4.2 Wie erstellen Sie eine integrierte Klimastrategie?
In den vorangegangenen Modulen konnten Sie sehen, dass es zwischen Klimaschutz und Klimaanpassung sowohl Synergien als auch Konflikte geben kann. Es kann deshalb sinnvoll sein, diese beiden Ansätze zu einer integrierten Klimastrategie zusammenzuführen.
Mit der Erstellung einer integrierten Klimaschutz- und Klimaanpassungsstrategie stellen Sie Ihre Aktivitäten in den Bereichen Klimaschutz und Klimaanpassung in einen übergeordneten Rahmen und nehmen beide Säulen im Umgang mit dem Klimawandel in den Blick. Hierbei zeigen Sie beispielsweise die Potenziale zur Energieeinsparung und zum Einsatz von regenerativen Energien auf, dokumentieren die Klimarisken und machen jeweils Vorschläge zu Maßnahmen in den beiden Bereichen. Zudem gehen Sie auf die Synergien und Konflikte ein, die zwischen beiden Themenfeldern bestehen können.
Vorhandene Strukturen nutzen
Eine integrierte Klimaschutz- und Anpassungsstrategie ist für Ihre Kommune geeignet, wenn es Schnittstellen zwischen den Bereichen Klimaschutz und Anpassung gibt, Sie durch eine Bündelung beider Themen die Effizienz steigern möchten oder eine bereits bestehende Klimaschutzstrategie bei ihrer Fortschreibung um das Thema Klimaanpassung erweitert werden soll.
Klimaschutz- und Anpassungsaktivitäten verknüpfen
Beachten Sie, dass es dabei nicht nur um eine bloße Ergänzung einer Strategie durch eine andere Strategie geht. Sie sollten insbesondere der Frage nachgehen, welche Möglichkeiten der Verknüpfung von Klimaschutz- und Anpassungsaktivitäten es in Ihrer Kommune bereits gibt und welche Sie in Zukunft angehen wollen. Ansatzpunkte in der Stadtentwicklung sind beispielsweise Konzepte zur Innenentwicklung, Stadtumbau und Quartiersentwicklung. Bei der Planung neuer Quartiere können Sie Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen schon von Beginn integriert betrachten, beispielsweise im Rahmen der Wohnumfeldverbesserung durch Grünflächen, Bäume und Dach- und Fassadenbegrünung und den Bau von Gebäuden mit einem möglichst hohen energetischen Standard. Im Prinzip sind auch Möglichkeiten zur effektiven Verzahnung von Klimaanpassung und Klimaschutz „im Bestand“ vorhanden, oftmals allerdings schwieriger herauszuarbeiten als beim Neubau. Im Vordergrund steht hier vor allem die nachträgliche Verbesserung der Wärmedämmung im Gebäudebestand, welche etwa mit sommerlichem Wärmeschutz kombiniert werden können.
Hinweise im Baugesetzbuch nutzen
Auch das Baugesetzbuch (BauGB) unterstützt eine integrative Herangehensweise. Durch verschiedene Novellierungen in den letzten Jahren fanden die Belange von Klimaschutz und Klimaanpassung explizit Einzug in das Recht der Bauleitplanung. Bauleitpläne sollen demnach den Klimaschutz und die Klimaanpassung insbesondere auch in der Stadtentwicklung fördern (§ 1 Abs. 5 S. 2 BauGB). Im Bereich der kommunalen Planung wird damit den Trägern der Bauleitplanung eine konkrete Rechtsgrundlage an die Hand gegeben, um Maßnahmen, die der Anpassung an den Klimawandel dienen, planerisch vorzubereiten und zu steuern. Dabei stehen Klimaschutz und Anpassung in der planerischen Abwägung auf der Bauleitplanungsebene zunächst gleichwertig neben allen anderen Belangen, die gegeneinander und untereinander abzuwägen sind.
Querschnittsthema: Synergien und Konflikte
Bei der Entwicklung Ihrer Anpassungsstrategie werden Sie festgestellt haben, dass in vielen Bereichen und bei vielen Maßnahmen eine enge Verknüpfung zwischen Klimaanpassung und Klimaschutz besteht und dabei Synergien geschaffen, aber auch Konflikte auftreten können.
Beispiele von Synergien wären:
die Dämmung von Gebäuden zur Senkung des Energiebedarfs im Winter bei gleichzeitiger Reduktion der darin entstehenden Hitzeentwicklung in den Sommermonaten
das Anbringen einer Dach- und Fassadenbegrünung als sommerlicher Wärmeschutz und Wärmedämmung in kalten Jahreszeiten
der städtische Waldumbau zum Mischwald als Stabilisierung von Waldökosystemen bei gleichzeitiger Erhöhung der Holzproduktion
Beispiele von Konflikten wären:
Stadtverdichtungen kontra aufgelockerte städtische Bauweise: Der mit der dichten städtischen Bauweise anvisierte Energieverbrauchsreduktion und Verkehrsvermeidung stehen möglicherweise eine Verschlechterung des Stadtklimas mit der Entwicklung von (zusätzlichen) Hitzeinseln gegenüber.
Entstehen von Flächenkonkurrenzen beim Anbau nachwachsender Rohstoffe gegenüber einer Nahrungs- und Futtermittelproduktion.
Schutz vor Hitze durch den Einsatz von Klimaanlagen erhöht Stromverbrauch und damit Treibhausgasemissionen
Auswirkungen von Klimaschutz- und -anpassungsmaßnahmen prüfen
Nicht nur der Klimawandel selbst, sondern auch die Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen werden sich auf Natur und Landschaft auswirken, bzw. sich im Einzelfall gegenseitig beeinflussen, im positiven wie im negativen Sinne. Prüfen Sie im Rahmen eines „Climate-Proofings“ die in Ihrem integrierten Klimaschutz- und Anpassungskonzept priorisierten Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen jeweils auf die Auswirkungen auf den jeweils anderen Bereich, z. B. die Energie- oder Emissionsrelevanz von Klimaanpassungsmaßnahmen. Geprüft werden sollte dabei auch, inwiefern klimawandelbedingte steigende Lufttemperaturen einen Einfluss auf die Effektivität energieeffizienter Gebäudekühlung haben.
Ausgewogenheit der Maßnahmen beachten
Stellen Sie in Ihrem integrierten Klimaschutz- und Anpassungskonzept Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung in einem ausgewogenen Verhältnis zusammen, von Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen in verschiedenen kommunalen Sektoren, der Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudebereich oder Maßnahmen zum Einsatz erneuerbarer Energien bis hin zu Anpassungsmaßnahmen zur Verringerung der Sensitivität und der Steigerung der Anpassungsfähigkeit. Für eine robuste und ausgewogene Strategie sollten Sie zudem Maßnahmen mit den Zeithorizonten kurz-, mittel- und langfristig integrieren, beispielsweise kurz- bis mittelfristige Maßnahmen gegen extreme Wetterauswirkungen oder vorausschauende Maßnahmen zur Adressierung langfristiger Veränderungen wie den Meeresspiegelanstieg.
Auch eine integrierte Klimaschutz- und Anpassungsstrategie ist ein Instrument, bei dessen Entstehung, Umsetzung und Weiterentwicklung sämtliche relevanten Akteur*innen (Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Umweltverbände) Ihrer Kommune proaktiv und intensiv über entsprechende Beteiligungsformate einzubinden sind. Die Einbindung ortskundiger Stakeholder in diesen Prozess kann wesentlich zur Akzeptanz notwendiger Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen beitragen. Die integrierte Betrachtung von Klimaschutz und Anpassung sowie das „Zusammenspiel“ von Akteur*innen aus den beiden Bereichen und daraus resultierender Entscheidungen sind komplex und bedürfen ggf. neuer Formen der Koordination und Kooperation. Planung und Umsetzung von Projekten und Maßnahmen zu beiden Bereichen (z. B. im Rahmen von Modellquartieren) müssen aufeinander abgestimmt werden.
Bildergalerie: Integrierte Klimaschutz- und Anpassungsstrategien
Aufgabe: Erstellung einer integrierten Klimaschutz- und Anpassungsstrategie
Führen Sie die bisher gesammelten Informationen zu Anpassungszielen, Klimarisiken und möglichen Anpassungsmaßnahmen in einer integrierten Klimaschutz- und Anpassungsstrategie zusammen.
Ein zusammenfassendes Kapitel innerhalb der Strategie eignet sich gut, um Synergien und Konflikte zwischen Klimaschutz und Anpassung zu diskutieren und integrierte Lösungsansätze zu entwickeln.
Achten Sie bei der Strategieentwicklung auf mögliche Synergien und Konflikte zwischen verschiedenen Maßnahmen und dokumentieren Sie diese.
Beziehen Sie bei der Strategieentwicklung verwaltungsinterne und -externe Akteur*innen ein.
Ein Vorwort der Bürgermeisterin oder des Bürgermeisters kann der Strategie zusätzliches Gewicht verleihen.
„Für Mensch und Umwelt“ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
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