Mikroplastik

Blick durch eine Lupe auf kleine bunte Mikroplastikteile, die auf zwei Fingern gehalten werden.zum Vergrößern anklicken
Das Vorkommen von Mikroplastik und damit auch die Exposition des Menschen sind allgegenwärtig.
Quelle: SIV Stock Studio / Adobe Stock

Weltweit wird immer mehr Kunststoff produziert und Mikroplastik gelangt als Abbauprodukt in die Umwelt. Die Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen werden daher viel diskutiert.
Dieser Beitrag enthält Antworten auf häufig gestellte Fragen ausgehend von der Definition von Mikroplastik über Vorkommen und Belastung des Menschen bis hin zu Wirkung und Bedeutung für die menschliche Gesundheit.

Inhaltsverzeichnis

 

Fragen und Antworten zu Mikroplastik

 

Was ist Mikroplastik und wo kommt es her?

Als Mikroplastik werden Plastikteilchen bezeichnet, die zwischen 1 μm und 5 mm groß sind; kleineres Plastik wird als Nanoplastik und größeres als Mesoplastik bezeichnet. Man unterscheidet zwischen primärem Mikroplastik, das als solches hergestellt wird und sekundärem Mikroplastik, das durch Abbau und Abnutzung aus größerem Plastik entsteht.

Der Zusatz von primärem Mikroplastik in viele Produkte, wie z.B. Kosmetikprodukte, wurde im September 2023 in der EU stark beschränkt: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/ip_23_4581
Häufige Quellen von sekundärem Mikroplastik sind Kunststoffbehälter (wie z.B. Plastikflaschen), Textil-Mikrofasern, Medizinprodukte oder Reifenabrieb.

 

Wo kommt Mikroplastik vor und wie nimmt der Mensch es auf?

Mikroplastik wurde in allen Regionen und allen Ökosystemen der Erde nachgewiesen, es findet sich auch in zahlreichen Lebensmitteln, Getränken und in vielen menschlichen und tierischen Organen und Geweben.

Da Mikroplastik fast überall in der Umwelt vorkommt, ist der Mensch sowohl durch die Luft, die er atmet, als auch durch die Getränke und Lebensmittel, die er zu sich nimmt, gegenüber Mikroplastik exponiert. Die Aufnahme erfolgt sowohl über die Lunge durch Inhalation von Mikroplastikpartikeln als auch bei oraler Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt. Die Aufnahme über die Haut spielt nach heutigem Wissensstand in der Regel kaum eine Rolle. Dabei hängen die Aufnahme und die Verteilung im menschlichen Körper von der Größe, chemischen Zusammensetzung, Form, Oberflächenladung, Wasser- und Fettlöslichkeit der Mikroplastikpartikel ab. Im Allgemeinen kann man sagen, dass kleine wasserunlösliche Partikel besonders leicht biologische Membranen durchdringen und so zum Beispiel in Zellen aufgenommen werden können. Wieviel Mikroplastik Menschen allerdings genau aufnehmen, ist unklar. Dies liegt zum einen an fehlenden verlässlichen Expositionsdaten: die Konzentrationsangaben von Mikroplastik in der Luft, im Wasser, in Getränken und Lebensmitteln schwanken sehr stark. Es ist somit nicht klar, welchen Mengen von Mikroplastikpartikeln der Mensch üblicherweise ausgesetzt ist. Zum anderen ist auch das bisherige Wissen über die Aufnahme und Ausscheidung von Mikroplastikpartikeln im menschlichen Körper begrenzt.

Wenngleich sich zahlreiche wissenschaftliche Studien in den vergangenen Jahren intensiv mit den Fragen von ⁠Exposition⁠, Resorption und Verbleib im Organismus beschäftigten, bleiben noch viele Fragen offen. Eine zentrale Erkenntnis ist allerdings, dass Mikroplastik mittlerweile in fast allen menschlichen Organen und Geweben nachweisbar ist.

Quellen:

  • Kumar, R., C. Manna, S. Padha, A. Verma, P. Sharma, A. Dhar, A. Ghosh and P. Bhattacharya (2022). "Micro(nano)plastics pollution and human health: How plastics can induce carcinogenesis to humans?" Chemosphere 298: 134267.
    Kutralam-Muniasamy, G., V. C. Shruti, F. Pérez-Guevara and P. D. Roy (2023). "Microplastic diagnostics in humans: "The 3Ps" Progress, problems, and prospects." Sci Total Environ 856(Pt 2): 159164.
  • Prata, J. C., J. P. da Costa, I. Lopes, A. C. Duarte and T. Rocha-Santos (2020). "Environmental exposure to microplastics: An overview on possible human health effects." Sci Total Environ 702: 134455.
  • Ramsperger, A., E. Bergamaschi, M. Panizzolo, I. Fenoglio, F. Barbero, R. Peters, A. Undas, S. Purker, B. Giese, C. R. Lalyer, A. Tamargo, M. V. Moreno-Arribas, H. P. Grossart, D. Kühnel, J. Dietrich, F. Paulsen, A. K. Afanou, S. Zienolddiny-Narui, S. Eriksen Hammer, T. Kringlen Ervik, P. Graff, B. C. Brinchmann, K. C. Nordby, H. Wallin, M. Nassi, F. Benetti, M. Zanella, J. Brehm, H. Kress, M. G. J. Löder and C. Laforsch (2023). "Nano- and microplastics: a comprehensive review on their exposure routes, translocation, and fate in humans." NanoImpact 29: 100441.
  • Sripada, K., A. Wierzbicka, K. Abass, J. O. Grimalt, A. Erbe, H. B. Röllin, P. Weihe, G. J. Díaz, R. R. Singh, T. Visnes, A. Rautio, J. Odland and M. Wagner (2022). "A Children's Health Perspective on Nano- and Microplastics." Environ Health Perspect 130(1): 15001.
  • Zhu, L., C. Xie, L. Chen, X. Dai, Y. Zhou, H. Pan and K. Tian (2023). "Transport of microplastics in the body and interaction with biological barriers, and controlling of microplastics pollution." Ecotoxicol Environ Saf 255: 114818.
 

Wie wirkt Mikroplastik im menschlichen Körper?

Wie wirkt Mikroplastik im menschlichen Körper?Mikroplastik kann chemische, physikalische und biologische Wirkungen haben. Die Wirkungen können zum einen vermittelt werden über toxische Bestandteile des Plastiks selber, aber auch durch an das Plastik anhaftende Giftstoffe oder biologische Agentien wie z.B. Bakterien. Da Mikroplastik sehr heterogen ist, was das Ausgangsmaterial, die Zusatzstoffe, die Form, die Größe, die Oberfläche, das Alter und mögliche anhaftende Stoffe angeht, gibt es auch viele verschiedene mögliche Wirkmechanismen: so werden z.B. toxische, entzündliche, infektiöse, hormonelle und DNA schädigende Wirkungen in der wissenschaftlichen Literatur zu dem Thema beschrieben.

Quellen:

  • Sangkham, S., O. Faikhaw, N. Munkong, P. Sakunkoo, C. Arunlertaree, M. Chavali, M. Mousazadeh and A. Tiwari (2022). "A review on microplastics and nanoplastics in the environment: Their occurrence, exposure routes, toxic studies, and potential effects on human health." Mar Pollut Bull 181: 113832.
  • Yang, X., Y. B. Man, M. H. Wong, R. B. Owen and K. L. Chow (2022). "Environmental health impacts of microplastics exposure on structural organization levels in the human body." Sci Total Environ 825: 154025.
 

Welche Bedeutung hat Mikroplastik für die menschliche Gesundheit?

Es gibt Hinweise auf mögliche schädliche Wirkungen von Mikroplastik auf den Menschen (siehe auch „Wie wirkt Mikroplastik im menschlichen Körper?“). Allerdings reichen die vorhandenen Erkenntnisse nicht aus, um die Risiken für die menschliche Gesundheit abschätzen zu können. Gründe hierfür sind:

  • Der Nachweis von Mikroplastik ist aufwendig und methodisch anspruchsvoll und erfolgt häufig mit untereinander kaum vergleichbaren Methoden. Außerdem fehlen oft die Validierung und Qualitätssicherung der Methodik und Daten. Dies hat unzureichende Expositionsdaten zur Folge. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann die Mikroplastik-Belastung von Menschen durch Umwelteinflüsse oder Lebensmittel noch nicht abgeschätzt werden.
  • Es sind nur unvollständige Daten bezüglich Aufnahme, Wirkung, Verteilung, Elimination und Toxikologie der Mikroplastikpartikel im menschlichen Körper vorhanden. Damit kann die innere ⁠Exposition⁠ des Menschen nur unzureichend bestimmt und abgeschätzt werden. Auch gesundheitliche Auswirkungen können somit nicht auf eine Mikroplastikbelastung zurückgeführt werden.
  • Auch aufgrund dieser Schwierigkeiten fehlen bislang epidemiologische Studien, die eine Exposition gegenüber Mikroplastik mit möglichen Gesundheitsendpunkten korrelieren.
  • Die insgesamt sehr große Komplexität und Verschiedenheit von Mikroplastik (unterschiedliche Form, Größe, Zusammensetzung, adsorbiertes Material, etc.) erschweren die Vervollständigung der Daten und das Schließen der Wissenslücken.

Die konkrete Gefährdung der menschlichen Gesundheit durch Mikroplastik ist demnach nicht abzuschätzen. Trotz der bestehenden Unsicherheiten in der Bewertung besteht aus der Gesamtschau der vorliegenden Studienlage ein hinreichender Grund zur Annahme einer Gesundheitsschädigung durch Mikroplastik beim Menschen. Deshalb sollten Strategien für eine Reduzierung der Mikroplastikbelastung des Menschen dringend unterstützt werden, denn nur auf diese Weise können die diversen potentiellen Risiken der zahlreichen unterschiedlichen Mikroplastikpartikel vermindert werden.

Quellen:

  • Blackburn, K. and D. Green (2022) “The potential effects of microplastics on human health: What is known and what is unknown.” Ambio 51, 518–530.
  • Patil, P. B., S. Maity and A. Sarkar (2022). "Potential human health risk assessment of microplastic exposure: current scenario and future perspectives." Environ Monit Assess 194(12): 898
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