Wie lüfte ich richtig? – Tipps und Tricks zur Schimmelvermeidung

geöffnetes Fenster im Altbauzum Vergrößern anklicken
Richtig lüften vermeidet Schimmel und spart Heizenergie.
Quelle: Catrin Zigelski / Umweltbundesamt

Regelmäßiges und ausreichendes Lüften kann in vielen Fällen der Schimmelbildung in Räumen vorbeugen. Wann und wie häufig gelüftet werden soll, hängt von den Raumeigenschaften und der Raumnutzung ab. Hier die wichtigsten Tipps.

Freie Lüftung (Luftaustausch über Fenster)

Schlafräume

Schlafzimmer sollten bevorzugt vor dem Schlafengehen und morgens nach dem Aufstehen intensiv mit weit geöffnetem Fenster über Stoß gelüftet werden. Die Tür zu kühleren Schlafzimmern sollte immer geschlossen bleiben, weil wärmere (und deshalb feuchtere) Luft aus anderen Räumen dort schnell zu Kondensfeuchte und damit Schimmelbildung an kühlen Oberflächen führt. Häufig sind Außenwände, Raumecken oder Bereiche hinter und unter dem Bett sowie hinter massiven Möbeln betroffen.

Fenster – wenn möglich und gewünscht – nachts angekippt oder ganz geöffnet halten. Das bringt den größten Luftaustausch. Allerdings ist das, insbesondere im Winter, nicht jedermanns Sache. Ansonsten sollte nach dem Aufstehen eine intensive Stoßlüftung mit weit geöffnetem Fenster erfolgen.

Wohnräume

Auch im Wohnzimmer ist regelmäßiges Lüften erforderlich, um die Feuchtigkeit zu entfernen. Befinden sich im Zimmer sehr viele Pflanzen oder andere Feuchtequellen (z.B. feuchte Wäsche, Aquarium), sollten Sie besonderen Wert auf regelmäßiges Lüften legen. Viele Personen (z.B. bei Familienfeiern) im Raum bedeutet auch viel Feuchteabgabe über Atmen und Schwitzen. In diesem Fall sollte verstärkt / häufiger gelüftet werden.

Küche / Bad

In diesen Räumen kann in kurzer Zeit sehr viel Feuchtigkeit anfallen (Duschen, Baden, Essenkochen). Diese „Feuchtespitzen“ sollten unmittelbar durch intensive Fensterlüftung entfernt werden. Im Bad sollte, insbesondere bei eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit, sogleich nach dem Duschen das Wasser von Wänden und Boden durch Abwischen entfernt werden. Hierzu empfiehlt sich ein Fensterabzieher.

Zur Entfernung der „Feuchtespitzen“ aus Bad und Küche durch Lüften ist es sinnvoll, die Bad- bzw. Küchentür zu schließen, da sich sonst Feuchtigkeit in der übrigen Wohnung verteilt.

Kellerräume

In Kellerräumen sind die Außenwände, besonders in alten Gebäuden, oftmals kalt. In solchen Räumen kann sich gerade im Sommer, wenn warme Luft in den Keller gelangt, Luftfeuchtigkeit an der kalten Kellerwand niederschlagen. Dadurch kann es zu Schimmelwachstum kommen. In den Sommermonaten sollte in Kellerräumen daher nicht am Tag, sondern vorzugsweise nachts bzw. in den kühlen Morgenstunden gelüftet werden. Selbstverständlich ist auch im Winter in Kellerräumen eine Lüftung sinnvoll. Im Winter kann sie zu jeder Tageszeit erfolgen.

Insbesondere bei Gebäuden, die vor dem 2. Weltkrieg gebaut wurden, aber auch bei vielen Nachkriegsbauten fehlt die Abdichtung der Kellerwände nach außen und zur Bodenwanne, wodurch es oft zu einer direkten Durchfeuchtung der Wände kommt. In solchen Kellern sollten keine Gegenstände des täglichen Bedarfs, die empfindlich gegen Schimmelbefall sind, gelagert werden. Kellerräume, die zur dauerhaften Nutzung (Wohnzwecke o.ä.) vorgesehen sind, müssen beheizbar sein und über eine Fensterlüftungsmöglichkeit verfügen.

Kellertüren zum Treppenhaus und zu Wohnräumen sollten geschlossen gehalten werden. Feuchtigkeit soll stets nach außen hinaus gelüftet werden. Insbesondere bei Kellerräumen, die direkt (ohne eine Zwischentür) in Wohnräume münden, ist darauf zu achten, dass sie trocken und schimmelfrei sind.

Parterrewohnungen

Bei Wohnungen, die ebenerdig oder teilweise im Untergeschoss liegen, sind ähnliche Probleme möglich wie in Kellerräumen. Deshalb ist hier ebenfalls vermehrt darauf zu achten, dass bei warmem ⁠Wetter⁠ die feuchte Außenluft nicht in die Wohnung hinein gelüftet wird. In der warmen Jahreszeit soll deshalb am besten früh morgens und spät abends gelüftet werden.

Kühle Räume

Alle Räume in der Wohnung, die kühler gehalten werden als die restlichen, sollen durch geschlossene Türen von wärmeren Räumen getrennt werden. Es kann sonst leicht zu Schimmelbildung durch Kondensfeuchte an kühlen Oberflächen (z.B. schlecht gedämmte Außenwände, Raumecken, hinter massiven Möbeln oder dicke Gardinen) kommen.

Ständig angekippte Fenster vermeiden

Es erhöht den Energieverbrauch und die Heizkosten drastisch, wenn Fenster über längere Zeit gekippt bleiben. Die Wand entlang der Fenster kann rasch auskühlen, was zu Schimmelbildung durch Kondenswasser führen kann. Besser ist es, mit Stoßlüftung regelmäßig und nach Bedarf zu lüften.

Stoßlüften

Das Ziel ist es, einen hohen Luftaustausch in kurzer Zeit zu erreichen, ohne dass die Wände / Oberflächen zu sehr auskühlen. Optimal ist es, gleichzeitig mehrere Fenster für kurze Zeit weit zu öffnen.

Der Luftwechsel wird wesentlich größer, vor allem dann, wenn Fenster an den gegenüberliegenden Fassaden zur selben Zeit geöffnet sind (Durchzug).

In der kalten Jahreszeit reicht es je nach Temperatur und Wind aus, 2-3-mal am Tag für ca. 5 Minuten pro Raum mit einem oder mehreren weit geöffneten Fenstern für eine ausreichende Lüftung zu sorgen.

Im Schlafzimmer soll morgens nach dem Aufstehen für 5-10 Minuten bei weit offenem Fenster gelüftet werden. In Küche und Bad sollen während sowie unmittelbar nach dem Kochen oder Duschen für 5-10 Minuten die Fenster weit geöffnet werden.

In der warmen Jahreszeit soll in der Regel etwas länger gelüftet werden (je nach Temperatur und Wind 10-20 Minuten pro Lüftung), um eine ausreichenden Luftaustausch zu erreichen. Grund ist, dass der Luftaustausch langsamer erfolgt, wenn die Temperatur draußen und in der Wohnung annähernd gleich ist.

Auf Baufeuchte durch verstärktes Lüften reagieren

Baufeuchte kann sowohl im Neubau als auch nach Sanierungen für eine gewisse Zeit auftreten. Entscheidend ist, wie viel Feuchtigkeit beispielsweise bei Putz- und Estricharbeiten in das Gebäude gelangt. Bedingt durch die Bauweise fällt in massiv errichteten Gebäuden mehr Baufeuchte an als bei Leichtbauhäusern.

Das früher übliche „Bautrocknen“ vor dem Erstbezug findet heute aus Kostengründen so gut wie gar nicht mehr statt. Dann sind Erstmieter gefordert, die Wohnungen „trocken“ zu wohnen.

Die Restbaufeuchte muss durch verstärktes Lüften aller Räume aus dem Gebäude entfernt werden. Man kann davon ausgehen, dass dies im Neubau (Massivbauweise) erst nach 1 bis 2 Jahren erreicht ist. Für diesen Zeitraum muss mit höheren Heizkosten gerechnet werden.

Lüftungsverhalten nach der Sanierung der Wohnung überprüfen

Um erhöhte Feuchte in der Wohnung zu vermeiden, muss nach einer energetischen Sanierung das Lüftungsverhalten ggf. angepasst werden. Ein Grund dafür ist, dass die Gebäudehülle durch das energetische Ertüchtigen „dichter“ wird und sich dadurch der passive Luftaustausch reduziert. Die ausfallende passive Lüftung muss durch vermehrtes aktives Lüften kompensiert werden.

Vermieter sollten ihre Mieter unbedingt über den Anpassungsbedarf des Lüftungsverhalten nach Sanierungsmaßnahmen informieren.

Wenn Wäsche in der Wohnung getrocknet wird, mehr lüften

Grundlegend gilt: Wäsche nach Möglichkeit nicht in der Wohnung trocknen. Wenn Wäscheplätze oder Trockenräume vorhanden sind, sollten diese genutzt werden. Bei Wäschetrocknern, bei denen das Wasser aus der Abluft nicht durch Kondensation entfernt wird, sollte der Abluftschlauch ins Freie geführt werden, da sonst die feuchte Abluft im Raum bleibt.

Belüftungsanlagen

Außenluftdurchlässe als Hilfsmittel zur Schimmelvermeidung sinnvoll

Bei luftdichter Bauweise können Außenluftdurchlässe und raumlufttechnische Anlagen unabhängig vom Lüftungsverhalten der Raumnutzenden einen passiven Luftaustausch sicherstellen. Damit kann der Luftaustausch und damit auch der Feuchteabtransport in vielen Fällen verbessert werden.

Generell muss in Räumen, in denen mehr Feuchte anfällt, wie in intensiv genutzten Trockenräumen in Mehrfamilienhäusern, häufiger gelüftet werden. Hier kann es sein, dass eine Lüftung durch Fenster einerseits nicht ausreicht, andererseits zu ungewollter Auskühlung von Wänden und Decken führen kann. In solchen Räumen sollten geeignete technische Lösungen (Abluftsysteme) in Betracht gezogen werden.

Lüftungsanlagen

Gibt es eine Lüftungsanlage für die gesamte Wohnung, kann auf die Fensterlüftung unter Umständen fast ganz verzichtet werden. Stoßlüftungen sind dann nur noch bei „Feuchtespitzen“, Geruchsfällen oder verstärkten Schadstoffeinträgen erforderlich.

Gibt es nur in bestimmten Räumen Lüftungsanlagen (z.B. ein dezentrales Lüftungsgerät oder ein Abluftventilator im Bad), muss die übrige Wohnung über die Fenster gelüftet werden.

Lüftungsanlagen mit zusätzlichen Funktionen – wie Variation des Luftwechsels mit einem Zeitprogramm oder einer „Partyschaltung“, d.h. eine einmalige, zeitlich begrenzte Erhöhung des Luftwechsels – können genutzt werden, um die Lüftung an individuelle Raumnutzungssituationen anzupassen.

Bei allen Lüftungsanlagen auf regelmäßige Wartung und Filterwechsel achten.

Alle Lüftungsanalgen (auch Badlüftung und Küchenabluft) sollen regelmäßig auf Funktionalität geprüft werden und die Filter regelmäßig getauscht werden.

Damit die Lüftungsanlage bestimmungsgemäß funktioniert, ist, wie bei der Heizung, eine regelmäßige Wartung notwendig. Diese Wartung sollte am besten jährlich von Fachpersonal durchgeführt werden und Funktionskontrolle (ausreichender Luftwechsel) sowie Reinigung umfassen.

In Abhängigkeit von der Verunreinigung der Luft (Staub, Fett usw.) sollten die Filter mindestens 1-mal im Jahr (bei Bedarf auch häufiger) gewechselt werden. Sonst kann es auch bei Lüftungsanlagen zu Schimmelbildung kommen.

Mieter sollten mit dem Vermieter klären, wer für den Filterwechsel verantwortlich ist.

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