichten so gering werden, dass dort kein Leben mehr möglich ist und teilweise sogar das Zellgift Schwefelwasserstoff gebildet wird. Diese sauerstofffreien Zonen sind in der Ostsee häufig und großflächig zu beobachten, aber auch in der Nordsee können Bereiche betroffen sein.

Zwar konnte der Nährstoffeintrag über die Flüsse seit den 1980er Jahren deutlich reduziert werden – was vor allem an verbesserten Kläranlagen und der Einführung phosphatfreier Waschmittel lag –, der Eintrag aus der Landwirtschaft hat sich in diesem Zeitraum aber nur geringfügig reduziert und ist mittlerweile sogar der dominante Eintragspfad.

Ein weiteres Problem: Schadstoffeinträge

Auch für den Eintrag von Pflanzenschutzmitteln, Bioziden oder Tierarzneimitteln in die Umwelt ist die Landwirtschaft zu einem großen Teil verantwortlich. Zusammen mit Schadstoffen aus anderen Quellen gelangen sie vor allem über die Flüsse bis in die Meere. Dort können sie sich im Sediment oder in Meeresorganismen anreichern und über den Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten auch die menschliche Gesundheit gefährden. Besonders problematisch sind deshalb bioakkumulierende und langlebige Verbindungen wie Hexachlorbenzol. Forschungen im EU-Projekt LIFE APEX haben gezeigt, dass Delphine, Schweinswale und Seehunde bis heute stark mit Hexachlorbenzol belastet sind, obwohl der ⁠Stoff⁠, der vor allem als ⁠Fungizid⁠ eingesetzt wurde, seit über 30 Jahren verboten ist. Der vorsorgende Umweltschutz muss sicherstellen, dass sich solche Fälle nicht wiederholen, und Nahrungsnetze vor neuen, ebenso gefährlichen Belastungen schützen. Dass nach wie vor Handlungsbedarf besteht, zeigt eine 2022 veröffentlichte ⁠UBA⁠-Studie: Sie weist Pflanzenschutz- und Tierarzneimittel, die aktuell auf dem Markt sind, in marinen Säugern der Ostsee nach.

Europäische Ziele verfehlt

Trotz umfangreicher Bemühungen, die Stoffeinträge zu reduzieren, sind beide Meere in weiten Teilen durch hohe Nährstoffgehalte eutrophiert und mit Schadstoffen belastet. Nord- und Ostsee verfehlen deshalb den guten Umweltzustand gemäß der EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie sowie den guten ökologischen als auch chemischen Zustand gemäß der EU-⁠Wasserrahmenrichtlinie⁠.

Neu im Thema?
Klicke hier.

Im Baustein „Umwelt und Landwirtschaft“ des ⁠UBA⁠-Umweltatlas erfahren Sie, welche Bedeutung und Funktionen die Landwirtschaft in Deutschland hat, wie sie die Umwelt beeinflusst und zu welchen Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit sie führt. Außerdem zeigen wir Ihnen, welche Hebel Landwirtinnen*Landwirte für eine umweltgerechte Landwirtschaft haben und was die Politik unternimmt, um die Situation für die Umwelt und die Landwirtschaft zu verbessern. Und wir geben Ihnen Tipps, wie Sie durch eine nachhaltige Ernährung und durch nachhaltige Investitionen eine umweltgerechte Landwirtschaft unterstützen können.

In der Rubrik „Wirkungen“ geben wir Ihnen einen Überblick über die Effekte, die landwirtschaftliches Handeln auf die Schutzgüter Boden, Wasser, Luft und ⁠Biodiversität⁠ hat, und die auch auf den Menschen zurückfallen können. Außerdem nehmen wir in Blick, in welchem Umfang wir durch importierte Agrarprodukte Ressourcen in anderen Teilen der Welt nutzen.

Das Umweltbundesamt

Für Mensch und Umwelt