Lebensmittel
Die traditionelle Kernaufgabe der Landwirtschaft ist die Herstellung von Lebensmitteln als Grundlage der Nahrungsmittelversorgung. Dazu gehören in Deutschland die Haltung von Nutztieren wie Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen, Geflügel oder Pferden ebenso wie der Anbau von verschiedensten Feldfrüchten, beispielsweise Getreide, Mais, Kartoffeln oder Hülsenfrüchte, und Sonderkulturen wie Wein, Obst und Gemüse. Während früher gemischte Betriebe zur Selbstversorgung üblich waren, sind heute 90 Prozent der Betriebe auf einen Produktionszweig spezialisiert. In Deutschland gibt es dank unserer Landwirtinnen*Landwirte ausreichend Lebensmittel. Teilweise werden sogar deutlich größere Menge produziert, als für den Eigenbedarf benötigt werden, beispielsweise Fleisch, Milch, Kartoffeln oder Zucker. Hingegen kann der Bedarf an anderen Lebensmitteln wie Obst oder Gemüse nur durch Importe aus dem Ausland gedeckt werden.
Rohstoffe
Pflanzen werden seit Jahrtausenden als Rohstoffe genutzt. Während der aufkommenden Nutzung fossiler Rohstoffe gerieten sie etwas in Vergessenheit, gewinnen heute aber wieder an Bedeutung. Die Nutzung nachwachsender Rohstoffe schont nicht nur die begrenzten fossilen Ressourcen und spart CO2-Emissionen ein, sondern stärkt auch die Wertschöpfung sowie den Arbeitsmarkt im ländlichen Raum und reduziert die Importabhängigkeit. Im Vergleich zu Energiepflanzen haben Industrierohstoffe bislang einen geringeren Anteil an den in Deutschland angebauten Nachwachsenden Rohstoffen. Seit 2020 wird ihr Anbau und Einsatz aber durch die Nationale Bioökonomiestrategie gezielt gefördert. Die wichtigsten Industriepflanzen, die in Deutschland auf insgesamt rund 300.000 Hektar Fläche von Landwirtinnen*Landwirten angebaut werden, sind:
- Ölpflanzen wie Raps oder Sonnenblumen. Aus den Samen der Pflanzen werden Fette und Öle gewonnen, die zusammen mit importierten Ölen aus Kokos- oder Ölpalmen als Rohstoff für Treibstoffe, für Waschmittel, Kosmetika, Pharmaprodukte, Farben, Lacke etc. verwendet werden.
- Stärkepflanzen wie Weizen, Mais, Kartoffeln und Erbsen. Sie werden für die Herstellung von Papier und Pappe, wasserlöslichen Klebstoffen und Leimen, biogenen Kunststoffen und kompostierbaren Werkstoffen sowie von Reinigungsmitteln, Arznei- und Kosmetikartikeln genutzt.
- Zuckerpflanzen wie die Zuckerrübe. Der in den Knollen enthaltene Zucker wird extrahiert oder durch die sogenannte Stärkeverzuckerung aus Stärkepflanzen gewonnen und zur Herstellung von Arzneimitteln, biogenen Kunststoffen, Waschmitteltensiden, Bioethanol und Biogas verwendet.
- Färbepflanzen wie der Saflor, die Färberhundskamille oder der Färberknöterich. Früher wurden Naturfarbstoffe vielfältig eingesetzt, verloren durch das Aufkommen synthetischer Farbstoffe aber an Bedeutung. Heute werden einige Färbepflanzen wieder angebaut, bisher befinden sich die alternativen Farbstoffe aber noch in der Entwicklung.
- Faserpflanzen wie Hanf, Faserlein oder Fasernessel. Die Bastfasern aus den Pflanzenstengeln werden in der Textilindustrie und zur Herstellung von Netzen und Seilen genutzt und finden auch Verwendung in der Produktion von Bau- und Werkstoffen, der Autoindustrie und Papierherstellung.
- Arzneipflanzen wie Kamille, Lein, Pfefferminze oder Sanddorn. Mit ihrer pharmakologischen und medizinischen Wirkung haben Arzneipflanzen eine hohe Wertschöpfung. Ihr Anbau erfordert Spezialwissen und erfolgt meist in Handarbeit.
- Holzpflanzen kommen mit ihrer sehr guten Ökobilanz vielseitig zum Einsatz. Holz wird in der Bau-, Papier- und Verpackungsindustrie verarbeitet, dient der Energieerzeugung und als Grundstoff für chemische Erzeugnisse.
Energie
Ein Großteil der in Deutschland angebauten Rohstoffpflanzen dient der Energiegewinnung und die Bioenergie macht mit etwa zwei Drittel den größten Teil der erneuerbaren Energien aus. Im Jahr 2020 wurden auf rund 2,34 Millionen Hektar Fläche Energiepflanzen wie Mais, Getreide und Raps angebaut. Die Pflanzen liefern Biomasse, aus der Energie gewonnen wird, beispielsweise Biogas und Biokraftstoffe. Durch ihre Lagerfähigkeit bieten sie den Vorteil der Energiespeicherung und bedarfsgerechten Energieerzeugung.
- Biogas wird überwiegend aus Mais gewonnen, aber auch Getreide, Gräser, Zuckerrüben und weitere Pflanzen können als Substrat in Biogasanlagen verwertet werden. Biogas wird zur Produktion von Strom und Wärme verwendet oder kann zu Biomethan weiterverarbeitet werden, das als Alternative zu Erdgas sowie als Kraftstoff für Erdgas-Fahrzeuge genutzt wird. Neben der energetischen Verwertung von Energiepflanzen wird auch Gülle zur Energiegewinnung in Form von Biogas verwertet.
- Biokraftstoff wird aus zucker-, stärke- oder ölhaltigen Pflanzen gewonnen. Aus Raps wird Biodiesel hergestellt, aus Getreide, Zuckerrüben oder Mais die Benzinalternative Bioethanol. In Zukunft sollen auch Biomethan und synthetische Biokraftstoffe als Kraftstoff im Schiffs- Flug- und Straßenverkehr dienen.
- Festbrennstoffe aus Agrarholz werden zur Erzeugung von Wärme und Strom genutzt. In privaten Haushalten hat das Heizen mit Holz eine lange Tradition und wird heute durch Heizsysteme mit Pellets, Hackschnitzeln oder Briketts erweitert. In der industriellen Energiegewinnung wird die Wärmeenergie der Festbrennstoffe auch zur Stromerzeugung mittels Kraft-Wärme-Kopplung-Anlagen in Holz- bzw. Biomasseheizkraftwerken genutzt.
Kulturlandschaft
Neben der Produktion von Lebensmitteln und Rohstoffen leisten die Landwirtinnen*Landwirte einen weiteren wichtigen gesellschaftlichen Beitrag: die Pflege der über Jahrhunderte entstandenen Kulturlandschaft. Durch die landwirtschaftliche Nutzung veränderte sich die ursprünglich zum großen Teil bewaldete Landschaft Deutschlands zu einer strukturreichen Kulturlandschaft mit lichten Feldern, Äckern und Weiden, Streuobstwiesen, Heiden, Magerrasen und Wäldern. Je nach räumlicher Lage und standörtlicher Eignung werden die facettenreichen Landschaften unterschiedlich intensiv genutzt und prägen für viele Menschen die Identität der Region und ihr Bild von Heimat. Diese traditionelle Kulturlandschaft ist auch Lebensraum für eine Vielzahl an daran angepassten Tier- und Pflanzenarten und damit ein Hort der biologischen Vielfalt. Eine passende landwirtschaftliche Nutzung ist auch heute noch die Voraussetzung, um die biologische und landschaftliche Vielfalt zu erhalten, denn ohne die Pflege der Kulturlandschaften würden die lichten Flächen rasch verbuschen und verloren gehen.
Sozio-ökonomischer Beitrag
Der landwirtschaftliche Strukturwandel ist auch mit einem gesellschaftlichen Strukturwandel verbunden. Immer mehr Menschen zieht es in urbane Räume und Städte. Nur noch 15 Prozent der hiesigen Bevölkerung wohnt auf dem Dorf, in der Folge drohen Dörfer vielerorts zu veröden. Die Landwirtschaft übernimmt in dieser Situation eine wichtige gesellschaftliche und wirtschaftliche Funktion. Sie prägt das soziale Gefüge in den Dörfern und schafft Einkommens- und Beschäftigungsmöglichkeiten im ländlichen Raum. Sie trägt zum Gewerbesteueraufkommen von Kommunen bei und bietet oft selbst Arbeits- und Ausbildungsplätz an. Regionale Handwerksbetriebe und Dienstleister können von Maßnahmen zum Bau oder zur Renovierung von Produktionseinrichtungen wie Ställen und Scheunen profitieren, ebenso wie Molkereien, Mühlen und Futtermittelbetriebe, die landwirtschaftliche Produkte verarbeiten.